22- Vater
Max zuckte zusammen und das Glas fiel auf den Boden und zerbrach.
Er bückte sich schnell und sammelte die Scherben.
"Ich habe dich etwas gefragt. Wo. Warst. Du?"
Max versuchte Worte zu formen, doch es kam nichts raus. Sein ganzer Kiefer und seine Stimmbänder waren verkrampft.
"I-I-Ich-", er brach ab und kniff seine Augen zusammen.
"Kannst du nicht einmal so ein einfache Frage beantworten, du Spinner?", fragte er leise und drohend.
"Tu-Tut m-mi-i-r-", diesmal unterbrach er sich nicht selbst, sondern der Fuß seines Vaters.
Max hatte die Scherben vorsichtig in seine Handfläche gelegt, die Finger locker zur Faust gekrümmt damit nichts rausfiel, und genau auf diese Hand trat sein Vater draus.
Die Scherben bohrten sich in seine Hand, und Max schnappte nach Luft.
"Wo. Warst. Du?", fragte er nochmal, und drückte mit seinem Fuß fester zu.
Max schluchzte auf, und Tränen traten ihm in die Augen.
"Weg.", brachte er heraus, und schnappte wieder nach Luft, um die Kontrolle über seines Körper wieder zu erlangen, doch der Fuß drückte wieder zu, und sein Blut floss aus seiner Hand auf den weißen Küchenboden.
"Das lasse ich mal durchgehen, Spinner. Jetzt mach diese Schweinerei hier sauber."
Und er ging.
Max hielt seine verletzte und blutende Hand näher zu seiner Brust und zitterte unkontrolliert.
Es dauerte etwa eine halbe Minute, bis er aufstand und zur Spule ging. Er ließ das kalte Wasser über seine Hand fließen, und zog dann mit den Fingernägeln die Glassplitter heraus.
Mit den Überbleibseln aus dem Erste-Hilfe-Kasten verband er seine Hand mehr schlecht als recht, sammelte die Glasscherben auf, wischte das Wasser vom Boden auf, füllte ein neues Glas und ging zurück zu Al.
Sein Bruder saß in seinem Bett, den Rücken an die Wand gelehnt und die Augen geschlossen.
Als Max die Tür schloss, sah er ihn an und lächelte schief.
"Für mich?", fragte er schläfrig.
Max lächelte und nickte.
Er setzte sich auf das Bett und gab ihm die Aspirin Tablette,
"Danke.", murmelte Al und nahm einen Schluck, doch dann stoppte er.
Vorsichtig nahm er Max Hand und sah den Verband an.
"War er das?", fragte er, und sah seinem Bruder eindringlich in die Augen. "Max, war er das? Hat er dir weh getan?"
Max sah weg, doch Alex wusste das es stimmte.
"Ich bringe ihn um, das schwöre ich. Ich werde ihn umbringen.", knurrte er und wollte aufstehen.
Max packte seinen Arm und hielt ihn fest. Er schüttelte energisch den Kopf, und sah ihn flehend an.
"A-Al. Bit-t-te."
Al schnaubte, und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
"Es tut mir leid, ich hatte gehofft er tut dir nicht weh. Es tut mir so verdammt leid.", flüsterte Alex.
Max sah ihn an, und war kurz vor einer Panikattacke. Er konnte nicht gut mit Menschen umgehen, vor allem nicht mit weinenden Menschen.
Er konnte jetzt nicht einfach abhauen, oder?
Unbeholfen legte er seinem großen Bruder die Hand auf die Schulter und tätschelte ihn leicht.
Alex lachte kurz auf.
"Du bist echt scheiße darin Max.", seufzte er müde.
Max nahm seine Hand weg und zuckte mit den Schultern.
"Wenn ich achtzehn bin hole ich uns beide hier raus, versprochen. Dann gehen wir zur Polizei, und ich werde dein Vormund, und wir ziehen irgendwo in eine Wohnung, okay? Ich suche mir einen Job, und du wirst zuerst zur Schule gehen und danach irgendwo irgendetwas total kompliziertes studieren und einen Haufen Geld machen.", sagte Alex und wuschelte Max durch die Haare.
"Aber jetzt geh lieber schlafen, es ist schon spät."
Max richtete seine Frisur, zeigte Al seinen Mittelfinger über die Schulter und ging aus dem Zimmer.
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