Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

109 ** ehrlich währt am längsten ** Do. 30.1.2020

In den letzten Tagen haben Toni und ich zusammen in ihrem großen Bett geschlafen. Naja – geschlafen ... Sie hat vor lauter Triggern nicht geschlafen – und ich vor lauter Wut. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es die Hartmann ist und dass wir alle deshalb vielleicht schon bald wieder Ruhe haben, ist doch ziemlich groß. Lennart und ich sind heute Nachmittag bei Dr. Miegel. Herr Seitz lässt derweil seine Beziehungen spielen und das Auto von Frau Hartmann und die Fingerabdrücke kontrollieren. Und seine Kollegin kümmert sich um die arbeitsrechtlichen Aspekte. Denn vielleicht kann sogar an Tonis Doppelbelastung was gedreht werden.

So richtig dolle kann ich mich nach den zerhackten Nächten und vor dem entscheidenden Gespräch nicht konzentrieren, aber Lennart weiß das und setzt mich darum heute im Unterricht in die letzte Reihe. Ich darf mal wieder nur zusehen und muss nicht selbst auf den Prüfstand. Zwischendurch fahre ich nochmal nach Hause und sorge dafür, dass Toni was isst. Ich habe heute Morgen darauf bestanden, dass sie sich für den Rest der Woche krankschreiben lässt. Wenn der Miegel meint, er muss ihre Anwesenheit erzwingen – dann muss sie sich eben irgendwie anders erholen. Weder Toni noch ich sind Drückeberger, das liegt uns gar nicht. Aber Toni ist am Ende. Und selbst zu diesem Schritt musste ich sie zwingen.

Um kurz vor 15.00 Uhr stehen wir dann bei Frau Zimmermann und warten darauf, dass wir zum Direx rein können. Vor seinem Schreibtisch stehen zwei Stühle für uns bereit, Frau Zimmermann hat wohl den richtigen Riecher, denn sie bringt uns allen Kaffee rein und schließt dann die Tür von außen. Am kurzen Kratzen an der Tür kann ich erkennen, dass sie draußen das „Besprechung"-Schild an der Tür rumgedreht hat.

„Frau Tucher, Dr. Fahrendorf – was kann ich für Sie tun?"
Lennart hat mich gebeten, ihm erstmal das Reden zu überlassen. Also lächele ich höflich und halte meinen Mund.
„Wir sind gekommen, weil wir an der Praxisanleitung für Frau Tucher etwas ändern müssen. Im Grunde betreue ich sie direkt ja sowieso nur in Physik. Für Religion geht sie zunehmend bei anderen Fachlehrern mit, und Sport hat von vornherein Herr Recksing übernommen."
Der Direx kuckt ziemlich irritiert.
„Aber ich hatte immer den Eindruck, dass Sie beide sehr gut miteinander auskommen und gut zusammen arbeiten können. Warum jetzt ein Wechsel?"
„Weil sich die Umstände sozusagen ‚gewechselt' haben. Ich bin nicht mehr nur Mentor. Ich bin seit Anfang des Jahres auch der Partner von Frau Tucher, und somit darf ich nicht mehr ihr Mentor sein."
Stille. Die Nachricht hängt im Raum wie Zigarrettenqualm in einer Kneipe, und der Direx hat seine Gesichtszüge einen Moment lang nicht richtig im Griff.

Der Mann ist total bedient. Das wird wahrscheinlich als schlimmstes Jahr seiner Berufslaufbahn in seine lange angedrohte Autobiografie eingehen ...

„Dann ... gratuliere ich Ihnen ganz herzlich. Sie haben recht, dann müssen wir die Praxisanleitung tatsächlich auf andere Kollegen verlagern. Es sei denn, dass Sie, Frau Tucher, sich vorstellen k..."
„Ich fürchte, dass das Ihnen nicht weiter hilft, aber wenn wir es irgend vermeiden können, möchte ich einen Schulwechsel umgehen. Erstens müsste ich mich dann zehn Monate vorm zweiten Staatsexamen nochmal völlig neu orientieren, einige Lehrproben vielleicht sogar wiederholen, das würde extrem anstrengend oder sogar mein Referendariat um ein halbes Jahr verlängern. Und zweitens muss ich mich immer mit Frau Süß koordinieren, die – wie Sie vielleicht wissen – leider zur Zeit gezwungen ist, mit meinem Auto zur Helen-Keller-Schule zu fahren, weil sie anschließend immer noch hierher fahren muss."

Lennart zuckt zusammen, aber das konnte ich mir jetzt einfach nicht verkneifen.
„Frau Süß ist bereits jetzt gesundheitlich nachhaltig angeschlagen, weil sie für die Schüler beider Schulen die Quadratur des Kreises versucht. Wenn ich ihr das Auto wegnehmen muss, weil ich selbst zu einer weiter entfernten Schule fahren muss, dann wird sie über kurz oder lang ganz ausfallen, und damit hätte niemand etwas gewonnen."
Lennart tritt mir sanft aber bestimmt auf den Fuß.

Ja, o.k. - ich hör ja schon auf ...

Lennart übernimmt wieder, bevor ich noch übers Ziel rausschieße.
„Wir haben uns erkundigt und in Erfahrung gebracht, dass es durchaus erlaubt ist in solchen Fällen, dass einfach die Mentorenschaft wechselt. Kollegen dürfen wir sein, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Und ich denke doch, dass wir mit diesem Gespräch innerhalb von grade mal gut drei Wochen auch der Form genüge tun."

Erneutes, nur schlecht kaschiertes inneres Aufstöhnen.
„Was und wen schlagen Sie also vor?"
„In Sport bleibt es Herr Recksing. In Religion möchten wir Frau Baumherr bitten, weil sie ähnlich arbeitet wie Frau Tucher. Und für Physik bleibt nur Klaus Alba, aber der hat das auch schon mehrfach gemacht. Ich werde einen gleitenden Übergang gestalten, damit Frau Tucher keine Zeit verliert. Und sobald wir Ihr schriftliches O.K. haben, wird sie das Ganze beim Lehrerseminar offiziell einreichen."

„Wie schnell brauchen Sie mein O.K.?"

Huch, das war ja einfach.
„Sobald wir die entsprechenden Kollegen gefragt haben und hier alles geregelt ist, bekommen sie von Frau Tucher alle notwendigen Daten und Namen, und dann können Sie loslegen."
"Gut, dann warte ich auf die Unterlagen. Es wäre gut, wenn Sie gleich mit dem neuen Halbjahr, also schon nächste Woche wechseln könnten. Das bringt dann nicht ganz so viel durcheinander."
Dr. Miegel erhebt sich und reicht uns beiden die Hand.

Seine Majestät hat gesprochen, wir sind sozusagen entlassen. Spinner.

Kaum hat sich die Tür hinter uns geschlossen, greift Lennart nach meiner Hand, zieht mich zu seinem Klassenzimmer und schließt die Tür. Hier schaut er mir ernst und tief in die Augen.
„Mann, du segelst ganz schön hoch am Wind. Wollen wir hoffen, dass du Toni damit nicht geschadet hast."
Aber sofort wechselt sein Gesichtsausdruck. Weich lächelt er mich an.
„Und wir beide sind damit völlig unproblematisch aus dem Schneider. Du kannst bleiben, wir sind legal, auch wenn wir das hier nicht an die große Glocke hängen müssen. Und wir können alle unsere Kräfte für Toni und Max bündeln, denn das wird deutlich komplizierter werden."
„Na, rumsprechen wird sich das ja doch, denn wir müssen den einspringenden Kollegen ja erklären, warum wir sie brauchen. Aber – wir haben es geschafft. Und damit fühle ich mich unglaublich viel wohler. Komm her!"
Ich ziehe Lennart am Hemdkragen zu mir und küsse ihn auf die Nase.

„Lass uns nach Hause fahren. Ich hab vorhin nicht nach der Post gekuckt. Ich will wissen, ob heute wieder was gekommen ist."
Lennart steigt auf dem Parkplatz in sein Auto, ich schwinge mich aufs Rad und bin fünfzehn Minuten später zu Hause. Neugierig öffne ich den Briefkasten, aber außer ein paar Rechnungen und einer Postkarte meiner Schwester aus dem Skiurlaub in Österreich ist nichts gekommen.

Gut so! Pause!

Als ich nach oben komme, hat Toni grade Herrn Seitz an der Strippe. Sie sieht blass aus und hockt auf dem Sofa, in drei Decken gewickelt. Aber sie sieht etwas zuversichtlicher aus der Wäsche. Als sie mich sieht, stellt die gleich den Lautsprecher am Apparat an.
„...drücke haben wir noch nicht, weil sie dazu offiziell zur Polizei vorgeladen werden muss. Aber ihr Auto hat an der Straße geparkt. Und auf dem Beifahrersitz liegt ein Flyer vom Baumwipfelpfad in Waldbröl."
Toni schaut mich sehr erleichtert an.
„Frau Tucher ist jetzt auch da. Jenny, habt ihr was erreichen können beim Direx?"

Ich beuge mich zu dem Hörer und spreche sehr deutlich.
„Hallo, Herr Seitz. Danke, dass Sie so schnell reagiert haben. Ja, wir beide sind aus dem Schneider. Dr. Miegel war zwar total angenervt und hat auch versucht, mir zu signalisieren, ich möge dann doch bitte die Schule wechseln, aber da habe ich sofort gekontert, dass ich ja nun leider mit seiner Hilfe kein Auto mehr zur Verfügung habe. Lennart hat mir entsetzt auf den Fuß getreten. Aber Dr. Miegel ist mit allen Vorschlägen einverstanden. Wir sind jetzt also legal."
„Das freut mich für Sie, Frau Tucher. Grüßen Sie Dr. Fahrendorf bitte von mir."
„Das mache ich gerne. Ach, und heute ist übrigens keine Post gekommen. Also wird Max auch keine haben."
„Das hat mir meine Frau vorhin schon durchgegeben. Darum hatte ich das bei Ihnen auch so erwartet."

Ich drücke Toni einmal ganz fest, bevor ich zurück in den Flur gehe und mich aus meinen ganzen wintertauglichen Fahrradklamotten schäle. Toni hat inzwischen das Telefonat mit Herrn Seitz beendet und kommt zu mir. Sie sieht so müde aus, wie ich mich fühle.
„Komm her, alter Mann. Lass dich umärmeln."
Ich nehme sie in die Arme und wiege sie hin und her.
„Konntest du heute Mittag ein bisschen schlafen?"
Toni nickt.
„Aber nur kurz. Ich bin einfach innerlich total in Habachtstellung."
„Das glaube ich dir. Aber mit der Hilfe von Herrn Seitz werden wir das schnell in den Griff kriegen, und dann kannst du dich wieder sicher fühlen."

"Und schau, wie liebevoll sich Max um dich kümmert."
Ich ziehe die kleine, verpackte Schachtel aus meinem Rucksack, die mir Max heute Vormittag in die Hand gedrückt hat. Mit großen Augen nimmt Toni mir die Schachtel ab und dreht sie ein paarmal.
„Nu mach schon auf!"
Toni wickelt das Papier ab und sieht gleich, dass es auch noch als Briefpapier benutzt wurde. Max hat ganz schlicht draufgeschrieben:"Meine liebe Anni! Du lebst. Du bist gesund. Du bist behütet! Ich liebe Dich!!! Dein Max"
Toni macht die Schachtel auf, und sofort fließen Tränen. Aber sie strahlt dabei. Dann hebt sie eine zierliche Kette mit einem kleinen Engelsanhänger heraus und schließt fest beide Hände darum.
„Danke, mein Engel auf Erden!"

Den Rest der Woche bringen wir damit zu, die Kollegen davon zu überzeugen, dass sie für mich die Mentorenschaft übernehmen, und alle Papiere für den Direx und das Lehrerseminar vorzubereiten. Außerdem halten wir Toni bei Laune, fischen Freitag Mittag weitere Briefe aus beiden Briefkästen und haben am Nachmittag ein langes Telefonat mit der Kollegin von Herrn Seitz, die uns ausführlich erklärt, wie sich Toni und Max am besten aus der Schlinge befreien können, ohne dass Max die Schule wechseln muss. Zusätzlich informiert uns Herr Seitz, dass die Art und Weise, wie die beiden Direktoren Tonis Arbeit ausgeklüngelt haben, absolut unzulässig war.

„Ich schlage vor, Frau Süß, dass wir uns nochmal zu fünft treffen, diesmal bei Ihnen zu Hause, damit Sie auch das Gefühl haben, dass Sie nicht ganz so machtlos sind. Da heute nochmal Briefe angekommen sind, hat Frau Hartmann noch nicht kapiert, dass wir ihr schon direkt auf den Fersen sind. Sie wird Anfang nächster Woche Post vom Polizeipräsidium bekommen mit einer netten Einladung zum Kaffee in der Norbertstraße. Dafür wäre es gut, wenn Sie mir über Max Ihren neuen Brief zukommen lassen könnten.
Außerdem halte ich es für sinnvoll, dass Sie sich nächste Woche zumindest ein paar Tage noch krankschreiben lassen. Dann marschieren wir bei Dr. Miegel gemeinsam auf, legen alle Karten offen auf den Tisch, und ich lotse Sie da sicher durch. Ich glaube, Sie müssen sich weder um Ihre Ehre noch um Max Abitur noch irgendwelche Sorgen machen. Und bald ist Max achtzehn, dann atmen wir alle auf und gehen zur Tagesordnung über. Ich hoffe, ich konnte Sie jetzt ein bisschen beruhigen."

Ich umarme Toni und übernehme den Apparat.
„Wir sind unglaublich dankbar, Herr Seitz, dass Sie das alles so schnell und kompetent geregelt haben."

Kurz texte ich Max, ob er Lust hat, heute Abend einfach nach dem Training hier reinzuschneien.

Ich glaube, wir müssen zeigen, dass sie uns nicht erpressen kann. Außerdem sind bei den Briefen heute wieder lauter Bilder vom Ausflug, nichts mehr von danach. Vielleicht hat sie beschlossen, dass sie genug Material hat. Dann kriegt sie das überhaupt nicht mehr mit, wenn Max wieder herkommt.
Kurz nach 20.00 Uhr meldet sich Max.
„Bin schon unterwegs!"
Schön für Toni.

..................................................................

2.1.2021

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro