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"Wir wollen, dass du dich ab heute um jemand anderes kümmerst. Unser letzter Watcher ist an ihm gescheitert, wir haben ihn in einer leeren Gasse Orten können. Sein Bauch wurde mehrmals mit einem Messer zerstochen und einfach dort liegen gelassen. Momentan liegt er bei der Obduktion", berichtet mir ein Anhänger der Organisation, für die ich arbeite.
"Wo finde ich ihn?" Ich erhebe sehr selten die Stimme gegen meine Vorgesetzten, denn Fragen werden hier nicht gerne gesehen. Ein Kollege von mir wurde gefeuert, da er gefragt hat, wozu die Informationen gebraucht werden, die wir ihnen liefern müssen. Ich warte einfach, bis ich befördert werde und nur noch die Informationen annehmen und weitergeben muss, dann weiß ich das, ohne jemals gefragt zu haben. Aber so weit denken die meisten hier nicht. Neugier muss man abschalten können, sonst wird man auch beim Beobachten und Analysieren sehr schnell überheblich und macht Fehler. Viele Fehler. Und die darf man sich nicht erlauben, wenn man sich um Menschen kümmern muss, die einen in einer Sekunde umbringen können.
"Fast jede Nacht findet man ihn in den dunklen Gassen. Du müsstest dort schnell hinkommen können, es sollte in der Nähe deiner Wohnung sein. Wir kennen nur seinen Spitznamen Mo", liest er von einem Blatt vor, ohne mich anzusehen. Die meisten Vorgesetzten halten sich für was besseres, weil sie ihr Leben nicht aufs Spiel setzen müssen. Die Orte werden mit speziellen Namen, wie zum Beispiel die dunklen Gassen gekennzeichnet, damit Außenstehende die Positionen nicht verfolgen können, falls uns jemand ausspionieren sollte.
Ein kurzes Nicken meinerseits und ich verlasse den kleinen Raum, um zu meiner Wohnung zu gehen. Dort nehme ich mir einen neuen DIN-A6-Block und einen Stift, den ich mir zur Sicherheit in die Jackentasche stecke, damit ich ihn später nicht vergesse. Ich setze mich an meinen Laptop und suche nach Verbrechen, die in der letzten Zeit in den dunklen Gassen begonnen worden sind und treffe tatsächlich auf zahlreiche Morde. Viele junge Frauen oder Männer wurden erschossen, erstochen, bis zum Tod verprügelt oder ihnen wurde die Kehle aufgeschlitzt. Jedoch hat keine der getöteten Personen jemals etwas Kriminelles getan. Also muss der Killer entweder einen Fetisch für Blut haben oder er liebt einfach das sinnlose Morden an unbeteiligten Personen.
"Bei ihm muss ich wohl noch besser aufpassen, der könnte wirklich gefährlich sein", murmele ich vor mich hin, während ich mir die zahlreichen Namen ansehe, die in diesen Gassen ermordet wurden. Der Kerl muss wirklich Spaß daran haben.
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Meine Augen brennen und meine Kehle ist trocken. Ich starre schon seit Stunden auf diesen grellen Bildschirm und lese mir Berichte, Zeitungsartikel und Fragen aus Foren durch, um eventuell mehr über meine neue Zielperson zu erfahren. Ich habe mir schon ein paar Notizen gemacht, die vielleicht sogar von Nutzen sein könnten.
Der Killer Mo tötet nur junge Menschen, ungefähr im Alter von 18 - 26. Kinder oder ältere Menschen wurden in dieser Gegend noch nie umgebracht. Dies könnte entweder nützlich sein oder totaler Schrott, weil mir nicht bekannt ist, ob er auch in anderen Gegenden Morde begeht. Außerdem habe ich durch die Internetseiten der Zeitschriften erfahren, dass jeder kurz nach Mitternacht gestorben ist und das seine "Mordzeit" sein muss.
Seufzend lege ich den Stift parallel zum Block hin und lehne mich nach hinten, streiche mir durch die Haare und sehe auf meine Notizen. Ich habe noch nie so wenig über einen Killer gewusst, den ich analysieren soll und dann ist es auch noch einer der gefährlichsten in dieser Stadt. Vielleicht sogar in ganz Deutschland, wer weiß.
"Reiß' dich zusammen", sage ich zu mir selbst und schließe dabei meine Augen. Ich darf mich nicht aus der Ruhe bringen lassen, nur weil ich zu wenig Vorwissen besitze. Ich darf später nicht nervös oder überheblich werden, das wäre mein sofortiger Tod und das ist nicht mein Ziel. Mein Ziel ist es, in meinem Beruf aufzusteigen und dieser Kerl wird mir keinen Strich durch die Rechnung machen, nur weil er sehr talentiert darin ist, unerkannt zu bleiben. Ich werde seine Identität aufdecken, seine Absichten in Erfahrung bringen und seine Art zu töten analysieren, egal was ich dafür tun muss.
Langsam erhebe ich mich und wage einen Blick auf die Uhr, die fast Mitternacht anzeigt. Ich sollte mich beeilen, damit ich ihn noch rechtzeitig erwische. Also ziehe ich mir hastig einen schwarzen Pullover über, schwarze Schuhe und meine Jacke. Schnell durchdenke ich meinen Plan, ziehe die Jacke dann wieder aus und stecke den Block und den Stift in meine Hosentasche. Die Jacke würde mich nur nerven und mich vielleicht sogar verraten, mit ihrer hellblauen Farbe.
Meinen Schlüssel stecke ich, nachdem ich die Tür abgeschlossen habe, ebenfalls in meine Hosentasche und mache mich dann auf den Weg zu den dunklen Gassen.
Dort angekommen bleibe ich stehen und höre achtsam meiner Umgebung zu. Alles ist ruhig, was es mir einfach machen wird, den Killer anhand von seinen Geräuschen zu orten. Ein Gespräch zwischen ihm und dem Opfer wird es mit Sicherheit geben und da hier alles ruhig ist, sollte man ihn ohne Probleme hören können.
So ist es dann auch, nicht weit von mir entfernt höre ich eine flehende Stimme, die gerade um ihr Leben bangt. Ein Frau, sie müsste um die 20 sein. Tief atme ich durch und gehe dann an der Wand entlang, in Richtung der Geräusche. Zu meinem Glück steht in unmittelbarer Nähe eine große Mülltonne, hinter der ich mich verstecke und einen guten Blick auf ihn und das Opfer habe. Er ist komplett in schwarz, trägt Handschuhe und eine Mütze, dazu hält er ein Messer in der Hand. Mit der anderen drückt er die Frau an die Wand. Seinen Gesichtsausdruck kann ich aus dieser Perspektive nicht erkennen, verdammt.
Schon zwei Seiten habe ich vollgeschrieben, mit Drohungen, die er dem Opfer fast ununterbrochen an den Kopf wirft. Sie schreit, zittert, hört nicht auf zu weinen und murmelt immer wieder, dass er sie doch am Leben lassen solle. Jedes Mal lacht er darüber, fragt, wieso er es tun sollte, wenn sie doch für die Welt komplett unnütz ist. Er zeigt damit keinen Respekt gegenüber anderen Menschen, was ein wichtiger Charakterzug ist- denn das heißt, wenn er mich erwischt, habe ich keine Chance, ihm irgendwie zu entkommen.
„Dein Geheule geht mir langsam auf den Sack, Miststück."
Ein Schnitt, ein letztes Schreien und eine Leiche mehr, im Bruchteil von fünf Sekunden. Er hat nicht gezögert, er musste mit dem Messer nicht mal ansetzen, um den Schnitt perfekt zu setzen. Wie viele Morde er schon begangen haben muss, um diese Bewegung zu perfektionieren? Wenn er jeden so tötet, wieso wurde mein Kollege dann anders ermordet? Oder hat er verschiedene Tötungsarten, damit er mehr Auswahl hat? Ich denke, selbst dieses "Hobby" wird nach einiger Zeit keinen Spaß mehr machen, wenn man immer nur das Selbe macht.
Schnell schreibe ich diese Vermutung auf und bleibe in Deckung, bis er den Tatort verlassen hat. Wieder zu meinem Glück, dreht er sich nicht um und geht summend und das Messer in seiner Hand drehend von mir weg. Erst, als er nicht mehr in Sichtweite ist, verlasse ich mein Versteck und gehe langsam auf die Leiche zu. Selbst ich muss sagen, dass ihr Geschreie ein wenig an meinen Nerven gezogen hat. Ich stecke meinen Block und den Stift zurück in meine Hosentasche, bevor ich mir die frische Leiche genauer ansehe, natürlich ohne in ihr Blut zu treten.
Er hat sie nicht beklaut und sich nicht an ihr vergangen. Das bestätigt meine Vermutung, dass er eine pure Mordlust haben muss, erheblich. Das Gespräch von eben kam auch nicht so rüber, als wolle er ihr Geld. Er hat sie nur töten wollen.
Nachdem ich die Frau, so gut es ohne Handschuhe geht, untersucht habe, schreibe ich mir noch ein paar Dinge auf, bevor ich den Mord anonym melde und mich wieder nach Hause begebe. Dort schreibe ich einen ausführlichen Bericht, den ich dann ausdrucke und in einen Umschlag stecke. Diesen muss ich dann morgen an einen meiner Vorgesetzten übergeben. Ein täglicher Bericht ist Pflicht, egal wie viel man an dem einen Tag in Erfahrung gebracht hat. Wenn man nichts Neues zu bieten hat, muss man wenigstens Spekulationen berichten, die man später belegen oder widerlegen kann. Sonst ist man seinen Job sofort los.
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Schweißgebadet wache ich auf und sitze Kerzengerade im Bett. Ohne einen Gedanken an den Traum zu verschwenden, den ich gerade hatte und eher Albtraum nennen sollte, stehe ich auf und begebe mich in das Badezimmer.
Ich schalte den Wasserhahn an, forme meine Hände zu einer Schüssel und kippe mir das Wasser, welches sich in ihr sammelt, in mein Gesicht, um wach zu werden. Kurz schließe ich meine Augen, um mich wieder zu fangen- ich sollte aufhören abends an die Vergangenheit zu denken, sonst hören diese Träume nie auf...
„Reiß' dich zusammen, Elias", sage ich zu mir selbst und blicke dabei in den großen Spiegel, der über dem Waschbecken hängt. Leichte Augenringe zieren mein Gesicht, welches größtenteils von meinen viel zu langen und zerzausten Haaren verdeckt wird. Ich sollte sie mal wieder schneiden, wenn ich dazu Zeit haben sollte.
Nachdem ich mich noch frisch gemacht und mich angezogen habe, schnappe ich den Umschlag mit meinem Bericht und mache mich auf den Weg zu meinen Vorgesetzten. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich befördert werde und nicht mehr mein Leben aufs Spiel setzen muss, sondern anderen dabei zusehen kann. Wie sie versagen, weil sie nicht die nötige Intelligenz besitzen oder zu naiv sind und umgebracht werden. Wenn ich endlich erfahre, wozu die Informationen gebraucht werden und ich es endlich verstehen kann. Unwissend zu sein ist für mich eine Qual.
„Hunter, hast du deinen Bericht dabei?" Ertönt die raue Stimme meines Vorgesetzten, dessen Namen ich nicht wissen darf. Stumm halte ich ihm den Umschlag hin, den er sofort ergreift und die Blätter heraus nimmt, um sich alles durchzulesen. Jeden Tag um zehn Uhr müssen alle Watcher, die momentan im Dienst sind, ihren Bericht abgeben. Wir sind auch nicht wirklich viele, maximal fünf sind in unserer Stadt gleichzeitig tätig. Trotzdem wird nur einer von uns befördert und das werde wohl ich sein, denn ich mache im Gegensatz zu den anderen alles perfekt.
„Vorbildlich" Ist das Einzige, was er dazu zu sagen hat, während er die Papiere wieder in den Umschlag steckt und es einem anderen Mitarbeiter in die Hände drückt, der alles aus dem Raum bringt.
„Du bist auf einem guten Weg, Hunter. Mach' weiter so und du wirst mit Sicherheit vom Boss befördert. Ich soll dir übrigens von ihm ausrichten, dass ihm deine Vermutungen gefallen, besonders, wenn sie sich dann auch bestätigen lassen." Ein leichtes Grinsen ziert meine Lippen, als er mir das sagt und anschließend den Raum verlässt. Lob gibt es in dieser Branche selten.
„Angeber", brummt ein anderer, der ebenfalls Watcher ist und schon immer neidisch auf mich war. Lob ist hier zwar selten, trotzdem bekomme ich recht häufig Lob vom Chef, denn wie gesagt, ich mache alles perfekt.
Bis zum Abend vertreibe ich mir meine Zeit mit einkaufen, denn der Kühlschrank füllt sich nicht von alleine. Während ich mit den schweren Taschen durch das Einkaufszentrum laufe, schaue ich mir die vielen, überteuerten Läden an, die überall einen Schlussverkauf gestartet haben und alles für die Hälfte oder sogar noch weniger loswerden wollen, um Platz für die neue Winterkleidung zu schaffen.
Manchmal kann man bei so was wirklich ‚Schnäppchen' machen, die meisten geben jedoch vorher den Originalpreis höher an als er eigentlich war und verkaufen das dann zum gleichen Preis, nur mit dem Unterschied, dass die Leute es dann kaufen. Die Menschen werden heutzutage viel zu viel manipuliert, indem sie mit stechenden Farben und der Aufschrift ‚stark reduziert' angelockt, mit angeblichen ‚Knallerpreisen', die es nur einmalig gibt verzaubert und dann ausgebeutet werden, weil sie denken, sie bräuchten das alles. Das schlimmste ist, dass die alle noch so dumm sind und darauf reinfallen. Solange man nur das kauft, was man auch braucht, ist es auch okay aber bei solchen Schlussverkäufen übertreibt der ein oder andere immer.
Mein Blick fällt auf einen schwarzen Hoodie, mit einer weißen Aufschrift ‚Gangster'. Da der voll und ganz meinen Geschmack entspricht, gehe ich auf den Laden zu, stelle meine Beutel ab und begutachte den Pulli genauer; Kein billiger Stoff, einhundert Prozent Baumwolle und der Schriftzug ist eingenäht, nicht draufgeklebt. Also eine sehr gute Qualität, die man heute eher selten findet. Ein kurzer Blick auf den Preis und die Größe und schon bin ich auf dem Weg zur Kasse dieses Ladens. Einmal kann selbst ich mir ein neues Oberteil kaufen.
„Das macht 29,99 Euro", ertönt die Stimme des Kassierers, die mir sofort eine Gänsehaut über den Rücken jagt- diese Stimme kenne ich doch?
Perplex starre ich das Gesicht des Verkäufers an, versuche mir jedes Detail zu merken und halte in meiner Bewegung inne. Diese desinteressierte Stimme habe ich gestern schon gehört, da bin ich mir sicher. Aber wieso sollte er in einem Modegeschäft arbeiten?
„Hörst du mal damit auf, mich anzustarren?" Ich beiße mich auf die Unterlippe und nehme meine Geldbörse aus meiner Jackentasche. Mein Blick fällt auf sein Namensschild, auf dem groß und fett Milo Adney steht. Vollkommen überfordert suche ich das nötige Geld raus und lege es ihm hin, bevor seine tätowierten Hände meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. So viele Fragen strömen gleichzeitig durch meinen Kopf und verursachen Kopfschmerzen, meine Augen werden durchs Starren trocken und ebenso meine Kehle, weil ich vergesse zu schlucken; ich habe noch nie einer meiner Zielobjekte außerhalb der Arbeit gesehen und weiß dementsprechend auch nicht, wie ich darauf reagieren soll. Ich habe auch nie in Erwägung gezogen, dass Killer auch arbeiten würden.
„Du gehst mir mit deinem Gestarre auf den Sack", zischt er und knallt das Wechselgeld vor mir auf den Tresen, was mich aus meiner Starre löst und mich zusammenzucken lässt. Ein leises sorry verlässt meine Lippen und hastig stecke ich mir die Münzen in die Jackentasche.
„Milo, du sollst doch netter zu den Kunden sein", ertönt eine andere Stimme und immer noch perplex sehe ich den älteren Mann an, der eine Hand auf die Schulter des Killers legt, der eigentlich nicht mal mein Gesicht kennen sollte. Ich glaube, ich war noch nie so unsicher und ängstlich wie jetzt.
„Der Zwerg kann mich mal am Arsch lecken. Starrt mich an als wäre ich ein Alien." Angepisst verlässt er die Kasse und geht in den Hinterraum. Der Mann entschuldigt sich bei mir für sein Verhalten und erklärt mir, dass er von Natur aus so ist aber eigentlich ganz nett sein kann, wenn man ihn richtig kennt. Unauffällig versuche ich noch ein paar Informationen aus dem Mann zu quetschen und verabschiede mich dann, ehe ich mit dem ganzen Zeug nach Hause gehe. Jedoch bekomme ich das Gesicht von Milo nicht mehr aus dem Kopf; seine Augen, grün wie Gift, seine Haare schwarz und dieser Blick, mit dem er mich angesehen hat, war einfach nur angsteinflößend.
Als ich die ganzen Beutel endlich abgestellt habe, gehe ich zügig zu meinem Laptop und schreibe jegliche Daten auf, die ich eben sammeln konnte. Milo Adney, neunzehn und arbeitet in einem Modegeschäft. Dazu beschreibe ich noch sein Gesicht und seine Art, alles was ich bis jetzt deuten kann. Erst dann erhebe ich mich wieder und räume die Lebensmittel ein, die ich heute gekauft habe. Mein Herz schlägt die ganze Zeit über deutlich schneller als es eigentlich sollte und mir wird bewusst, dass ich nervös bin und Angst habe. Angst, vor Mitternacht, wenn ich ihn wieder sehe und vielleicht sogar seinen Gesichtsausdruck erkennen kann, wenn er den nächsten emotionslos ermordet. Grinst er dabei wie ein Psychopath oder zeigt er keine Mimik? Verdammt, ich bin viel zu unkonzentriert!
Kurz vor Mitternacht tausche ich meinen verschwitzen Hoodie durch den neuen, den ich heute ebenfalls gekauft habe. Den Block und den Stift stecke ich mir in die große Tasche, die vorne von beiden Händen erreichbar ist und schlüpfe in meine Schuhe, um direkt meine Wohnung zu verlassen, abzuschließen und zu den dunklen Gassen zu gehen. Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei, denn mein Herz schlägt immer noch zu schnell und die Kopfschmerzen kratzen auch an meiner Konzentration.
„Verdammt", nuschele ich leise, als ich wieder eine schreiende, hohe Stimme höre und ich mich in diese Richtung bewege. Ich hätte gehofft, er würde heute nicht auftauchen, damit ich kein höheres Risiko eingehen muss. Diesmal verstecke ich mich hinter einer kleineren Mülltonne und habe einen direkten Blick auf den Killer. Wenn er zufällig in meine Richtung sehen wird, wird er mich sofort sehen, ich spiele also mit dem Glück, von dem ich heute nicht so viel abbekommen habe.
Mein Herz klopft immer stärker, je länger sich dieser Moment hinzieht. Kann er sie nicht einfach umbringen, anstatt die ganze Zeit Drohungen auszusprechen und sie zu beleidigen?
"Eigentlich siehst du sogar ganz gut aus. Ist das Silikon?", fragt er plötzlich das heulende Mädchen, ehe er ihr Hemd aufreißt und bevor sie laut schreien kann, hält er ihr den Mund zu. Meine Augen weiten sich langsam und perplex sehe ich dabei zu, wie er ihr den BH vom Körper reißt, indem er ihn mit dem Messer einmal durchschneidet, und ihre Brüste abtastet.
"Echt, keine Implantate? Schade, ich hätte sie gerne raus geschnitten, bevor ich dich umbringe", lacht er, während er ihr mit der Messerspitze über die Brust streicht und dabei leichte Schnitte hinterlässt. Abwesend und ohne meinen Blick von dem Geschehen zu lösen, schreibe ich alles detailliert auf.
"Wenn ich auch Titten und Fotzen stehen würde, würde ich dich sogar noch ficken." Ohne mit der Wimper zu zucken, schneidet er ihr, wie gestern bei der anderen, den Hals auf und lässt sie fallen. Das Schreien von ihr verstummt sofort.
"Billiges Miststück." Ist sein einziges Kommentar dazu, bevor er den Tatort verlässt. Schnell schreibe ich noch auf, dass er homosexuell ist und verlasse dann mein Versteck, um ein paar Bilder von der Leiche zu machen.
"Ich wusste doch, dass mich jemand beobachtet hat", ertönt eine tiefe Stimme direkt hinter mir, die mich zusammenzucken lässt. Fuck, ich habe nicht aufgepasst!
"Und dann ist das auch noch der Zwerg, der es nicht lassen konnte, mich bei meiner Arbeit anzustarren." Ich bewege mich kein Stück, denn alles unüberlegte könnte ein Fehler sein. Er hat ein Messer und nichts würde ihn daran hindern, mich auch umzubringen, wenn ich jetzt fliehen sollte. Er dreht mich um, drückt mich mit dem Rücken an die Wand, presst seine Hand an meinen Hals, sodass ich nur noch wenig Luft bekomme. Ich darf mir meine Angst nicht anmerken lassen, jedoch machen es mir seine giftgrünen Augen und sein psychopathisches Grinsen nicht sonderlich leicht. Er greift meinen Block, der immer noch in meiner Hand ist und liest sich die Seiten durch, die ich eben geschrieben habe.
"Du bist also einer dieser Watcher und hast mir eben zugesehen, hm?" Immer noch sage ich kein Wort. Er steckt sich den Block in seine Jackentasche und sieht mich wieder an.
"Was mache ich jetzt nur mit dir? Heute habe ich keine Lust mehr auf Töten, das Weib eben hat schon genug genervt. Kleine Jungs umbringen ist auch nicht das geilste." Sein Grinsen hört nicht auf, es fühlt sich sogar an, als wenn es immer breiter werden würde und ich will ehrlich gesagt auch nicht wissen, was in seinem Kopf vorgeht. Aber je länger er mich so ansieht und der Fakt, dass er schwul ist, lässt meine Gedanken in eine Ebene rutschen, die viel schlimmer wäre, als zu sterben.
"Ich nehm' dich einfach mit. Sonst machst du mir noch Ärger und außerdem weißt du zu viel", ist das Letzte, was er sagt, bevor er mich über seine Schulter hebt und die Gasse verlässt.
"Wenn du dich wehrst oder versuchst du fliehen, bringe ich dich um, also würde ich brav sein. Und halt' die Klappe, ich will keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen." Ich höre ihm nicht mal wirklich zu. Ich wurde erwischt. Verdammt, ich war unvorsichtig, ich war unkonzentriert und habe nicht aufgepasst, ich habe einen Fehler gemacht. Ich bin jetzt wie alle anderen, ich bin ein Versager. Ich bin nicht perfekt, ich bin ein dummer Versager, der einmal unvorsichtig war und erwischt wurde. Verdammte scheiße.
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Hallöchen, ein paar von euch werden wahrscheinlich diese Zeilen schon einmal gelesen haben. Der Grund: Diese Story ist ein Reupload. Ich habe sie mal als Buch verfasst und wollte die auf Wattpad dann zurückziehen. Leider habe ich sie gelöscht. Da dann alles schönen und lustigen Kommentare weg waren, habe ich mich dazu entschieden, sie gelöscht zu lassen.
Nach langem Überlegen, vielleicht hierzu einen (oder zwei) Prequels zu schreiben, habe ich mich dazu entschlossen, sie doch wieder hochzuladen, da ich diese Geschichte über alles liebe und die alten Leser vielleicht auch daran interessiert sind, die Vorgeschichte von Milo und Elias zu erfahren :) Ich werde Stückweise ein paar Kapitel (im Original sind es nämlich 85...) zusammenfassend (also sozusagen ca. 5 kapitel in einem) hier hochladen und wenn das abgeschlossen ist, kommen seperat die Prequels ^^
An die alten Leser: Freut euch auf Prequels!! Und nicht spoilern!
An die neuen Leser: Viel Spaß beim Lesen und taucht in die kleine Welt von Milo und Elias ein~
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