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128 ** das Denkmal ** Di. 7.4.2020

Ich sitze vor unserem Gruppenhaus, wo ich mit Sabine verabredet bin. Immer wieder schaue ich mir die Bilder von meiner Aufstellung an, denke an das Telefonat mit Max zurück. Max war so großzügig, hat so gut hingehört. Er hat mir so Mut gemacht, das Denkmal einzureißen. Als Sabine rauskommt, gehen wir einfach los in Richtung Dünen. Wir wollen ein bisschen laufen und uns dann eine windgeschützte Ecke zum Hinsetzen suchen.

„Wie geht es deinem Max mit dem, was du hier erlebst, Antonia?"
„Ich ... muss erstmal beichten, dass ich ihm das überhaupt nicht erzählt hatte. Dass ich hier bin. Ich ..."
Und wie aus einem angestochenen Luftballon platzt das ganze verkorkste Jahr aus mir heraus. Sabine hört einfach nur zu.

„Dann ist Max ein bemerkenswerter junger Mann, der sehr viel Reife zeigt. Ich freue mich für dich. Aber warum hat Max hinter diesem Denkmal gehockt?"
„Weil ich gedacht habe, ich muss ihn schonen. Stattdessen habe ich ihn so am langen Arm von mir weggehalten. Er ist viel stärker, als ich ihm immer zugestehe. Und er könnte mir sehr wohl helfen, wenn ich ihn ließe. Ich habe geglaubt, dass ich erst selbst das eine Problem beseitigen muss, bevor ich mich ganz auf einen neuen Partner einlassen kann. Dass ich ihn damit nicht belasten darf. Grade, weil er so jung ist. Aber der Schuss ist gründlich nach hinten losgegangen."

„Das klingt so, ja. Aber mir ist heute Morgen noch was anderes aufgefallen. Du bist immer sehr darauf bedacht, dass du alles im Griff hast. Dass du das Steuer in der Hand hast. Du hast stumm gestellt, stumm hingespürt, dir stumm alles angehört, was wir da gesehen und gesagt haben. Du hast uns was dazu erzählt, aber du hast nicht mit uns darüber geredet. Jetzt sagst du, du wolltest deinen Max schonen. War es schon immer so, dass du alles selbst und alleine schaffen wolltest? Oder ist das erst durch die Traumatisierung entstanden? Das Bedürfnis, niemals die Kontrolle zu verlieren. Antworte nicht sofort. Denk erstmal ein bisschen nach."

Ich will sofort protestieren, aber je weiter wir schweigend nebeneinander her zwischen die Dünen laufen, desto mehr bröckelt mein innerer Widerstand. Nicht umsonst ist auch Jenny eine starke, autarke Frau, die selbst anpacken kann. Anders würde es mit uns nämlich nicht funktionieren. Es waren nicht die Erlebnisse mit Adrian, die mich zu jemand gemacht haben, der immer alles alleine schaffen und darüber hinaus alle anderen auch noch beschützen will.

Das waren angeblich sogar die ersten Worte, die ich gesprochen habe – „will leine!" Ich war wohl schon immer so. Dann bin ich naiv und verliebt in die Beziehung mit Adrian gestolpert und habe die Kontrolle über mich leichtfertig abgegeben.
Die Katastrophe hat mich nur darin bestärkt, dass ich mich von niemand kontrollieren lassen will. Und so lange ich das nicht auseinander sortiert kriege, kann ich niemand an mich ranlassen – weder Max noch irgendeinen anderen Mann.

„Es ... Ich ... bin total verblüfft. Ja, da ist ein Denkmal im Weg. Aber da drauf steht gar nicht Adrian. Der ist hinter Schloss und Riegel und überhaupt keine Gefahr mehr. Er ist nur das Synonym für eine mögliche Gefahr. Es sind die Erinnerungen und es ist der Schluss, den ich damals daraus gezogen habe: es soll nie wieder jemand so viel Macht über mich haben!"
„Armer Max."
Autsch. Sch..., sie hat recht – armer Max.
„Mach dir keine Sorgen. Und vor allem kein schlechtes Gewissen. Traumareaktionen und traumabedingte Verhaltensmuster entziehen sich unsrer Kontrolle. Du kannst üben, dich anders zu verhalten, und du k..."

„Das stimmt leider so nicht. Ich habe grade kapiert, dass ich schon immer so war. Adrian hat das nur noch verstärkt. Nach dem Motto: siehste, ich habs ja schon immer gewusst! Die Frage ist gar nicht: kann ich dieses Traumamuster ablegen? Sondern: will ich so leben, wie ich schon immer bin? Oder muss ich mich entscheiden zwischen Kontrolle und Beziehung? Was kann mir helfen, dieses noch viel ältere Muster loszulassen und mich auf andere Menschen einzulassen?"

„Das klingt gut, Antonia. Denn dann ist es gar nicht so schwer, wie es jetzt aussieht. Wie sind denn deine Eltern mit deinem Freiheitsdrang umgegangen? Und wie kommen deine Freundinnen und Freunde damit klar?"
Ich weiß grade nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
"Meine Eltern haben mir ein ganz festes Geländer gegeben, innerhalb dessen ich mich frei bewegen durfte. Sie sehen sehr viel, sie denken und fühlen intensiv mit, aber sie drängen mich nie. Und ich habe glaube ich auch noch nie erlebt, dass sich einer von den beiden durch Druck von außen oder für jemand anderen verbogen hätte. Sie sind sich immer treu geblieben. Und Freunde? Ich hatte immer Freunde. Aber vor allem habe ich eine Sandkastenfreundin, die noch heute treu an meiner Seite steht. Sie hat all das Furchtbare mit mir durchlitten und sich nie an meiner Art gestört. Sie macht genauso selbstbewusst das, was sie für richtig hält."

„Ich glaube, jetzt bist du dir so richtig auf der Spur. Mit dem, was du heute verstanden hast, hast du dir selbst eine Hausaufgabe gegeben: ich will lernen, meinen Lieblingsmenschen mehr zu vertrauen und ab und zu die Kontrolle abzugeben, weil ich mich geliebt und behütet wissen darf. Ich bin stark und kann vieles alleine. Aber ich MUSS nicht stark sein, und ich muss nicht alles alleine schaffen. ... Klingt das richtig für dich?"
„Sehr. Auch das wird ein weiter Weg sein. Aber es wird kein Ich-Alleine-Denkmal mehr im Wege stehen."

„Aber wenn du dieses Seminar vor Max verheimlicht hast – was hat dich dazu gebracht, ihn heute sofort anzurufen?"
Ich fühle Jennys Brief in meiner Jackentasche, ziehe ihn heraus und reiche ihn Sabine hin.
„Das da. Jenny hat mir einen Brief geschrieben, weil Max sich in seiner Hilflosigkeit an sie gewandt hat. Sie ... hat mir ziemlich den Kopf gewaschen. Vor lauter Ich-Alleine habe ich Max übel zurückgesetzt. Nachdem ich das begriffen hatte, musste ich sofort mit ihm reden und mich bei ihm entschuldigen."

Sabine schaut den Brief in ihrer Hand an.
„Darf ich?"
„Ja, bitte."
Wir setzen uns auf eine Bank am Wegrand. Sie zieht den Brief aus dem Umschlag und beginnt zu lesen. Ich sitze still daneben und halte das aus.
„Bemerkenswert. Das ist deine Sandkastenfreundin? Sie kennt dich wirklich gut! Aber was ist mit alter Mann und Findus gemeint?"
Ich muss lächeln.
„Eine Erzieherin im Kindergarten hat uns nach dem Bilderbuch Pettersson und Findus getauft. Ich war schon immer die neugierige Tüftlerin, die alles selbst verstehen und ausprobieren musste. Und Jenny war schon immer der wuselige Irrwisch, überall und nirgends gleichzeitig, lebhaft und fröhlich. Niemand sonst auf der Welt dürfte mir schreiben: ‚ich würde dir am liebsten eine runterhauen', ohne dass ich ganz ungemütlich werde."

„Das glaube ich dir sofort."
Sabine lächelt und gibt mir den Brief zurück.
„Und dieser Brief hat dich zur Vernunft gebracht und dazu, sofort Max anzurufen?"
„Ja, Gott sei Dank! Und jetzt habe ich so Sehnsucht nach ihm, dass ich ihn am liebsten einfliegen würde ..."
„Zwei Dinge dazu. Erstens: warum tust du es nicht? Du weißt doch, dass auch drei der anderen ihre Partner mit hier haben und sie in der Freizeit an ihrem Lernprozess teilhaben lassen. Sie sind manchmal bei den Andachten dabei, und sie werden auch unser Osterfest mit uns teilen. Max darf gerne dazu kommen."
„Das geht? Ich mein' ... er jobbt grade für den Führerschein. Und sein Vater kommt morgen aus dem Krankenhaus zurück. Und er bekommt bald ein Geschwisterchen und steckt mitten im Abitur. Aber vielleicht ..."
„Frag ihn. Biete es ihm an. Mehr als nein sagen kann er nicht. Vielleicht sehnt er sich ja genauso danach."
„Ich ... glaub, das mach ich. Vielleicht von Samstag bis Montag."

Einen Moment herrscht Stille.
„Und was war das Zweite, was du sagen wolltest?"
„Hm. In Anbetracht der Tatsache, dass du gerne autark bist, stelle ich die Frage vorsichtig und hoffe, dass du keine Provokation darin siehst. Ich bin einfach neugierig. Der Anlass ist, dass du eben aus tiefstem Herzen ‚Gott, sei Dank!' gesagt hast. Wenn ich dich richtig verstanden habe, bist du zwar getauft und konfirmiert, aber du bist weder ausgeprägt kirchlich noch aktiv gläubig. Du bist bei uns dabei, und ich habe auch das Gefühl, dass dir die Lieder gut tun. Aber beim Beten bleibst du stumm. Wer ist ‚Gott sei Dank!' für dich? Auch hier wieder: antworte nicht sofort, lass es dir durch den Kopf gehen."

Ich weiß sofort, dass diese Frage nach den letzten Tagen eine ganz spannende für mich ist. Aber auch, dass das jetzt einfach zu viel wäre.
„Das mach ich. Aber ich gehe nicht davon aus, dass ich hier schon Antworten finden werde. Im Moment genieße ich es, dass ihr alle mich in eure Selbstverständlichkeit mit hinein nehmt. Es tut gut. Aber ich glaube, ich lasse der Frage Zeit, was das mit mir zu tun hat. Ist das in Ordnung?"
„Völlig! Keine Sorge. Gott schreibt auf krummen Wegen gerade. Wenn deine Zeit gekommen ist, wird er dich finden. Da bin ich mir ganz sicher."

„Woll'n wir mal wieder?"
Nach diesem intensiven Tag brauche ich wieder Bewegung. Also schlendern wir auf einem anderen Weg zurück zum Tagungshaus, wo wir grade rechtzeitig zum Kaffee und einer anschließenden lockeren Spielerunde kommen.
„Danke, Sabine. Du tust mir echt gut!"
„Gerne. Das darf auch ruhig so bleiben. Ich bin auch weiterhin für dich da."

Ich gehe nach dem Kaffee auf mein Zimmer, ziehe Jacke und Schuhe aus und lasse mich auf mein Bett plumpsen.
Ich bin müde!
Aber ganz anders müde als am Samstag. Da war ich ausgelaugt und planlos müde. Jetzt bin ich angeregt, neugierig, hoffnungsvoll und vom inneren Arbeiten müde. Und das fühlt sich richtig gut an.

Ich schnappe mir mein Handy. Da ist eine kurze Nachricht von Max. Einfach ein <3.
Max, du bist wundervoll!
Ich schreibe ihm zurück und frage ihn, ob er Lust hat, heute Abend mit mir zu telefonieren, und wann es bei ihm am besten passt. Dann lege ich das Handy weg und klappe einfach meine Augen zu. Langsam legt sich der innere Sturm. Als ich gegen Abend wieder aufwache, fühle ich mich zum ersten Mal seit Wochen tatsächlich erholt. So ruhig und fest habe ich schon ewig nicht mehr geschlafen.

Auf dem Weg zum Abendessen begegne ich Heide. Sie schaut mir ins Gesicht.
„Hei, du siehst ganz anders aus als am Samstag oder heute Morgen. Nicht mehr so müde und leer. Du hast uns ja gar nicht viel erzählt, aber es scheint ganz viel in dir bewegt zu haben."
„Ja, das hat es. Und ich hab auch gleich mit Max telefoniert. Heute Nachmittag beim Spaziergang mit Sabine hat sich nochmal ganz viel geklärt."
„Das freut mich für dich. Da haben wir doch glatt wieder einen Grund, um zu danken."

Es verblüfft mich immer wieder, wie konkret Gott für die anderen ist. Wie ein Freund, dem man Freud und Leid anvertraut. Bei dem man sich gute Ratschläge abholt. Mit dem man lachen und weinen und klagen und danken kann. Ich bekomme Lust, hier mal mit Max zusammen einfach Urlaub zu machen und rauszufinden, was das für mich bedeuten kann.
Oder vielleicht sogar für uns ...

Heute Abend werde ich jedenfalls ganz ausgiebig mit ihm telefonieren, ihm auch die Bilder von der Aufstellung schicken und ihm gaaaaaanz viel erzählen. Schluss mit falschem Schonen und Alleinekämpfen. Dieses Hindernis kriegen wir nur zu zweit aus dem Weg geräumt. Sonst bleibe ich ewig hängen im „ich muss das alleine schaffen". Und Jenny muss ich auch anrufen und mich bei ihr bedanken.

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21.1.2021

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