zwei Seiten
Mai
Ich hatte mich ganz spontan dazu entschieden dieses Lied zu singen. Es war für mich einer der schönsten Lieder von ihnen. Damals als es rauskam konnte ich nichts mit dem Text anfangen, aber mit der Zeit, mit den Erfahrungen verstand ich allmählich das Lied. So unangenehm es auch war, konnte ich den Gedanken an einer gewisse Person nicht verdrängen. Ich ließ jemanden zurück, jemanden der mir sehr wichtig war, aber ich konnte nicht in meiner Heimatstadt bleiben. Wäre ich da geblieben dann hätte es mich aufgefressen.
Wenn man dich ansah als wärst du von einem anderen Stern, dann war es nicht grad berauschend. Gott hab ich alles gemacht um dazu zu gehören, wie ich mich verbogen hatte nur um weiter Dreck fressen zu müssen. Diese eine Person konnte mich nicht retten, ich konnte denjenigen nicht genug lieben damit ich blieb. Ich ging ohne nochmal nach hinten zuschauen, ohne eine weitere Nachricht, alles was ich hatte waren meine Songtexte, meine Gitarre, paar Klamotten und ein bisschen Geld. War es Schicksal oder einfach ein totaler Zufall, dass ich dann grad Rose kennengelernt hatte? Wir teilten in gewisser Weise unseren Schmerz, ich war immer mehr der Typ der innerlich weinte, sie dagegen zeigte ihren Tränen. Wir waren zwei Seiten der selben Medaille, Optimist und der Pessimist. Liebe und Wut. Und ich konnte nicht sagen wie sauer ich auf diese Welt und auf diese Menschen war. Da wo Rose immer ein Licht sah, war für mich ein schwarzes Tuch.
Und ich hatte vor einem Jahr echt Angst um Rose gehabt, all das was passierte war so surreal. Meine Skepsis am Anfang dieser Beziehung war unbegründet gewesen und teils dumm gewesen. Rose sagte immer wieder zu mir, wir sollten nicht zu sehr alles in einer Farbe sehen. Auch auf dieser Party, ich sah sie mitten in dieser Schar von Musiker und für sie war all das zur Normalität geworden. Sie lebte ihr Leben wie sie es wollte, ich wollte immer einen Plan haben, ich hatte ein Ziel und genau den wollte ich erreichen. So sehr mich diese Scheiße auch am Anfang genervt hatte, desto glücklicher war ich neben Andy zu sitzen und Musik zu machen.
„We booked our flight those years ago,
I said, "I love you, " as I left you.
Regrets still haunt my hollow head,
But I promised you I will see you again, again."
Ich bin beendete das Lied und jeder fing an zu klatschen und zu jubeln. Erst nach wenigen Sekunden schaute ich rüber zu Andy. Seine blauen Augen starrten mich an und er schenkte mir ein Lächeln. Plötzlich fühlte ich mich wieder so klein, aber dennoch schenkte ich auch ihm ein Lächeln.
Rose klatschte in die Hände, aber sie sah mich mit einem Blick an, den ich nur zu gut von ihr kannte. Und bevor ich handeln konnte organsierte mir meine beste Freundin ein Akustikgitarre und drückte sie mir in die Hand. „Ich übernehme für Mai grad das sprechen. Ich denke es ist an der Zeit ein eignes Lied von ihr zu hören." Sie gab mir noch ein Kuss auf den Kopf und verschwand wieder in die Arme von Ronnie und ich kramte geistlich durch meine Songs um zu entscheide welchen ich nahm.
Ohne eine Ansprache fing ich mit dem Lied an. Im jetzigen Lied ging es um einen Jungen der alles versuchte um anerkannt zu werden und sich nicht davor scheute die Wahrheit auszusprechen. Im Gegensatz zum Mädchen die sich versteckte und möglichst ihre Träume für sich behielt und den Jungen dafür schätzte was er tat. Diesen Song hatte ich in einer Bar geschrieben, ich saß alleine da, umringt von vielen Gruppen. Jeder so unterschiedlich, manche lauter, manche leiser. Dann bekam ich ein Gespräch mit wie ein Emo Junge sagte er wolle Anwalt werden und seine Freunde ihn ausgelacht hatten. Er hatte erzählt er will was besseres werden als sein scheiß Vater, er will nicht im selben Abgrund gefangen bleiben. Da bemerkte ich ein Mädchen an dem Tisch, sie sah den Jungen mit so verliebten Augen an, dass es schon beinahe weh tat. Es war so offensichtlich gewesen. Da kam mir diese Idee zu dem Text. Meine Texte handelten meist von mir selbst oder von Sachen die ich beobachtet hatte.
Der letzte Ton der Gitarre verklang und es war ein gutes Gefühl, ein schönes Gefühl wenn viele gute Musiker zu dir schauten und für dich klatschten. „Wirklich tolles Lied Mai." Andys Stimme war ganz nah an meinem Ohr und seine Hand ruhte auf meiner Schulter. Ich hatte gar nicht bemerkt das er sich von seinem Stuhl erhoben hatte und zu mir rüber kam. „Danke." „Die anderen fanden es scheinbar auch sehr gut. Lust ein Schnaps zu trinken?" „Dagegen hätte ich jetzt wirklich nichts." Lachend nahm mir der große Mann die Gitarre ab und stellte sie wieder zurück.
Während wir in Richtung der Küche gingen prosteten mir einige zu und ich fand es so herzerwärmend. „Für dich Kleines." Dankend nahm ich das Shotglas entgegen. „Ich gebe zu es war sehr schön mit dir zusammen zu spielen Andy." „Das kann ich nur zurückgeben, aber am besten war dein eigner Song. Du kannst gut mit Worten umgehen, zum Glück hat Rose dir einfach diese Gitarre in die Hand gedrückt." Weil ich keine Lust hatte ständig hochschauen zu müssen, wenn ich mit dem Frontmann sprach, setzte ich mich auf die Küchentheke. „So viel besser. Es ist anstrengend die ganze Zeit hochzuschauen. Was musst du auch so verdammt groß sein?" Andy verstand das es eine rhetorische Frage war. „Warum bist du so klein?" Wir beide fingen an zu lachen und er schenkte uns noch weiteren Alkohol ein.
Er stand mir sehr nah und ich konnte ihn einfach nur mustern. Wie konnte ein Mensch so schön sein? Wenn man ihn lang genug ansah bemerkte man wie verträumt sein Blick eigentlich war, er war nie ganz hier außer wenn er auf der Bühne stand. Wieder drückte er mir mein Glas in die Hand und lehnte sich leicht mit seiner Schulter an meine. Es brauchte wohl keine Worte, nicht zwischen uns.
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