Hunter ~ Matratze
Die Matratze, auf der ich saß, war so durchgelegen, dass ich den rauen Holzboden darunter spüren konnte. Ich wollte gar nicht wissen, was sich hier drauf schon zugetragen hatte... Ich ging zumindest so weit, zu hoffen, dass auf meinem neuen Bett noch nie jemand gestorben war.
Obwohl mich das auch nicht sonderlich überraschen würde.
Ich seufzte und fuhr mir durch meine verschwitzten dunkelblonden – nein, mittlerweile braunen – Haare. Sie waren zu lang, als dass ich mich wohlfühlen würde, und ich wollte gar nicht wissen, wie sie in ein paar Tagen aussehen würden...
Vermutlich ähnlich wie die Frisur Blondies, der schräg gegenüber von mir an die Wand gelehnt saß. Seine Augen, die seltsam hellbraun waren – sie wirkten beinahe gelblich – ließen die Tür, und damit auch mich, nicht aus dem Blick. Vermutlich hatten sie meine Liege absichtlich in die Ecke rechts direkt neben dem Eingang geschoben – um mich war es noch nicht schade, wenn ich bei einem Angriff zuerst erschossen wurde.
Blondie saß unter dem einzigen Fenster, mit dem Rücken gegen die Beine seiner Schwester gelehnt, die auf dem Fensterbrett hockte. Zumindest nahm ich an, dass es seine Schwester war, gesagt hatten beide bisher keinen Ton: Beide hatten aschblonde Haare, sie in Brust-, er in Kinnlänge, die fettiger waren als Snapes. Trotz der breiten Schultern und des stahlharten, gehetzten Ausdrucks in den Augen war Blondie eindeutig nicht älter als seine Schwester, allein ihre Ausstrahlung zeigte mir, dass sie Zwillinge waren.
Sie war viel feingliedriger als er und erinnerte mich irgendwie an Queenie. Doch ihre Ausstrahlung war viel ruhiger als die ihres Bruders, irgendwie nachdenklich und... verletzlich.
Ein Knurren riss mich aus meinen Gedanken.
Darüber konnte ich aber mittlerweile nur noch die Augen verdrehen. Blondie hatte mich bisher jedes Mal angeknurrt, wenn ich in seine Richtung gestarrt hatte, ansonsten kam kein Geräusch von den Geschwistern.
Ergeben seufzend zog ich die Knie an und legte meine Arme darauf ab, nachdenklich mit dem rechten Daumen über meinen linken Handrücken fahrend. Ein leiser Schmerz zog sich über meine Knöchel, weil ich vorhin an einem Nagel hängengeblieben war, aber das leichte Puckern hielt mich wenigstens wach.
Dafür, dass mein Kopf zu platzen drohte, sobald ich aufstand, hatte ich bisher erstaunlich wenig herausgefunden.
Für einen Moment schloss ich meine Augen, lauschte nur auf meinen Atem... und mit aller stark'schen Vorstellungskraft fühlte es sich fast so an, als könnte Scar jede Sekunde hereinkommen.
Tatsächlich öffnete sich die Tür mit einem deutlichen Knarren, aber die Teenagerin, die hereinkam, war nicht meine Schwester. No shit, Sherlock.
„Wie oft hab' ich dir schon gesagt, du sollst Öl besorgen, Luke?", ranzte die Schwarzhaarige Blondie an, der nicht einmal mit der Wimper zuckte. Er hatte übrigens gerade Konkurrenz beim Frisurenschreck bekommen: Das Mädel vor mir sah aus, als hätte sie sich die Haare notdürftig mit einer Bastelschere geschnitten, kurz und völlig wirr – frei nach dem Prinzip „Hauptsache ab". Davon abgesehen konnte ich kaum mehr als ihre Silhouette erkennen, da es draußen langsam dunkel wurde und nur im Flur Licht angeschaltet war.
Die Fremde schnaubte und kam dann vollends herein. „Whatever. Du bist der Rookie?"
Es dauerte einen Moment, bis ich realisiert hatte, dass sie tatsächlich ich gemeint war. „Wow", murmelte ich sarkastisch, „ich bin also doch nicht unsichtbar."
Ihre Kniegelenke knackten hörbar, als sie in die Hocke ging und ein Handy anschaltete, um etwas mehr Licht im Raum zu haben. Vom kalten Bildschirmlicht leuchteten ihre blauen Augen geradezu elektrisch, und ihre blassen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
„Keine Sorge, hier sind nicht alle so ungesprächig wie Luke und Ashe." Sie warf den Geschwistern einen kurzen Blick zu, der... entschuldigend wirkte?
„Ashe kann nichts dafür, sie ist stumm. Und Luke redet deshalb auch nicht viel."
Das darauffolgende Knurren wirkte wie eine Bestätigung, und meine Aufmerksamkeit wanderte wieder einmal zu den Geschwistern. Ashe sah stur noch immer nach draußen, doch Luke zog mit wütend funkelnden Augen meinen Fokus auf sich.
„Naja, glaub mir, bei den Addicts ist es schlimmer", fuhr die Schwarzhaarige ungeachtet meines Erstaunens fort, „Die können einen echt in den Wahnsinn treiben."
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich sie wieder an: „Davon hatte ich heute schon genug."
Sie grinste jetzt, und ihre leicht spitzen Eckzähne schoben sich dabei über die Unterlippe. „Traurig, aber wahr: Die Isobuta ist immer nüchtern."
„Das glaub ich dir nun wirklich nicht", murmelte ich, mich langsam entspannend. Solang kommunikative Gesellschaft anwesend war, waren also auch die Geschwister zu ertragen – und anhand der beiden übrigen Matratzen auf dem Boden nahm ich an, dass die Schwarzhaarige ebenfalls hier lebte.
Zu früh gefreut: Sie erhob sich wieder, eine Hand bereits am Türgriff. Auf meinen enttäuschten Blick hin zuckte sie eine Schulter und meinte mit einer wesentlich kühleren Stimme: „Ich muss wieder an die Arbeit. Eigentlich war ich nur hier, um dir Bescheid zu geben, dass Mort dich Morgen mit ins Lager nimmt. Er ist Frühaufsteher, also sei wach."
Damit verschwand sie, und ich ließ meinen Kopf wieder zurück gegen die Holzwand sinken – in der Hoffnung, mir durch die nervende Haarmatte wenigstens keinen Splitter zu holen.
Als sich plötzlich die Tür wieder lautstark öffnete, zuckte ich zusammen – doch es war nur die Schwarzhaarige, die ihren struppigen Kopf noch einmal in den Raum schon. „Ich bin übrigens Akuji", sagte sie mit einem halben Lächeln, dann schweifte ihr Blick zu den Geschwistern rüber. „Öl, Luke!"
Mit dem nächsten Türknallen breitete sich völlige Stille aus, die unangenehmer wurde, je länger meine Augen durch den dunklen Raum wanderten. Ab und zu begegneten sie dabei Lukes Blick, dessen Gesicht für mich im Mondlicht für mich klar erkennbar war.
„Hör mal, Mann, ich hab' nicht vor, deiner Schwester was zu tun", meinte ich schließlich, als das beklemmende Gefühl in meiner Brust zu erdrückend wurde. Ich räusperte mich leicht, weil meine Stimme belegt war, und fuhr dann etwas fester fort: „Ich hatte auch mal eine. Also, eine Schwester... ist 'ne Weile her."
Meine Stimme verlor sich in Stille und Dunkelheit, und ich musste mich zusammennehmen, um meine Sätze zu beenden. „Naja, was ich sagen will, ich bin nicht dein Feind."
Doch, war ich.
Aber da ich sowieso keine Antwort bekam, zog ich kurzerhand die kratzige Wolldecke vom Fußende meiner Matratze und rollte mich darunter zusammen.
Es tat weh, von Scarlett so zu sprechen. Und dabei sprach ich nicht einmal von ihr... Peter Johnson war Einzelkind.
Mein zitternder Atem traf die Holzwand, die nur wenige Handbreit von meiner Nase entfernt war. Da ich mit dem Rücken zum Fenster sowieso nichts mehr sehen konnte, schloss ich ergeben die Lider, den Schlaf herbeisehnend.
Meine Wimpern pressten dabei eine einzelne Träne aus meinem Augenwinkel.
***
Armer Hunter... aber es kommen auch wieder bessere Zeiten. Denn ich bin gerade ziemlich weit beim Vorschreiben der Story, also hätte ich einen Vorschlag zu machen: Ich könnte die Uploads verdoppeln, indem ich immer an zwei aufeinanderfolgenden Tagen hochlade. Das würde dann also neben Dienstag und Freitag auch Mittwoch und Samstag betreffen. Hättet ihr Interesse daran?🙃
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