𝟷𝟻| 𝙽𝚎𝚞𝚎 𝙴𝚛𝚔𝚎𝚗𝚗𝚝𝚗𝚒𝚜𝚜𝚎
Schweigen ritt Murphy neben dem jungen Prinzen her. Er hing ein wenig den Gedanken nach, weshalb er auch nicht wirklich mitbekam, wie sie in die Stadt kamen und der Wald langsam den Häusern wich.
Kinder spielten auf der Straße mit einem Ball und weiter hinten saß ein Liebespaar auf der Bank. Teenager. Vielleicht 15 oder 16 Jahre alt und sie küssten sich.
Moment! Sie küssten sich?
Der Schwarzhaarige sah auf und betrachtete die beiden. Es passierte nichts. Keiner wurde zu einer goldenen Statue und da dämmerte es Murphy langsam, wieso er hier war. Vielleicht war der Fluch zu dieser Zeit noch gar nicht und er...musste die Frau davon abhalten, das Land zu verfluchen? Verrückt, aber möglich.
"Was starrst du denn so? Willst du auch oder was?". Kasimir fing wieder an zu lachen und Murphy sah ihn an.
"Du gehst mir so dermaßen auf die Nerven! Kannst du nicht einfach einmal deine verdammte Klappe halten?", schrie er den Prinz an und schluckte schwer. Er wusste nicht, ob das gerade so schlau gewesen war, nachdem Kasimir ihn am Abend zuvor mit einem Messer bedroht hatte, aber er konnte nicht anders. Er hasste diesen Jungen. Er hasste ihn, wie er noch nie in seinem Leben gehasst hatte.
Kasimir schluckte und sah ihn an. Offenbar hatte noch nie jemand ihn angeschrien, aber das interessierte Murphy nicht.
Er stieg etwas umständlich vom Pferd und sah zu ihm hoch.
"Du kannst mit dir selber reden. Ich bin weg. Sag deinem Bruder, dass ich abgereist bin, dann hasst der dich nicht auch noch".
Wütend ging der Schwarzhaarige davon und bog um die Ecke. Dann begann er zu rennen, doch mitten unterm laufen stoppte er. Ihm rannen die Tränen über die Wangen und er ließ sich einfach auf den Boden sinken. Noch nie hatte er so viel Heimweh auf einmal verspürt. Er blickte in den Himmel, so als könnte er dort die Gesichter seiner Familie erkennen, doch da waren nur weiße, fluffige Wolken.
"Murphy!". Plötzlich war Kasimir neben ihm und legte eine Hand auf seine Schulter.
"Es tut mir leid. Mein Charakter ist so, ich kann es nicht ändern, aber...du bist eigentlich ganz okay. Das war nicht böse gemeint okay?". Er sah ihn ernst an, doch Murphy schlug die Hand weg. Vielleicht war er auch gerade einfach nur wütend auf die Frau, die ihn hier her hatte reisen lassen und ließ dies nun an Kasimir aus, aber er konnte nicht anders. Wütend presste er ihn gegen die Wand und gab ihm eine heftige Backpfeife.
"Ich will von dir überhaupt nichts mehr hören. Steck dir deine Entschuldigungen sonst wo hin". Er schluchzte es mehr, als er es sagte. Die Tränen rannen über seine Wange und er drängte sich an Kasimir vorbei, der einfach nur da stand und zu Boden blickte. Eigentlich etwas seltsam. Wo war der gefährliche Kasimir hin? Bestimmt war das auch nur wieder eine Maske, damit man Angst vor ihm hatte, dabei war er der ängstliche.
Der Schwarzhaarige rannte aus der Gasse, vorbei an den Pferden, die der andere an einem Ring an der Hauswand festgebunden hatte und hinein in den Wald. Er lief so schnell er konnte, bis seine Lunge so fest brannte, dass er nicht mehr konnte. Er brach zusammen und hustete. Alles nur wegen diesem Arsch!
Vorsichtig krabbelte er weiter. Die Äste bohrten sich in seine Handflächen und ein paar Dornen stachen in die Haut. Murphy schluckte und das immer wieder, doch der Schmerz in seiner Lunge und seinem Hals wurde nicht weniger.
Murphy atmete schwer und blieb schließlich einfach kraftlos am Boden liegen. Schwach blinzelte er.
"Mum...", flüsterte er bloß, bis alles schwarz wurde.
*
Als der Dunkelhaarige wieder die Augen öffnete, lag er in einer Hütte auf einer Pritsche.
Er versuchte, sich aufzurichten, doch eine Hand hielt ihn davon ab. Eine Frau. Etwa 30 Jahre alt. Sie sah zwar nicht gerade freundlich aus, aber offenbar hatte sie sich um ihn gekümmert, denn er fühlte sich schon um Welten besser als vorhin. Seine Lunge brannte nicht mehr und auch die Dornen hatte sie entfernt und die Wunden gesäubert.
"
Was macht so ein junger Mann wie du mitten im Wald?", fragte sie nur. Murphy schluckte. Er wusste nicht Recht, was er darauf antworten sollte. Er setzte sich auf und räusperte sich.
"Ich...ich wollte zu Ihnen", log er. Es stimmte sogar. Zumindest so halb.
Sie lachte nur.
"Das sind ja ganz neue Methoden. Naja, nun hast du mich gefunden. Wie kann ich dir denn Helfen?", fragte sie und sah ihn an.
Murphy schluckte. Wie sollte er das jetzt am besten anstellen?
"Sie sehen so alleine aus. Ich wollte Ihnen einfach nur Gesellschaft leisten", sagte der Braunhaarige. Plötzlich verfinsterte sich der Blick der jungen Frau.
"Das will niemand. Was willst du wirklich?". Sie kehrte ihm den Rücken und Murphy schluckte.
"Doch, ich sage die Wahrheit. Warum sind Sie plötzlich so unfreundlich?". Murphy schluckte schwer und schwang die Beine von der Pritsche herunter.
"Ich will über dieses Thema nichts hören. Ich hab mich um dich gekümmert und fertig. Ich brauche keine Gesellschaft", knurrte sie nur.
Murphy sah sie einfach nur an. Er wollte wissen, was los war. Er musste eine Lösung finden, um sie davon abzuhalten, vor lauter Frust das ganze Land zu verfluchen, aber der Schwarzhaarige wusste, dass das kein einfacher Weg werden würde.
Er sah sie einfach nur an und dachte nach. Die arme Frau. Es muss doch schrecklich sein, wenn man die ganze Zeit hier so alleine im Wald lebt.
"Ich bringe dir dein Essen", ertönte plötzlich eine Stimme von draußen. Murphy spitzte die Ohren und sah dann zu der Frau, die mit einem Mal total verändert zu sein schien. Sie lächelte und sah zur Tür. Der Schwarzhaarige konnte nicht sehen, wer dort draußen stand, aber dadurch, dass er den Windzug spürte, wusste er, dass die Tür offen stand.
"Oh, ich hab schon auf dich gewartet. Willst du nicht herein kommen? Ich kann dir einen Tee machen", flötete sie fröhlich und blinzelte ihn an.
Murphy musste grinsen. War sie etwa verliebt? Vielleicht sogar unglücklich? Er musste mehr darüber herausfinden. Vielleicht ist das seine einzige Chance alles zu retten und wieder zurück nach Hause zu kehren.
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