1.12.2017
Von DerDieDasAnna
Black Wish
Das vierte Schuljahr fühlte sich so an, als hätte es gerade erst begonnen und schon stand Weihnachten vor der Tür. Sirius hasste es in dieser Zeit bei seiner Familie sein zu müssen und würde alles dafür tun, bei seinem besten Freund James zu bleiben, doch seine Mutter würde ihm niemals erlauben, seine Ferien bei Blutsverrätern, wie sie sie nannte, zu verbringen.
Schlecht gelaunt pfefferte Sirius auch seine letzten Kleidungsstücke in den Koffer und das erledigte er lieber per Hand, denn da hatte er wenigstens das Gefühl, seine Wut irgendwohin lenken zu können.
„Ich wünschte ja auch, du könntest bei mir bleiben. Unsere Weihnachten sind immer ziemlich cool."
Sirius warf seinem besten Freund nur einen flüchtigen Blick zu und grunzte unglücklich, denn jemanden aufzuheitern war nun wirklich nicht James' Stärke.
„Ich wette, selbst Schiefelus hat bessere Weihnachten als ich!", knurrte er grimmig, doch James winkte ab. „Sicherlich nicht. Wenn das, was Lily sagt stimmt, dann bekommt er entweder gar nichts oder nur ein Paar alte Socken geschenkt!"
„Es geht mir ja gar nicht um die Geschenke. Ich habe einfach keine Lust auf dieses dumme Gerede meiner Familie!", erklärte ihm Sirius, schloss seinen Koffer und machte sich daran, ihn aus dem Schlafsaal zu hieven. James zückte seinen Zauberstab. „Willst du den jetzt echt schleppen? Ich könnte -"
„Ja, ich will!", unterbrach Sirius seinen besten Freund lautstark, zwängte sich aus der Tür hinaus und warf sein Gepäck die Treppe hinunter. „Vorsicht, Koffer!"
Zufrieden lauschte er dem lauten Poltern des Koffers und den aufgebrachten Schreien seiner nun nicht mehr ganz so erfreuten Mitschüler. Sofort tauchte Lily am Fuße der Treppe auf und funkelte die Jungs böse an. „Was denkt ihr eigentlich, was ihr da macht? Ihr könnt doch nicht einfach mit eurem Koffern um euch schmeißen!"
„Ich habe ja Achtung gerufen..."
* * *
„Ich hoffe doch, du hast dich von Schlammblütern ferngehalten!"
„Das ist eine Schule! Was soll ich denn machen, mich aus dem Fenster werfen, wenn sie mich sehen?"
„Nein, wirf sie aus dem Fenster. Du bist hoffentlich auch nicht mehr mit diesem Potter befreundet. Du weißt, was für ein schlechter Einfluss diese Blutsverräter sind. Es wird Zeit, dass du dich wie ein richtiger Black benimmst!", sagte Sirius' Mutter verärgert, während Kreacher ihr Zucker in den Tee rührte.
„Du meinst, es wird Zeit beschränkt zu werden?", fragte Sirius grummeld zurück. „Eine Unverschämtheit so von unserer ehrwürdigen Familie zu reden! Auf dein Zimmer!"
Seit er in Gryffindor gelandet und mit James befreundet war, übertraf sich seine Mutter in ihrer Unerträglichkeit selbst. Während er die Treppe hinauf lief, kam ihm sein Bruder Regulus entgegen.
„Mutter wird stolz sein, ich kann endlich eine Maus in eine Tasse verwandeln!"
Während Sirius weiter die Treppe hinauf spazierte, hörte er wie Regulus ihrer Mutter Bericht erstattete und ihm entging auch nicht ihr überschwelliges Lob, das Sirius wohl nie bekommen würde. In seinem Zimmer angekommen, ließ Sirius die Tür hinter sich lautstark ins Schloss fallen.
Dann kam ihm ein rebellischer Gedanke. Sich mit Muggeln zu treffen war zu gefährlich, zu wenig kannte er diese andere Welt. Die wenigen Muggel, die Sirius in seinem Leben getroffen hatte, hatten nur von Dingen gesprochen, von denen er noch nie gehört hatte. Aber wenn es etwas gab, das seine Eltern noch mehr verabscheuten, als die Freundschaft mit James, dann war es die Freundschaft mit Schlammblütern und mindestens eine Muggelgeborene kannte Sirius gut genug, um ihr einen unangekündigten Besuch abzustatten.
* * *
Dass Lily Evans nicht vor Freude in die Luft springen würde, wenn Sirius einfach so vor ihrer Haustür auftauchte, hätte er sich eigentlich denken können und eine handvoll Schokofrösche würden daran wohl auch nichts ändern.
„Sirius!" Lily schüttelte nur verwirrt den Kopf, den sie durch ihre Haustür streckte. „Was macst du hier?"
Sirius warf eine Schokofrosch-Packung in die Luft und fing sie gekonnt wieder auf, während er Lily erzählte, dass seine Familie ihm mit ihrem Reinblut-Wahn tierisch auf die Nerven gingen und er sich daher spontan entschieden hatte, Muggelgeborene zu besuchen.
Lily hatte die Tür nun ganz geöffnet und lehnte sich in den Rahmen. „Mit anderen Worten, ich bin dein Mittel zum Zweck einer schlecht durchdachten Rebellion!"
„Naja, als erstes wollte ich mich mit Muggeln anfreunden, aber der letzte hat „Hello Darkness my old friend" gesungen und war enttäuscht, weil ich nicht wusste, wie es weiter ging."
„Aber Sirius, du kannst nicht einfach von zu Hause weglaufen!"
„Nur für einen Tag! Lass uns irgendwas muggelmäßiges machen!", bettelte er und überlegte, ob er sich hinknien sollte, um seiner Bitte noch mehr Ausdruck zu verleihen.
* * *
Sirius und Lily waren auf dem Weg zu einem Muggelweihnachtsmarkt ganz in ihrer Nähe. Das einzige muggelmäßige, das Lily auf die Schnelle eingefallen war. Lily seufzte über Sirius' Frage. „Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast. Warum ist sie nicht mitgekommen?", fragte Sirius neugierig und rief sich das Gesicht von Petunia in Erinnerung, das ihn mit so viel Misstrauen und Abscheu betrachtet hatte.
„Deine Eltern hassen Muggel, richtig?"
„Muggel, Muggelgeborene, Blutsverräter, andere humanoide Wesen wie Zentauren, Kobolde, Hauselfen -"
„Meine Schwester hasst Magie", unterbrach Lily Sirius' Aufzählung. Sirius blieb überrascht stehen. „Du machst Witze?" Lily packte ihn am Arm und zog ihn bestimmend hinter sich her. „Nein, sie hasst es und hasst jeden, der zaubern kann und ich will nickt weiter über sie sprechen!"
Die Straßenlaternen flammten über ihren Köpfen auf und der harte Schnee, der die Stadt eindeckte, glänzte in allen erdenklichen Farben. Die Luft war eisig kalt und vor den Gesicherten der beiden bildeten sich kleine Wölkchen beim Ausatmen.
Lily war sich nicht sicher, was sie von Sirius halten sollte. In erster Linie war er ein Störenfried, ein Unruhestifter, jemand, der mit James Potter einen Streich nach dem anderen abzog und vor allem konnten sie Severus nie in Frieden lassen, selbst dann nicht, wenn er gar nichts machte. Aber dennoch war Sirius ein wahrer Gryffindor, der sich darum bemühte, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sirius hätte sich einfach in das Bild seiner Eltern fügen können, aber er wählte die offene Rebellion und jetzt versuchte er dem ganzen die Krone aufzusetzen, indem er von zu Hause fortlief, genau zu den Leuten, die seine Eltern am meisten verabscheuten.
* * *
Sirius spielte verzückt mit einem Nussknacker herum, während der Verkäufer ihm dabei wohlwollend zusah. „Kostet nur ein Pfund!"
Sirius ließ die Figur auf- und zuschnappen. „Was macht man damit?" Das Lächeln des verkäufers geriet ins Wanken. „Nun ja, es ist ein Nussknacker, mein Junge."
Wie ein kleines Kind nahm Sirius alles in die Hand, hinterfragte wie es funktionierte und woraus es gemacht war. Er legte den Nussknacker zurück und deutete auf einen anderen Stand. Auch er leuchtete in allen erdenklichen Farben und Lametta lag auf jeder freien Fläche und warf das ohnehin schon bunte Licht wieder zurück. Verkauft wurden dort süßes Gebäck, das für Weihnachten üblich war. Lebkuchen mit verschiedenen Schriftzügen, kleine Kuchen, Pudding und Unmengen an Keksen.
„Entschuldigen Sie -" Lily richtete sich an die Verkäuferin, die gerade ein Sortiment an Keksen in eine transparente Tüte packte, auf der Glitzersterne aufgedruckt waren. „Ihre Lebkuchen und das alles, haben Sie das selbst gemacht?"
„Natürlich! Alles Handarbeit!", antwortete die Verkäuferin stolz und sah Sirius dabei zu, wie er mit seiner Nase dicht über einer Schüssel Kekse hing. Sie nahm einen davon heraus und gab ihn Sirius. „Hier, der geht auf's Haus."
Begeistert stopfte er ihn sich in den Mund, als hätte er den ganzen Tag noch nichts gegessen und Lily hatte den finsteren Verdacht, dass es vermutlich genauso war.
„Die sin efft lecker!", nuschelte Sirius mit vollem Mund. „Un sie fmecken auch ganf anders als bei mir fu Hause!"
„Das möchte ich doch meinen, ist schließlich ein uraltes Familienrezept!", sagte die rundliche Frau lachend und erklärte Sirius, wie viel ihre Leckereien kosteten.
Lily kaufte Sirius ein paar Kekse, Kuchen und einen Lebkuchen, auf dem „Frohe Weihnachten" geschrieben stand.
* * *
„Schau mal, da drüben kann man Fotos machen!"
Der Fotoautomat selbst bot sogar alle möglichen lustigen Hüte und Jacken an, die man sich überziehen konnte, wenn man wollte.Sirius entschied sich für einen Hut mit Hirschgeweih und Lily nahm eine blinkende Bommelmütze.
„Wir bewegen und ja überhaupt nicht!"
„Weißt du -", Lily nahm ihm eines der Bilder aus der Hand. „Gerade das macht Muggelfotografie oft so viel schöner als magische."
Sirius blickte ebenfalls noch einmal auf das erstarrte Foto. „Wie meinst du das?"
„Es fängt einen Moment ein. So, als hätte man ein kleines Stück Zeit in der Hand. Es ist dieser Moment, der genauso gewesen ist und nicht anders. Beides hat ihren Reiz, magische Fotos und Muggelfotos, aber das hier -" Lily reichte Sirius ihr Bild. „- zeigt uns genauso wie es gewesen ist - für immer."
Sirius dachte eine Weile darüber nach, als sie weiter liefen und nickte schließlich. „Ja, ich glaube, ich verstehe was du meinst. Meine Eltern sind so fixiert auf ihr reines Blut. Sie sind Cousin und Cousine", murmelte er verlegen.
Líly zuckte mit den Schultern. „Es gibt auch Muggel, die ihre Cousins heiraten."
„Schon, aber bei reinblütigen Familien ist das fast schon üblich und mit der Zeit -"
„Sind alle miteinander verwandt. Severus hat das mal erklärt. Ein komischer Gedanke." Lily lachte verlegen und schob etwas Schnee zur Seite. „Du und James seid irgendwo verwandt und ihr beide irgendwie mit Severus."
„Ja, schon, aber echt weit weg", entgegnete Sirius rasch. Lily nahm an, dass ihm der Gedanke, mit ihrem besten Freund, den er nicht ausstehen konnte, verwandt zu sein, überhaupt nicht gefiel.
„Ich verstehe nicht, wie du mit diesem Kerl befreundet sein kannst", rutschte es Sirius heraus, während er sich Zuckerwatte aus den landen Haaren zupfte.
Lily half ihm kichernd, antwortete dann aber ernst. „Er war für mich da, als ich neun war und nicht gewusst habe, warum ich das alles konnte und meine Schwester nicht. Anfangs habe ich ihm nicht geglaubt, aber Severus konnte das ja auch alles und da musste dann ja was dran sein."
„Und deine Schwester hatte Angst davor?"
Die beiden setzten sich mit ihrer Zuckerwatte auf eine Bank und schauten den Passanten zu, die fröhlich lachend und sich unterhaltend an ihnen vorbeizogen. Die Sonne war jetzt ganz untergegangen und ihre Gesichter wurden nur noch durch die blinkenden Lichter des Marktes erhellt.
„Sie ist neidisch. Ganz am Anfang wollte sie unbedingt auch mit nach Hogwarts. Sie hat Professor Dumbledore sogar einen Brief geschrieben", erzählte Lily langsam. Sirius schob sich Watte in den Mund und hakte nach. „Und ist der angekommen?"
„Ja, ist er. Sie wollte unbedingt nach Hogwarts, aber die hat einfach -"
„Keine Magie."
„Genau und plötzlich hat sie sich entschieden, es einfach zu hassen -" Lily ließ ihren Kopf hängen. „- und mich."
Sirius atmete schwer aus und blickte ebenfalls nach unten. Schließlich klopfte er ihr sachte auch die Schulter und lächelte ihr aufmunternd zu. „Mein Bruder, ist er Meinung, er müsse meine Eltern unbedingt stolz machen. Er ist ein Slytherin und tut genau das, was Mutter sagt. Ich bin enttäuscht von ihm! Wir haben, seit er auf Hogwarts ist, nicht mehr viel miteinander zu tun. Wenn wir miteinander reden, dann -"
„Streitet ihr euch nur", beendete Lily seufzend seinen Satz.
„Ja, genau. Hör mal, ich weiß wie das ist, wenn man Schwierigkeiten mit seinen Geschwistern hat."
„Die verstehen das nicht!", sagte Lily und lachte. „Severus versteht das auch nicht! Er sagt nur: „Petunia ist ein blöder Muggel, vergiss sie einfach!" Sie ist meine Schwester! Ich kann sie nicht einfach so vergessen!"
Dann standen sie beide auf, legten sich einen Arm über die Schultern und liefen weiter. Sirius erzählte Lily was er und Regulus als kleine Kinder in ihrem Haus so alles angestellt hatten, wie sie das Teeservice zum Tanzen und ihre Mutter damit vor Wut zum Kochen gebracht haben. Lily teilte ihre Erinnerungen mit Sirius darüber, wie Petunia ganz wild darauf war, dass Lily Dinge durch die Gegend schweben ließ.
„Ich wusste doch, dass der Kerl schon immer ein ganz netter ist!" Lily boxte Sirius spielerisch in die Seite. „Wir arbeiten noch an seiner Geduld und Toleranz."
Sie kauften sich noch etwas alkoholfreien Punsch, Bommelmützen mit Leuchtioden und Zuckerstangen. Schließlich warf Lily einen Blick auf ihre Armbanduhr und seufzte. „Es ist schon echt spät, ich muss langsam nach Hause."
„Ja, ich vermutlich auch. Suchen mich bestimmt schon", stimmte Sirius ihr griesgrämig zu.
Er sah sich noch einmal auf dem hell erleuchteten Markt um und atmete den Geruch von Lebkuchen, Punsch und gebratenen Mandeln ein. „Es ist wirklich schön hier!"
„Ja, das ist es." Lily ließ es sich nicht nehmen Sirius zu umarmen, auch wenn sie in der einen Hand eine Tasse Punsch balancierte.
Sirius machte einen Schritt zurück. „Vielen Dank, dass du das für mich gemacht hast. Dieses Weihnachten werde ich nie vergessen!"
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