7. Kapitel - das Mädchen, das eigentlich und die Stadt, die eigentlich...
„Wo ist mein Sohn?!"
„Er ist fortgelaufen, aber sei nicht in Sorge. Wenn die Zeit gekommen ist, führt das Schicksal uns wieder zusammen."
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Sie gingen über den Marktplatz. Oliver überlegte, ob er John das Kunsteck vorstellen sollte, doch eigentlich lohnte sich das ja gar nicht. In drei Tagen wäre er ja wieder weg. Also gingen sie den gewohnten Weg vorbei am Schmied in Richtung Kreuzbrunnen. Es war eigenartig still. Normalerweise konnte Oliver gut damit leben, da das zwischen Cordelia, Evangeline und ihm auch ab und zu vorkam. Da spazierten sie schweigend daher und sortierten für ein paar Minuten ihre eigenen Welten.
Also versuchte Oliver, seine eigene Welt zu sortieren. Ein bisschen atmen, ein bisschen die mentalen Fühler ausstrecken, eben ein bisschen vor sich hin schweigen. Aber er kam einfach nicht richtig zu diesem Gefühl. Seine eigene Welt verschloss eingeschnappt die Türen und wies auf den eindeutigen Störfaktor.
Der Störfaktor bestand aus vier Buchstaben und trabte neben Oliver her. Dieser musterte John jetzt ein wenig tadelnd von der Seite, weil er aus der Stille eine ganz unangenehme Stille machte. Als müsste sie eigentlich mit irgendetwas gefüllt werden. Es fühlte sich einfach seltsam an, wie es gerade war.
Sollte ich mit ihm reden?, fragte sich Oliver. Konnte man mit Zehnjährigen überhaupt schon reden? Sie waren so klein und vielleicht kam John nicht hinterher bei dem herausragenden Intellekt seines Begleiters.
Auf einmal fühlte Oliver sich, als wäre er noch nie einem Kind begegnet. Dabei kannte er doch die Knirpse aus dem Kunsteck und mit denen verstand er sich blendet. Allerdings waren die auch nicht dabei, seinen Platz auf dem Hof streitig zu machen. Ganz prinzipiell war das wirklich frech von John und er hatte eine Unterhaltung gar nicht verdient.
„Du bist gemein", sagte die Cordelia auf seiner Schulter. Er wollte sie herunter schubsen, doch sie war viel hartnäckiger als die Vernunft. Stur hielt sie an ihm fest und machte ihm ein schlechtes Gewissen. Eine Schulter-evangeline war nicht in Sicht. Aber die hätte sowieso nur vom Nebel geredet.
Oliver knickte ein. Aber nur, weil er nicht den restlichen Weg mit dieser grässlichen Stille verbringen wollte.
„Hast du Freunde im Waisenheim?", fragte er und klang dabei nur doppelt so gezwungen wie beabsichtigt. John schreckte aus seiner trottigen Hängestellung, als hätte er wirklich überhaupt nicht erwartet, dass noch mit ihm gesprochen werden würde.
„Ehm, naja... Ja", murmelte er. „Ein paar Jungs in meinem Alter."
„Keine Mädchen?"
„Mädchen sind doof."
Oliver zog die Augenbrauen zusammen. „Woher willst du das denn wissen?" John zuckte die Schultern und kickte einen Kieselstein vor sich her. „Sie finden uns ja auch doof."
„Also ich finde Cordelia und Eve nicht doof."
Das stimmte nicht ganz, aber das wollte er John nicht erklären müssen. Manchmal fand man eben jeden für eine kurze Zeit doof. Und danach meistens sich selbst.
John seufzte. „Ihr seid ja auch älter. Ihr dürft euch so langsam nicht mehr doof finden, sonst gestaltet sich eine Heirat schwierig."
Da musste Oliver schmunzeln, was ihn so sehr störte, dass er, um einem Heben der Mundwinkel nicht noch länger ausgesetzt zu sein, eine Grimasse zog.
„Ich denke jetzt bestimmt nicht übers Heiraten nach."
„Mhm", gab John von sich und betrachtete seine laufenden Füße. Oliver neigte ein wenig den Kopf und betrachtete den Jüngeren ratlos.
„Hast du denn irgendwelche bevorzugten Beschäftigungen?", schnitt er ein neues Thema an.
„Denke nicht", erwiderte John. Er nuschelte, als wären seine Lippen eingeschlafen.
Von mir aus, dann red halt nicht mit mir. Sollte Oliver nur Recht sein. Er hatte sein Bestes gegeben, wo es sich doch sowieso nicht lohnte. John wäre in drei Tagen wieder aus seinem Leben verschwunden.
Doch die qualvolle Stille blieb weiter auf ihren Fersen. Das Feenhaus beobachtete schweigend, wie der kleine und der große Junge an ihm vorbeiliefen. Was hätte es als Haus auch sonst tun sollen?
Als sie schon beinahe bei der Pferdewiese waren, war Oliver richtig schlecht gelaunt. Das Schweigen ging ihm auf die Nerven. Dann sprach eben nur er, aber Hauptsache jemand sprach.
„Ich würde wohl eher ein Pferd heiraten als ein Mädchen. Am ehesten eines von unseren. Damen finde ich natürlich trotzdem reizend."
Da schaute er John an und erschrak sich. Beinahe so sehr, dass er vom Weg gesprungen wäre. Denn der Waisenjunge sah ihn aus seinen großen dunklen Augen an, die auf einmal leuchteten.
„Ihr habt Pferde?"
Anscheinend hatte Oliver widererwarten einen Nerv getroffen. Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ja?" Johns Grinsen wurde noch ein wenig heller. „Ich liebe Pferde."
Toll, das hörte er überhaupt nicht gern. Lieber wäre es ihm gewesen, der Junge hätte überhaupt keinen Draht zu irgendwelchen Tieren. So hätte er seinem Vater und ihm nur nutzlos im Weg gestanden und alle hätten Mittwochabend gefeiert.
„Schön", sagte er trocken. John überhörte die schroffe Tonlage in seiner Begeisterung einfach. „Habt ihr auch einen Hund?"
„Nein. Nur noch Hühner, Schafe und eine sehr alte, biestige Katze."
„Schade, über einen Hund hätte ich mich auch gefreut. Ich wollte schon immer mal einen Hund. Aber Schafe finde ich auch toll und am meisten freue ich mich auf die Pferde. Sie sind bestimmt wunderschön. Wie viele habt ihr denn?"
Drei."
Da zog sich Johns Lächeln ein wenig zurück. Er begriff so langsam, dass Oliver die Worte mit Absicht so betonte. Aber offenbar schien er sich davon nicht beeinflussen zu lassen. „Wie heißen sie?"
Oliver seufzte genervt. Jetzt sehnte er sich nach dem schweigsamen Waisenkind. „Carpe Diem, Memento Mori und Vanitas."
Er hob den Kopf und sah genau diese an dem Zaun stehen, der die letzten Meter bis zum Hof begrenzte. Sofort vergaß er seine Wut über John und lief auf die Pferde zu. Der Weiße von ihnen hob den Kopf über die Holzlatte und ließ sich die Nase kraulen.
„Die sind wirklich hübsch", hauchte John fasziniert. Oliver verdrehte die Augen. Er hatte gehofft, der Junge wäre ihm nicht gefolgt, weil ihm plötzlich eingefallen war, dass er Pferde doch nicht so gernhatte. Aber John bewies ihm leider das komplette Gegenteil. Er ließ sich ausgiebig von Carpe Diem beschnuppern und befühlte dessen spitze Ohren. Der Fuchs ließ es sich gefallen.
Verräter, dachte Oliver und schaute seinen Liebling an, als würde er Bestätigung wollen. Memento Mori betrachtete allerdings John und sah erst dann zu seinem Gegenüber. Beinahe als wäre er verwirrt und verstand nicht, warum Oliver sich so seltsam verhielt. Zumindest schaute das Pferd fragend genug, dass sein Blick diese Einbildung wert war.
John lachte, als ihm Carpe Diem ins Gesicht pustete. Als würden sie sich schon ewig kennen.
„Du bist wirklich ein sehr schönes Pferd." John streichelte ihn. „Vielleicht reite ich sogar mal auf dir."
Damit reichte es Oliver.
„Du bist nicht zu deinem Vergnügen hier, sondern zum Arbeiten."
Er klang schrecklich. Und die Worte waren ihm vertraut.
Vor Olivers innerem Auge blitzten graue Mauern auf, unter seinen Fingern spürte er kaltes Holz und sein Hinterkopf schmerzte, als hätte ihn jemand geschlagen.
Perplex starrte er John an, der langsam die Hand von der Pferdenase wegzog. Kindliche Enttäuschung schlich sich in eine Miene und er betrachtete wieder seine Schuhe. „Du kannst mich ja wirklich nicht leiden."
Nein, das konnte Oliver nicht. Und es tat ihm unfassbar leid.
Den restlichen Weg schwiegen sie wieder und auch wenn er die ganze Zeit darüber nachgrübelte, was er sagen konnte, um es wieder gut zu machen, brachte Oliver kein Wort hervor. Denn im Grunde wollte er es überhaupt nicht. Wenn John sich unwillkommen fühlte, würde er nicht bleiben wollen und nach den drei Tagen wieder wie gewohnt ins Waisenhaus zurückkehren.
Sie schwiegen auch, als sie über den Hof gingen. Zwar sah sich John verstohlen um und konnte das Glimmen in seinen Augen nicht verbergen, aber er fragte nicht all das, was er gern fragen wollte.
Oliver weigerte sich sogar, ihm die Flurregeln zu unterbreiten. Wie man seine Schuhe hinzustellen und seinen Mantel hinzuhängen hatte. Er merkte allerdings, dass John klug genug war, es ihm einfach nachzumachen. Bedauerlich. Olivers Mutter war es sehr wichtig, dass es im Haus ordentlich aussah und wäre sie vor der Haustür über irgendwelche Schuhe gestolpert, hätte das keinen guten Eindruck gemacht. Aber John war nun mal klug und stellte seine Treter ordentlich an die Wand, wo sie kein Hindernis darstellten.
„Oliver, bist du das?", hörten sie Geraldine, die keine Sekunde später im Durchgang zur Küche stand. In der Hand hielt sie eine Schüssel und ein Geschirrtuch. Lachfalten umringten ihre Augen und ihre ergrauten Haare waren zu einem Dutt geformt. Sie war trotz ihres Alters immer noch eine sehr schöne Frau. Manche behaupteten sogar, es hätte ihr erst richtig gutgetan. Oliver fand sie in jeder Hinsicht schön.
Geraldine sah erstaunt aus, doch ihre Mundwinkel zogen sich zu einem Lächeln. „Oh, du musst John sein. Ich wusste gar nicht, dass mein Sohn dich gleich mitbringt."
Artig trat der Junge vor und streckte die Hand aus. „Guten Tag, ich bin hier, um meine gute Tat zu erledigen."
Geraldine schüttelte die Kinderfinger. „Das wirst du bestimmt gut machen. Höflich bist du ja schon mal." Ihr Blick wanderte zu seinen besockten Füßen und dann zu Oliver. „Oliver, du hast ihm keine Pantoffeln angeboten? Er kann nicht so durch das Haus laufen, er erkältet sich noch." Sie schüttelte den Kopf und zog ein Paar Stoffschuhe aus einer Kommode. „Die haben meinem Sohn früher gehört, probier sie mal an."
John probierte die Schuhe an.
„Nun, ein wenig groß, aber sie werden ihre Dienste leisten.", entschied Geraldine und nickte dabei. John wiegte in den blauen Pantoffeln vor und zurück, als teste er ihren Sitz. „Vielen Dank." Oliver beobachtete ihn dabei wie es wahrscheinlich der Sensenmann bei Sterbenden tat. Seine Locken hingen tief in seinen Augen, damit Geraldine ihn nicht für sein unleidliches Gesicht rügte. Doch sie strahlte immer noch den Neuling an. „Na kommt mal herein. Ich habe frisches Brot gebacken und war heute Vormittag ein paar Aufstriche einkaufen. Wir wollen ein bisschen schlemmen."
Oliver legte den Kopf schief. „Gibt es denn nichts zu tun?"
Seine Mutter schaute ihn verständnislos an. „Selbst wenn, die Arbeit könnt ihr verrichten, wenn mein Mann zurück ist." Sie lächelte. „Überhaupt, seit wann möchtest du denn freiwillig irgendwo mit anpacken?" Im nächsten Moment sah sie zu John. „Du scheinst einen guten Einfluss auf meinen Jungen zu haben."
Olivers Gesichtszüge entgleisten. John drehte sich um, als Geraldine ihnen den Rücken zuwandte und streckte die Zunge heraus. Offenbar bedauerte er es nicht groß, von ihm nicht gemocht zu werden.
Sie schlemmten wie Geraldine es prophezeit hatte. Sie unterhielt sich viel mit John über das Waisenheim und wie die Schule lief, welches Fach er am liebsten hatte. Oliver fühlte einen kindlichen Schmerz, für den er sich schämte. Eigentlich fragte sie ihn, wenn Zeit war. Wie er sich in der Schule gemacht hatte, ob sie wieder irgendeine Beschwerde erwarten musste und wie es den Mädchen ging. Doch sie sprach nicht viel mit ihm. Nur einmal und das, um ihn zu fragen, ob er ihnen Wasser einschenkte.
Natürlich fragte seine Mutter doch die ein oder andere Sache, aber in seinem Verdruss wollte er sich nicht daran erinnern. Oliver saß auf seinem Stuhl mit einem Gesicht, als wäre Mr Greyshire sein Vormund geworden. Er presste die Lippen aufeinander und konzentrierte sich mit aller Mühe auf das Fenster über der Sitzbank. Er sah Nebelschwaden am Haus vorbeiziehen, obwohl die Sonne sie längst zurück zur Burg hätte schicken müssen.
Damals war es sehr neblig gewesen.
Sein Blick wanderte kurz zu John und beinahe blieb Olivers Herz stehen. Denn auf einmal hatte der Waisenjunge wüste Locken, die in den Folgejahren dunkler werden würden und seine Augen waren viel heller. Wie Haselnüsse mit ihren lustigen Kappen. Auf seiner Wange war ein kleiner Schnitt und seine Kleidung war dreckig. Oliver saß Oliver gegenüber. Natürlich nicht wirklich, sondern nur in seiner Erinnerung, wachgerufen, durch die vielen Fragen seiner Mutter, die er damals auch beantwortet hatte.
„Kommst du denn im Waisenhaus gut zurecht?", fragte sie freundlich und da musste Oliver blinzeln.
„So gut wie es eben geht.", erwiderte John. „Es ist nun mal kein Zuhause." Ein paar Sonnenstrahlen tanzten Walzer auf dem Holztisch. Es gab keinen Nebel mehr.
„Nun ja", sagte Geraldine und in ihrer Stimme schwang ehrliches Bedauern mit, „solange du hier bist, darfst du dich gerne wie zu Hause fühlen, John."
Der Zehnjährige grinste. „Das wird nicht schwer sein. Ihr habt Pferde."
Oliver hörte seine Mutter warm lachen und verging beinahe vor Eifersucht. Es war ihm egal, wie albern das war und dass John das nicht verdient hatte. Aber neben ihm stand ein jüngerer Oliver und vernichtete den anderen Jungen mit unsichtbaren Blicken.
„Das ist mein Platz", zischte er wie eine Schlange. „Das sind meine Eltern."
„Du hast Eltern, Junge", sagte jemand hinter ihnen. Oliver und Oliver fuhren herum und sahen im Türrahmen einen Mann stehen. Sie beide schnappten nach Luft und verloren beinahe das Gefühl in den Beinen. Der Fremde streckte die Hand aus. „Komm zu mir."
„Oliver!"
Er schreckte auf und sah Geraldine perplex an. Sie hatte die Augenbrauen zusammengezogen. „Was ist denn nur los mit dir?" Oliver schaute kurz zu seiner kleinen Version und dann zu ihr. Sie konnte ihn wohl nur als einen sehen.
Jetzt war sein Verstand anscheinend wirklich hinüber. Und das an einem Montag, der völlig unbedeutend war. Außer, dass der Nebel gekommen war, um Emeraldmoor an seinen dunklen Thron zu erinnern.
„Es nicht nichts, ich bin nur... müde.", murmelte er und prüfte auch die Tür. Dort war keiner.
Geraldine verzog säuerlich den Mund. „Geschieht dir ganz recht." Sie schaute zu John. „Er schläft manchmal bei den Pferden, obwohl ich ihm das strikt untersagt habe. Vor allem in diesen weißen Hengst hat er sich vernarrt."
John grinste. „Vielleicht heiratet er ihn ja mal."
„Gott steh mir bei, bitte nicht", lachte Geraldine und schickte ein Stoßgebet zur Zimmerdecke. Dort blieb es hängen und grübelte, wie es diese Hürde überwinden konnte, um zuverlässig durchstellen zu können.
Da wurde Olivers Mutter wieder etwas ernster. „Wo wir gerade dabei sind. Du wirst die nächsten Tage nicht in deinem Bett schlafen, Oliver."
„Wie bitte?!", brach es aus ihm und dem kleinen Oliver heraus. Der Große wedelte mit der Hand, um seinen Doppelgänger loszuwerden, doch es funktionierte nicht. Er sah ihn aus seltsam grünen Augen an, die einen schwarzen Schlitz hatten, statt einer runden Pupille.
„Beschwerde dich nicht, das hast du dir selbst zuzuschreiben. Und John muss ja irgendwo schlafen."
„Er komm nicht mal auf den Boden."
„Der hat eine Leiter, wie du weißt. Vor einem Jahr hast du die noch in Anspruch genommen."
„Wo soll ich schlafen?"
„Ich mache dir hier etwas zurecht. So kannst du morgen gleich Frühstück machen." In aller Seelenruhe bestrich Geraldine sich noch eine Schnitte mit Schuhcreme. Der kleine Oliver zischte gefährlich.
„Natürlich kannst du es dir auch wieder im Stall gemütlich machen, wenn du es für nötig hältst."
„Aber..."
„Die Diskussion ist beendet." Geraldine klang jetzt wirklich böse, während sie das Blumenwasser in ihren Becher schüttete.
„Ich schlaf bei den Pferden, weil ich-", setzte Oliver verzweifelt an.
Sie würden ihm nicht glauben.
Sie würden ihn wieder in die Kirche schaffen.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter, fühlte sich aber an wie ein Schraubstock. „Ich glaube dir, mein Junge." Oliver zuckte zusammen und drehte den Kopf. Hinter ihm stand eine Frau mit langen, braunen Locken in einem weißen Kleid. Es war voller Blut. Sie öffnete den Mund, streckte beide Hände nach ihm aus, doch es folgte kein Laut. Auf ihren Wangen hingen Tränen und Oliver durchfuhr ein unbeschreiblicher Schmerz.
Da erfüllte ein ohrenbetäubendes Zischen den Raum und Oliver wandte sich von der weinenden Frau ab. Seine jüngere Version hatte sich in eine grüne Riesenschlange verwandelt und schoss nun auf John zu. Sie wickelte sich um seine schmale Gestalt und brach ihm sämtliche Knochen. John schrie.
Oliver schnappte hörbar nach Luft und richtete sich noch im Wachwerden auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er in die Dunkelheit der Küche, in den Ohren noch Johns Schreie. Er drehte sich in jede Richtung und verrenkte sich beinahe. Doch er war allein. Ein bisschen zu lange blieb er an der Tür hängen, deren Anblick ihm jetzt Angst einjagte. Dann drehte er sich langsam wieder zurück.
„Nicht erschrecken", warnte Amalia. Oliver erschrak sich zu Tode. Das Stoßgebet, das tatsächlich stattgefunden hatte, segelte wieder auf den Tisch vor Schreck. Gleich daneben saß ein Mädchen auf dem Esstisch und lächelte leicht. Sie hatte blondes, langes Haar, in dem eine silberne Spange steckte und trug ein hübsches beiges Sommerkleid. Beides Geburtstagsgeschenke. Amalia war wirklich sehr schön. Durch die Küche zog der leichte Duft von nassen Kiefernzapfen, kürzlichem Regen und... was war diese markante Note, die nur schwer zu deuten ist?
Oliver sprang auf die Füße und fiel ihr um den Hals. „Amalia...", hauchte er überglücklich, obwohl der Albtraum ihm noch in den Knochen steckte. Aber bei dem Anblick seiner blauäugigen Freundin vergaß er die schlimmen Bilder fürs Erste. Lachend hob er sie vom Tisch und wirbelte sie herum. Amalia lachte ein glockenhelles Lachen, genauso hübsch wie sie. Sie umarmten sich erneut und dann setzten sie sich auf Olivers provisorisches Bett.
„Du hast schlecht geträumt", stellte Amalia fest, woraufhin ihr Sitznachbar langsam nickte. „Ist doch nichts Besonderes. Meine ruhigen Nächte kann ich an einer Hand abzählen." Oliver fragte sich, warum er zwei Nächte hintereinander mit Ruhelosigkeit gestraft wurde. Aber zumindest war in beiden Nächten Amalia bei ihm, was viel besser war als von Albträumen getränkter Schlaf.
Amalia knete nachdenklich die Bettdecke. „War es wieder ein Mord?"
„Mein jüngeres Ich hat John abgemurkst", gab Oliver zu. Dass seine Freundin ihn daraufhin verwirrt ansah, merkte er ziemlich spät. Seine Gedanken nagten noch immer an dem merkwürdigen Traum. „Achso, du denkst... Nein, es war wirklich ein Traum. So wie ihn jeder normale Mensch kennt, aber der ist halt etwas eskaliert." Er grinste schief. „Denkst du, ich habe verborgene Schlangenkräfte?"
Sie blinzelte verständnislos und legte den Kopf schief. Oliver seufzte gutmütig. „Himmel, Amalia, wann bist du gestorben? Superkräfte sind toll."
„Das wage ich sehr zu bezweifeln", erwiderte das Mädchen.
„Du hast doch selbst welche. Kannst durch Wände gehen, zum Beispiel."
Darauf antwortete sie nicht. Als Oliver sich zu ihr drehte, schaute Amalia missmutig auf ihre Hände. Er stupste sie sanft an.
„Es ist keine Superkraft", hauchte sie mit zittriger Stimme. „Es ist ein Fluch." Im nächsten Moment sah sie ihn aus vor Angst geweiteten Augen an. Bevor Oliver reagieren konnte, hatte sie seinen Arm gepackt. Ihm wurde sofort eiskalt und Todesangst ergriff seinen Geist. Bilder stiegen vor seinem inneren Auge auf. Für gewöhnlich waren sie schemenhaft und undeutlich, aber da Amalia ihn gepackt hielt, sah er sie glasklar.
Eine Messerklinge blitzte in mattem Licht und Regen trommelte auf grüne Blätter.
Amalia ließ ihn los. Oliver wollte sich übergeben. „Was...", keuchte er und presste die Finger an seine Schläfen. Es dauerte einige Sekunden bis sein Körper sich wieder entspannte und sein Herz begriff, dass es nicht in Lebensgefahr schwebte.
„Was stimmt denn nicht mit dir?", fuhr Oliver Amalia unbeabsichtigt hart an. Sie zuckte zurück, die Augen groß wie Wagenräder. Sie schimmerten von herannahenden Tränen. „Es tut mir leid." Sie wollte nach seiner Hand greifen, hielt aber inne. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist." Irritiert starrte sie ihren in der Luft hängenden Arm an.
Oliver hätte gerne gesagt, dass es in Ordnung war. Aber dafür waren diese Erfahrungen zu grausam. Er hasste es so dermaßen und Amalia wusste das. Warum also tat sie das?
Er vergrub das Gesicht in den Händen und seufzte. „Dieser Montag ist eine einzige Katastrophe."
Amalia und Oliver schwiegen in den folgenden Minuten. Sie sah immer noch sehr bekümmert aus, aber tief in ihren dunklen Pupillen waberte eine Dunkelheit, die ihre Tränen zurückdrängte. Das Gebet, das auf dem Tisch saß und die Beine baumeln ließ, konnte das sehen. Oliver, der Amalia von Herzen liebte, wahrscheinlich auch, aber er wollte nicht. Er wollte nicht glauben, dass sich etwas zwischen ihnen veränderte, wo sie schon so lange zusammen waren.
Er beschloss, ihr doch zu vergeben. Die Todesangst war beinahe vollkommen abgeklungen und was war schon eine kleine Schocktherapie dagegen, dass Amalia ihm das Leben gerettet hatte. Außerdem konnte sie doch wirklich nichts dafür. Das konnten sie nie.
„Ich habe von John geträumt", sagte er, während sein Kopf auf seine Hände gestützt war. „Von heute Nachmittag, zumindest bis er von einer Riesenschlange erwürgt wurde. Ist auch besser so, sonst hätte ich die Tragödie noch weiter erleben müssen."
Der Resttag war nämlich eine absolute Tragödie gewesen. Oliver hatte John mit allen Mitteln bewiesen, dass seine Existenz auf dem Hof überflüssig war. Im Stall hatte er ihn zu Vanitas geschickt, die den Jungen beinahe aufgefressen hatte. Er hatte ihm ein Bein gestellte, ihn über einen vollen Wassereimer stolpern lassen und gelacht, als John mit seiner Latzhose an einem Haken hängen geblieben war. Erst als dieser daraufhin weinend weggerannt war, hatte er seine Dummheit eingesehen. Die Todesangst war nichts gegen ein schlechtes Gewissen.
Oliver hatte sich daraufhin vom Hof geschlichen und war erst spät ins Haus gekommen.
„Ich habe mich benommen wie die Waisen, als ich im Heim war." Er war angewidert von sich selbst. „Völlig unreflektiert und kindisch. Dabei ist der Kleine zehn. Nun ja und wirklich klein."
Amalia legte den Kopf schief und lächelte sanft. „Gräm dich nicht. Gefühle sind unglaublich stark."
„Wie soll ich das wieder gut machen?", jammerte Oliver und fuhr sich durch die Locken. „Ich werde es Cordelia erzählen, damit sie mich umbringt."
„Musst du nicht", erwiderte Amalia ruhig, „wenn du ihn findest." Neben ihr runzelte Oliver die Stirn und schaute sie irritiert an. „Wen finden?"
„John." Sie zuckte mit den Schultern. „Er ist doch weggelaufen."
„Glaubst du, das weiß ich?" Bei Oliver wurden langsam die Alarmglocken wach. Amalia sah ihn für einen Moment verwirrt an, dann hoben sich ihre Augenbrauen. „Oh..."
Jetzt sprang er hellwach auf. „Warum ist er weggelaufen?"
Amalia kam auch auf die Beine. „Er hatte seine niedliche Latzhose in den Händen, als er weinend auf dem Bett saß. Ein Riemen ist gerissen, soweit ich das gesehen habe." Sie sah ganz bekümmert aus. „Wir sollten ihn suchen, bevor noch etwas geschieht."
Fast hätte Oliver gefragt, ob sie denn wusste, welche Gestalten des Nachts durch die Gegend liefen. Doch das verkniff er sich, denn es gab wohl niemanden, der es besser wusste als sie. Es musste ja nicht einmal Nacht herrschen, damit sie zum Vorschein kamen.
„Wo könnte er hingelaufen sein?" Er sah sich in der Küche um, als läge irgendwo dort die Antwort auf seine Frage. „Zurück in die Stadt?"
Amalia schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, wo er hingelaufen ist."
Oliver legte den Kopf schief. „Ich glaube nicht."
Ihre Augen verwoben eine ferne Erinnerung in ihrem hellen Blau. „Wo bist du denn hingelaufen?"
Drei Atemzüge lang war Oliver noch verwirrt, doch dann ging ihm ein Licht auf. „Das Moor."
Amalia blinzelte. „Er ist bei den Smaragden."
„Er ist dort in Gefahr." Oliver war gedanklich schon im Stall bei den Pferden.
„Warum? Ihr seid ständig dort."
„Weil Eve mit den Irrlichtern befreundet ist."
„Oh..."
„Und überhaupt ist das was anderes", murmelte Oliver und stürzte zur Tür. Seine Finger schwebten über der Klinke, im Messing spiegelte sich verzerrt ein falsches Gesicht.
Lass ihn doch dort. Es wäre doch schön, wenn er im Wald bleibt.
„Sei still, Monster", knurrte Oliver. Keine Version von ihm hätte je so etwas gesagt.
Amalia stand immer noch neben der Matratze. „Mach doch noch kurz das Fenster auf, ja?"
Oliver öffnete das Fenster. Das Stoßgebet war beinahe auf der Tischplatte eingeschlafen, doch jetzt erhob es sich in die Lüfte, drehte vor Freude einen Purzelbaum und schwebte in die Nacht hinaus. Kurz bevor es in die kühle Luft überging, sah es Amalia fragend an.
„Ich komme nicht mit", sagte sie lächelnd. Das Stoßgebet fand das eigenartig, aber wollte jetzt unbedingt seine Botschaft überbringen. Welche auch immer das war. Der Nachteil bei Stoßgebeten ist nämlich, dass sie ein schlechtes Gedächtnis haben und nur die wenigsten behalten ihren Inhalt auf dem Weg. Bei einem, dass einen halben Tag eingesperrt war, kann man die Hoffnung eigentlich begraben.
Das fiel unserem Stoßgebet auch auf und da begann es, über all die Gebete nachzudenken, die genauso auf irgendwelchen Tischen versauerten, weil niemand ein Fenster öffnete. Also zog es aus, jene von diesem Schicksal zu befreien. Doch das soll eine andere Geschichte sein.
Oliver zog Memento Mori nur ein lockeres Halfter mit provisorischen Zügeln über, weil sie ja ohnehin seelenverwandt waren und er es eilig hatte. Er führte den weißen Hengst vom Hof und stieg er in einiger Entfernung auf. Seine Mutter neigte des Nachts zu einem unfassbaren Hörvermögen, vor allem, wenn eine Katastrophe wie diese im Gange war. Aber Oliver würde John zurückbringen.
Memento Mori trabte das erste Stück, auch wenn das Oliver sehr viel Geduld kostete. Kurz bevor sie den Kreuzbrunnen erreichten, trieb er den Hengst in den Galopp und sie preschten durch die Hügel und schließlich in den Wald. Amalia folgte den beiden als Wind über den Grashalmen.
Unter den Baumkronen ließ Oliver Memento Mori im Schritt weitergehen, da es ohnehin zu gefährlich für mehr war. Ungern wollte er, dass sich das Pferd durch eine Baumwurzel oder ein Erdloch etwas tat. Ohnehin war der Weg zum Moor ganz und gar nicht für schnelle Ritte gemacht. Es handelte sich um einen verträumten, vielleicht sogar verwunschenen Pfad. Des Nachts fürchteten sich die meisten davor, ihn zu betreten. Tatsächlich fühlte sich Oliver auch nicht besonders wohl bei dem Gedanken, in die Tiefen des Waldes vorzudringen. Normalerweise war er hier mit Evangeline und Cordelia unterwegs, die ein seltsames Gespür für diesen Ort besaßen. Oliver konnte ihnen nur staunend folgen.
In das Moor wagten sich so ziemlich alle Kinder durch Mutproben oder ähnlichen Wagemut, obwohl ihnen Eltern, Tanten und Großväter davon abrieten. Es galt als unberechenbar und gefährlich. Dabei hatten sich die Eltern im Smaragdmoor zum ersten Mal geküsst, die Tanten hatten ihren Liebeskummer den uralten Buchen erzählt und die Großväter waren als Kinder durch die Kronen jener Wächter geklettert. Sich nicht ins Moor zu wagen war ein Gebot, es irgendwann in jungen Jahren doch zu tun, ein Gesetz.
Momentan befanden sich Oliver und Memento Mori noch auf dem breiten Waldweg, auf dem der Hengst ruhig vor sich hin trottete. Er erschrak sich nicht, als Amalia genau neben ihm auftauchte und die Finger an seinen warmen Hals legte. Sie konnte es nicht spüren.
Oliver ging ein schreckliches Geschehnis nach dem anderen durch den Kopf. Er sah John in jeder grauenhaften Form vor sich. Ertrunken im Moor, tödlich gestürzt, ermordet am Wegesrand.
„Wenn er mich heimsucht, habe ich es verdient." Er biss sich auf die Unterlippe und wackelte unruhig mit den Beinen. Memento Mori nahm das Gezappel auf seinem blanken Rücken gutmütig hin.
„Vielleicht wird er so wie ich", erwiderte Amalia und klang dabei hoffnungsvoller als sie sollte. „Dann können wir Freunde werden."
„Amalia", murrte Oliver, „wir wünschen uns nicht, dass John tot ist."
„Ja richtig." Verträumt sah sie in die Baumkronen und wiegte den Kopf hin und her. „Er wäre schrecklich unglücklich." Oliver seufzte. „Im Übrigen bist du die Ausnahme und nicht die Regel."
„Man darf wohl wünschen dürfen, mein lieber Oliver." Sie drehte sich zu ihm und zwinkerte lächelnd.
„Immer doch, Mylady." Oliver deutete auf dem Pferderücken eine Verbeugung an. Amalia musste lachen. „Die Smaragde lassen niemanden in ihren Armen sterben."
„Es wäre auch reichlich grausam vom Schicksal mich mit den Schreien des Jungen zu quälen, für dessen Ableben ich verantwortlich bin", sagte Oliver, während er sich unter einem tiefhängenden Ast wegduckte. Amalia lehnte sich an Memento Mori und betrachtete gedankenverloren sein weißes Fell. Mondlicht, das schwach durch die Blätter drang, verwandelten es in Silber.
„Es gibt nicht nur Leben und Sterben, Oliver. Vielleicht liegt John schlafend auf einem Moosbett und träumt von deinem wunderschönen Pferd."
Memento Mori schnaubte bei diesem Kompliment und war sich sicher, dass so einige Kinder von ihm träumen würden.
„Bewacht von fünf wunderschönen Feen", hauchte Oliver und lachte. Amalia sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch. „Entschuldige mal, du spricht mit einem Geist und verachtest Feen. Wenn Eve das erfährt."
Das Lächeln auf ihren Lippen schmerzte Oliver ein wenig. Amalia sprach von Cordelia und Evangeline, als wären sie Freunde und auch wenn seine Freundinnen nach ihr fragten, klang es oft so, als würden sie sich wahrhaft kennen. Aber dem war nicht so und genau das tat ihm sehr leid. Bestimmt würden die drei sich fabelhaft verstehen. Dabei war diese Überlegung schon allein deswegen sinnlos, weil Amalia eigentlich älter war als Oliver. Sie wären sich auch eigentlich nie begegnet, denn eigentlich wäre Amalia auf das Festland gezogen, um eigentlich eine berühmte Naturwissenschaftlerin zu werden. Sie sprach gerne davon und meistens weinte sie danach. Trotzdem hörte sie nicht auf, es ihm zu erzählen und das fand Oliver sehr stark. Darum konnte er auch mit ihr sprechen, als wäre sie ein normaler Mensch.
Sie war einfach unfassbar stark.
„Gut, dann sitzen eben wirklich fünf Feen um John versammelt. Sie haben sich extra aus dem Garten des Feenhauses begeben, um auf ihn aufzupassen."
Amalia lachte kurz und leise. „Das wäre wirklich schön. Aber der Wald gehört den Irrlichtern. Wenn sie hören, wie du sie mit Feen vergleichst, werden sie noch eingebildet."
Oliver zuckte mit den Schultern und sah sich nach den Schatten der Büsche und Bäume um, als suche er nach magischen Waldbewohnern. „Irrlicht sein, stelle ich mir schon spannend vor. Stell dir mal vor, du kannst irgendeinen Tölpel dazu bringen, wild durch die Gegend zu rennen." Er beugte sich über Memento Moris Hals, um Amalia ins Haar flüstern zu können. „Warum bist du kein Irrlicht geworden?"
Sie spielte mit einer Pferdemähnensträhne zwischen ihren Fingern und zuckte mit den schmalen Schultern. „Ich hätte meinen Job sehr schlecht gemacht. Niemals würde ich einen armen Menschen im Dunkeln irren lassen, wenn ich ihm zu Hilfe kommen kann." Erneut schaute sie ihn an und ihre Miene war so sanft und so fein, dass Oliver beinahe den Blick abwandte.
„Vor allem die Mädchen würde ich heimbringen."
Es war wieder so traurig. Memento Mori stieß Amalia mit seiner weichen Nase an, weil er auch so traurig war wie Oliver, der die Aussage schwerer zu nehmen schien als das Mädchen. Aber sie wollte nicht, dass er wütend wurde. Dass er Rache wollte. Denn eigentlich war sie eine junge Gelehrte und eigentlich durfte er nicht von ihr wissen. Aber eigentlich durfte Eve nicht mit Kobolden sprechen und eigentlich durfte Cordelia nicht mit dem Tod tanzen.
Eigentlich durfte alles gar nicht so sein wie es war.
Aber es war so. Und die Emeralder hatten Besseres zu tun, als darüber nachzudenken. Ohnehin versteckte der Nebel sie vor allem, was sie in Frage hätte stellen können.
Amalia legte ihre Hand auf Olivers Arm und diesmal durchfuhr ihn kein Schock. Da war nur das seltsame Kribbeln.
„Bring John heim, Oliver."
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