𝟸𝟷| 𝙰𝚋𝚜𝚌𝚑𝚒𝚎𝚍𝚎 𝚏𝚊𝚕𝚕𝚎𝚗 𝚜𝚌𝚑𝚠𝚎𝚛
Murphy wusste, dass dies ein großer Tag werden würde. Gestern Abend hatte er die ganze Zeit mit Kasimir im Baumhaus gesessen. Sie hatten Tränen vergossen. Unzählige Tränen, sich in den Armen gehalten und sich gegenseitig gesagt, dass es okay sei, doch eigentlich war gar nichts okay. Der Dunkelhaarige war hin und her gerissen. Er wusste nicht, was er wollte. Zum einen liebte er Kasimir, aber er liebte auch seine Familie, Freunde und da war dann auch noch Lio. Was würde aus ihnen werden?
Nun war es soweit. Die beiden stapften durch den Wald. Keine Vögel waren zu hören. Es war, als würden sie schweigen. Aus Respekt, da sie wussten, dass es heute keinen Grund gab, fröhlich zu pfeifen.
Tatsächlich war dort dieser Baumstumpf, durch den Murphy zuvor auch hier her gelangt war.
Er hielt sich an Kasimir fest, nahm ihn in die Arme und küsste ihn sanft.
"Ich weiß, dass du dein Leben leben wirst. Auch ohne mich. Du wirst einmal ein super König. Ich werde dich niemals vergessen", flüsterte der Schwarzhaarige und schluckte. Das war der Tag, auf den er schon lange gewartet hatte und nun kam er ihm viel zu schnell.
Die Übelkeit setzte ein. Als nächstes der Schwindel. Es ging los. Murphy wurde aus dieser Welt gezogen. Weg von Kasimir, weg von seiner Liebe.
"Leb wohl Murphy." Das war das einzige, was er noch hörte, bevor ihn komplette Schwärze einhüllte und erst wieder aus spuckte, als er wieder dort war, wo er eigentlich sein sollte. Im Park voller Blumen in seiner Zeit. Die Leute starrten ihn verwirrt an. Auch ein Liebespaar, welches sich gerade küssen wollte, sah ihn empört und erschrocken an. Murphy huschte schnell aus dem Gebüsch und sah sich nach der alten Frau um, aber sie war nirgends zu sehen. Bevor er wieder in diese Zeit zurück gesprungen war, hatte er sich noch sein eigenes Outfit angezogen. Es war dreckig, aber das war egal. Eigentlich war es auch logisch. Immerhin hatte er keine anderen Sachen dabei gehabt und er war nun ein Monat weg gewesen.
Langsam setzte er sich in Bewegung, sein Herz noch immer schwer vor Kummer. Die Blicke spürte er auf sich, aber er wollte nur noch nach Hause. Immer schneller ging der Junge, bis er schließlich zu rennen begann. Er lief und lief, bis er tatsächlich die Haustür erreichte. Vorsichtig klopfte er an und Cassia öffnete die Tür.
Cassia, seine geliebte Schwester.
Die Braunhaarige sah ihn an und schluckte. Sie konnte es kaum glauben, dass tatsächlich ihr Bruder vor ihr stand.
"Murphy!" Sofort fiel sie ihm um den Hals und lächelte.
"Mum! Er ist wieder da!" Cassia blickte ihn an. "Ich dachte schon, du wärst tot", hauchte sie und küsste seine Wange. Schon kam Beatrice und sein Vater an. Sie nahmen ihren Sohn sofort in die Arme. Tränen flossen und dann ging die Fragerei los.
Wo er gewesen war, was er so lange gemacht hatte, warum er sich nicht gemeldet hatte und so weiter.
Murphy wusste nicht, was er sagen sollte. Er sagte einfach, dass er sich im Wald einquartiert hatte und zum Glück gaben seine Eltern sich zufrieden. Sie waren wohl einfach froh, dass ihr Sohn wieder da war.
Murphy lief nach oben in sein Zimmer. Er legte sich aufs Bett und schon rannen ihm wieder die Tränen über die Wangen.
"Ich liebe dich Kasimir", flüsterte er und setzte sich auf. Er ging zu seinem Laptop am Schreibtisch und klappte diesen auf. Dann gab er den Namen Kasimir ein und dahinter Mittelalter. Er wollte sehen, ob sein kleiner Besuch etwas in der Geschichte geändert hatte.
Sofort sprangen ihm hunderte Suchergebnisse entgegen. Er klickte gleich das erste an.
Kasimir der II
Der erste schwule König
Leicht musste Murphy lächelte und strich über die Buchstaben auf dem Bildschirm.
Plötzlich ging die Tür auf und Murphy klappte den Laptop zu.
"Kommst du? Es gibt Abendessen", sprach seine Mutter und lächelte ihn sanft an.
Murphy nickte und lächelte gezwungen.
"Ja, ich komme gleich."
Beatrice trat auf ihn zu und strich über seinen Rücken.
"Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst und mit mir über alles reden kannst oder?"
Der Schwarzhaarige nickte und schluckte.
"Das weiß ich. Danke Mum."
Beatrice nickte und stand auf. Sie ging zur Tür und hielt kurz nochmal inne. Dann ging sie entgültig.
Murphy schluckte und wischte sich eine Träne weg. Er wollte nicht weinen, aber sie kamen einfach so, bahnten sich ihren Weg durch sein Gesicht und hinterließen nasse Spuren, bis sie schließlich auf den Boden tropfte und in seinem Teppich verschwanden.
Er brauchte ein paar Sekunden. Sekunden, in denen die Stille ihn einlullte und ihn in eine Art Trance versetzte. Es tat gut, nichts zu fühlen.
Ein rütteln an seiner Schulter weckte Murphy auf. Mit einem unzufriedenem Brummen setzte er sich auf und rieb sich die Augen.
Vor ihm stand Cassia und sie lächelte ihn herzlich an. Sie lächelte ihr typisches Cassia-Lächeln.
"Ich hab hier ein bisschen was vom Abendessen für dich. Du bist nicht runter gekommen. Ich kann mir vorstellen, dass du müde bist, wenn du die ganze Zeit im Wald unterwegs warst." Cassia stellte den Teller auf seinen Schreibtisch und strich ihm durch die Haare.
Murphy lächelte sie dankbar an.
"Danke Cass, du bist die Beste." Er fing an zu essen und seufzte leise auf. Seine Mutter kochte immer noch wie eine Weltmeisterin. Das Essen war herrlich und er seufzte leise auf.
Kurz blickte er zu seiner Schwester, die ihn beim Essen beobachtete. Er hielt ihren Blick stand und wartete darauf, bis sie sagte, was sie sagen wollte. Er kannte sie und wusste deshalb, dass da noch was kommen musste.
"Ich bin froh, dass du wieder hier bei uns bist, Bruderherz", hauchte sie ehrlich und strich über seine Wange, so wie sie es immer getan hatte, wenn Murphy geweint hatte.
Der Schwarzhaarige musste schmunzeln und nickte. Schließlich sah er sie wieder an.
"Ja, ich bin auch froh, wieder hier zu sein, Schwesterherz", hauchte er und sah ihr in die Augen. Sie lächelte und umarmte ihn.
"Ich bin in meinem Zimmer, ja?"
Murphy nickte und sah seiner Schwester noch nach.
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