Mit meinen schnellen Schritten hole ich bald ein Pärchen ein, das Hand in Hand über dein Weihnachtsmarkt bummelt. „Dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen?", frage ich die Frau. Sie stoppen kurz und stellen sich mit mir dann an die Seite, um nicht im Weg zu stehen.

„Sind Sie von hier?" Beide nicken, dann schaut Yvonne zu ihrem Mann hoch. „Heute vor 20 Jahren haben wir uns hier kennengelernt, da vorne am Rathaus. Dort stand eine kleine Wurstbude." Sie streicht ihrem Mann über den etwas kugeligen Bauch. Zu Beginn hätten sie eine Wohnung in Demmin gehabt, da sie sich nichts anderes leisten konnten. „Mein Mann hat da gerade noch studiert und ich war in meiner Ausbildung." Heute arbeiten sie als Lehrer und Verkäuferin und haben ein eigenes Haus in der Stadt gebaut.

„Haben Sie Kinder?" Beide nicken mich an. „Aber keine eigenen. Ich kann leider keine Kinder bekommen. Deshalb haben wir welche adoptiert. Ein Mädchen und einen Jungen." Das Mädchen hätte im September ihre Ausbildung beim Optiker angefangen und der Junge sei jetzt in der 11.Klasse. „Ich liebe sie. Sie sind wie unsere eigenen Kinder. Deshalb bin ich ganz froh, dass es so gekommen ist, sonst hätten wir die beiden jetzt nicht bei uns. Auch wenn ich mir eigene Kinder gewünscht hätte."

Zu Weihnachten fährt die ganze Familie zu Yvonnes Mutter, die in einem Seniorenwohnheim lebt. „Dort gibt es ein Weihnachtskonzert!" ,freut sie sich. Die anderen Feiertage wollen sie gemütlich zuhause verbringen. „Aber heute wird erstmal gefeiert. Mit einer Bratwurst, genau wie vor 20 Jahren." Mit den Worten verabschieden sich beide von mir.

Irgendwie passen sie ja schon sehr gut zusammen. Er, der ruhige bärige Mann und sie, die ziemlich viel redet. Die ganze Zeit über hatten sie Händchen gehalten und tun es auch jetzt noch, als ich zur Wurstbude hinüber blicke. Ich wende mich von ihnen ab und suche mein nächstes und letztes Opfer.