Schwimmen in Magma
Die Fahrt zur Nervermore Academy war dank des grässlichen Wetters und der Dauer schonmal kein Stimmungsaufheller. Die ganze Zeit belästigte die Sonne Wednesday mit ihren hellen Strahlen, die einem die Augen blendeten. All die Versuche diesen Strahlen auszuweichen, waren zum Scheitern verurteilt, so blieb ihr nichts anderes übrig, als sich von diesem aufdringlichen Licht blenden zu lassen.
Die Fahrt verlief bisher ruhig, wenn nur die Sonne ihre bleiche Haut nicht reizen würde. Still sah sie nach vorne, den Blick auf die endlose Straße gerichtet, die mitten im Jenseits verweilte. Sie zählte die Sekunden als Beschäftigung, wie lange sie es aushielt, ohne frische Luft in ihrer Lunge zu existieren und bisher lief es ganz glatt. Als Wednesday schließlich bei 857 Sekunden ankam, nahm sie eine kurze Bewegung war, ein Schatten, der neben ihr vorbeilief.
Verwundert sah sie auf den rechten Platz neben sich und erblickte niemanden geringeren als eiskaltes Händchen, welcher eine schwarze runde Sonnenbrille auf dem rechten Sitzplatz neben ihr herumwirbelte. Leicht verwundert sah Wednesday zu eiskaltes Händchen herunter, der ihr mit Gesten erklärte, dass die Sonnenbrille zum Schutz ihrer Augen da war. Die Bedeutung einer Sonnenbrille kannte sie natürlich und dankbar setzte sie diese auf, aber dennoch war sie wegen seiner Anwesenheit überrascht.
Sie hatte damit gerechnet, dass er bei den anderen bleiben würde, aber da hatte sie sich wohl geirrt.
„Was machst du hier?", fragte die Schwarzhaarige mit einem skeptischen Blick, der aber zunehmend sanfter wurde. Eiskaltes Händchen erklärte ihr mit Bewegungen, dass er sich entschlossen hatte, ihr auch dieses Schuljahr zu folgen, da er ihr Loyalität geschworen hatte. Außerdem wollte er sie einfach nicht nach den Ereignissen vom letzten Schuljahr alleine gehen lassen, er wollte ihr beschützendes Händchen sein.
Als Wednesday seine Antwort entzifferte, konnte sie sich ein ganz kleines Lächeln nicht verkneifen, aber so schnell wie es kam, war es wieder fort. „Seit wann bist du schon in unserem Wagen?", fragte Wednesday ihn, da sie ihn zuvor gar nicht wahrgenommen hatte. Er hätte ihr schon vorher ein Signal geben können, dass er ein Mitreisender war.
Er jedoch erklärte ihr, dass er kurz vor ihr in den Kofferraum geklettert war, um dort in ihrem Gepäck ihre Sonnenbrille für sie rauszuräumen. Er hatte sich erst gemeldet, als er ihre Sonnenbrille für sie zur Verfügung hatte. Verständnisvoll nickte Wednesday auf seine Antwort and genoss die dunklere Atmosphäre, die sie dank der Sonnenbrille erhielt.
Diese verbannte die elendigen Strahlen der Sonne in einen stickigen Keller, bis sie die Brille wieder abnehmen würde und wieder Opfer der wichtigtuerischen Sonne wurde. So verlief die Fahrt ruhig wie im Grab eines Toten und doch so angespannt wie eine Geiselnahme in einer Bank.
Je länger sie unterwegs waren, desto näher kamen sie der Nevermore Academy, in welcher letztes Schuljahr die Direktorin Miss Weems fast tötlich verunglückt war. Sie befand sich schon seit Wochen in einer Art Koma und es gab keine Anzeichen, wann, beziehungsweise ob sie aus diesem erwachen würde, sie war tragischerweise außer Gefecht. In Gedanken versunken, dachte sie nach, ob sie die Direktorin vor diesem Zustand hätte bewahren können, aber ihre Antwort fiel immer wieder auf ein „Nein".
Sie hatte selbstständig beschlossen, an diesem Krieg teilzunehmen und wie ein echter Soldat ihr Leben zu gegeben. Wednesday traf deswegen keine Schuld bezüglich der Situation, in der sie sich befand. Die alleinige Schuld teilten sich Tyler Galpin und Marilyn Thornhill. Dennoch betrübte der Gedanke an Larissa Weems sie, immerhin war sie die Direktorin der Nevermore Academy. Wer oder was würde ihren Platz einnehmen?
In Gedanken versunken, wurde die restliche Fahrzeit für Wednesday in Kürze beendet. Als Lurch schon durch den Wald zur Nevermore Academy fuhr, verdrängte sie die ganzen verschiedenen inneren Stimmen, die versuchten, alles bis ins kleinste Detail zu analysieren. Erst jetzt sah sie durch die hinteren Fenster und erblickte den riesigen Tatort des letzten Schuljahres. Mit einem kalten Blick begutachtete sie die ganzen Bäume, aber statt die schöne Natur zu bewundern, sah sie nur den Tod.
Sie sah, wie Eugene von Tylers zweiter Gestalt so verunstaltet wurde, dass er genau so wie Weems in ein Koma versetzt wurde, für die Chance auf ein lebendiges Erwachen. Sie sah auch den Tod von Rowan, der von dem Hyde Monster Tyler ebenfalls zerfetzt wurde, bei dem Versuch, ihr mit seiner Telekinese die Luft solange abzuschneiden, bis sie wie ein lebloses etwas schließlich auf den Boden fallen würde. Sein Versuch kostete ihn das Leben sehr ärgerlich.
Doch dieser Wald barg noch mehr Tode, die mindestens zwei gewisse Personen gründlich geplant hatten. Zumindest hatte Eugene es geschafft, lebendig wieder zu erwachen, wenn er es konnte, bestand für Weems ebenfalls eine geringe Hoffnung.
Mit etwas besseren Gedanken sah Wednesday schließlich das Tor der Nevermore Academy, sie war nun angekommen und schon fuhren sie durch den prächtigen Eingang ins Innere. Dort sah sie immer noch im Inneren des schwarzen Wagens sitzend, lauter Schüler mit ihren Eltern herumtrubeln. Sie alle liefen in verschiedene Richtungen mit teilweise orientierungslosen Blicken, der Anblick war schon amüsant.
Lurch brauchte etwas, bis er einen freien Parkplatz entdeckte, bei den Unmengen an Autos, die überall im Weg standen. Als er einen fand, stieg er aus, um Wednesday die Tür zu öffnen. Diese stieg aus dem Wagen, gefolgt von eiskaltes Händchen und atmete als aller erstes die Campusluft ein, welche genau so rein war, wie an ihrem ersten Schultag. Nur war es nicht so ruhig, da diesmal alle Schüler ungefähr zur gleichen Zeit eintrafen.
Wednesday sah sich gleich mal mit einem 360 Grad Blick ihre Umgebung an, lauter Kreaturen schlenderten zwar durch die Gegend, aber sie konnte niemanden, den sie letztes Schuljahr kennengelernt hatte, in ihrer Umgebung erkennen. Sie war buchstäblich von fremden Lauten umzingelt, die sie laut ihres Plans aber noch kennenlernen würde, um so ihren Stalker ertappen zu können.
Wenn sie diesen zwischen den ganzen Schülern nicht erkennen könnte, müsste sie wohl auch noch Jerichos Einwohner genauer unter ihre Lupe nehmen. Dabei hatte es Wednesday nicht so mit neuen Bekanntschaften zu schließen, sie blieb lieber alleine, statt sich mit anstrengenden Zeitgenossen herumzuschlagen, aber wenn sie Gewissheit haben wollte, musste sie lernen, wie man in Magma schwamm.
Hallo, hier meldet sich mal die Autorin xD
Ich würde mich riesig über Kommentare und Herzchen freuen, damit meine Motivation wie bei den anderen langfristig bestehen bleibt. :)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro