Frostzauber

Es ist ein kalter Dezembermorgen, als Lesa aus dem Haus kommt. Ihre Hände sind in Handschuhe eingepackt und ihr Gesicht verschwindet fast zwischen Schal und Mütze. Sie atmet tief ein und die klare Luft füllt ihre Lungen. Sie geht los. Knirsch, Knirsch, Knirsch. Der Rasen unter ihren Füßen ist gefroren und beim Auftreten knacken die Grashalme. An jedem anderen Tag, hätte sie sich ihre Kopfhörer in die Ohren gesteckt und ihre Umwelt mit Musik übertönt, doch nicht so an diesem Tag. Das Knirschen der frostigen Halme gibt den Takt  vor nach dem die Melodie ihres Herzens spielt. Zum ersten Mal seit Langem sieht sie wieder die Wunder die sich überall abspielen und erkennt die Schönheit der winzigen Dinge. Eine rote Blume, die tapfer als Farbklecks in der vom Frost erstarrten Landschaft fungiert. Ein Baum dessen kahle Zweige majestätisch in den Himmel ragen. Ein hellerleuchtetes Fenster das von zarten Ausläufern einzelner Eisblumen überzogen ist. Und in Lesa blüht etwas auf, einer Eisblume gleich. Zart und zerbrechlich zeigt sich das Wunder der Natur in seiner Schönheit in einem winzigem Detail. Und der Zauber des ersten Frosts legt sich nieder in den Zeilen der ungeschriebenen Melodie, die ihr Herz vorspielt.