4. Martinique
Geografische Aufklärung: Als eine Freundin mir "Martinique" als interessantes Land für diesen Adventskalender vorschlug, stutzte ich zunächst. Ich hatte es zwar schon einmal gehört, konnte zumindest erahnen, dass es zu einer der vielen Inselstaaten in der Karibik zählte. Dies ist zwar richtig, jedoch ist der Zwergstaat nicht eigenständig, sondern befindet sich seit vielen vielen Jahren unter französischer Obhut, weswegen dort auch mit dem Euro gezahlt wird und die Einwohner sich Teil der Europäischen Union nennen dürfen: Es gehört zu den kleinen Antillen, die zwischen Nord- und Südamerika im Atlantik liegen. Mit einer Fläche von nur knapp über 1000km² (1128km²) und um die 375.000 Einwohner (Schätzungen von 2021) gilt Martinique als 22.-größtes Land in Amerika.
Mit einem Christenanteil von etwa 96,5% gibt es hier kaum religiöse Hinderlichkeiten, lediglich das tropische Klima, das auch im Winter eine Temperatur von etwa 20 C° verspricht. So kann Weihnachten auch "zwischen Palmen in einer Hängematte" gefeiert werden, wie manch ein Reiseführer provokant verspricht um den Kontrast hervorzuheben. Verständlicherweise ist es schierig mit den mir gegebenen Ressourcen Kontakt mit Bewohnern des Pazifikstaats aufzunehmen, jedoch würde ich gerne auf den Bericht einer deutschen Gymnasialschülerin, die im Zuge einer dreimonatigen Austauschsreise das Weihnachtsfest in Martinique miterleben durfte, eingehen. Sie beschreibt die dort vorgefundenen Traditionen wie folgt:
Wie in den meisten Ländern fand die Bescherung hier im familiären Kreis am 25. Dezember statt, was der deutschen Schülerin vorerst befremdlich vorkam. Ebenso ungewohnt empfand sie die Vorweihnachtszeit auf der kleinen Insel, in welcher weder die Legende des Nikolaus noch Adventskalender bekannt waren. Sie beschreibt es außerdem als "komisches Gefühl" während der ganzen Weihnachtsdekoration gleichzeitig die goldenen sonnigen Strände der Karibik zu sehen anstatt die üblichen grauen verregneten Wolken wie in Deutschland
Serviert wurde am Weihnachtstag Straucherbsen, Jamswurzel, Brotfrucht und Schweineragout sowie französische Spezialitäten, eine weitere Quelle vom reiselustigen Holger Binz nennt ebenfalls (gepökeltes) Schwein als erheblichen Teil des dortigen Traditionsessens.
Auch das Vorweihnachtsfest "Chanté Nwel", welches genannte Schülerin in ihrem Bericht ausführlich erläutert, ist uns deutschen in dieser Form unbekannt: Es stellt eine Zusammenkunft aller Interessierten dar, die gemeinsam mit anderen Menschen an einem "Weihnachtssingen" teilnehmen und gegebenenfalls mit ihnen speisen möchten. Das Essen bringen die Teilnehmer der Festlichkeit höchstselbst mit, während im Hintergrund verschiedene Weihnachtslieder mit allen möglichen Instrumenten gespielt oder auch leidenschaftlich mitgesungen werden. Dieses Gefühl der Harmonie kennzeichnet die Weihnacht der martiniquaise'Bevölkerung in vielen Belangen.
Aus dem Text der Schülerin geht, von den Ungewohntheiten des Klimas abgesehen, keine wirkliche Abneigung gegenüber der Weihnachten auf Martinique hervor, ein älteres Ehepaar sowie bereits vorgestellter Holger Binz beschreiben das Fest dort als erstrebenswert. Sie könnten sich vorstellen, gar wünschen, die Geburt Christus' im folgenden Jahr nochmals auf diese Weise zu zelebrieren. Es scheint also, trotz tropischer Hitze und strahlender Sonne, eine passable Alternative zum für uns "üblichen" Weihnachtsfestes zu sein, dass man auf jeden Fall kennenlernen und selbst einmal erleben sollte!
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