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26

"Und du bist dir sicher?" Martens Blick ist fragend und zugleich abschätzig.

"Hör auf, mich das die ganze Zeit zu fragen." Ann schaut durch die Windschutzscheibe auf das große Haus vor sich. "Ich geh da jetzt rein und kläre meine Eltern ein für alle Mal auf. Und dann fahren wir nach Hause."

Ann spürt, dass Marten sie nicht allein ins Haus gehen lassen will. Außerdem hat er es mindestens zwanzigmal fluchend ausgesprochen.
"Bitte", schnaubt er und schaltet den Motor ab. "Du rufst mich sofort an, wenn etwas nicht nach Plan laufen sollte. Zur Not breche ich dir Tür auf und hole dich raus."

Mit einem leichten Lächeln und furchtbar zittrigen Händen neigt Ann sich zu ihrem Freund herüber und küsst seine Wange.
"Das wird nicht nötig sein. Meine Eltern verabscheuen jegliche Art von Gewalt."

Noch ein letztes Mal atmet Ann tief durch, steigt schließlich aus und geht in ihr Elternhaus.
"Hallo?", ruft sie fragend in die Stille.

"Annelie?" Mit großen Augen kommt Anns Vater aus der Küche herbei. "Du ... du bist zu Hause." Ann traut kaum ihren Augen. Ihr Vater hat doch wirklich Tränen in den seinen. "Komm doch mit in die Küche. Deine Mutter wird sich freuen."
Ann lässt sich mitziehen, geht im Kopf immer und immer wieder ihren Text durch. "Liebes, schau nur, Annelie ist zu Hause."

"Nicht zu Hause, Papa. Ich bin nur hergekommen, um mit euch zu sprechen. ich bleibe auch nicht lang bleiben können, mein Freund wartet draußen." Es fühlt sich komisch an, Marten als ihren Freund zu benennen. Es fühlt sich nach dem falschen Wort an. Die Bezeichnung Freund wird ihrer beider Beziehung nicht gerecht.

"Wenn das so ist, dann setz dich bitte und sprich." Augenblicklich hat die Stimmung ihres Vater umgeschwenkt. Ann fühlt sich ein paar Zentimeter kleiner, ihr Mund ist wie ausgetrocknet und auch ihre Hände zittern. Sie lässt sich gegenüber ihrer Eltern auf ein unbequemes Sofa nieder, lehnt sich nicht an, bleibt vorn auf der Kante sitzen. Der dunkelrote Stoff zeigt keinen Makel, als wäre das Sofa nagelneu. Doch es stand schon in ihrer Kindheit genau an diesem Platz.

Ein letztes Mal holt Ann tief Luft, ehe sie ihrer Mutter fest in die Augen schaut. Natürlich ist ihr aufgefallen, dass diese bisher noch kein Wort gesagt hat. Missbilligend sind die Blicke, die sie ihrer Tochter zu wirft.

"Ich möchte, nein, ich muss mit euch über Robert sprechen." Anns Vater will sie unterbrechen, doch sie habt die Hand. "Papa, bitte lass mich erst ausreden. Was ich zu sagen habe, ist sehr wichtig und ich weiß nicht, ob ich weiter sprechen kann, wenn ich einmal aufhöre. An meinem achtzehnten Geburtstag fing Robert an, mich systematisch zu terrorisieren. Er nahm sich von mir, was er wollte, ohne auf mich Rücksicht zu nehmen. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine, auch ohne, dass ich es aussprechen muss. Ich wollte ihn nie, er war mir ein Freund, den ich aus dem Sandkasten kannte. Doch als er erst Estelle und dann später mich missbraucht hat, habe ich jeglichen Respekt und jedes Gefühl der Freundschaft zu ihm verloren. Ich werde ihn nie und nimmer heiraten. Ich bin in Itzehoe glücklich, habe Freunde und einen Mann gefunden, denen ich vertrauen kann und die keinerlei Gegenleistung für nichts erwarten. Ich weiß, dass ihr andere Pläne für mich hattet, doch ich passe nicht in eure Welt. Vermutlich habe ich das nie. Mein Laden läuft gut an, ich bin auf Wochen mit Arbeit bedeckt. Noch kann ich nicht sagen, ich wäre ausgebucht, doch ich habe ordentlich zu tun. Vor ein paar Tagen hätte ich fast alles verloren. Robert tauchte vor meinem Laden auf, gab mir diesen Umschlag." Ann öffnet ihre Handtasche, holt den weißen Umschlag mit dem Geld von Robert heraus und legt ihn vor sich auf den kleinen gläsernen Tisch. "Er sagte mir, dass ich entweder mit ihm kommen soll und das Leben teile, was für uns vorbestimmt wurde. Oder ich solle für immer aus Deutschland verschwinden. Wenn ich weder das eine, noch das andere tun würde, würde er mir das Leben zur Hölle machen und meinen Freund ins Gefängnis bringen. Mit Lügen und vermutlich mithilfe seines Geldes."

Ann muss tief durchatmen. Sie ist ihre Worte schnell und gefühlt ohne Punkt und Komma losgeworden. Ihre Eltern schweigen. "Könntet ihr bitte etwas sagen? Ich meine, ihr könnt mir nicht erzählen, dass ihr das alles nicht gewusst hättet. Ich habe es Mama erzählt. Ziemlich früh, nachdem es angefangen hat. Und Papa, du musst doch gemerkt haben, wie unwohl ich mich gefühlt habe. In unserem eigenen Haus."

Anns Vater dreht sich langsam zu seiner Frau, sein Blick strahlt keinerlei Freundlichkeit oder gar Zuneigung aus. "Du hast davon gewusst? Wieso hast du nichts gesagt? Ich dachte, sie macht diese typische Rebellenphase durch. Dabei hatte ich meine Tochter bereits verloren. Wie konntest du das unserer Familie antun? Ich konnte die Sippe noch nie leiden!" Voller Rage steht er auf, läuft im Zimmer auf und ab. "Annelie, bitte deinen Freund herein, es ist kalt draußen und ich möchte ihn gern kennenlernen."

Ann nickt überrascht und geht zur Tür. Als sie auf die kleine Treppe vor der Eingangstür tritt, steigt Marten auch schon aus dem Mietwagen.
"Was ist? Alles in Ordnung?"

"Ja. Mein Vater will dich kennenlernen." Ann zieht die Stirn ein wenig kraus. "Ehrlich gesagt, ich glaube, er wollte außerdem meiner Mutter unbemerkt eine Szene machen. Er sagte, er wusste nichts davon, sie hat es ihm nie erzählt." Marten kommt auf sie zu, zieht Ann in seiner Arme.

"Lass uns rein gehen." Marten nimmt Ann bei der Hand, noch immer unsicher, ob sie wirklich gleich vom Flughafen hier her sollten. Gestern noch lagen sie gemeinsam an dem leeren Pool, haben nicht über das Geschehene oder gar über alles was noch kommen mag gesprochen. Jetzt betritt er ein großes Haus, größer als alles, was er je von innen gesehen hat, und soll die Eltern kennenlernen. Wenn es stimmt, dass ihr Vater von nichts eine Ahnung hatte, kann Marten damit umgehen. Doch mit Anns Mutter will er es gar nicht erst versuchen.

"Schönen Guten Abend, ich bin Theodor von Siemens", begrüßt Anns Vater ihren Freund höflich. "Kommen Sie doch rein, meine Frau lässt sich entschuldigen, sie ..." Über ihnen ist lautes Rumpsen zu hören. "Ach was solls. Meine Frau packt gerade ihre Koffer und wird in ein Hotel fahren. Jetzt ist es raus. Können wir uns bitte setzen?"

Ann nickt und zieht Marten mit sich auf das rote Sofa. Kurze Zeit schweigen alle drei, schließlich, als die Haustür mit viel Radau auf gerissen und wieder zugeschmissen wird, entspannt sich Theodor sichtlich.

"Annelie", ergreift er das Wort, verbirgt sein Gesicht dabei hinter seinen Händen. "Es tut mir unendlich leid. Wenn ich gewusst hätte ... ich hätte dich doch nie zu den Treffen gedrängt. Ihr Mädchen seid mein höchstes Gut. Kein Geschäft der Welt ist es wert, dass du oder deine Schwester dafür leidet."

"Estelle leidet nicht mehr, Papa. Nachdem Ralf und sie ... jedenfalls hatte Robert da die Nase voll von Estelle und ich war sozusagen dran. Ich wusste nicht, dass Mama dir nichts gesagt hat. Ich dachte, ihr würdet es hinnehmen. Immerhin hat Mama betont, dass man in unseren Kreisen nicht nur an sich selbst denken sollte."

Anns Worte liegen schwer in der Luft. Man sieht ihrem Vater an, wie er nun unter dem neu gewonnen Wissen leidet. Doch Ann kann und will keine Rücksicht mehr auf andere nehmen. Sie will ihr neues Leben zurück, ihren Job genießen und sich auf Marten einlassen.

"Was kann ich tun?" Theodor lehnt sich nach hinten, schaut seiner jüngeren Tochter entschlossen ins Gesicht. "Willst du ihn anzeigen? Oder soll ich meine Beziehungen spielen lassen?"

"Wenn ich etwas dazu sagen darf", schaltet sich Marten ein. "Auch wenn ich finde, dass Robert den Knast mehr als verdient hätte, würde es zu lange dauern. So ein Prozess dauert, dann kann der Typ Berufung einlegen und so weiter. Bis er im Knast sitzt, können Jahre vergehen. Jahre, in denen er Ann weiter terrorisieren kann."

"Was schlagen Sie vor?"

"Ich bin dafür, dass Sie Ihre Beziehungen spielen lassen und Ann ihm droht, an die Presse zu gehen. Sicherlich ist ihm und seiner Familie der Ruf sehr wichtig. Ann könnte da einiges ins Rollen bringen. Die Presse gibt sich nicht nur mit einem Aspekt der Geschichte zufrieden. Da wird gegraben. Nach dem Motto, wie konnte das Kind einer so angesehenen Familie derart auf die schiefe Bahn geraten und so."

Theodor lässt sich die Worte seines Gegenüber, der ihm zugegebenermaßen ein wenig Angst einjagt, ehe er zustimmend nickt. Er selbst kennt die Familie von Baumbach seit etlichen Jahren, sie haben mehr als eine Leiche im Keller. Es gab schon immer Spekulationen, doch die Presse hatte keinen triftigen Grund, tiefer zu graben. Wenn Ann allerdings ihre Geschichte veröffentlicht, sieht das ganz anders aus.

Lange sitzen Ann, Marten und Theodor zusammen, schmieden Pläne, bis sie schließlich in eine lockere Unterhaltung über die vergangenen Monate verfallen. Ann berichtet ihrem Vater, wie sie Marten kennengelernt hat, was sie aus den zwei Studios gemacht haben und zeigt ihm ein Foto nach dem anderen. Sie kann sich nicht erinnern, freiwillig je mut ihrem Vater so lange zusammen gewesen zu sein.

"Wir müssen jetzt los." Ann steht auf, drückt ihren Vater aus einem Impuls heraus an sich. "Ich möchte noch nach Hause fahren, damit Jess mir ihre Standpauke halten kann. Komm mich bitte mal besuchen, Papa." Theodor nickt, erwidert die Umarmung seiner jüngsten und reicht anschließend Marten die Hand.

"Danke, dass Sie meine Tochter unterstützen, Herr ... ähm ... entschuldigen Sie, ich habe Sie gar nicht nach Ihren Nachnamen gefragt."

"Marten von Frieling, Sie können aber gern Marten sagen." Ann grinst in sich hinein, als ihr Vater erstaunt die Augenbrauen hebt. Sie wusste, wie Marten heißt, auch wenn er es ihr selbst nie gesagt hat. Auch seine Eltern haben sich nur mit Vornamen vorgestellt. Allerdings hat Ann ihren Geschäftspartner gegoogelt.

Dabei hat sie herausgefunden, dass der Name aus einer früheren Bezeichnung von freien Menschen, eben diesen, die nicht versklavt waren, hervorgeht. Sie waren rechtsfähig. Diese Frielinge haben immer mehr Siedlungen gebildet und ihnen ihren Namen gegeben.

Irgendwo in Niedersachsen ist noch ein kleiner Teil der von Frieling Familie angesiedelt. Warum allerdings Marten und seine Eltern ein so großes Geheimnis aus ihrer Zugehörigkeit machen, weiß Ann noch nicht.

"Dein Vater heißt Peter?"
Marten nickt verwirrt und auch Ann fragt sich, woher ihr Vater das wissen kann. "Grüße ihn bitte von mir. Wir sind eine zeitlang gemeinsam zu Schule gegangen. Vielleicht möchte er mit mir ja mal etwas Essen gehen oder zum Golf. Wir könnten alle drei gehen, wenn ich Ann besuche."

"Oh ... klar", gibt Marten leise zurück, verabschiedet sich und geht zum Wagen. Er gönnt Vater und Tochter einen Moment allein. Und nutzt die Gelegenheit, um seine Verwirrung darüber, dass Theodor seinen Vater kennt, sacken.

"Ich ruf an, wenn wir angekommen sind", ergreift Ann das Wort.

"Schick mir lieber eine Nachricht, vermutlich schlafe ich dann schon. Ich besuche dich, so schnell ich kann. Und ich möchte mir auch deinen Laden ansehen. Vielleicht bringe ich Tante Judy mit." Mit einem Zwinkern und einem Lächeln auf den Lippen zieht Theodor seine Tochter noch einmal an sich. "Ich bin stolz auf dich", flüstert er ihr ins Ohr.

Obwohl Ann sich sicher war, sich von der Familie gelöst zu haben, gehen die Worte ihres Vaters nicht spurlos an ihr vorbei. Schnell wischt sie sich ein paar Tränen von den Wangen, winkt Theodor noch zu und steigt schließlich zu Marten in den Mietwagen.

"Na dann, ab nach Hause", sagt Marten und lenkt das Auto auf die Straße.

"Hey Girly", flüstert er direkt an ihrem Ohr. "Los, wach auf, wir sind zu Hause."
Als Ann verschlafen die Augen öffnet, steht Marten an der geöffneten Beifahrertür. Hinter ihm sieht sie sein Wohnhaus, darüber rosa Wolken. Die Sonne scheint aufzugehen. Ist Marten die Nacht durchgefahren? Sie wollte doch eigentlich bei der halben Strecke mit ihm tauschen. "Lass uns rein gehen, ich brauch eine Dusche und eine Mütze Schlaf."

Schnell schnallt Ann sich ab, lässt sich von dem Hünen aus dem Auto helfen. Gemeinsam holen sie ihre Taschen aus dem Kofferraum.
"Duschen klingt super, ich will dann aber erst noch was essen."

Lachend legt Marten ihr einen Arm um die Schultern, drückt einen schnellen Kuss auf ihre Haare und zieht sie mit ins Haus.
"Alles, was du willst. Ich habe nur die Auflage, um 17 Uhr mit dir im Studio zu erscheinen."

Ann kann sich denken, was sie dort erwarten wird. Enttäuschte Freunde und verärgerte Kundinnen.
Doch sie wird überrascht. Als sie mit Marten, wie verabredet, um 17 Uhr den Laden betritt, springt Jess sofort von der Couch auf, rennt ihr entgegen und hält sie mehrere Minuten fest.

"Bitte, tu mir das nie wieder an", schluchzt Jess, lässt ihre beste Freundin jedoch nicht los.

"Versprochen", erwidert Ann kleinlaut. Unter leisem Schluchzen halten die Freundinnen sich in den Armen, bis sich schließlich Lisa, Jo und Adam zu ihnen gesellen und die beiden jungen Frauen umarmen.

Marten beobachtet die Szene von der Tür aus und erlaubt sich einen Moment der erneuten Hoffnung. Jetzt wird alles anders, ab jetzt kann es gut werden.

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