Artur, 35
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie ein Mann etwas in den Mülleimer neben der Bank wirft. Ich spreche ihn also schnell an, bevor er weglaufen kann. „Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?" Auch er stimmt zu und ich grinse. Vielleicht habe ich einen Lauf.
„Kommen Sie von hier?" Artur erzählt mir, dass er erst vor kurzem hergezogen wäre. Dabei fällt mir sein Akzent auf. „Ich habe oft für meine Firma hier gearbeitet als Elektriker. Aber das war mir zu viel." Er kommt aus Polen und hat, so wie viele andere auch, in Deutschland gearbeitet, weil die polnischen Arbeiter günstigerwaren. "Die Fahrten waren immer ewig und das hin und her ist ansgrendend." Heute verdiene er genau so viel wie ein Deutscher Elektriker.
Seine Tochter hatte schon in der Schule Deutschunterricht und so war es für sie nicht zu schwer, in eine deutsche Schule zu gehen. „Mein Zuhause ist fast um die Ecke. Wenn meine Frau wieder das Essen vermisst, fahre ich einmal schnell über die Grenze und hole ihr etwas." Da seine Eltern in Stettin leben würden, wäre es auch einfach, diese zu besuchen. „Das war mir wichtig. Sonst wäre ich nie hergezogen."
Arturs Nachbarn seien nicht wirklich tolerant. „Sie sehen uns immer schief an und haben meine Frau sogar schon beleidigt." Schon oft hätte er unter Ausländerfeindlichkeit gelitten. Eine andere Wohnung können sie sich im Moment nicht leisten und so müssen sie erstmal mit ihren Nachbarn leben. „Ich verstehe nicht, bis zu der Grenze sind es gerade mal 100 Kilometer. Sie müssten damit rechnen, dass hier auch Ausländer leben. Außerdem sind wir überhaupt nicht anders als sie, nur wir sprechen eine andere Sprache."
Am wichtigsten sei ihm, dass seine Tochter nichts davon mitbekommt. In der Schule hätte sie schnell neue Freunde gefunden und jedes zweite Wochenende käme ihre beste Freundin aus Polen zu Besuch. „Es soll ihr einmal besser gehen als mir. Das steigert sich so mit der Generation." Er grinst mich an. „Ich muss los, meine Tochter vom Handball abholen." Ich verabschiede mich also schnell von ihm und er verschwindet hinter dem roten Rathaus.
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