Hyde
Das blendende Licht wurde bei Xavier endlich auf die Seite gehalten wodurch er besser sehen konnte. Tatsächlich konnte er seinen Augen zu erst nicht trauen, denn in der Höhle befand sich niemand geringeres als der Sheriff Sohn Tyler Galpin der sich letztes Semester als der Hyde entpuppt hatte. Xavier war froh darüber das der wahre Schuldige gefunden wurde um endlich seine Unschuld bezeugen zu können. Monate lang wurde er von Wednesday für den Täter gehalten und das war nicht gerade eine schöne Erfahrung. Er saß sogar für eine Weile unschuldig im Gefängnis, genau die gleiche Erfahrung musste Wednesday nun machen. Am liebsten würde Xavier sie aus den Händen der Justiz befreien, doch hatte er keinen Plan wie er das anstellen sollte. Vielleicht hätte er es mit der Hilfe von Eiskaltes Händchen geschafft, doch war er gerade nicht in der Nähe.
Nur Tyler saß auf dem Boden und starrte zu Xavier hinüber, er hatte wohl auch keine Ahnung was er zu dieser Situation sagen sollte. Da die Stille langsam recht unangenehm wurde und Xavier eine Menge an Fragen hatte übernahm er den ersten Schritt. „Was machst du denn hier? Ich dachte das du von der Polizei geflohen wärst und jetzt sitzt du in dieser Höhle angekettet vor mir. Ich dachte das die Sache mit dem Wolf verwirrend wäre aber das ist das nächste Level."
Gelangweilt hörte der Sheriff Sohn ihm zu und servierte ihm sofort seine kalte Kost als Antwort. „ Ja, ich wurde überrumpelt und jetzt will man mich hier für eine unbestimmte Zeit loswerden. Nichts neues." Xavier erhob eine Augenbraue in die Höhe und sah sich etwas genauer in der überdachten Höhle um. Um Tyler herum lagen mehrere Kühltruhen sowie eine Decke die zerknittert in einer Ecke liegt. Eine Kette an seinem linken Bein sorgte das er sich etwas bewegen konnte, aber nicht die Höhle verlassen kann, dafür ist sie zu kurz. „Wer hat dich hier her gesperrt?" Xaviers neugierige Frage war einfach und präzise und doch sollte sie nicht die gewünschte Antwort erhalten.
„Warum sollte ich dir das denn erzählen? Es geht dir einen Scheiß an." Trotz dieser lustlosen Antwort schlich sich ein Lächeln auf Xaviers Lippen, denn er hatte einen Plan wie sein Gegenüber ihm mehr erzählen würde.
„Vielleicht geht es mir einen Scheiß an, aber ich kann dir helfen aus dieser Höhle zu entkommen, dafür verlange ich nur ein paar Antworten und ein Versprechen das du deine Hyde Seite im Schach behälst. Du hast schon für genug trauernde Menschen gesorgt." Nachdenklich sah Tyler zu Xavier hinüber und aufeinmal erschien ein gewisses Interesse in seinen Augen zu erleuchten. „Warum sollte ich dir vertrauen?" fragte Tyler vorsichtig doch er war sich unsicher ob er es auch wirklich könnte. „Vielleicht solltest du es nicht aber ich bin deine einzigste Chance aus diesem Steingefängnis zu entkommen, bevor deine Leute dich irgendwann nach ihren Launen wieder haben wollen." „Diese Tatsache mag vielleicht stimmen aber ich bin ein Hyde man kann mir nicht vertrauen. Wie du sagtest habe ich schon für genug Kummer gesorgt, vielleicht gehöre ich hier her." Nach Tylers Antwort legten die beiden eine kurze Schweigepause ein den sie wussten beide das in seiner Antwort ein Körnchen Wahrheit steckte. Es war aber nur ein Körnchen.
„Es mag zwar sein das der Hyde in dir unberechenbar ist und ein richtiges Arschloch, aber das heißt nicht das die Menschenseite in dir die Gefangenschaft verdient hätte. Ich meine das du die Morde nicht freiwillig begangen hast, es war wegen Laurel aber sie ist nicht hier und kann deinem Hyde sozusagen nichts unrechtes befehlen. Und da ich anscheinend gerade mit dem echten Tyler rede bist du noch lange nicht verloren. Du kannst gutes tun wenn du an dich glaubst." Wieder kehrte eine Stille zwischen den beiden Teenagern ein, doch dieses Mal war die Stille anders. Sie fühlte sich für die beiden beinahe gut an und brachte bei dem gefangenen Jungen sogar ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. Es war schwach, aber es war dennoch da. „Also bist du bereit unsere Freundin Wednesday zu retten?" Xaviers Frage erklang auffordernd und Tyler hatte gerade nur eine richtige Antwort zu vergeben.
„Nein" erkam es aus seinem Mund und trotzdem behilt er sein Lächeln. Xavier verwirrte diese Antwort, da er echt all seine Hoffnungen auf diesen Jungen gesetzt hatte, aber Tyler war noch nicht fertig. „Ich werde nicht nur Wednesday retten, da ich auch weiß wie man deine ehemalige Direktorin aus ihrem Koma befreien kann." Sprachlos mit einem leicht geöffneten Mund starrte Xavier Tyler entgegen, er hatte damit nicht gerechnet und das sah man ihm auch deutlich an. Doch war diese Neuigkeit bei Xavier ein kleiner Grund des Zweifels. Es war kein einziges Gegenmittel bekannt und ausgerechnet Tyler wüsste wie man eine Nachtschattenvergiftung heilen könnte? Das war vielleicht zu schön um wahr zu sein und doch gab es etwas in ihm das ihm regelrecht drängte Tyler zu vertrauen. Vielleicht hatte es etwas mit ihrer Verbindung zu tun, da Xavier andauernd seine andere Seite im Kopf hatte. Irgendwie waren die beide miteinander verbunden, doch wusste er bisher nicht warum. „Wenn du es weißt dann erzähl mir jedes kleinste Detail wie wir Ms Weems zurückbekommen können!" Entschlossen starrten sie sich beide entgegen und Tyler gewährte ihm erstmal sein Vertrauen.
„Ich kann es dir nicht erzählen, denn mir wurde es untersagt. Laurel ist zwar nicht vor Ort, aber ihre Stimme ist noch in meinem Kopf. Ich versuche sie loszuwerden indem ich mich in meinem Inneren dem Hyde stelle, doch diese Seite in mir ist stärker und hinterhältiger. Bei jedem Versuch die Bestie in mir zu besiegen scheitere ich. Der Hyde will die allmächtige oberhand gewinnen aber solange wie möglich versuche ich dies zu verhindern. Ich kann ihn zwar nicht aus meinem Körper verbannen, aber hoffentlich noch eine gewisse Zeit lang zurückhalten. Bitte versteh das." Xavier überlegte, er konnte sich etwas in seine Lage hineinversetzen aber was sollte es bringen, wenn er ihm nichts erzählen würde? Er müsste die Informationen erfahren, so wie das verborgene Puzzlestück. Ohne weiteres Wissen könnte er alles riskieren, da Tyler selbst bestätigte, dass der Hyde in ihm eine tickende Zeitbombe ist.
Was wäre wenn er Tyler ohne weiteres Vertrauen würde aber der Hyde spontan beschloss auszubrechen? Wie könnte er alleine ohne Mittel seine Freundin, wie seine ehemalige Direktorin retten? Die Aussicht auf einer erfolgreichen Rettungsmission setzte bei diesem Punkt drastisch ab, es war einfach zu riskant. Es gab nur einen Weg zum garantierten Erfolg, Tyler müsste gegen seine Monsterseite gewinnen. Der Hyde muss sterben!
„Tyler wie stellst du es an, wenn du den Hyde in dir für allemal besiegen willst?" Xaviers Frage kam knapp und direkt nach seiner kurzen Grübelpause, er sah den angeketteten Jungen emotionslos in die Augen. Zeit für jegliche Emotionen verblieben ihm nicht, er fixierte sich alleine auf die Fakten. „Ich rufe ihn. Es ist kompliziert es zu erklären, aber danach treffen wir uns in meinem Verstand. Ich verfalle äußerlich in einer Art Starre und kämpfe mit ihm bis zur letzten Seele. Bis jetzt hat es noch keiner geschafft, er ist zwar stark und schnell aber wir existieren schließlich beide noch. Ich greife ihn immer eher defensiv an, während er es hinterhältig angeht. Während des Kampfes nimmt er automatisch meine Gestalt an, das wäre wohl ein Grund weshalb ich von ihm noch nicht zerfetzt wurde. Es ist ein Ausgleich der Stärke, aber trotzdem ist er stärker. Diese bestimmte Wut die von ihm ausgeht gibt ihm die Kraft. Es ist so, als ob er in mir seine Schwäche sieht und deswegen mich vernichten will. Er verachtet die Menschlichkeit."
Tyler überlegte nach seiner Erklärung kurz aber schwieg. Er hatte alles nennenswerte genannt und sah seinem Gegenüber in die Augen. Xavier versuchte Tylers Worte zu analysieren, er musste ein Schlupfloch finden um einen Alptraum zu stoppen. Diese geistige Arbeit brauchte kurz Zeit, aber er bemerkte Tylers stechenden Blick. Er sah schmerzhaft aus aber passende Worte wusste er nicht, er wusste auch nicht den passenden Grund. War es wegen dem Hyde der ihn vernichten will, fürchtet er sich? Das wäre wohl simpel der Umstände entsprechend, doch sprach er es nicht an, er blieb an den Fakten hängen. Er wusste nun das Tyler gewissermaßen im gleichen Rang mit dem Hyde kämpfte, doch hatte dieser einen gewissen Bonus den Tyler fehlte. Was wäre wenn Tyler ebenfalls einen bekommen würde?
Xavier wusste das er mit dem Hyde verbunden war, könnte er diesen auch erreichen? Wenn ja wäre es vielleicht möglich dem Hyde bei ihrem entscheiden Kampf die Fassung zu berauben. Xavier könnte dafür sorgen, daß Tyler eine freie Bahn hätte auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist. Der entscheidende Punkt wäre für Tyler schließlich seinem innerlichen Gegner das Herz aus der Brust zu reißen. Der Punkt lag auch an der Tatsache, daß er sich so selbst für ein Stück vernichten würde. Ein Teil würde von ihm sterben, auch wenn es ein äußerst übler Teil ist. Würde er es wirklich opfern? Nach seiner Überlegung erinnerte sich Xavier wieder an Tylers Blick der ihn immernoch nachging. Mittlerweile hatte Tyler ihn von Xavier abgelassen, doch wurde er nicht vergessen. Dieser Blick bestätigte vielleicht auch seine Furcht das Tyler nicht so stark sein könnte. Er legte sich zwar mit dem Hyde an, aber wie er meinte hatte bisher noch niemand von den beiden gewonnen.
Was ist wenn es in Wahrheit von ihnen beabsichtigt war? Der Kampf würde jahrelang weiter gehen aber niemand würde sterben, da sie in Wahrheit einander bräuchten. Niemand war ohne den anderen vollendet. Die sogenannte Schwäche traff auf die sogenannte Stärke. Diese Erkenntnis ging Xavier trocken die Kehle runter, vielleicht auch ein Zeichen seines verfluchten durstes. Wieder traffen sich die Blicke der beiden Jugendlichen, keiner sprach ein einziges Wort, sie sahen sich direkt in die jeweilige Seele.
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