17
Kapitel 17
Ich wurde aus unsanft aus meinem Schlaf gerissen. Ehrlich gesagt war es das erste Mal seit ich hier war, dass ich eine Tiefschlafphase gehabt hatte und natürlich jetzt würde ich gestört.
Nachdem ich etwas zu Essen bekommen hatte und Bellamy es irgendwann aufgab, weiteres aus mir herauszuquetschen, hatte ich mich wieder in meiner Ecke auf den Fußboden gelegt und war irgendwann eingeschlafen. Genau dort befand ich mich auch noch, als ich unsanft geweckt wurde.
Eine Hand krallte sich um meinen Arm und ich würde mit einem Ruck hochgezogen, während ich meine Augen in plötzlicher Panik aufriss. Ich wollte schreien, mich wehren. Aber es schien, als wäre mein Gehirn noch in Tiefschlaf und so wurde ich auf die Beine gezogen wie eine Stoffpuppe. Eine plötzliche Bewegung schreckte mich aus meiner Benommenheit, doch es war bereits zu spät um auszuweichen, weshalb mich die Faust mit voller Wucht an der Schläfe trat. Sofort schien mich die Ohnmacht zu übermannen, aber sie hielt nur einen kurzen Moment an und so bekam ich nicht mit, wie mich jemand über seine Schulter warf und mich mit sich nahm.
Mein Kopf baumelte von einer Seite zur anderen und ich nahm nur hell und dunkel wahr, meine Augen könnten nichts fokussieren und alles war nur eine sich bewegende Masse. Mir würde übel, ich wollte kotzen.
Wahrscheinlich waren es nur wenige Minuten, die ich auf der Schulter verbrachte, doch es fühlte sich an, als wäre es ein ganzes Leben. Alles schaukelte, es gab keine feste Konturen. Der Schmerz zerfraß mein Gehirn und drohte mich immer wieder in die Ohnmacht zu stoßen, doch ich behielt die Besinnung.
Dann plötzlich wurde es hell. Sehr hell. Ich presste meine Augen fest zusammen, doch sie brannten von dem plötzlichen Licht und der Schmerz pulsierte umso mehr durch meinen Körper.
Ich hörte Stimmen, Geräusche, Gejohle und alles war nur eine Masse aus Licht, Schmerz, Bewegung und Lärm. Ich wollte in diesem Moment einfach nur tot sein, ich ertrug es nicht. Und dann nahm alles ein plötzliches Ende, als ich von der Schulter herunter glitt und auf dem Boden aufschlug. Für diesen Moment war alles verschwunden und ich fühlte der Ohnmacht entgegen, wollte ich ihr aufgehen, doch ich wurde gepackt und von meiner Erlösung weg gerissen.
Meine Augen schlugen auf und ich fragte mich das erste Mal, was hier eigentlich geschah. Mein Blick wurde klarer, das Licht brannte nicht mehr und die Geräusche wurden eindeutiger. Aufgeregte Stimmen kamen von allen Richtungen, sie johlten und feuerten jemanden an. Was tat ich hier?
Ich fokussierte das Gesicht, dass mich erbost anstarrte und erst jetzt erkannte ich, dass es sich um Murphy handelte. Sein Gesicht war zu einer hasserfüllten Grimasse verzogen, doch ich war zu überfordert mit der Situation um irgendwas dem ganzen abzuverlangen. Er ließ mich auf den Boden fallen, baute sich bedrohlich vor mir auf, während ich mich umschaute.
Überall waren Menschen. Himmelsmenschen. Sie schrieen und jubelten, rissen die Hände in die Luft. Es war Tag, die Sonne schickte ihre warme Strahlen herab und wärmte meine Haut. Die Luft war klar und fühlte sich seltsam weich in meiner Lunge an, die abgestandene Luft in meinem Gefängnis hatte mich müde gemacht.
"Gestern war ich nicht darauf vorbereitet gewesen, während du mich aus dem Hinterhalt angegriffen hast und fast abgestochen hättest! Das war das dritte Mal, dass du zu weit gegangen bist und jetzt wirst du dafür bezahlen! Niemand legt sich mit mir an, schon gar nicht ein Mädchen", sagte er und wurde immer lauter, bis er brüllte. Die Himmelsmenschen hatten uns umringt und brüllten anfeuernd zurück. Aber sie feuert nicht mich an, sondern ihn. Sie wollten, dass er mir weh tat. Der Kreis wurde enger und schien undurchdringbar, wie ein Gefängnis aus menschlichen Körpern.
Noch immer angeschlagen von dem Schlag auf dem Kopf, stand ich auf, auch wenn ich taumelte und fast zurück zum Boden segelte. Das seltsame war, dass ich Murphy gegenüber keine Angst verspürte. Ich war eher wütend, wie er mich behandelte und nun auf einmal öffentlichen Prozess machen wollte. Er konnte nur verlieren, wusste er das nicht? Andererseits war ich in keiner guten Verfassung... Er konnte doch unmöglich eine Chance haben, oder?
"Ohne Waffen. Ohne jemanden, der dir den Arsch rettet. Nur wir beide im Ring", sagte er und die anderen grölten zustimmend. Das könnte mich sein Ernst sein.
"Wo ist Bellamy?", fragte ich und blickte durch die Reihen, doch ich konnte seine große Statur und die schwarzen Locken nicht erblicken.
"Bellamy und seine Pistole sind nicht da um dir zu helfen. Wir klären das hier und jetzt..."
Ich stöhnte, drückte meine Hand gegen den Kopf. Er ging mir unfassbar auf die Nerven, wie er hier herum brüllte und sich wichtig fühlte. Ich war jahrelang ausgebildet worden, Menschen wie ihn zu töten.
"Das ist verrückt", murmelte ich und er grinste nur boshaft.
Dann macht er den ersten Schritt.
Ich duckte mich unter seinem Schlag weg und war im ersten Moment überrascht, wie viel Kraft er herein streckte. Ein Schlag würde mir zusetzen, das wusste ich. Ich war unterernährt und würde heute nicht viel aushalten, besonders wo Ohnmacht und Schlaf noch nicht so lange zurück lagen.
Ich huschte an ihm vorbei und als er mit dem Rücken zu mir stand, rammte ich ihm meinen Ellbogen zwischen die Schulterblätter. Er keuchte, drehte sich aber viel zu schnell für mich um und schlang seine Arme um meine Hüfte. Und schon segelten wir zu Boden. Ich riss an seinen Haaren, schlug ihm in die Seite, doch er war über mir und daran konnte ich nichts ändern. Er setzte sich auf und gewann somit die Oberhand. Und natürlich war er zu schwer, als dass ich ihn einfach hätte von mir stoßen können. Dies war der Moment, wo ich das erste Mal darüber nach dachte, was passierte, wenn ich verlor. War ihm ein gewonnener Kampf genug Rache oder würde er mir weh tuen wollen?
Als er sich aufgerichtet und mich zwischen seinen Beinen fixiert hatte, zögerte er nicht lange und ließ die erste Faust auf mich nieder krachen. Ich riss die Arme noch rechtzeitig hoch und konnte den Schlag abwehren, doch er ließ bereits die andere Faust nieder donnern und sie traf mich auf der linken Gesichtsseite. Mein Kopf flog herum, alles wurde schwarz und mir tanzten Sterne vor den Augen, während der Schmerz in meinem Kopf explodierte. Die nächste Faust traf mich am Kinn und ich spürte, wie meine Lippe aufplatzte und Blut über meine verdreckte Haut spritzte. Ich keuchte, stöhnte vor Schmerz und japste nach Luft.
Seine Faust traf mich urplötzlich in der Seite und presste all die Luft aus meinen Lungen. Ich verdrehte die Augen, überall und alles war Schmerz. Es existierte nichts anderes. Mir war klar, dass ich ihm restlos ausgeliefert war. Und ein weiterer Schlag würde mich besiegen.
"Was ist hier los?!", brüllte eine Stimme über den Lärm, doch Murphy schaute nicht einmal auf. Während er seine Faust auf mich zu rasen ließ, hielten wir Blickkontakt und ich blickte in seine hasserfüllten Augen.
Ich war mir nicht sicher, wo sie versteckt gewesen wären oder wieso sie jetzt erst heraus kommen, aber sie rettenden mich wahrscheinlich vor meiner gewaltigen Niederlage. Meine Instinkte. Die Instinkte eines Grounders.
Ich riss den Kopf nach rechts und seine Faust traf die Erde und nicht mein Gesicht. Er japste überrascht auf und wollte seinen Arm mit schmerzverzerrtem Gesicht zurückziehen, doch ich klammerte mich um sein Handgelenk, riss die Knie mit einem Ruck hoch und riss ihn über mich, so dass er mit einer Rolle über meinen Kopf flog.
Ich stand auf, schwankte und wischte mir das Blut aus dem Gesicht, während Murphy noch am Boden lag.
"Komm schon! Steh auf, du Schwächling", schrie ich ihn an und brüllte all die Wut heraus, die ich in mir aufgestaut hatte. Über Murphy, über mein Dasein als Gefangene, über Ava, über Kenryn, über meine Mutter. All diese Wut platzte aus mir heraus.
Bevor aufstehen konnte, sprang ich auf ihn, drückte ihn auf den Boden und ließ meine Faust auf ihn nieder krachen. Ich wusste nicht was ich traf, denn ich schaute nicht hin. Meine Tränen trübten meinen Blick, doch er schrie und ich spürte das warme Blut an meinen Händen. Dreimal traf ich, dann riss er mich von sich runter und sprang schnell wieder auf die Beine. Auch ich stand auf und mit erhobenen Fäusten standen wir uns gegenüber. Ich machte den ersten Schritt und traf ihn wieder im Gesicht, er packte mich an der Hüfte und warf mich vorwärts. Ich kam mit der Hüfte zurück auf dem Boden an und stöhnte vor Schmerz, doch es war mir alles egal. Ich wollte nur all diese Wut rauslassen. Irgendwie kam ich zurück auf die Füße und blickte in sein zerstörtes Gesicht, wobei ich wahrscheinlich nicht anders aussah. Ich brüllte wieder, rannte auf ihn zu und er brüllte zurück.
Es war, als würde Nayara in meinem Kopf erscheinen und mir all die Übungen vom Nahkampftraining erneut einflößen. Ich wich seinem ersten Schlag aus, erzielte einen Treffer in seiner Flanke, trat gegen sein Knie und er sackte zusammen. Er hockte vor mir auf Knien und ich legte meine Hände hinter seinen Hinterkopf, faltete sie zusammen und presste seinen Kopf mit einem Ruck nach unten, wobei ich mein Knie hochriss. Er schrie und dann fiel er um wie ein nasser Sack.
Mein Herz raste.
Adrenalin tobte durch meinen Körper.
Ich bestand nur aus Schmerz.
Und ich hatte gewonnen.
Langsam drehte ich mich um, alle schwiegen und starrten mich an. In der ersten Reihe stand Bellamy und starrte mich an. Er sah mich aber nicht auf dem selben Weg wie zuvor an. Er blickte, als wäre ich ein Tier. Ein Monster. Und ich sah Faszination.
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Wow, ich bin wirklich geflasht! Ich habe diese Geschichte vor 27 Tagen hochgeladen und wir haben bereits die 1 Tsd Views erreicht! Tausend Dank, ich bin so unfassbar glücklich!
Danke für eure Votes, Kommentare und Treue <3
Welches Pairing ist für euch unvorstellbar?
Habt noch nen schönen Tag :)
-I
[Das Bild zeigt mal wieder Mofi :D]
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