Epilog
3 Monate später:
Georg Davidson und seine Tochter Isabelle verließen Arm in Arm das Haus. Herr Davidson ging zur Frühschicht, Isabelle zu den Fellnasen. Inzwischen waren etwas mehr als drei Monate vergangen -nun war es bereits Frühling, Vögel zwitscherten lebhaft und Frühblüher blühten auf- , seit Isabelle das Weißdornblatt, was ihr im idealen Moment Ratschläge in Form von poetischen Weisheiten erteilte, gefunden hatte. Kurz darauf war auch ihre Mutter Hals über Kopf, mit der Begründung, dort für einige Jahre ein Bauprojekt betreuen zu müssen, nach Prag verschwunden. Die Beziehung zwischen Isabelle und Franziska Davidson war so wie so nie sonderlich einfach gewesen, und das hatte alles nur noch mehr zerstört. Sie hatte ihre Tochter nichts wissend zurückgelassen. Mittlerweile kamen ihr Mann und Isabelle jedoch gut damit klar.
Da Isabelles Geburtstag näherrückte, hatte das Mädchen beschlossen, einen Brief an ihre Mutter zu verfassen und ihn um diese Zeit herum abzuschicken. Sie würde ihr ganz ehrlich schreiben, was sie davon hielt, dass sie sie wegen einer Baute verlassen hatte und derzeit einfach ihr eigenes Leben lebte.
Ihr Vater hatte ihr Blattgeheimnis immer noch nicht herausgefunden, denn Isabelle hütete es wie einen Schatz, ganz so, wie es ihr die Bäume am ersten Tag befohlen hatten.
Indem sie sich an den ereignisreichen, verschneiten Tag, an dem sie es von den Bäumen geschenkt bekommen hatte, zurückerinnerte, hielt sie Mimi im Arm und strich über ihr samtweiches, grau- braun geflecktes Fell. Nach einer kurzen Phase des Verharrens setzte sie sie wieder auf dem Boden ab. Quirlig jagte sie mit ihrem Freund Lou durch die hohen Gräser.
Das Mädchen stand auf und verschwand wenig später im lebendigen Wald, der mittlerweile längst aus seinem Winterschlaf erwacht war.
Heute war Samstag, so ging sie nicht zur Schule. Wenn ihr Vater -so wie heute- zur Arbeit ging, konnte sie sich heimlich davonschleichen. Im Gegensatz dazu führte ihr Weg unter der Woche, wenn sie die Schule besuchen musste, so oder so durch den Wald, und sie konnte ihre Freunde unbemerkt besuchen. Das war praktisch.
Sobald Isabelle ihren Fuß auf den Waldboden setzte, vernahm sie den vertrauten Stimmenchor. Die Bäume hatten -genauso wie Menschen auch- die verschiedensten Stimmen. Hoch, tief, laut, leise... Und allesamt waren sie weise. Immer wenn das Mädchen sich in irgendetwas unsicher war, konnten sie ihr einen guten Rat geben. Sie waren älter als sie. Von ihnen konnte sie so viel lernen. Die Bäume standen da und beobachteten die Welt aus ihren hohen Baumkronen. Sie wussten sehr viel, nur niemand nahm sie wahr. Außer Isabelle. Sie war froh, die Waldbewohner an ihrer Seite zu haben. Sie war ihnen dankbar, dass sie ihr das edle Weißdornblatt geschenkt hatten, was ihr oft aus der Patsche half. Es hatte sie verändert. Sie war fast selbst schon ein Stückchen weise!
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