Tom, 30
Aus der Ecke sehe ich einen Mann über den Weg laufen. Er rennt förmlich. „Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?" Verwundert bleibt er stehen. Über seine Schulter hat er eine schwarze Reisetasche gehängt. „Fragen?" Er sieht mich verwirrt an. „Äh...öh..ja. Aber ich habe nicht viel Zeit."
Tom ist auf dem Weg zum Bahnhof. „Ich habe jetzt Urlaub und fahre zu meinen Eltern." In 20 Minuten kommt sein Zug, er hat also noch ein bisschen Zeit, um mit mir zu reden.
Er erzählt mir, dass er sich selbstständig gemacht hat als Informatiker. Was genau er macht, habe ich nicht verstanden, da ich mich nicht mit dem Gebiet auskenne. „Da ich quasi mein eigener Chef bin und drei Angestellte habe, kann ich nur selten weg." Tom war seit einem halben Jahr nicht mehr bei seiner Familie.
Immer wieder schaut er ungeduldig auf die Uhr, erzählt mir dann aber schließlich: „Ich sehe meine Tochter nur noch selten. Sie lebt bei ihrer Mutter, von der ich mich vor vier Jahren getrennt habe." Er hätte gerne mehr Zeit mit seiner Tochter, aber da sie noch so jung ist, kann sie die weite Bahnfahrt noch nicht alleine machen. Seine Ex-Freundin würde sich nur wenig dafür interessieren, dass er noch Kontakt zu ihr hat.
„Dieses Weihnachten werde ich die Zeit mit ihr genießen. Letztes Jahr konnte ich wegen der Arbeit leider nicht kommen." Er schaut wieder auf die Uhr. „Jetzt muss ich aber los." Mit den Worten geht er weiter und wird mit jedem Schritt schneller, so dass ich ihn bald nicht mehr sehen kann.
Zu der Weihnachtszeit sind die meisten Leute immer so gehetzt. Bei ihm kann ich es aber verstehen. Er möchte nicht die Chance verpassen, sein Kind zu sehen. Wie gerne ich der Mutter sagen würde, dass es wichtig für ihre Tochter ist, ihren Vater öfters zu sehen. Aber man weiß auch nicht, was vorher vorgefallen ist.
In Gedanken versunken drehe ich mich um und schaue über den Weihnachtsmarkt. Wen soll ich als nächstes fragen?
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