𝟽| 𝚈𝚘𝚞 𝚊𝚐𝚊𝚒𝚗
Es war früh am Morgen. Die Sonne hatte sich noch nicht ganz über die Baumwipfel des dichten Waldes von Neverland erhoben, doch Murphy hatte es trotzdem hinaus getrieben. Er war schon früh wach. Der Grund dafür? Er hatte vielleicht endlich einen Hinweis entdeckt. In einem alten Buch, welches er sich ebenfalls bei der Bücherei ausgeliehen hatte, war eine alte Karte von Neverland. Sie zeigte das prächtige Land aus der Vogelperspektive und mitten im Wald war ein rotes Kreuz. Alte Hütte stand da.
Dort soll angeblich die verbitterte alte Frau gelebt haben, der sie den Fluch zu verdanken hatten. Vielleicht war die Hütte noch da. Das würde dem Dunkelhaarigen definitiv ungemein helfen.
Murphy hatte sich also unter dem Vorwand, joggen zu gehen, aus den Haus geschlichen. Zwar hatte seine Mutter ihn ein wenig misstrauisch angesehen, aber ihn dann ohne einen Kommentar gehen lassen. Murphy's Vater schlief noch. So früh kam er nie aus den Bett, was gut war. So musste er nur seiner Mutter erklären, dass er plötzlich unter die Sportlichen gegangen war.
Schnell lief der Schwarzhaarige den Waldweg entlang. Die alte Landkarte hatte er natürlich bei sich und fand mit Hilfe von ihr den Weg. Nach einer Weile stand er tatsächlich vor einer alten Hütte, die ihre besten Jahre definitiv schon hinter sich hatte. Moos wucherte bereits am feuchten Holz. Die Bretter hatten teilweise Löcher oder fehlten ganz.
Vorsichtig trat Murphy näher und ging ins Innere der Hütte. Die Tür war gar nicht vorhanden. Lediglich ein Türrahmen existierte. Im Inneren sah es auch nicht viel besser aus. Staub wo er auch hin sah. Der Dunkelhaarige seufzte leise auf. Wie sollte er in diesem Chaos irgendwas finden?
Ein Vogel, welcher hier drin sein Nest errichtet hatte, flatterte empört auf und suchte das Weite, was Murphy erschrocken zusammen fahren ließ.
"Herrgott im Himmel", brummte er leise und sah sich weiter um. Irgendwas musste er doch finden. Er war nicht umsonst hier her gelaufen. Ganz sicher nicht!
Da entdeckte Murphy ein paar Reagenzgläser, in denen Flüssigkeiten in den seltsamsten Farben schimmerten. Diese Frau muss also wirklich existiert haben.
Vorsichtig nahm er eines der Gläser in die Hand. Die Flüssigkeit darin war gelblich und ein paar Stücke einer Pflanze schwammen darin herum. Murphy konnte allerdings nicht mehr identifizieren, um welche Pflanze es sich da handelte. Er schraubte den Deckel ab und roch daran, verzog allerdings das Gesicht.
Das Zeug roch widerlich! Richtig bitter und abgestanden. Schnell stellte er es wieder ins Regal zurück und setzte seine Suche fort.
"Was machst du denn hier?". Erschrocken fuhr Murphy zusammen und hätte beinahe das kleine Buch in seiner Hand fallen gelassen. War er nun erwischt worden? Durfte er das vielleicht gar nicht und musste nun Strafe bezahlen? Nein, die Stimme klang eher nach jemandem in seinem Alter.
Langsam drehte der Schwarzhaarige sich um und seufzte erleichtert auf.
Der Rotschopf von damals aus dem Café stand nun vor ihm und grinste ihn an.
Langsam trat er zu ihm in die Hütte und sah sich ein bisschen um. Mit gerümpfter Nase blickte er schließlich wieder zu Murphy.
"Was suchst du denn hier?". Neugierig sah er ihn an.
Der Dunkelhaarige warf einen Blick auf das Buch in seiner Hand. Die sieben Kräuter stand dort mit schnörkeliger Schrift geschrieben. Nicht ganz das, was Murphy sich erhofft hatte. Schließlich blickte er aber dem Rothaarigen in die Augen. "Ich suche was". Nicht die beste Antwort, die er je gegeben hatte, aber er wollte einem fremden ganz bestimmt nicht seine Probleme auftischen.
Der Rothaarige zog nur die Augenbrauen nach oben und musste lachen.
"Wow, darauf wäre ich echt nie gekommen", grinste der Junge und legte leicht den Kopf schief.
"Vielleicht willst du mir ja auch verraten was du suchst".
Murphy schluckte und spürte, wie sein Herz schneller schlug. Konnte er diesem Jungen wirklich trauen? Er wusste es nicht, aber er wusste mit Sicherheit, dass er es nie herausfinden wird, wenn er ihm nicht eine Chance gab.
Ergeben seufzte der Schwarzhaarige auf und biss sich auf die Unterlippe. Dann hob er seinen Blick wieder, den er zuvor zu Boden gerichtet hatte.
"Naja, hast du schonmal was von dem Fluch gehört, der hier im Land existiert? Ich...hab nie daran geglaubt, aber mein bester Freund hat vor einer Woche seine große Liebe verloren. Ich habe die Statue mit eigenen Augen gesehen und nun suche ich nach etwas, was eine Lösung sein könnte. Vielleicht etwas, womit ich den Fluch brechen kann".
Der Rothaarige hörte ihm aufmerksam zu und nickte langsam.
"Ja, ich hab tatsächlich schonmal von diesem Fluch gehört, aber ich hab mir nie so richtig Gedanken darum gemacht, da ich nie davon betroffen war und auch keiner meiner Verwandten. Na gut, Freunde hab ich noch nicht wirklich welche. Ich bin ja auch noch nicht so lange hier. Das tut mir echt leid für deinen Kumpel". Lio senkte den Blick und kaute auf seiner Unterlippe herum.
Murphy nickte bloß.
"Wie heißt du eigentlich?", fragte er schließlich. Er wollte ihn nicht als hübscher rothaariger Junge in seinem Kopf abspeichern.
Der Rotschopf grinste nur.
"Ich bin Lio und du?". In den Augen blinzelte etwas auf. Etwas freches und ausgelassenes.
Der Dunkelhaarige lächelte. "Freut mich Lio. Ich bin Murphy", stellte auch er sich vor.
"Gut, dann hätten wir das ja geklärt. Ich denke ich helfe dir jetzt. Vier Augen sehen mehr als zwei", meinte er und trat neben den Schwarzhaarigen. Murphy hielt ihn nicht davon ab. Im Gegenteil. Es kam ihm gerade recht, ein bisschen Unterstützung zu bekommen. Alleine war die Suche doch etwas beschwerlich und schon fast ein bisschen langweilig. So musste Murphy auch keine Selbstgespräche führen und sie kamen schneller voran.
"Danke, das ist lieb von dir", sagte er schließlich doch und dann ging die Suche auch schon los. Sie durchkämmten die ganze Hütte und drehten gefühlt jeden Stein zweimal um. Bis jetzt hatten sie noch nichts hilfreiches gefunden, doch das änderte sich plötzlich, als Lio ein großes Buch aus einem Regal zog.
"Was ist das denn?". Murphy starrte auf das riesige quadratische Buch. Es war mindestens dreimal so groß, wie ein normales Buch. Lio legte es auf den wackeligen Tisch. "Finden wir es raus", gab er bloß zurück.
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