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17. Kapitel - Der graue Lehrer und der graue Sturm

Oliver, Evangeline, Memento Mori und Sphinx schafften es gelassen zu ihrer Schule, wo sie bereits Cordelia stehen sahen. Sie sah gut aus, zumindest hatte sie einen entspannten Gesichtsausdruck.
Tante Jasmin hatte bestimmt viel mit ihr gesprochen. Über die letzten fünf Jahre und darüber, wie es ihr ging.

Oliver senkte beschämt den Blick. Er wollte gar nicht wissen, wie dieses Bild auf ihre Freundin wirken musste.
„Ach herrje", kommentierte Cordelia den kleinen Zug, als sie bei ihnen angekommen waren. Ihre Augen lagen vorrangig auf dem goldenen Neuling. Sie hielt die alte Tasche ihres Vaters vor ihre Beine und sah aus wie ein braves Schulmädchen.
„Was denn?", fragte Eve und man hörte, dass sie in ihrer Erscheinung kein einziges Problem sah.
Cordelia musterte Sphinx mit einem schiefen Lächeln. Er neigte den Kopf und glotzte ähnlich neugierig zurück.
„Der beißt nicht." Oliver stemmte die Hände in die Hüfte. „Ist im wahrsten Sinne des Wortes goldig."
Sie tat, als wäre sie ganz erstaunt. „Nun, darauf wäre ich nie gekommen."
Eve lachte und Sphinx kläffte, wie zur Zustimmung.

Die drei stellten Memento Mori in den spärlichen Garten der Schule, wo es ihm überlassen war, ob die Jüngeren ihn streicheln durften. Es klingelte noch nicht, weshalb sie sich unter den knorrigen Baum begaben, der seit Anbeginn der Zeit auf den Pfad zum Gebäude lauerte.
„Nun, wie ist denn das Leben als Parkvierteldame so?" Oliver zog eine Augenbraue hoch. „Sind wir dir jetzt ein Dorn im Aug, holde Maid?"
„Das Fußvolk", krähte Evangeline.
Cordelia schüttelte triezend den Kopf. „Ihr seid doch wieder ein paar Witzbolde." Sie schob ihr rotes Haar vor die Brust und seufzte. „Tante Jasmin und ich haben eine niedliche kleine Wohnung bezogen, gestellt von irgendeinem Freund meines Vaters. Jeden Tag schickt er eine Dame, das Apartment zu reinigen." In ihren Augen glänzte Unsicherheit. „Nun, was ich davon halte, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht mag die Frau mich nicht, weil sie glaubt, ich würde ihre Arbeit nicht schätzen. Doch ich trau mich nicht, sie zu fragen, ob ich helfen kann. Nicht, dass sie sich verspottet fühlt."
Oliver und Eve blinzelten beinahe synchron sehr langsam.
„Darüber hat sicher noch nie eine Person, die in diesem Viertel lebt, nachgedacht", sagte der Lockenkopf langsam. Die Träumerin blickte kurz in die Richtung, in der Sebastian Max Haus lag. „Also auf Madame Perez schaut sicher niemand herab. Die liebt ihren Job. Und hasst mich."
„Die hasst jeden", winkte Oliver ab. „Aber Cordelia, wenn du da so besorgt bist, könntest du eurer Dame doch ein Geschenk machen. Stöcke zum Beispiel."
Da verzog selbst Eve das Gesicht.
Oliver zuckte die Schultern. „Welken nicht."

Also Amalia hatten sie gefallen.

Cordelia seufzte. „Wir finden schon was, am besten trödeln wir nach der Schule ein bisschen rum."
„Trödeln ist gut." Evangeline grinste wie ein Blattsalat.
Die Schulglocke bimmelte und zog die Kinder wie durch einen bösen Magneten in das graue Gebäude.
„Oliver ist übrigens schrecklich verliebt", erzählte Evangeline auf der Treppe. „Heute haben sie sich geküsst."
Der Benannte warf ihr einen verdrossenen Blick zu. Das musste sie spontan aus der Luft gegriffen haben, denn gesehen hatte sie es ganz sicher nicht. Nur war wegen seiner Reaktion deutlich, dass sie die Wahrheit sprach.
Cordelia lachte ihn an. „Du mit deiner Amalia."
Er fuhr sich durch die braune Lockenpracht. „Du mit deinem Saturn."
Evangeline warf ihm einen alarmierten Blick zu, dann stierten schon beide wieder zu Cordelia. Doch diese lächelte versonnen und schüttelte belustigt den Kopf. Oliver machte erstaunt das Gesicht lang.
„Was glaubst du denn, wo sie herkam", raunte Eve kaum hörbar. Er versuchte in ihrer Miene einen Grund für Sorge zu erkennen, doch da war nichts dergleichen. Oliver zuckte die Schultern.
Fein, dann war das nun wohl so.
Was sollte schon schief gehen?

„Es kann ja wohl nicht sein", motzte Oliver einige Minuten später, während er sich auf seinen Platz fallen ließ, „dass wir scheinbar nur Matheunterricht haben, wenn wir in der Schule sind." Cordelia warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Liegt daran, dass es der einzige Unterricht ist, indem du nicht schläfst."
„Liegt daran, dass jeder andere Part des Tages relevanter ist", meinte Eve. Sie sah in Anbetracht der Situation ähnlich missmutig aus wie Oliver. Er seufzte laut und unleidlich, als würde man einem Ballon die Luft entziehen. Cordelia – die Realistin – verdrehte die Augen. „Wir überleben das schon."
„Niemals." Der Lockenkopf streckte die Hand aus, als wäre da irgendwo in der Luft seine letzte Rettung. Eve klappt derweil tot auf die Tischplatte.
„Oh Himmel." Cordelia schob sich empört das rote Haar über die Schulter.

Kaum eine Sekunde später stolzierte Mr Greyshire eilig in den Klassenraum und sorgte für eisige Ruhe. Eve starb gleich ein zweites Mal, dieses Mal im Stehen.

„Klasse", bellte Mr Greyshire, der es nicht nötig hatte, eine nette Begrüßung davor zu setzen, „wir haben tragische Verluste zu verzeichnen."
Oliver verdrehte bei dieser dramatischen Formulierung die Augen. „Sind ihm etwa wieder die Zahlen abhandengekommen?"
Vor ihm drehte Eve den Kopf und deutete ein Lächeln an. „Die Schnapszahlen sollen ja ziemlich hartnäckig sein."
Glücklicherweise nahm Mr Greyshire keine Notiz von ihren Einwürfen oder ließ es bleiben, etwas einzuwenden. Was unwahrscheinlich war, weil er liebend gern Streit mit Schülern anfing.
Vielleicht hielt er aber auch den Mund, weil er wirklich sämtliche Zahlen verloren hatte und das nicht zugeben wollte. Ein wenig bereute er, dass er nicht auf Mrs Springston gehört hatte, die all ihre Buchstaben abends sorgfältig zu Bett brachte und ihnen eine Geschichte erzählte.
Allerdings hatte die auch leicht reden, waren ja nur 26.

Die Kinder durften sich setzten, nachdem sie erfahren hatten, dass sie an dem einen Tag, der ihnen aus der Schulwoche fehlte, sämtliches mathematisches Wissen versäumt hatten, das nun aufzuholen war.

Die Begeisterung ließ auf sich warten.

Oliver lümmelte, machte halbherzig die Aufgaben und bastelte bald darauf einen Papierhut. Vor ihm saß Eve und träumte vor sich hin. Ihr Blatt war weitestgehend leer.
„Schau", forderte Oliver sie grinsend auf.
„Ai, Käpt'n." Eve salutierte. „Heuert Ihr an?"
„Sobald ich ein Schiff habe", erwiderte er. Das Mädchen nickte, drehte sich wieder vor und begann, etwas mit ihrem Blatt anzustellen. Neugierig versuchte Oliver, an ihr vorbeizuschielen. Keine zwei Minuten später hielt sie ihm ein Papierschiffchen unter die Nase.
Skeptisch hob er eine Augenbraue. „Seetüchtig?"
„Wie kein anderes." Zur Demonstration ließ Eve das Schifflein durch die Luft segeln. Das brachte Oliver zum Erweichen. „Ich bin entzückt."
Ehe sie ihre Pläne zur Eroberung der sieben Weltmeere fortsetzten konnten, wandte sich Cordelia mit funkelnden Augen um. „Könnt ihr beide jetzt mal die Klappe halten?"
„Mylady wollen mit auf Reisen?", fragte Oliver und lüftete sein Hütchen. „Gefährliche Gefilde liegen vor uns, Schätze aus längst vergangener Zeit."
„Seemonster", hauchte Eve und rückte Cordelia auf die Pelle. Diese schob die Träumerin mühsam wieder auf ihren Platz. Dann wies sie fest vor an die Tafel. „Mathe."
Oliver und Eve warfen sich ängstliche Blicke zu.
„Das schlimmste aller Meere", raunte sie. „Kaum einer hat es bisher daraus geschafft."
„Der grausamste aller Tode", fügte Oliver hinzu.
„Mr Blueman", durchschnitt Mr Greyshires Stimme die Luft. Der Junge machte beinahe einen Satz vom Stuhl, so sehr erschrak er sich. Verstört blickte er zwischen dem Lehrer und der Tafel hin und her, wo er Mr Greyshire zuletzt gesehen hatte.

Zugegeben, sonderlich gern schaute er nicht nach seinem Mathelehrer.

Unschuldig blickte er nun zu ihm auf. Da das eine ausgemachte Sache zwischen den beiden war, wandten Eve und Cordelia sich ab und inzwischen interessierte es auch die restlichen Kinder nicht mehr.
„Haben Sie besonderen Schutz in meinem Klassenzimmer nötig?" Der graue Mann begutachtete höchst unüberzeugt die mathematische Kopfbedeckung.
Vor Ihnen sowieso, dachte Oliver sich. Dann wies er an die Decke. „Regen, wissen Sie."
„Regen." Mr Greyshire verzog keine Miene. Er fand es – wie immer – überhaupt nicht so lustig wie Oliver.
Überraschend mischte sich Cordelia ein, auch wenn sie nicht aufblickte.
„Neuerdings schneit es auch in Räumen, ich würde also nicht drauf wetten."

Oliver und Eve glucksten und beide waren gleichzeitig hin und weg. Mr Greyshire schien so aus dem Konzept zu sein, weil die traurige Cordelia ihm Einhalt geboten hatte, dass er prompt drauf einging. „Er trägt einen Papierhut, wie soll ihn das vor Regen schützen?"
„Er führt sie doch nur an der Nase herum." Evangeline wandte sich zu den beiden und hielt ihr Papierschiffchen hoch. „Es soll doch nur jeder sehen, dass er der Käpt'n dieses Schiffes ist."

Mr Greyshire fiel in diesem Moment vom Glauben ab – Gerüchten zu Folge hatte er an alles geglaubt, das grau war.

Dann riss er Oliver den Hut vom Kopf und Eve das Schiff aus der Hand. „Hiermit konfisziert."
Augenblicklich empörten sich die beiden, doch er stapfte schon den Gang entlang zum Pult.
„Keiner soll mir die Schuld geben, wenn ihr ertrinkt, weil ihr versucht habt, mit einem Schiff aus Papier in See zu stechen", wetterte Mr Greyshire, „und jetzt macht eure Aufgaben!"

Eve machte nicht ihre Aufgaben, Eve schrieb ein Gedicht. Cordelia machte die Aufgaben.
Und Oliver fragte sich, ob Mr Greyshire ernsthaft krank geworden war.

*****

Am späten Vormittag erwachte Oliver im Geschichtsunterricht vom sanften Prasseln der Regentropfen, die gegen die Fensterscheiben des Klassenzimmers schlugen. Er rieb sich die Augen. „Ach herrje."
Ein Blick hinaus verriet ihm, dass es noch nicht lange regnete und so bat er, rausgehen und sein Pferd heimschicken zu dürfen.
Die meisten Lehrer mochten Memento Mori und gestatteten ihm diese Bitte - seltsamerweise auch Mr Greyshire.
So trottete Oliver die ruhigen Gänge entlang und war froh, dass sein vierbeiniger Seelenverwandter ihm kaum etwas übel nahm. Außerdem wusste er sicher, dass sein Freund geschlafen hatte, was aus mehreren Gründen sein gutes Recht war.
Auf seinem Weg zog der Himmel weiter zu und passte sich hervorragend dem Gemüt seines Mathelehrers an.
Kurz vor der Treppe blieb Oliver stehen. Sein Nacken kribbelte und er fühlte sich seltsam unwohl.
Rechts und links war niemand zu sehen. Oliver drehte sich schwungvoll im Kreis, doch in diesem Moment schien er der einzige Mensch auf Erden zu sein.
Irgendwie ein wenig unheimlich, durch die Schule zu streifen - so ganz ohne Schülern.
Grotesk, dachte sich Oliver und machte dieses Bild für sein Gefühl verantwortlich.
Denn wenn er an Geister gedacht hätte, wären eben diese womöglich aufgetaucht.

Als er das steinerne Gebäude verlies, schüttete es bereits wie aus Eimern. Gut möglich, dass Memento Mori jetzt doch ein wenig eingeschnappt sein würde. Doch als Oliver nach ihm pfiff kam keine Reaktion.
Er pfiff lauter.
Keine Spur von seinem treuen Tier.
Nun trat Oliver hinaus ins Nass und rief Memento Moris Namen.
Die Katastrophe eines Schulgartens war nun wirklich nicht sehr unübersichtlich, da konnte sich ein schneeweißes Pferd sehr schlecht verstecken.
Relativ spät kam Oliver eine Entführung in den Sinn. Einfach, weil das nicht vorkam, weder bei Mensch, noch bei Tier.
Emeraldmoor war schließlich human - oder in dem Fall eben nicht human.
„Er läuft nie allein heim", murmelte Oliver, dem die Sorge in die Glieder kroch. Und da war immer noch dieses beklemmende Gefühl, als würde er beobachtet.
Die Welt wurde plötzlich ein ganzes Stück düsterer.
Oliver wollte gern in Tränen ausbrechen.
Mr Greyshire verhinderte es.
„Falls du deinen Gaul suchst, den habe ich schon weggeschickt, als das Wetter aufgezogen ist."
Der Lehrer trat aus irgendeinem Winkel, den Oliver schlicht weg übersehen haben musste.
Perplex starrte er Mr Greyshire an. „Das können Sie nicht."
„Also siehst du ihn hier irgendwo?", äffte Mr Greyshire und schüttelte den Kopf, als wäre Olivers Verstand nicht mehr zu retten. Dann zog er seinen Anzug zurecht und räusperte sich. „Er mag übrigens Äpfel."
Oliver verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „ER ist kein Gaul."
Mr Greyshire achtete nicht auf ihn. „Wahrlich gut erzogen. Überraschend, wenn man bedenkt, wer sein Reiter ist. Und so ein stattlicher Name."
Oliver entschied sich, weiter ein Gesicht zu ziehen, als wäre Eve plötzlich Mathematikerin geworden.
Mr Greyshire und er standen da, zwei Meter voneinander entfernt und keiner wollte wohl wieder ins Haus.
In Ordnung, dachte Oliver, Memento Mori wurde nicht entführt, aber ganz offensichtlich Mr Greyshire. Wahrlich schlechte Kopie.
Es klickte und Oliver durfte dabei zu sehen, wie sein Mathelehrer sich eine Pfeife anzündete.
Das war vor allem deswegen verrückt, weil sie nicht grau war.
„Ah"
Rauch stieg zu den Wolken auf.
Oliver kaute auf seiner Unterlippe herum. „Wissen Sie, mit meinem Papierhut wäre ich jetzt nicht nass."
„Eve meinte doch, das sei nur ein Scherz gewesen."
„Gut, dann holen Sie das Schiff."
Es entstand eine Pause.
Eine Pause, in der beide versuchten, nicht zu lächeln.
Es misslang.
Das war sehr skurril. Für Schüler war es jedes Mal eine schwere Angelegenheit festzustellen, dass ihre Lehrer auch Menschen waren.
Nach einigen Minuten stiller Zweisamkeit sah Oliver an sich herunter. „Jetzt bin ich nass."
„Dann sollten Sie wieder reingehen und dem Unterricht lauschen."
Oliver ging der Aufforderung nicht nach und Mr Greyshire akzeptierte es.
„Können Sie reiten?"
„Mein Onkel besitzt ein Stück Land draußen an der Küste. Er lehrte mich den Umgang mit Pferden."
„Gehen Sie manchmal noch hin?" Oliver neigte neugierig den Kopf. Beim späteren Rekapitulieren des Gesprächs würde er es kaum glauben können.
„Vor einigen Jahren starb meine geliebte Stute und ich habe den Verlust nie verwunden."
„Oh."
Mehr fiel Oliver nicht an. Er hoffte einfach, Mr Greyshire konnte sein tiefes Mitgefühl irgendwie wahrnehmen.
„Sie war so grau wie der Sturm." Der Mathelehrer paffte an seiner Pfeife und schaute in die Wolken, als würde seine Stute  dort oben mit dem Wind um die Wette galoppieren.
„Ich liebe das Wetter hier."
Hätte Oliver etwas in der Hand gehabt, wäre es ihm aus den Fingern gerutscht.
Er wollte sich nicht ausmahlen, wie es wäre, Memento Mori zu verlieren. 
„Vielleicht sollten Sie ihn trotzdem mal besuchen", sagte er vorsichtig. „Ihren Onkel."
Mr Greyshire seufzte schwer.
„Jetzt geh weiterschlafen."
Das hätte Oliver diesmal sicherlich getan und sie wären in diesem seltsamen neuen Verhältnis auseinandergegangen.
Wäre da nicht die Bewegung in seinem Augenwinkel gewesen und die absolute Sicherheit, dass er wirklich beobachtet wurde.
Angespannt wandte er sich um und ließ seinen Blick am Zaun entlang wandern.
„Haben Sie das gesehen?"
„Ihr Interesse an irgendwas?" Mr Greyshire verdrehte die Augen. „Ich wünschte, es wäre mir je über den Weg gelaufen. Nun gehen Sie wieder in den Unterricht."
Da war wieder eine schattenhafte Bewegung, zu verdächtig, um unschuldig zu wirken. Im nächsten Moment rannte Oliver schon los.
„Moment, Sie dürfen das Schulgelände nicht verlassen!", brüllte Mr Greyshire ihm nach, doch der Junge achtete nicht auf ihn. Dass der Mathelehrer ihm in beachtlichem Tempo folgen würde, hatte er aber auch nicht erwartet.
Vor ihm jagte der Schatten durch die leeren Straßen und er hinterher. Hoffentlich konnte Mr Greyshire ihn auch sehen.
Der Gejagte trug einen Mantel und war so keiner bekannten Person zuzuordnen. Er nutzte die entlegensten Winkel und Gassen, doch Schüler und Lehrer folgten ihm. Der Boden war glitschig.
Die Verfolgung ging über etliche Wege bis zum Kunsteck, doch auch dort blieb Oliver an ihm dran. Selbst völlig blind in manchen Winkeln ließ er nicht locker.
Warum, das war ihm selbst nicht klar.
Ganz knapp vor ihrem Zusammentreffen, drehte sich der Schatten um, nur für einen Moment.
Oliver riss die Augen auf und strauchelte vor Überraschung. Das nutzte der andere aus und warf mit aller Kraft ein paar aufgetürmte Kisten auf die Straße. Oliver wich im letzten Moment aus, verfolgte mit den Augen den Fall des Holzes und verlor so den Flüchtigen. Keuchend starrte er in die Dunkelheit, die hinter dem Chaos lag.
Tatsächlich stieß Mr Greyshire zu ihm, was bei dem Zickzacklauf wahrlich beeindruckend war. Er stand da, als wäre er nicht durch die halbe Stadt gejagt.
„Wer in aller Welt war das?"
Oliver stierte nach wie vor die Finsternis, seine Miene undurchdringlich.
„Keine Ahnung."

Die beiden kehrten wie nasse Hunde zurück zur Schule. Im Foyer warteten Mrs Springston und der Geschichtslehrer.
In den folgenden zwanzig Minuten versuchte die Englischlehrerin Schwester Judith nachzuahmen und richtig zu toben, doch es gelang ihr nicht wirklich. Viel mehr äußerte sie Sorge um Oliver, erläuterte, was alles hätte passieren können und bestand darauf, ihnen einen Tee zu kochen.
Er hörte kaum zu. Sein Kopf spielte immer wieder diese zwei Sekunden ab, in dem der Schatten sich umgedreht hatte.

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