Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

131 ** Vorfreude ** Sa. 11.4.2020

Wie bekloppt ist das denn??? Mein Zug fährt um 8.oo Uhr, ich muss aus dem Haus um 7.00 Uhr, mein weniger Kram ist schon gepackt und ich steh um kurz nach 5.00 Uhr senkrecht im Bett.
Hmpf.
Aber was soll ich denn machen, wenn ich mich doch so dolle wie verrückt auf meine Anni freue!?! Alle anderen schlafen tatsächlich noch, als ich mich auf den Weg zum Hauptbahnhof mache. Ich habe mir eine Flasche Wasser für die Fahrt eingesteckt und kaufe mir jetzt beim Bäcker noch Reiseproviant. Ich hab heute so viel Zeit totzuschlagen, dass ich auch einfach im Zug frühstücken kann.

Kurz nach 8.00 Uhr sitze ich auf meinem Fensterplatz im Abteil, klappe den kleinen Tisch aus und fange an, mein Frühstück aufzubauen. Ich bin froh, dass ich diesen Platz noch bekommen habe, denn der Zug ist ziemlich voll wegen des Osterreiseverkehrs. Aber ich sitze sowieso lieber im Abteil als im Großraumwagen. Nach dem Frühstück zücke ich gelangweilt mein Handy und zocke ein bisschen. Eine Nachricht von Anni ploppt auf.
Guten Morgen, mein Schatz! Ich geh gleich ‚aufstellen'. Ich wünsche Dir eine gute Fahrt!"
„Danke! Ich wär so gern schon da ... Ich wünsche Dir einen erkenntnisreichen Vormittag mit den Pappkameraden. Küsschen"

Draußen zieht die Landschaft vorbei. Das Wetter ist mehr so Karfreitag und weniger Ostersonntag. Eben so dazwischen. Ich habe mir ein eigentlich ganz interessantes Fachbuch über „konzentrative Bewegungstherapie" eingepackt. Aber irgendwie sind meine Gedanken schon ein paar hundert Kilometer weiter nördlich und schnuppern Seeluft. Da kommt KBT einfach nicht gegenan. Also stecke ich das Buch wieder weg. Und langweile mich wieder. Und zocke wieder. Und höre Musik. Aber ich kann ja nicht tanzen hier. Also lass ich es wieder.

Da fällt mir ein Gedanke wieder ein, der mir bei den Vorbereitungen für Antoines Rückkehr kam. Ich suche mir den Song aus der Playlist und freue mich, dass es hier im Zug so gutes W-Lan gibt. Dann schließe ich die Augen und denke an Anni, während ich „to make you feel my love" von Adele höre. Ich schaue mir mehrfach den Text an und habe dabei so viele Bilder aus den letzten neun Monaten vor Augen!
Ja, das stimmt. Ich würde auf allen Vieren kriechen, wenn es die einzige Möglichkeit wäre, ihr zu helfen. Aber vielleicht geht es für sie und in ihr ja jetzt aufwärts, und sie kann bald wieder selbst aufrecht gehen. Jetzt ist nur die Frage, wie ich den Song umsetze.

Wieder schließe ich die Augen, höre die melancholisch-hoffnungsvollen Töne und Worte und stelle mir vor, dass ich mich dazu bewege.  ...
Es wird die Tanzfläche in der Mitte sein, alle Tische stehen drumrum. Ich werde mich also in alle Richtungen wenden müssen dabei.  ...

Mal sehen, ob ich das Vorbereitungsteam dazu bringen kann, dass Anni, Lennart und Jenny gleich vornean sitzen. Sonst ist der Effekt nur halb so gut. ...

Und wo deponiere ich die Rose, dass ich die einfach so greifen kann? Hm. Vielleicht gebe ich die jemand, der sie mir im richtigen Moment anreicht.  ...

Luis wird mich für bekloppt erklären, dass ich jetzt NOCH eine Choreagraphie ausdenken und einstudieren will, aber das ist sowieso erst eine Woche nach der Zeugnisübergabe. Und noch länger will ich nicht warten.  ...

Es wird eine Cover-Band geben. Ob die das Lied wohl drauf haben? Das ist ja schon älter. Naja – fragen kostet nix. Das wäre live einfach noch viel schöner als aus der Konserve.  ...

Noch einmal fange ich von vorne an und versuche, mir vorzustellen, wie ich mich dazu bewegen könnte. Zu den ganzen Sprachbildern fallen mir einige Bewegungen ein, die diese Gefühle gut ausdrücken können.
Aber ob das wirklich passt, weiß ich dann doch erst, wenn ich im Studio vorm Spiegel stehe.

Es knackst im Lautsprecher.
Hm. Das war wohl die richtige Methode, um die Zeit totzuschlagen. Das ist die Durchsage für Bremen. Also nix wie raus hier.
Ich habe nicht viel zu packen, und so bin ich schnell startklar. Der Zug hat auch keine Verspätung, ich habe also viel Zeit zum Umsteigen.
Eigentlich ein Wunder bei der Deutschen Bahn ...

In der Bahnhofshalle tausche ich noch die leere Flasche gegen eine volle ein, dann krabbele ich in meinen Zug nach Norden. Die Landschaft draußen ist jetzt völlig platt. Nur Deiche unterbrechen die weite Sicht, kleine Dörfer, reetgedeckte Höfe, windschiefe Bäume, ... Sogar die Kirchtürme sind hier windschief! Es geht eine Weile an der Weser entlang, dann sind wir schon in Bremerhaven. Ab jetzt muss ich dauernd aufpassen. Von Bremerhaven gehts mit dem dritten Zug nach Cuxhaven. Im dritten Zug packe ich nochmal meine Vorräte aus und esse zu Mittag. Dann sprinte ich zu meinem Bus Richtung Pampa. Und kann nun endgültig an nichts anderes mehr denken.
Da steht dann hoffentlich Anni an der Haltestelle ...

Sa. 11.4.2020

Hoffentlich ist es für Herrn Frey wirklich in Ordnung, dass Max jetzt wegfährt. Und dann auch noch zu seiner ominösen Freundin, über deren Existenz er erst jetzt nach Monaten unterrichtet wurde. Und die irgendwie versteckt werden muss. Unsere bisher einzige Begegnung letztes Jahr im August war nicht so richtig prickelnd. Das wird dann eine zusätzliche Kröte, die er schlucken muss. So sehr ich dagegen war, sie einzuweihen - ich bin einfach unglaublich froh, dass die Seitzens Bescheid wissen und uns so viel Vertrauen entgegen bringen.

Wir hatten heute Morgen die Aufstellung von einem unserer Männer. Ein Pfarrer, der mit Burnout aus den Latschen gekippt ist und mit unseren Pappkameraden die halbe Gemeinde dargestellt hat, um für sich selbst sichtbar zu machen, in was für einem intriganten Haufen er da gefangen ist und ununterbrochen für irgendjemandes Zwecke missbraucht wird. Wir haben alle die Luft angehalten, als er durch dieses Gewirr gewandert und darin völlig untergegangen ist. Und schließlich hat er sich den „Strippenzieher"-Pappmann geschnappt, ihn aus der Aufstellung an den Rand gezogen und ihm eine Viertelstunde lang die ganze Scheiße um die Ohren gedonnert. Er hatte einfach das Bedürfnis, alles auszusprechen, was ihn seit Jahren so kaputt gemacht hat. Was da an Machtspielchen und Geltungsbedürfnis zusammen kam, hatte für mich mit Kirche und Gemeinschaft nicht mehr viel zu tun.
Wie anders ist dagegen hier diese Gruppe von freundlich einander zugewandten, glaubenden Menschen!

Wir haben dann gemeinsam mit ihm überlegt, wo er ansetzen muss, um das Lügengespinst auflösen zu können, und wer ihm dabei helfen kann. Wir waren alle ziemlich platt, als wir zum Mittagessen geschlichen sind. Aber unsere Solidarität hat ihm Mut gemacht. Und nach dem Mittagsessen sind fast alle erstmal in ihr Zimmer oder in die Dünen gegangen, um das für sich selbst zu verdauen.

Ich dagegen bin zur Rezeption gegangen, habe schonmal Max Zimmerschlüssel eingesammelt und die zwei Nächte plus Mahlzeiten bezahlt.
Er wird sicher meckern, aber er soll das sauer verdiente Geld aus der Gärtnerei nicht hierfür raushauen sondern für seinen Führerschein nutzen können.
Und jetzt ist es auch schon bald Zeit, zur Bushaltestelle aufzubrechen.

Das Wetter ist heute wieder viel schöner als gestern, und so schlendere ich die Allee entlang und dann durch die Felder nach Berensch. Also – ich will schlendern. Aber ich habe etwas Mühe, meine Sehnsucht unter Kontrolle zu halten und nicht nach Berensch zu rennen. Es kommt so ein Mittelding raus, weshalb ich viel zu früh im Ortskern ankomme.

Auf der einzigen echten Kreuzung des Dorfes steht eine Art Denkmal. Da stelle ich mich einfach auf die Mittelinsel dazu und lehne mich an. Von dort aus geht die Straße schnurgeradeaus Richtung Cuxhaven, so dass ich den Bus von weitem sehen kann.
Wenn er denn endlich kommt!

Zum Glück dauert es nicht lange, bis ich erlöst werde. Ich sehe den Bus schon als kleinen Punkt am Horizont und mache mich gleich mit Kribbeln im Bauch auf zur eigentlichen Bushaltestelle. Der Bus holt mich ziemlich schnell ein, und endlich, endlich springt mein strahlender Max aus der Hintertür und nimmt mich stürmisch in die Arme.

„Boah, ich hab gedacht, diese Fahrt geht nie zu Ende. Und dabei war alles pünktlich! Aber jetzt hab ich mein wunderbares Mädchen im Arm, jetzt ist mir alles andere egal."
Er küsst mich auf die Nasenspitze und zwinkert mir zu, weil das mit dem „Mädchen" ja eigentlich ...
Frechdachs!
„Und ich freu mich erst, dass ich meinen großen Jungen wieder in die Arme schließen kann!"
Max stutzt.
„Stört dich das, wenn ich dich ‚mein Mädchen' nenne?"
Ich lache ihn an.
„Hmmmm – nein. Es klingt nur so lustig. Aber ich weiß, dass es weder machohaft noch irgendwie anders herablassend gemeint ist. Also mach ruhig. Ich garantiere allerdings nicht dafür, dass Jenny sich zurückhält, wenn sie das mal hört."
Max grinst sehr breit.
„Öhhhhmmm – ich glaub' ... dann lass ich das lieber in ihrer Gegenwart."

Er legt seinen Arm um meine Schulter, ich schiebe meinen an seinem Rücken unter den Rucksack, und so stiefeln wir los, immer die Dorfstraße entlang.
„Wo müssen wir denn hin? Bei Helgoland links und dann immer gradeaus?"
„Können wir machen. Aber dann ist es fraglich, ob wir rechtzeitig zum Abendessen da sind."
„Och nö. Dann doch lieber die Abkürzung."

Wir reden gar nicht viel auf dem Weg. Ich genieße die Nähe und Vertrautheit, unsere gleichgetakteten Schritte, unsere stille, zufriedene Einigkeit. Bald schon nähern wir uns dem Tagungshaus.
„Ich hab dich schon eingecheckt. Du kannst dein Zimmer sofort beziehen."
„Und was kriegst du dafür?"
„Maaaaaaax!"
„Jaaaaaaa? Ich will nicht ..."
„Du hast die Fahrkarte bezahlt, ich das Zimmer. Das passt doch. Hab dich nicht so."
„Na guuuuuuuut."
Wir grinsen uns an und steuern direkt auf unser Gruppenhaus zu. Max drückt mir kurz die Schulter, bevor er mich loslässt und mir elegant die Tür offenhält.
„Darf ich bitten, die Dame?"

Er packt nur kurz seine Sachen aus, dann gehen wir schon mal gemeinsam zum Speisesaal zum Kaffee. Es ist immer leichter, frühzeitig da zu sein und die anderen ankommen zu sehen, als selbst einer ganzen Gruppe auf einmal zu begegnen. Aber Max meistert das souverän. Sabine setzt sich zu uns und begrüßt ihn ganz herzlich in unserer Runde.
„Hallo und willkommen. Ich bin Sabine, Antonias Gesprächspartnerin. Ich finde es toll, dass du gleich herkommen konntest."
„Hi, ich bin Max. Ja, ich bin auch froh, dass es geklappt hat. Danke, dass ich hier einfach so nachträglich reinrutschen darf."

„Du bist grade rechtzeitig gekommen. Heute Nachmittag haben wir eigentlich eine Aktivität, die doch mehr gruppenintern geplant war. Aber wir haben eben im Team beschlossen, dass wir diesmal auch die Partner dazu nehmen wollen. Das wird für dich zwar ein Sprung ins kalte Wasser. Aber Antonia hat mir ja erzählt, dass du durchaus eigene schwere Erfahrungen zu verdauen hast. Vielleicht kannst du also auch für dich selbst was mitnehmen. Du wirst dich sicher gut einfinden. Es ist eine außergewöhnlich gut harmonierende Gruppe, die dich gerne aufnehmen wird."

„Hei, cool! Ich halte mich einfach erstmal zurück und beschnuppere die Atmosphäre. Wenn ich mich hier so umschaue, fälsche ich ganz schön den Altersdurchschnitt nach unten. Aber das werde ich in Zukunft ja häufiger haben."
Max drückt meine Hand und zwinkert mir zu.
„Ich mach mir da keine Sorgen, Max. Du kommst mit Lennart klar, der dein Lehrer und elf Jahre älter ist. Und wer nicht will, der hat schon."
Sabine schmunzelt zufrieden.
„So gefallt ihr mir. Ihr habt sicher in den letzten Tagen viel geredet und geschrieben und euch gegenseitig alles von der Seele geschafft. Vergebung ist das A und O in jeder Beziehung."
Es fühlt sich wunderbar an, dass mein Max sich hier so gut reinfindet. Und ich stelle fest, dass Sabine bei unserem Spazier-Gespräch seeeeehr gut hingehört hat, was uns beide angeht.

..............................................................

24.1.2021

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro