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Ann unterbricht ihre Erzählungen. John ist noch immer nicht zurück, doch sie meint, es müsse Marten vorerst reichen. Sie ist sich nicht einmal im Klaren darüber, warum er überhaupt etwas über sie wissen will, wenn sie doch nur Kollegen sind. Warum kümmern er und John sich sofort darum, dass ihre Tür gesichert wird? Noch viele ähnliche Fragen schwirren ihr im Kopf, doch sie stellt keine einzige. Noch nie hat sich jemand, außer Tante Judy und Jess, so um sie gekümmert. Und die beiden Männer kennen sie gar nicht richtig. Warum die Mühe?

John betritt wieder den Raum, steckt das Telefon in seine Hosentasche. Sie hat sich noch nicht die Mühe gemacht und einen der Jungs über Google gesucht. Jo hat ihr am ersten Tag, als sie zusammen auf der Treppe saßen, über die Musik und den Erfolg, den sie mittlerweile im ganzen Land haben, erzählt. Sie steht nicht so auf Rap, eher auf RnB und eben alles, was im Radio gespielt wird. Jo machte ihr schnell klar, dass die meisten Radiosender ihre Musik boykottieren, da sie sich in ihrer Sprache nicht zurückhalten.
"Er kommt in einer Stunde mit einem Kumpel und bringt ein Schloss an", erklärt John, als die beiden anderen ihn nur anschauen.

"Ich kann nicht weg", erklärt Ann. "Drüben ist noch so viel zu erledigen und ich muss mich um Kundenkarten und so weiter kümmern."

"Gib mir die Schlüssel, ich habe nichts vor." John hält die Hand geöffnet in ihre Richtung. Er steht mindestens zwei Meter von ihr weg, glaubt er wirklich, sie könnte so weit werfen? Sie schaut sich nach ihrer Tasche um, entdeckt sie auf der Couch und deutet mit der Hand in die Richtung.

"Meine Schlüssel sind im kleinen Fach an der Seite. Der Reißverschluss müsste zu sein." John öffnet ihre Tasche und das Fach, von dem sie gesprochen hat. Doch anstatt ihrer Schlüssel zieht er etwas anderes hervor. Ann merkt, wie ihr die Wangen glühen, bekommt kein Wort heraus.

"Allzeit bereit?", witzelt John, lässt die Kondome wieder in der Tasche verschwinden.

"Ich will mir ja nichts einfangen", versucht Ann sich selbst wieder locker zu machen. Marten starrt sie an, als hätte er mit allem, nur nicht mit Kondomen in ihrer Tasche gerechnet. Bisher war sie noch nicht ausgegangen, zumindest hatte sie nichts erzählt. Ihm gefiel die Vorstellung ganz und gar nicht, dass sie mit irgendeinem Fremden auf dem Klo eines Clubs verschwinden könnte. So ein Mädchen ist sie doch gar nicht. Oder vielleicht doch? Gehört das zu ihrem Aufstand gegen ihre Eltern und deren Traditionen? Nicht, dass er ihre Werte gutheißen würde, aber bisher klang die Geschichte von Ann nicht besonders besorgniserregend. Sie wollten sie verheiraten, okay, das ist wirklich ein bisschen übertrieben.

"Wo willst du denn jemanden aufgabeln?", fragt John schmunzelnd. "Die Kerle, die hierher kommen sind eine Nummer zu groß für dich. Außerdem haben sie Angst vor Marten, da werden sie nicht seine neue Geschäftspartnerin anmachen." John lacht über seine eigenen Worte, verstummt, als er Martens bösen Blick sieht. "Siehst du, das meine ich", deutet er auf seinen Cousin. "Selbst ich habe Angst vor ihm und ich bin mit ihm aufgewachsen."

Nun muss Ann ebenfalls lachen. Sie hatte keinen Augenblick Angst vor Marten. Ja, als er wie ein Tier rumgebrüllt hat, wirkte es auf sie verschreckend. Doch bisher hat er ihr nie einen Grund gegeben, ängstlich sein zu müssen.
"Wer weiß? Vielleicht gehe ich ja jeden Abend aus, hole mir, was ich will und geh dann schlafen!?", gibt sie die Coole.

"Seit ich dich kenne, gehst du früh nach Hause und kommst morgens in aller Herrgottsfrühe wieder her. Obwohl du gleich am ersten oder zweiten Tag erzählt hast, du wärest eine Nachteule", erinnert sie Marten. "Abgesehen davon ... bist du wirklich der Typ Mädchen, das allein durch die Clubs zieht und jeden x-beliebigen Mann ran lässt."
Ann schüttelt den Kopf. Nein, so eine Frau ist sie sicher nicht. Es ärgert sie, dass Marten sie immer noch als Mädchen bezeichnet. sie dachte, sie hätten das hinter sich gelassen.

"Dann gehen wir morgen zusammen aus", beschließt John. "Das wird lustig, vielleicht lässt Lisa sich dann auch endlich überreden, mal wieder mit uns zu kommen." Freudig klatscht er in die Hände.

"Also erstens", unterbricht Ann ihn und wendet sich an Marten. "Ich gehe jeden Tag früh heim, weil ich von der Arbeit drüben erschöpft bin. Am Anfang hatte ich große Probleme damit, weil ich abends einfach nicht zur Ruhe gekommen bin. Wenn der Umbau des Studios erstmal beendet ist, werde ich hier sicher nicht mehr vor zehn auftauchen." Der Angesprochene zuckt ungerührt die Schultern. "Und nun zu dir." Sie dreht sich zu John, lächelt ihn an. "Ich komme sehr gern morgen mit. Wo gehen wir hin? Ich kenne hier in Itzehoe nichts."

"Wir fahren nach Hamburg. Ein Abend auf der Reeperbahn wird dir gefallen", erwidert John, wirft ihre Schlüssel einmal in die Luft und verlässt den Laden. Kurz überlegt Ann, ob sie ihm vielleicht ein paar Verhaltensregeln für ihre Wohnung hätte geben sollen. Aber vermutlich hätte ihn das nur auf Ideen gebracht.
Sie widmet sich wieder dem Laptop, will endlich die Karten bestellen. Außerdem ist ihr beim Kisten auspacken aufgefallen, dass ihr noch ein paar Kleinigkeiten fehlen. Marten fixiert sie, es fällt ihr schwer, ihn die ganze Zeit zu ignorieren. Zudem kann sie sich nicht richtig auf die Arbeit konzentrieren, hat die Adresse schon drei Mal falsch eingetippt.

"Okay, was ist los?", wendet sie sich schließlich an ihn.

"Wenn du morgen mitkommst, dann solltest du dein Outfit mit Bedacht wählen." Marten schaut sie ernst an. "Die Reeperbahn ist kein schickes Pflaster. Dort wird gesoffen, Drogen genommen und Frauen als Objekte betrachtet. Wir werden auf dich Acht geben, aber es würde helfen, wenn du nicht halbnackt rumrennen könntest." Angestrengt versucht Marten nicht an ihr Schlafdress oder das kurze Kleid, das sie neulich anhatte, zu denken. Wenn sie so mit ihnen mitfährt, kann er sich zumindest nicht entspannen. Er wäre nur auf der Hut, würde sie unentwegt beobachten und vermutlich selbst zu einem Typen werden, der sie gern auf dem Clubklo vernaschen würde. Innerlich seufzt er tief, versucht es sich nicht anmerken zu lassen. Schon vor ein paar Tagen hat er solche Gedanken an Ann gehabt. Doch er muss sich zusammenreißen. Was dabei in seinem Kopf vorgeht, muss ja niemand wissen. Jo hat es mitbekommen, als Lisa sich von Ann die Nägel hat machen lassen. Aber er wird niemanden etwas sagen. In der Hinsicht kann Marten sich auf ihn verlassen.

"Und was glaubst du, was das passende Outfit wäre?", fragte Ann mit hochgezogenen Brauen. Er hatte ein gefährliches Terrain betreten, ohne zu wissen, was er tut. Sie hasst es, wenn man ihr vorschreiben will, was sie trägt. Egal, aus welchen Gründen.

"Keine Ahnung. Die rosa Jogger, die du neulich angehabt hast", sagt er. Ann wundert sich kurz, dass er sich gemerkt hat, was sie für Klamotten trägt. "So was steht dir." Mit dem Kompliment hat sie nicht gerechnet, merkt, wie ihr die Wangen warm werden. Schnell wendet sie sich wieder der Arbeit zu, versucht sich zu zwingen, sich nur auf den Bildschirm zu konzentrieren.

"Und wie kommen wir nach Hamburg? Ihr wollt doch sicher alle was trinken?", fragt sie weiter. Plötzlich kommt ihr eine Idee. Sie war vom ersten Augenblick fasziniert von seinem schwarzen Mercedes. Wenngleich sie nie ernsthaft daran denken würde, dieses Raumschiff zu fahren. "Weißt du, ich könnte auf Alkohol verzichten", erklärt sie. "Ich bräuchte nur ein Auto, um uns alle zu fahren." Ann klimpert übertrieben mit den Augen, leider verfehlt es bei Marten die Wirkung. Er fängt rau an zu lachen, schiebt sich auf seinem Stuhl ein Stück näher zu ihr, beugt sich weit vor.

"Girly, meinen Wagen fährst du ganz sicher nicht", haucht er, ehe er sich wieder zurücklehnt. "Wir fahren meist mit zwei Autos. Keiner muss zurück fahren, wir haben eine Wohnung, ganz in der Nähe des Kiez, da schlafen wir immer unseren Rausch aus." Das ihm die Wohnung gehört, weil er bisher jede zweite Woche in Hamburg wohnte, verschweigt Marten. Was Ann wohl von seinem Lebensstil gedacht hätte? Unwichtig, schallt er sich selbst. Sein Leben geht niemanden etwas an und er ist niemandem Rechenschaft schuldig.

Zumindest hat er es sich eingeredet, nachdem vor fünf Jahren alles anders wurde. Er hat Rechenschaft abgelegt, er war so ehrlich, wie er einer Frau gegenüber hätte sein können. Nur verlangt sein Leben eben Opfer. Das bringt Lügen mit sich, wenn die Menschen im privaten Umfeld schützen möchte.

Doch das ist Vergangenheit. Seine Jungs wissen, was in Hamburg abging, wenn er eine Woche nicht im Studio auftauchte, weil im Club irgendeine Sache lief. Sie haben ihn nicht verurteilt, ihm seine derben Scherze nicht übelgenommen. Vielleicht konnte er dann auch endlich mit allem anderen abschließen.

"Aha", kommt ein wenig verzögert Anns Reaktion auf seine Worte. Sie soll die Nacht in einer Wohnung verbringen, mit Typen, die sie wie lange kennt? Zwei Wochen? Nicht sehr vertrauensvoll. Aber Ann hat noch nie ein Abenteuer gescheut, sonst wäre sie wohl nie in Itzehoe gelandet. Sie würde den morgigen Freitag genießen, endlich wieder länger wach sein als ein Rentner und feiern. Sie nimmt sich fest vor, weder Jess noch Tante Judy zu vermissen, komme was da wolle. "Fahr ich bei dir mit?"

"Wenn du nicht laufen willst", erwidert Marten. Er ist froh, dass Ann gefragt hat, denn nie und nimmer hätte er sie bei Alex oder Maxwell mitfahren lassen. Es ist nicht so, dass er die beiden nicht weniger mögen würde, als Jo oder Adam. Aber sie sind in ihren Köpfen noch immer Kinder und nicht bereit, erwachsen zu werden. Fast hätte er behauptet, die beiden würden unter dem Peter-Pan-Syndrom leiden, aber was verstand Marten schon davon.

Es stört ihn schon lange, dass Alex und Maxwell ihre Grenzen nicht kennen. Sie trinken zu viel, kiffen zu viel und bringen andere nicht selten in ihrem Rausch in Gefahr. Marten wird gut auf Ann achten müssen, wenn die beiden Kindsköpfe in der Nähe sind. Trotz all den Kleinigkeiten, ohne die beiden sind die Abende oft weniger lustig.
Ann nickt nur, hinterfragt nicht seine versteckte Anweisung.

Sie widmet sich wieder den Laptop, kann sich nun voll und ganz auf die Karten konzentrieren. Sie wählt, entgegen ihrem ersten Impuls, keinen pinken Hintergrund, sondern ein wunderschönes Lila. Die Schrift gestaltet sie in einem dunklen Grau. Der Ton ähnelt der Wandfarbe, die sie und Marten für das Studio ausgesucht haben.

Immer wieder blickt sie zu ihm rüber, jedes Mal starrt er sie an. Es fühlt sich nicht unangenehm an, eher im Gegenteil. Ann fühlt sich sicher bei Marten, vertraut ihm, seit er sich bei Estelles Erscheinen neben sie gestellt hat. Sie sind mehr als Geschäftspartner, vielleicht können sie Freunde werden.

Der Gedanke an ihre Schwester trübt die gute Laune, die in Ann aufstieg, als sie in die morgigen Pläne einwilligte. Estelle hat recht, die Hochzeit wird das Ereignis des nächsten Jahres sein. Niemand wird das verpassen, alle werden dasein.
Natürlich bezieht das den Bruder des Bräutigam mit ein. Robert wird sicher am Altar neben seinem Bruder stehen, ihm auf die Schulter klopfen und beglückwünschen, dass ihm seine Von-Siemens Schwester nicht davongelaufen ist.

Ob er sie aufsuchen wird? Würde er es tatsächlich wagen und ihr noch einmal zu nahe kommen? Hier hat sie keine beste Freundin, die im richtigen Moment das Zimmer betritt und sie dann anschließend bei der Tante versteckt.
Andererseits hat sie hier auch keine Eltern, die sie der Lügerei beschuldigen. Denen die Aussenwirkung des Namens mehr Wert ist, als die Würde ihrer Tochter.

Wie heißt es im Grundgesetz? Die Würde des Menschen ist unantastbar. Nun, das gilt vermutlich nur, wenn man nicht Robert von Baumbach heißt. Denn in seiner Welt scheint es keine Gesetze zu geben, außer jenen, die ihm von Nutzen sind.

Bevor Ann sich in den dunklen Gedanken verlieren kann, schickt sie die Bestellung für die Karten ab und steht auf.
"Danke, dass ich schon wieder deinen Laptop benutzen durfte", sagt sie, ohne Marten anzusehen. Sie will an ihm vorbei gehen, doch der große Mann steht auf, stellt sich ihr in den Weg.

Er hat die Veränderung ihrer Stimmung gemerkt, will sie nicht wieder drüben dabei beobachten, wie sie wütend ihre Putzmittel durch die Gegend schmeißt.
"Was ist in der letzten halben Stunde passiert?", will er wissen. Ann will sich an ihm vorbei schieben, doch Marten keilt sie kurzerhand zwischen sich und der Wand ein. Sie berühren sich kaum, doch Martens Körpergröße so nah vor ihr, gepaart mit den Erinnerungen an Robert lassen in Ann leichte Panik ansteigen.

"Würdest du mich bitte vorbei lassen", versucht sie fest herauszubringen, doch es kommt nur ein klägliches Flüstern. Vor ihrem inneren Auge Blitzen Bilder von jenem Abend auf, an dem sie ihr Elternhaus für immer verlassen hat. Ann atmet schneller, als gut wäre, versucht Marten von sich zu drücken.

"Was ist los?" Marten ignoriert ihr drängendes Drücken gegen seinen Arm. Er muss wissen, warum ihre Augen voller nackter Panik sind. "Ann?"

"Lass mich bitte durch", wiederholt sie mit zittriger Stimme. Es ist eine Sache für sie, einem Typen nahe zu kommen, wenn sie weiß, worauf es hinausläuft. Doch hier mit Marten, wenn sie sich nicht sicher ist, warum er ihr überhaupt so nahe kommt, treibt ihr die Tränen in die Augen.

Nach schier endlos wirkenden Sekunden tritt Marten zurück. Doch anstatt sie vorbei zu lassen, nimmt er Anns Hand, zieht sie an sich und umschließt ihren Körper mit einer sanften Umarmung.

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