13. Dezember
Schwesternzeit
Als ich pünktlich um 09:00 Uhr nach unten komme, um meinen Adventskalender zu öffnen und meinem Magen die versprochene Essenszufuhr zukommen zu lassen, finde ich einen Zettel auf der Theke. „Kai, Papa und ich sind schon losgefahren und werden wahrscheinlich den ganzen Tag unterwegs sein. Die vorbereitete Lasagne steht im Kühlschrank und ihr müsstet sie heute Mittag nur noch in den Ofen schieben. Wünsche euch einen schönen Tag
Kuss Mama“.
Dunkel erinnere ich mich daran, wie meine Mutter erwähnt hatte, dass sie heute in die Stadt gehen wollten. Das heißt, dass meine Schwester und ich den ganzen Tag alleine sind. Vergessen ist mein leerer Magen und ich hüpfe die Treppe hinauf um meine Schwester zu wecken. Natürlich ist sie um diese Uhrzeit noch nicht wach - das wäre ja auch unmenschlich und ich erhalte nur ein Brummen als Antwort. Doch penetrant wie ich bin, schlägt sie irgendwann stöhnend die Bettdecke zurück und schwingt ihre Beine aus dem Bett. Ihr Gesicht ist verknautscht und sie sieht ein wenig aus wie ein Pandababy. Vielleicht sind es aber auch ihre Augenringe, die mich diesen Vergleich ziehen lassen. Zusammen bereiten wir unten - ein nicht gerade gesundes - Frühstück vor und kuscheln uns dann gemeinsam auf die Couch um Weihnachtsfilme anzusehen. Nichts geht über „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in der Weihnachtszeit. Irgendwann mittags machen wir uns dann die Lasagne warm und essen gemeinsam. Dann bekomme ich eine Idee und laufe nach oben um unsere Flöten zu holen. Die meiste Zeit im Jahr dienen diese nur als Staubfänger, doch Weihnachten finden sie immer wieder ihren Weg hinaus aus der Tasche. Am besten sind die Vorspiele der Weihnachtsstücke, auch wenn meine hohen Töne dabei immer etwas schief geraten. Da wir danach eh schon so sehr in Weihnachtsstimmung sind, beschließen wir Kekse zu backen. Es steht schnell fest, welche wir machen. Wenn wir beide zusammen backen, backen wir eigentlich immer Cookies. „Ey! Du machst alles voll mit Mehl“, beschwere ich mich, während ich dabei zusehe, wie sie das Mehl mehr neben, als in den Mixtopf kippt. „Sagt die, die eben das Ei auf den Boden geworfen hat“, kontert diese ohne zu zögern. Beleidigt ziehe ich meinen Kopf ein. „Das war aus Versehen“, schmolle ich und sie lacht. Der Teig ist mittlerweile fertig gerührt und wir müssen nur noch kleine Häufchen aufs Blech setzen. „Was ist das denn für ein winziger Klecks? Habe ich was verpasst und wir backen die Kekse für Zwerge“, spöttele ich und schaue mir ihre wirklich etwas kleingeratenen Kleckse an. „Die gehen hinterher doch noch auf du Idiot. Außerdem sehen meine dafür nicht so aus wie Kackhaufen“, zieht sie mich auf. Belustigt lasse ich meinen Blick nun ebenfalls über meine Cookies wandern und muss ihr insgeheim Recht geben. Doch das gebe ich natürlich nicht zu. Die Kekse müssen nur eine Viertelstunde backen und bald erfüllt ein süßer Duft die Küche. Die Cookies glänzen schön goldbraun, als meine Schwester sie aus dem Ofen holt und die Bleche vorsichtig auf die Theke stellt. Ich warte. Aber nur eine Minute, bevor meine Finger sich auch schon auf den Weg zu den Keksen machen. Prompt verbrenne ich mich am heißen Blech und hüpfe fluchend durch die Küche, bevor ich meine Hand unter den Wasserhahn halte. „Du bist echt dumm, weißt du das?“, prustet meine Schwester. Jaja, da lacht sie mich aus meine Schwester. Tolle Familie hab ich. Doch nachdem der erste Schmerz abgeklungen ist muss ich ebenfalls grinsen. Meine Schwester holt deutlich vorsichtiger einige Kekse vom Blech und legt sie auf einen Teller mit dem wir uns nach oben verkrümeln. So können sie noch ein wenig abkühlen. Oben setzen wir uns auf den flauschigen Teppich meiner Schwester. Sie hat die kleine Lampe angemacht, die immer so ein heimeliges Licht verbreitet und holt das halbfertige Weihnachtspuzzle vom Schrank. Während ich verzweifelt versuche, den Unterschied zwischen Himmel, Himmel und noch mehr Himmel zu erkennen, legt meine Schwester eine CD in den CD-Player und kurz darauf erfüllt Musik das Zimmer. Es ist nicht die klassische Weihnachtsmusik, eigentlich ist es nicht einmal ansatzweise Weihnachtsmusik, aber es kitzelt trotzdem dieses spezielle Gefühl in mir hervor. Denn es ist unsere Musik...
Gewidmet an @datpistaziengirl. Für all die schönen Weihnachtsmomente.
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