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Kapitel 16
Er senkte die Waffe und schien mich mit völlig neuen Augen zu betrachten. Ich hob stolz den Kopf und starrte zurück, während Murphy fluchend in der Ecke saß. Auch er schien verwundert, jedoch minderte das nicht gerade den Zorn gegen mich. Er hatte selber Schuld, wieso hatte er sich auch versucht zu wehren? Ich zog es in Anbetracht das Messer wieder aufzuheben, doch Bellamy hielt noch immer die Waffe in der Hand und machte mir damit mehr Angst, als ich es zugeben wollte.
Wir lieferten uns ein Starrduel und am Ende musste ich mich gezwungen sehen, wegzuschauen. Daran war aber eigentlich Murphy Schuld, da er plötzlich fluchend auf mich zukam und sich anscheinend erneut mit mir anlegen wollte.
"Du verstehst uns also? Dann ist das hier eine Kampfansage! Du gegen mich", sagte er und blickte dabei so unfassbar wütend, dass es schon wieder lächerlich war. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und dass schien ihn nur umso mehr aufzuregen.
"Das wirst du noch bereuen!"
Dann kam er mit geballten Fäusten auf mich zu und fast automatisch trat ich in eine abwehrende Haltung um seinen ersten Schlag abzufangen. Doch Bellamy machte uns einen Strich durch die Rechnung und hob die Waffe erneut auf Kopfhöhe. Diesmal zeigte das schwarze Loch jedoch nicht auf meinen Kopf.
"Was soll das? Sie hat mich versucht umzulegen! Du hast das auch noch alles geplant", schnaubte Murphy.
"Wir wissen nicht, ob sie der Feind ist. Und vorher wird sie nicht angerührt, schon gar nicht von dir", antwortete der Andere seelenruhig und ich funkelte ihn neugierig an. Ich war noch nie in Schutz genommen worden, schon gar nicht in einer derartigen Situation. Dieser Mann richtete seine Waffe auf einen seiner eigenen Leute. Was sagte das über ihn aus? Ich wusste es nicht.
Murphy warf Bellamy tödliche Blicke zu und entfernte sich langsam von mir, die Hände waren noch immer zu Fäusten geballt.
"Das wirst du noch bereuen...", war das Einzige, dass er noch von sich gab, bevor er durch die Luke den Raum verließ. Erst jetzt kam auch Kiel und auch er trug einige Seile bei sich. Äußerst verwirrt blickte der Junge auf die Situation und warf seinem Anführer Blicke zu, die um eine Erklärung baten. Doch er tat ihm nicht den Gefallen, sondern kam einen Schritt auf mich zu. Aus Reflex wich ich zurück, trotzdem hatte ich die Schultern gestrafft und den Kopf stolz erhoben. Ich war hungrig und durstig und nicht sicher, ob ich auf das gewappnet war, was jetzt kommen würde.
Auf ein Zeichen hin schloss Kiel die Luke ab und wir waren zu dritt eingeschlossen. Ich schluckte, drehte mich um und setzte mich zurück auf die Truhe. Da wo meine Befreiungsaktion angefangen hatte, gut, viel weiter als hier war ich auch nicht gekommen. Stattdessen wollte Murphy mich bluten sehen und es war nun offiziell, dass ich englisch sprach. Eigentlich hatte sich die ganze Situation verschlimmert und nicht verbessert.
Fast frustriert ließ ich mich auf der Truhe nieder und mied den Blick der anderen beiden. Mittlerweile stellte sich Kiel neben Bellamy und lehnte sich leicht zu ihm rüber, als müsste er ihm ein Geheimnis anvertrauen.
"Habe ich was verpasst?", fragte er leise.
"Sieht aus, als hätte sie uns etwas verschwiegen. Im wahrsten Sinne des Wortes", antwortete Bellamy in der selben Tonlage und ich spürte seinen Blick auf mir. Kiel antwortete nichts darauf.
Wie zuvor hockte Bellamy sich vor mir hin und ich fühlte mich gezwungen ihm in die Augen zu schauen. Sie waren braun und lieb, auch wenn ich wusste, dass dies nicht zu seinem Charakter passte. Alle hatten Respekt vor ihm, alle folgten ihm. Er konnte boshaft sein, dass hatte ich die letzten Tage gesehen, die ich sie beobachtet hatte. Er hatte das Sagen und das aus gutem Grund. Er scheute sich nicht davor, Entscheidungen zu treffen und vor dieser Seite fürchtete ich mich insgeheim.
"Wird das jetzt ein Verhör?"
Ich hörte den anderen Jungen nach Luft schnappen. Meine Stimme hörte sich seltsam an, nach der Zeit des Schweigens. Sie war rau und brüchig, nicht wie ich sie gerne gehabt hätte. Ich wollte stark klingen. So wie Bellamy.
"Ja, sowas in der Art, denke ich", antwortete er ehrlich. Er klang nicht wütend darüber, dass ich fast Murphy abgestochen hätte oder dass ich versuchte auszubrechen. Er war nicht länger verwundert über meine Englischkenntnisse. Er klang nicht streng, als wäre ich eine Gefangene. In diesem Moment sah ich eine Gemeinsamkeit zwischen uns: Er war neugierig.
"Ihr werdet nichts aus mir heraus bekommen", antwortete ich, während wir Augenkontakt hielten. "Wo wir die Sachen mittlerweile geklärt haben: Ich hab Hunger."
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Ja, ich weiß. Ich bin ein böser Mensch, Blabla, das hatten wir ja alle schon :D
Genießt das Kapitel und danke schon mal für Votes und Kommentare!
Wie habt ihr meine Geschichte gefunden?
Ich bin nach dieser Kreativitätsphase völlig unerwartet ._.
Schläft noch schön, ist ja noch relativ früh bei euch.
-I
[Das Bild zeigt Murphy]
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