9. Dezember
»Schlitten fahr'n, Schlitten fahr'n, SCHLITTEN FAHR'N!«, brüllte und krähte Arian begeistert, als er gemeinsam mit seinen Vätern die Treppen zum Portal hinunterging. Er hockte auf Rileys Arm und war dick eingemummelt in einen kuscheligen Winteranzug und eine Plüschmütze, deren neckische Bärenohren zu wackeln schienen, wann immer der kleine Junge den Kopf bewegte.
»Schrei' Daddy nicht ins Ohr«, murmelte der junge Vampir und kniff die Augen zusammen. Sein empfindliches Gehör wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Ari machte ein besorgtes Gesicht und drückte ihm einen feuchten, aber lieb gemeinten Kuss auf die Wange.
»Ari hat Daddys Aua weggemacht«, verkündete er hinterher stolz.
Riley warf einen zweifelnden Blick zu Phobos und lächelte milde, während dieser leise zu lachen begann. Der junge Vampir war das Lieblingsopfer von Arian, egal ob es Tritte in die Weichteile waren, klingelnde Ohren, Pinkelattacken in der Badewanne, ausgespuckte Milch ...
»Kein Gekreisch mehr, wenn wir drüben sind, okay, Krümel? Du erschreckst die Pferdchen!«
Der kleine Junge machte große Augen und nickte energisch, bevor sie schließlich durch das schimmernde Portal traten und von einem Windhauch begrüßt wurden, der Schneeflocken mit sich trug.
Nicht nur das Schloss der Schatten war rettungslos eingeschneit, auch der Mcforest Stall war eine gezuckerte Landschaft mit vereisten Bäumen. Die Helfer auf dem Pferdehof hatten alle Hände voll zu tun, die Paddocks schneefrei zu halten, während die Tiere auf den verschneiten Wiesen standen und die kalte Masse in vollen Zügen genossen.
Und auch für die geplante Schlittenfahrt war es perfekt. Sam wartete bereits mit dem Gefährt, das selten nur aus dem Schuppen kam und das nun mit warmen Lammfellen und Decken ausgestattet war. Vampire empfanden Kälte zwar anders als Sterbliche, aber so war es gemütlicher. Und Arian, der aufgrund seines Alters noch menschlicher war als seine Väter, konnte frieren und sich auch sehr leicht erkälten. Ein krankes Kind über Weihnachten wollte niemand.
»Da seid ihr ja«, begrüßte Sammy die Unsterblichen, die mit ihrem neugierigen Sohn vor den zwei starken Kutschpferden stehen geblieben waren. Forsch streckte der kleine Junge die Hand nach dem samtigen Maul eines Wallachs aus, doch zuckte zurück und fing zu weinen an, als dieser reagierte und ihn anstupste.
Die Vampire lachten leise und Riley schaukelte Ari auf seinem Arm etwas.
»Ganz ruhig, der tut dir nichts. Der sagt nur Hallo.«
Arian zog die Nase hoch, drückte aber sein Gesicht an den Hals des jungen Unsterblichen. Das Pferd hatte den Kleinen erschreckt und jetzt hatte er die Lust verloren. Das kannten Phobos und Riley schon. Da half nur Warten.
»Los, einsteigen, sonst wird es dunkel, bevor der Spaß überhaupt angefangen hat«, feuerte Sam sie an, als er auf den Kutschbock stieg und die Zügel ergriff.
Phobos kletterte auf den Schlitten und nahm Arian entgegen, damit Riley die Hände frei hatte.
Ihr Kutscher für diesen Tag drehte sich um, sah, dass sie bereit waren und ließ die Zügel sanft auf die breiten Rücken der Pferde niedergehen.
Das Geräusch von unzähligen kleinen Glöckchen erklang, als die Tiere in einen gleichmäßigen Trab kamen und das Gefährt sich vom Gelände des Stalls in den dichten Wald bewegte.
»Hörst du, Ari? So klingt auch der Schlitten vom Weihnachtsmann, der artigen Kindern die Geschenke bringt.«
Der kleine Junge, der zwischen seinen Vätern saß, hob den Kopf und sah Phobos an. »Also bekommt Ari alle Geschenke? Ari ist immer ganz doll brav, jaaa!«
»Das hast du jetzt herausgefordert«, grinste Riley und wandte den Blick ab. Er genoss lieber den Winterwald, als seinem Sohn jetzt zu erklären, wie das mit den Päckchen funktionierte.
Allerdings kam der Unsterbliche drumherum, da Ari sich aufgerappelt hatte, an der Rückenlehne festhielt und lieber dabei zusah, wie ihr Gefährt Spuren im Schnee hinterließ.
Der Mythos Weihnachtsmann war für den kleinen Jungen entweder noch zu hoch oder einfach nicht interessant genug, um sich lange damit zu befassen, also würden den beiden Vampiren noch einige Jahre Zeit bleiben.
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