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"Zu heiß, in diesem beschissenen Auto ist es einfach zu heiß", flucht Ann in ihr Telefon. "Jess, warum nur habe ich dieses Auto gekauft? Die Klima geht nicht, das Radio rauscht in einer Tour und ich werde wahnsinnig!" Seit fast dreißig Minuten steht sie nun schon im Stau, die Zeit im Nacken. Am Nachmittag trifft sie sich mit einer Maklerin.

"Süße, entspann dich", erklingt nun endlich auch die Stimme ihrer besten Freundin durch die Freisprechanlage. "Du wirst pünktlich sein. Wahrscheinlich hast du sogar noch Zeit, dich auslüften zu lassen." War das ein Glucksen? Ist Jess denn kein bisschen bewusst, was für Ann auf dem Spiel steht?

"Das ist nicht lustig."

"Doch meine Liebe, ein bisschen schon. Mach dir doch nicht jetzt schon so viele Gedanken! Du hast das Können, du hast das Geld und du hast eine Vorstellung von dem, was werden soll. Also alles gut." Jess Worte wirken beruhigend auf Ann. Sie schafft es doch immer wieder. "Übrigens habe ich mich mal schlau gemacht, wo genau die Adresse des freien Ladens ist ..."
Das klingt nicht gut, schießt es Ann durch den Kopf. War es doch ein Fehler, den Neustart nach Hamburg zu legen?

"Was stimmt damit nicht?", will Ann skeptisch wissen.

"An sich ist alles super. Es liegen viele Geschäfte in der Nähe, die meisten Wohnungen sind vermietet ... allerdings ..."

"Spuck es schon aus", ruft Ann genervt.

"Es ist eben nicht Hamburg."

"Was?"

"Naja, Itzehoe ist nicht Hamburg ... nicht mal ein bisschen." Ann kann nicht glauben, was sie gerade hört. Bis vor wenigen Minuten war sie der festen Überzeugung, dass sie in Hamburg arbeiten und leben würde. Sie hatte den Traum eines Studios direkt an der Elbe, wo sie gemütlich in ihrer Pause eine Zigarette rauchen könnte, mit Blick auf das Wasser.

"Das ist eine Katastrophe!", ruft sie ungehalten. "Ich habe der Maklerin ausdrücklich gesagt, dass ich nach Hamburg will!"
Das hat sie tatsächlich. Sie hat der Frau mittleren Alters bis aufs kleinste Detail von ihren Vorstellungen berichtet. Ann wollte doch unbedingt in die Nähe der Reeperbahn, damit die Tänzerinnen, Stripperinnen und Travesti-Künstler zu ihr kommen ... zumindest sobald sie sich einen Namen gemacht hätte.

"Das ist wirklich halb so wild", versucht Jess auf ihre Freundin einzureden. "Stell dir nur mal vor, wie es wäre, immer Angst haben zu müssen, dass Besoffene oder Obdachlose deinen Laden verwüsten. Du kannst dir auch in Itzehoe einen Namen machen. Direkt neben der Adresse des Studios ist ein Tattoostudio. Wer weiß, vielleicht kannst du davon profitieren!?"

Wer weiß, denkt Ann. Sie selbst hat auch mehrere Tattoos. Das eine schließt das andere nicht aus.

"Aber ich wollte doch ganz unkonventionelle Öffnungszeiten", brummt sie.

"Das geht doch trotzdem. Du machst eben erst um elf auf und bietest dem letzten Kunden einen Termin um neun an. Keine Ahnung, ob man dafür eine Genehmigung braucht, aber Marco arbeitet doch auch so", erinnert Jess ihre Freundin an ihren gemeinsamen Tattookünstler. "Soll ich es mal eben googeln?" Ann stimmt zu und lauscht dem leisen Gemurmel, was aus dem Lautsprecher kommt. "Also hier steht, dass es eine 6x24 Stunden Regelung gibt. Demnach kannst du Montag bis Samstag öffnen, wie du magst."

Zumindest diese Aussicht beruhigt Ann ein wenig. Nicht auszudenken, wenn sie wie jedes andere Nagelstudio absolut Arbeitnehmer-unfreundlich öffnen müsste. Abgesehen davon schläft sie selbst gern aus und möchte ungern vor zehn Uhr ins Studio. Die Nacht ist ihre Zeit und da bietet es sich ja wirklich an, das Nagelstudio bis 22 Uhr geöffnet zu lassen. Außerdem wartet niemand auf sie zu Hause.

"Wann kommst du nach?", will sie von Jess wissen, als auch endlich der Verkehr wieder ins Rollen kommt. Der schwarze Mercedes hinter ihr rückt gefährlich nah auf, offenbar hat es da jemand ebenso eilig, wie sie selbst.

"Wenn du den Laden klar gemacht hast. Ich schaue mich jetzt nach Wohnungen um. Wie viele Zimmer, denkst du, brauchst du?"
Darüber hatten sie schon oft gesprochen. Während Jess sich mit einer ein Zimmer Wohnung zufrieden geben will, möchte Ann mindestens zwei, besser drei, wenn es bezahlbar ist. Sie will nicht in ihrem Wohnzimmer schlafen. Und die Tatsache, dass sie sich, dank Tante Judy, keine Sorgen um ihre finanzielle Situation machen muss, tut ihr Übriges.

"Ok, Süße, ich suche weiter, frag aber in jedem Fall die Maklerin, ob sie auch bei der Wohnungssuche behilflich sein kann. Wir hören uns später."
Jess legt auf, woraufhin Anns Playlist automatisch wieder startet. In voller Lautstärke dröhnt nun ein Mix aus Deutschrap, Soul und den aktuellen Charts aus ihren Boxen.

Eine Stunde später trifft Ann an der auf dem Navi angezeigten Adresse ein. Es kostet viel Geduld in dem verkehrsberuhigten Bereich einen Parkplatz zu finden, doch nach einigen Runden um den Block hat Ann Glück. Direkt vor dem leerstehenden Geschäft, das sie sich vermutlich gleich ansehen wird, fährt ein protziger grüner Mercedes aus einer Lücke.

Der Himmel über Itzehoe zeigt heute seine beste Seite, die Sonne lacht nur so auf Ann hinunter. Als sie selbstsicher ihr Auto in der Lücke abgestellt hat, steigt sie aus, streckt sich genüsslich und bückt sich nach ihrer Tasche.

"Nett", ruft eine Männerstimme von der anderen Straßenseite. Ann dreht sich um, lässt die Tür zufallen und verriegelt sie. Die Stimme, die sehr kratzig, aber nicht abschreckend auf sie wirkt, sitzt auf der Treppe, die zu dem besagten Tattoostudio gehört.
Sie gehört zu einem Mann, der mit freiem Oberkörper genüsslich eine Zigarette raucht. Dieser, sowie seine Arme und Hände sind tätowiert, die Beine werden von einer langen Jogginghose verdeckt.

"Danke, kann ich leider nicht zurückgeben", entgegnet Ann. Wenngleich der Mann sicher nicht hässlich ist, sie fühlt sich nicht angesprochen von ihm. Sein Bauch zeigt eine Rundung, die entweder von zu vielem falschen Essen oder von übermäßigen Alkoholkonsum kommt. Die Bierflasche neben ihm, lässt auf letzteres schließen.

Sie überquert die Straße, hofft  dass ihre lockere Shorts nicht allzu sehr an der Haut klebt und geht an dem Typen vorbei auf das freie Ladengeschäft zu. Sie geht nah an das hüfthohe Fenster heran und verschafft sich so einen ersten Überblick. Das Geschäft ist nicht groß, vielleicht passen vier Tische, eine kleine Sitzecke für wartende Kundinnen und ein kleiner Empfangstresen hinein. Am hinteren Ende ist eine Tür zu sehen, die leider verschlossen ist.

"Bist du Ann?", erklingt wieder die Stimme des Typen. Verwirrt hebt Ann den Blick und nickt. "CJ verspätet sich ein wenig. Die Jungs sollen dir einen Kaffee anbieten und dich unterhalten, so lange du wartest." Der Tag wird ja immer besser.

Nicht nur, dass Ann sich auch noch um eine Unterkunft für die nächsten Nächte kümmern muss, jetzt vertrödelt die Maklerin auch noch ihre Zeit. Seufzend lässt Ann ihre Tasche von der Schulter gleiten und fischt nach ihren Zigaretten - die nicht da sind. Natürlich nicht, denn sie hat im Stau eine nach der anderen geraucht und wollte sich eigentlich noch neue kaufen, ehe sie hierher kommt. Nun steht sie da, mit ihrem lila Feuerzeug.

"Gibt es hier irgendwo einen Kiosk?", will sie von dem Mann auf der Treppe wissen. Er deutet die Straße hinunter, ohne zu erklären, was er genau meint. "Ich bin nicht von hier, kannst du es genauer erklären?"

"Die Straße runter ist ein Laden, aber der hat nicht mehr offen. Samstags um zwei sind hier die wenigsten Läden geöffnet. Dafür musst du in die Stadt fahren." In der Tat, der Tag wird und wird besser.
Bevor Ann etwas erwidern kann, zieht der Fremde eine Schachtel Zigaretten und sein Handy aus der rechten Hosentasche. Während er die Schachtel geöffnet in Anns Richtung hält, tippt er auf seinem Handy rum und hält es sich schließlich ans Ohr. "Was rauchst du?", will er von Ann wissen.

"Marlboro Gold", erwidert sie noch immer skeptisch, nimmt aber dankend eine Zigarette aus seiner Schachtel.

"Diggi, kannst du Kippen mitbringen? Am besten Marlboro Gold ... super, bis gleich." Lächelnd verstaut er seine Sachen wieder in den Hosentaschen. "Mein Kumpel bringt dir welche mit, er ist in zehn Minuten da", wendet er sich an Ann. "Ich bin Jo." Er streckt den Arm mit geballter Faust in ihre Richtung aus. Ann kennt die Geste von einigen ihrer Freunde, weshalb sie gleich weiß, wie sie reagieren muss.

Sie stößt mit ihrer eigenen Faust gegen die von Jo und setzt sich neben ihn. Er scheint netter zu sein, als er aussieht, schießt es ihr durch den Kopf.
"Du kennst also meine Maklerin?"

"Sie ist die Schwester von Adam. Er sitzt drinnen, hat noch nen Kunden", erklärt Jo. "Willst du dir den Laden angucken, bevor sie kommt? Mein Kumpel hat einen Schlüssel von der Vermieterin."

"Ob das Frau Hermann recht ist, bezweifle ich", entgegnet Ann, wenngleich ihr der Gedanke gefällt. Makler neigen dazu, immer reden zu müssen, weshalb man keine Zeit hat, sich in Ruhe umzusehen.

"CJ ist das egal, sonst hätte sie den Schlüssel schon einkassiert." Jo nippt an der Bierflasche und zündet sich eine weitere Zigarette an. Es legt sich ein angenehmes Schweigen über die beiden, das jäh unterbrochen wird, als ein schwarzer Mercedes direkt vor ihnen auf dem Bürgersteig parkt. Ein Mann, der Ann wie ein Riese vorkommt, steigt aus und schaut grimmig über die Straße. Sein Shirt und die kurze Sweathose zeigen Tattoos ohne Ende. So ohne weiteres kann man keine  klaren Motive erkennen. Lediglich die zwei Spinnennetzen auf seinen Knien erwecken Anns volle Aufmerksamkeit, doch um ihn nicht anzustarren, hebt sie schnell den Blick. Die Hände des Mannes sind bis an die Fingerspitzen tätowiert und Ann ist sich sicher, dass auch die Handflächen verziert sind.

"Wem gehört die Schrottmühle da drüben?", brummt er in einem angenehmen Bariton. "Wer auch immer das Ding fährt, sollte lieber laufen und mir nicht meinen Parkplatz besetzen."

Ann muss unweigerlich Grinsen, denn der Neuankömmling deutet direkt auf ihren alte Ford Ka. Das lila ist ausgeblichen und hier und da sieht man die ersten rostigen Stellen.

"Was gibt es da zu grinsen?", lenkt der Riese ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Seine Stimme soll vermutlich bedrohlich klingen, doch muss Ann bei dem Anblick der augenscheinlich ehrlich verstimmten Miene nun auch noch glucksen.

"Das ist keine Schrottmühle, sondern Henriette", erklärt sie, sichtlich um Haltung bemüht.

"Henriette?" Der Mercedes-Fahrer guckt sichtlich aus dem Konzept gebracht zwischen Ann und Jo hin und her. "Will die mich verarschen? Jo, wo hast du die denn aufgegabelt?", wendet er sich nach einigen Sekunden an Jo.

"Sie wartet auf CJ." Jo zuckt nur mit den Schultern, fängt lässig die zwei Zigarettenschachteln auf, die der andere ihm zuwirft. Unter dem strengen Blick des Riesens reicht Jo sie an Ann weiter. "Geht auf ihn", flüstert er ihr zwinkernd zu.

"Was? Quatsch, ich bezahl die natürlich", widerspricht Ann sofort und holt ihr schwarzes Portemonnaie heraus.

"Lass stecken, ich nehme kein  Geld von kleinen Mädchen." Sein Blick scannt Ann von oben bis unten, als sie vor ihm stehen bleibt und ihm fünfzehn Euro hinhält.

"Kleines Mädchen? Für wie alt hältst du mich?", entfährt es ihr abschätzig. Doch statt zu antworten schiebt er sacht, aber bestimmt ihre Hand weg, in der sie 15 Euro hält und geht an ihr vorbei in das Tattoostudio. Wenige Augenblicke später kommt er mit einem Schlüssel wieder raus.

"Komm, ich lass dich schon mal rein", sagt er ohne Ann anzusehen und schließt das Nebengeschäft auf.

Da sie nicht noch mehr Zeit vertrödeln will, geht sie ihm nach, betritt gespannt den Laden.
"Oh Mann", stöhnt sie genervt auf  als sie das Chaos sieht, dass durch das leicht getönte Fenster nicht zu erkennen war.
Die Wände sind teilweise eingeschlagen, in ihnen klaffen große Löcher. Durch eines ist das Tattoostudio sogar zu sehen. Es ist nur notdürftig mit Folie abgeklebt.

"Kein Palast, aber die Miete ist erschwinglich", kommentiert der Hüne Anns immer wiederkehrende Seufzer. "Dem Eigentümer gehört auch mein Studio, vielleicht können wir was aushandeln, wenn du bereit wärst, ein Fenster als Wandersatz zu akzeptieren. Oder ein Durchbruch. Also, je nachdem, was du hier einrichten willst."

"Ein Nagelstudio", sagt Ann und ist sich sicher, ein "war ja klar" zu hören. Doch sie fragt nicht weiter nach. An sich bietet der Laden viel Potential, in ihrem Kopf ist Ann schon dabei alles einzurichten. Sie geht den Laden immer und immer wieder ab, zückt ihr Handy und schaut, wie groß die speziellen Tische sind und wie viele sie schätzungsweise nebeneinander stellen kann.
"Welche Musik läuft bei euch drüben überwiegend?", will sie schließlich wissen.

"Ach herrje, will er immer noch einen Durchbruch?", erklingt eine weibliche Stimme hinter Ann. Sie dreht sich um, steht einer brünnetten Frau, die schätzungsweise in ihren Dreißigern ist, gegenüber. "Ich habe dir doch gesagt, dass du mir damit die Kunden verschreckst", rügt sie den großen Mann, während sie ihn umarmt. "Hi, ich bin CJ, du musst Ann sein. Wir bleiben beim du, oder? Ist angenehmer, wie ich finde." Ann schüttelt CJ die Hand, erwidert erstmal nichts.

"Im Gemeinsschaftsraum hauptsächlich Radio, die Jungs spielen ihre spezielle Musik in ihrem Räumen", beantwortet der bis auf die Kopfhaut tätowierte Mann, dreht sich um und geht.

"Wer war das denn?", entfährt es Ann, als er ausser Sichtweite ist.

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