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141 ** Köln und Essen ** Do. 7.5.2020

Max ist ungefähr so euphorisch wie damals vor diesem Angelwochenende mit seinem Papa, wo er vorher wochenlang von nichts anderem geredet hat als von Angel auswerfen, Angel einholen, Angel auswerfen, Angel einholen. Aber heute kann ich ihn auch gut verstehen. Die kleine Katharina ist wirklich ein ganz wundervolles Geschenk für diese Familie, die schon so viel miteinander durchstehen musste. Heute allerdings muss er mal wieder auf Profi schalten. Denn jetzt kommen die Bewerbertage. Donnerstag und Freitag Köln, Samstag und Sonntag Folkwang.

Dem Muskelkater nach Frankfurt zufolge müssen wir davon ausgehen, dass wir am Montag Morgen auf allen Vieren kriechen werden. Darum haben wir uns in Köln ein Hostel gesucht, damit wir nicht auch noch zweimal hin und her fahren müssen. Also stehen wir mal wieder ziemlich früh am Essener Hauptbahnhof, krabbeln gähnend in einen Zug und spekulieren eine Weile rum, was uns jetzt wohl erwartet. So richtig Lust haben wir alle drei nicht. Nicht mal Paul.

In der Schlange an der Anmeldung sehen wir ein paar bekannte Gesichter von Frankfurt, aber vor allem die, auf die wir eher verzichten können. Die „Tanzroboter für den gesunden Konkurrenzkampf" ...

Wir ziehen die zwei Tage durch, geben uns redlich Mühe, aber ich weiß schon am Abend des ersten Tages, dass ich gegen diese „gesunde Konkurrenz" keine Chance habe. Und das wird mir dann auch am Freitag Abend direkt vor den Latz geknallt. Ich möge doch bitte wieder unter meine Autobahnbrücke gehen ... Die beiden anderen dürfen hoffen. Aber sie sind jetzt so bedient nach dieser bescheuerten Bemerkung, dass sie endgültig keinen Bock mehr drauf haben, in Köln zu studieren.

Da wir diesmal unter der Woche täglich ein bisschen trainiert haben, ist der Muskelkater am Samstag Morgen gar nicht sooo schlimm, als wir zur Folkwang Hochschule der Künste aufbrechen.
„Jetzt gehts um die Wurst!"

Wir werden in vier große Gruppen eingeteilt. Ziemlich angespannt gehen wir mit unserer Gruppe in einen Trainingssaal, wo wir alle an der Stange exerzieren müssen. In einer kurzen Trinkpause zieht Max uns zu sich ran.
„Jungs, so gehts nicht. Wir stehen uns grade selbst im Weg. Wisst ihr noch, was Anni am Donnerstag gesagt hat? ‚Bleibt so locker wie heute, und bleibt euch selbst treu. Das ist die halbe Miete.' Wir können das! Wir wissen, dass wir das können. Also können wir das locker runterspulen."

Schnell gehen wir wieder an unsere Stangen, weil schon das nächste Kommando kommt. Aber Max hat recht! Ich kann das. Ich habe nicht umsonst getanzt, seit ich laufen kann. Ich bin bestimmt nicht der Eleganteste auf Spitzen.
Aber ich kann soviel mehr. Also los!
Wir zwinkern uns im Spiegel kurz zu, und dann sind wir wie die Hunde, die im Park von der Leine gelassen werden. DAS hier ist unser Ziel. HIER wollen wir hin. Und das soll auch jeder sehen können.

Hochkonzentriert arbeiten wir uns durch den ersten Tag, finden unseren Verdacht über das Maschinenessen in der Mensa bestätigt, treffen die Hiphop-Gruppe vom Kennenlerntag wieder und halten ein Pläuschchen.
„Ach, Moritz. Kleiner Mutmacher. Wenn ihr heute Abend nicht nach Hause geschickt werdet, dann seid ihr schon halb drin."
„Wie, nach Hause geschickt???"
„Naja. Im Endeffekt wird hinterher gepokert darum, wer wieviele Studienplätze belegen darf für sein Fach. Aber sie sieben am ersten Tag schon ein bisschen und schicken am Abend die aussichtslosen Kandidaten gleich nach Hause. Dann können sie sich am zweiten Tag besser auf die verbliebenen Bewerber konzentrieren."

Paul kontert sofort.
„Danke für die Info. Aber – Jungs? Bangemachen gilt nicht. Wir haben vorhin sooo Gas gegeben. Das KANN nicht in die Hose gehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle drei morgen wieder antreten werden."
Ausgeruht und mit neuem Schwung gehen wir den Nachmittag an. Improvisation ist gefragt. Das fällt Paul am Schwersten, aber das hat er ja in den letzten Monaten ausgiebig trainiert. Also macht auch er da keine schlechte Figur. Max und ich schöpfen aus den Vollen.

Mittendrin entsteht etwas Unruhe, und zu unserem großen Erstaunen werden schon jetzt die ersten drei Kandidaten nach Hause geschickt. Nicht soooo wahnsinnig nett, das vor allen Leuten zu machen. Aber es sind genau die Kampftänzer aus Frankfurt und Köln, auf die wir sowieso keinen Bock haben, und schnell spricht sich im Saal herum, dass sie zwar gute Tänzer seien, aber leider mit ihrem Einzelkämpfertum nicht zum Profil der Uni passten.

Uff! So schnell kanns gehen! Also wenn das ein Kriterium ist, dann haben wir schon gewonnen.

Abends ziehen sich die Prof's zur Beratung zurück, während wir uns umziehen, ein bisschen frisch machen und unsere Plünnen zusammensammeln. Dann kommen die wichtigen Damen und Herren wieder und teilen die gesamte Schar von deutlich über hundert Bewerbern per Namensaufruf in zwei Gruppen ein. Die kleinere Gruppe macht einen Raumwechsel.

Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie stark sie heute schon aussieben. Die Mehrheit? Oder nur wenige ...
Aber meine Zweifel waren überflüssig. Wir sind in der größeren Gruppe und bekommen sofort gesagt, dass wir uns heute alle gut geschlagen haben und darum morgen gerne wiederkommen dürfen. Etwa siebzig Leute sind noch übrig. Das wird also auch morgen nicht locker werden. Aber wir drei sind alle weiter gekommen.
Autobahnbrücke adé!!!

Nach ausgiebigem Komaschlaf treten wir einigermaßen fit am Sonntag Morgen wieder in Werden an. Uns wird verkündet, dass wir nun wieder in vier Gruppen eingeteilt würden und dort jeweils zeigen sollten, was unser Schwerpunkt sei, worin wir so richtig spitze seien.

Nachtigall, ik hör dir trapsen. Die wollen unser Selbstbewusstsein testen und unser Vermögen, uns selbst richtig einzuschätzen. Na, das können sie haben. Vorausgesetzt, wir bleiben zusammen ...

Bleiben wir zum Glück. Wir sind noch 68 Leute und rutschen in vier Gruppen á siebzehn Leuten.
Wir gehen in einen ganz kleinen Vorführsaal und sollen hier uns gegenseitig als Publikum dienen.

Das ist unsere Chance! Ob es hier Standard-Tänzer gibt? Die Akrobatik können wir ja improvisieren ...
Nach und nach kommen einzelne oder mal zwei zusammen auf die Bühne und zeigen, was sie drauf haben. Wir sind total begeistert, was da alles zusammenkommt. Alles. Wirklich alles! Auch Standardtänzer und ein paar Akrobaten.

Yes!

Kaum sind die von der Bühne runter, krallen wir uns die und fragen, ob sie bei uns mitmachen wollen. Wir erklären kurz das Stück und stürmen schließlich als letzte die Bühne, mitsamt unserem Kram und unseren startklar gemachten Handys. Die beiden Prof's in der ersten Reihe kucken etwas verwirrt.
„Sind sie nicht ein bisschen viele auf einmal?"
„Nönö, das passt schon."
Moooooritz, halt doch einmal deine vorlaute Klappe!!!

Was dann kommt, können wir im Schlaf. Wir simulieren die Situation im Pausenraum. Paul fängt an und wagt heute ein paar Figuren, die er bisher nicht drin hatte. Aber er ist so konzentriert und in seinem Element, dass ihm alles gelingt. Ich schmeiße meine Mucke an und grätsche ihm voll dazwischen. Ich komme schnell in den Flow und kann genießen, was ich tue.
Hihi.
Wenn Paul einen Schmollmund zieht, dann muss man sich warm anziehen.

Als nächstes kommt Max und versucht, zwischen uns zu vermitteln. Das klappt natürlich nur so semi, aber er kann dabei alles auspacken, was er drauf hat. Das Tanzpaar flitzt mitten zwischen uns durch. Die Akrobaten Jannis und Svenja stehen kopfschüttelnd am Rand und bauen uns dann, ehe wir uns versehen, in eine schicke Menschenpyramide. Paul miemt noch die Ansage aus dem Lautsprecher, dann verschwinden wir alle eilig mit unseren Sachen von der Bühne.

Abwartend stehen wir an der Seite im Dunklen. Im Saal ist es totenstill. Der eine Prof schüttelt den Kopf. Die Frau schmunzelt. Und dann sagt sie in die Stille hinein: „Belauern Sie doch schonmal ihre Briefkästen. Alle."
Na, da bin ich ja mal gespannt, wie sie das durchkriegen will. 68 Leute auf 15 Studienplätze und sieben davon gleich in einer Gruppe vergeben??? Bloß nicht zu früh freuen.

Am Nachmittag müssen wir uns dann im Akkord kurze Choreos draufschaffen. Und am Abend werden wir wieder in zwei Gruppen geteilt. Diesmal sind wir in der kleineren Gruppe mit 27 Bewerbern. Und diesmal werden wir in einen anderen Raum geführt. Hier wird uns gesagt, dass wir die Wunschkandidaten der einzelnen Prof's seien und demnächst Post bekämen, nachdem die endgültigen Entscheidungen gefallen seien.

Die Standardtänzer sind leider nicht dabei.
Das sollten wir vielleicht Lasse nicht erzählen ...
Aber die Akrobaten gehen mit uns zusammen zur S-Bahn. Ich muss grade mal mein Herz ausschütten.
„Hoffentlich beeilen die sich mit ihrer Entscheidung. In Köln bin ich raus, in Frankfurt könnte es geklappt haben. Aber hier schlägt mein Herz."
„Ich glaube, ihr müsst euch alle drei keine Sorgen machen. Ich habe sogar den Verdacht, dass es für uns von Vorteil war, dass wir bei euch in die Nummer reingerutscht sind. Es hat jedenfalls riesig Spaß gemacht."

Max schlägt mit dem Typen ein.
„Uns hat es auch Spaß mit euch gemacht. Ihr habt euch echt schnell drauf eingestellt. Sagt mal, wo trainiert ihr denn? Kennt ihr eine Milly?"
Das Mädel grinst.
„Ahhh – jetzt weiß ich, wer ihr seid."
Sie zeigt auf mich.
„Du kamst mir gleich so bekannt vor! Du hast Milly mal zum Training begleitet, oder?"
„Jupp. Einmal musste ich meiner Zirkusmaus zukucken, bevor sie sich abseilt."
Jannis klingt ein „bisschen" neidisch.
„Die hat ihren Studienplatz in Lyon ja schon lange in der Tasche. Aber sie hatte auch wirklich einen fantastischen Tag. Wir beide durften praktisch schon auf der Türschwelle wieder kehrt machen. Wir hoffen jetzt einfach, dass es hier klappt, weil wir das Interdisziplinäre so mögen."

Inzwischen stehen wir am Gleis der S-Bahn Richtung Innenstadt.
„Wo kommt ihr denn her?"
„Aus Borbeck. Wir wollen, falls das hier klappt, in irgendeine WG in Werden rutschen."
Jannis seufzt.
„Naja. Mein Onkel hat uns ja seine große Wohnung angeboten. Aber die ist dann für uns zwei doch wieder zu groß."
Ich spitze die Ohren.
„Eine große Wohnung? Wo is'n die? Und wieviel Zimmer sind das denn?"
Der Typ wird jetzt auch hellhörig.
„Sanierter Altbau direkt hinter der Uni. Eine ganze Etage - sechs Zimmer und 'ne große Wohnküche. Aber eins der Zimmer ist Durchgangszimmer. Zwei Bäder, Waschküche im Keller, Fahradschuppen. Und die Bäckerei unten im Haus."

Wir schauen uns an. Paul grinst, Max zwinkert mir zu.
„Ich glaube nicht, dass ihr bei der Lage Schwierigkeiten haben werdet, daraus eine größere WG zu machen. Wir drei wollen zum Beispiel nach Werden ziehen, falls es für uns klappt."
Ich lass das jetzt mal einfach so bedeutungsschwer in der Luft hängen ...
Jetzt schauen sich die beiden stumm an. Dann hält mir der Typ sein Handy unter die Nase.
„Dann lasst uns in Kontakt bleiben. Das klingt nach einer guten Idee. Sobald wir wissen, wer von uns dabei ist, können wir ja weiter sehen."

Wir steigen in Süd wieder aus und gehen hoch zu unseren Fahrrädern, während Jannis und Svenja ans andere Ende der Stadt fahren. Ein paar Kreuzungen weiter trennen sich unsere Wege. Max atmet tief durch.
„Das Kapitel wäre also auch geschafft, jetzt müssen wir abwarten und beten. Aber eine WG direkt ums Eck, zusammen mit den beiden, die Milly schon kennen – da wehre ich mich echt nicht gegen."
Und ich erst! Üüüüberhaupt nicht!!!

Paul wechselt das Thema.
„Was macht ihr in den nächsten Wochen, bevor wir nach Südfrankreich düsen? Ich werde in der Gärtnerei jobben."
„Ich fahre mit Milly nach Lyon, um da für sie eine Bude zu suchen."
„Ich betüdele meine Schwester, starte morgen mit dem Führerschein und fahre an Himmelfahrt nach Prag."
Bei diesen Worten leuchtet Max Gesicht auf.
„Wann kommt Tanja mit der Kleinen nach Hause?"
„Morgen. Die Maus hat denen zu wenig gewogen am Anfang, aber jetzt hat sie die Schallgrenze geknackt. Deshalb dürfen sie endlich nach Hause. Ich kann es gar nicht mehr erwarten."

Wir schlagen nochmal ein und radeln dann in verschiedene Richtungen davon. Max so glücklich zu sehen, ist unglaublich wohltuend. Dieses Jahr war für ihn einfach furchtbar, und jetzt darf er endlich alles genießen, was ihm geschenkt wird. Ein aufmerksamer Vater, eine glückliche Mutter, eine süße kleine Schwester. Eine tolle Freundin, ein richtig gutes Abitur
... und hoffentlich bald einen Studienplatz hier in Essen, mit uns anderen zusammen.

Ein bisschen Sorgen mache ich mir schon, ob ich als Exot überhaupt einen Studienplatz bekomme. Die Frankfurter und die Essener haben mich wenigstens nicht „zurück unter meine Autobahnbrücke" geschickt. Ob ich mit dem, was ich kann, am Ende so sehr überzeugt habe, dass ich mich gegen diese ganzen Startänzer durchsetzen kann – das kann ich überhaupt nicht beurteilen. Aber ich werde schon einen Weg finden. Ich habe nicht umsonst dieses ganze Jahr mit Luis geackert wie blöd.

Und wenn alle Stricke reißen, studiere ich Sozialpädagogik und gehe zurück unter meine Autobahnbrücke ... Idioten.

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3.2.2021

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