Als ich mich umdrehe, sehe ich Bernd an einem Tisch stehen. Er hält eine Tüte Pommes in der Hand. „Ich komme jedes Jahr im Dezember her und esse einmal pro Woche diese Pommes." Er zeigt auf den Kartoffelstand. „Jedes mal nehme ich Knoblauchsoße und jedes mal macht der Verkäufer den gleichen Witz. Mit Knoblauch solle man keine Frauen mehr küssen." Es ertönt ein brummiges Lachen, dann schüttelt er den Kopf. „Also ich würde mich an meine Kunden erinnern können."

Ich stelle mich zu ihm und frage: „Wohnen Sie schon lange hier?" Bernd ist als Student in diese Stadt gekommen und nach seinem Studium hier geblieben. „Hier wurde ich akzeptiert. Nur Dumme würden dann von hier weg gehen." Ein bisschen Soße tropft auf seine Hand, die er darauf ableckt. „Was soll ich denn eine Frau küssen, wenn ich schon die Liebe meines Lebens gefunden habe?"

Ein großer schlanker Mann gesellt sich zu uns und legt einen Arm um Bernds Schulter.

„Auf gewachsen bin ich in einem kleinen Dorf. Dort war Homosexualtität so etwas wie eine Krankheit. Eigentlich bin ich nur her gezogen, weil die Menschen in der Stadt offener waren. Auch wenn es früher nicht ganz so einfach war wie heute." Während seines Studiums lernte er Andreas kennen, der seit dem nicht von seiner Seite gewichen ist.

Andreas erzählt mir, wie sie zusammen gekommen sind. „Ich wusste von Anfang an, dass wir perfekt zusammen passen würden. Nur mein Bärchen musste ich noch davon überzeugen." Aus der letzten Reihe hatte er Bernd in den Vorlesungen beobachtet, bis er sich endlich getraut hatte, ihn anzusprechen.

Heute leben sie zusammen in einem eigenen Haus mit zwei Hunden. Wenn sie im Rentenalter sind, wollen die beiden eine Reise durch Italien machen. Bernd hat alles schon geplant.

Zum Abschluss versichert mir Andreas, dass er kein Problem mit dem Geruch oder Geschmack von Knoblauch hat und Bernd natürlich trotzdem gerne küsst.