21 | The world outside is burning with a brand new light
Marlon spürte, wie sich ein großer Körper neben ihn in den Sand legte. Er nahm das unmissverständliche Aroma von Whiskey wahr und rollte mit den Augen. Nicht einmal allein betrinken konnte man sich.
Lange Finger tasteten nach Marlons Hand und als sie sie fanden, riss Marlon seine Hand weg von ihnen. Er war zu müde und zu betrunken, um aufzustehen, aber er würde nicht zulassen, dass Liam seine Hand hielt. Noch immer starrte er nach oben, sah vereinzelte Sterne zwischen den noch hängengebliebenen Sturmwolken und spürte, wie einzelne Tränen seine Wangen hinabliefen. Er konnte nichts dagegen tun und hoffte inständig, dass sowohl er selbst als auch Liam sich morgen an nichts erinnern würden.
„Ich kann dich nicht vergessen", wisperte Liam heiser und Marlon kniff seine Augen zusammen. „Ich hab es versucht, aber es geht nicht."
Marlon setzte sich auf und strich sich trotzig mit dem Handrücken über sein Gesicht.
„Dann streng dich mehr an", knurrte er und versuchte, aufzustehen. Liams Hand packte seine und zog ihn wieder in den Sand.
„Lass mich los", lallte Marlon, seine Stimme belegt von Tränen, doch Liam zog ihn an sich und schlang seine Arme um seine Taille.
„Nein", presste Liam hervor und Marlon stockte. Weinte er etwa auch? Das war lächerlich. „Ich kann dich nicht loslassen, Marlon. Ich weiß, du hasst mich. Du hast allen Grund dazu."
Marlon lachte emotionslos auf, doch sein Körper wehrte sich nur halbherzig gegen Liams Arme um sich. Es fühlte sich zu gut an, zu richtig, obwohl sein benebelter Kopf nach Flucht schrie.
„Ich laufe weg", schluchzte Liam. „So war es schon immer. Sobald ich mich zu.. verbunden fühle, zu wohl.. laufe ich weg."
Marlon schniefte und versuchte erneut, sich von dem großen, betrunkenen Mann wegzudrücken, doch dieser hielt ihn weiterhin fest umschlungen. „Soll das jetzt eine Art Kompliment sein?", schlurrte Marlons Stimme. „Na vielen Dank auch."
„Ich weiß doch selbst nicht, was du mit mir machst", fuhr Liam unbeirrt fort, der Alkohol machte ihn offenbar redselig. „Es fühlte sich vom ersten Moment so.. richtig an. Wie wenn man ein Haus betritt und sofort weiß, dass es dein Zuhause ist. Ich kenne dieses Gefühl nicht, aber bei dir hatte ich das."
Marlon saß nur stumm da und ließ Liams Rede über sich ergehen. Dass er die gleichen Erfahrungen berichtete, die auch Marlon selbst gemacht hatte, wunderte ihn dabei kein bisschen. Wenn es um Liam ging, wunderte Marlon sich schon lange nicht mehr.
„Und nein, nicht nur im Bett, wenn du das jetzt denkst", sprach Liam exakt Marlons nächsten Gedanken aus. „Schon als wir auf deinem Sofa saßen und Pizza aßen, hatte ich das. Und da wusste ich, ich sollte mich von dir fernhalten, dich in Ruhe lassen. Doch dann belog ich mich selbst. Dachte mir, nur dieses eine Mal und dann ist das Gefühl auch wieder weg."
Marlon schnaubte leise.
„Ist das bei den anderen auch immer so, ja?", fragte er sarkastisch.
Liams Hand legte sich vorsichtig an Marlons Wange und er flüsterte: „Ich kann verstehen, dass du das denkst, aber so bin ich nicht. Die Phase der schnellen Abenteuer liegt schon lange hinter mir, Marlon. Glaube mir, du warst der Erste seit Langem."
„Wow", machte Marlon trocken. „Mit Komplimenten hast du es es heute ja."
Bevor Liam reagieren konnte, riss er sich selbst ruckartig nach oben und taumelte kurz.
„Wo wir schon bei Erklärungen sind", murmelte Marlon. „Ich hab auch eine für dich, Arschloch. Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick und bei dir hatte ich diesen Scheiß. Zweimal. Und du?" Marlon lachte auf. „Du brichst mir das fucking Herz. Zweimal. Und jetzt liegst du vor meiner Terrasse und heulst und sagst mir, dass du mich nicht vergessen kannst? Dann weißt du ja jetzt, wie es mir geht. Ich hab einen Tipp für dich: Hör auf, mir ständig zu begegnen, denn es wird kein drittes Mal geben."
Tollpatschig tapste Marlon die Düne nach oben zu seiner Terrasse und zog die Tür schwungvoll hinter sich zu.
*~*~*
Es war unerträglich heiß, als Marlon am nächsten Morgen erwachte. Er ächzte leise, als er sich im Bett herumwälzte und unerwartet gegen einen Widerstand stieß. Schlaftrunken öffnete er ein Auge, schloss es jedoch sofort wieder stöhnend, denn das grelle Sonnenlicht bohrte sich mit einem messerscharfen Schmerz direkt in sein Gehirn. Wer zur Hölle hatte das Licht so hell gemacht?
Behutsam legte Marlon seine Hand über seine Augen und öffnete diese langsam ein zweites Mal. Der Schmerz war immer noch da, aber nicht mehr so stechend wie gerade eben noch. Vorsichtig klappte er die Hand etwas nach vorn, wie ein Indianer, der seine Sicht vor den störenden Sonnenstrahlen schützt. Neben ihm auf dem Bett lag eine große Gestalt und an den dunklen, zerzausten Haaren erkannte er sofort, um wen es sich handelte.
Marlon starrte entsetzt auf den wuscheligen Hinterkopf und wühlte verzweifelt in seinen Erinnerungen nach einem Hinweis, wie Liam hier hereingekommen sein mochte. Marlon erinnerte sich daran, dass er Liam betrunken am Strand vorgefunden hatte, dass sie beide geweint hatten und dass er selbst unfassbar wütend gewesen war. Er war zurück in sein Hotelzimmer gegangen, doch danach? Nichts.
Hatte Liam ihn tatsächlich ein drittes Mal bezirzt? Marlon fühlte kurz in seinen Körper hinein, aber dieser fühlte sich nicht nach.. naja.. Sex an. Die letzten Male nach dem Sex mit Liam hatte Marlon die Auswirkungen am nächsten Morgen deutlich spüren können. Viel wichtiger war jedoch die Frage: Warum war Liam noch hier?
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