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035 ** Start ins Survival-Projekt ** Sa. 31.8.2019

Ich bin heute so aufgeregt, wie Toni es vor einem Jahr war. Da war sie die Referendarin, die diese Schule mit dem völlig neuen Survival-Projekt auf den Kopf gestellt hat und von sämtlichen Kollegen ziemlich misstrauisch beäugt wurde dabei. Heute geht es wieder los, mit mir als Referendarin. Und ich habe das Privileg, dass ich mich in das gemachte Nest setzen darf, das sie mir gebaut hat. Wir haben gemütlich zusammen gefrühstückt und treffen uns gleich um 9.30 Uhr mit Lennart in der Sporthalle, wo die Blocktage stattfinden werden. Um 10.00 Uhr kommen dann die Schüler dazu. Sieben von den zwölf Teilnehmern sind aus Tonis Leistungskurs, und wir hoffen natürlich, dass sie gut mit den anderen fünf harmonieren werden.

Lennart kommt auf uns zu, und mein Herz schlägt schon wieder höher. Dass Toni das ganz schnell kapiert hat, war mir ja klar, auch wenn wir noch nicht drüber gesprochen haben. Ob Lennart schon kapiert hat, was er in mir auslöst, weiß ich nicht. Ich kann ihn noch nicht deuten. Aber vielleicht ist es auch besser so, denn solange wir nichts ausgesprochen haben, wird es leichter sein in der Schule, sachlich miteinander zu arbeiten. Ich habe jetzt ganz bestimmt keine Lust, an eine andere Schule geschickt zu werden, weil er auf einmal nicht mehr mein Mentor sein darf ...

Zu dritt richten wir die Sporthalle so ein, dass wir einen Sitzkreis für den 1.-Hilfe-Kurs und für Gespräche haben, dass wir aber auch praktische „Gelände"-Übungen simulieren können. Kurz darauf kommt der Mann vom Roten Kreuz, stellt sich als Herr Lilienthal vor, und wir besprechen noch nähere Einzelheiten. Er packt alle möglichen Schautafeln und Gerätschaften aus, damit er nachher gleich durchstarten kann. Kurz vor 10.00 Uhr trudeln langsam die Schüler ein, schauen sich neugierig um und setzen sich automatisch in den Kreis aus kleinen Kästen und einer Bank.

Ein paar kenne ich schon, und wenn nur aus den Erzählungen von Toni oder Lennart. Aber die meisten sind mir fremd. Also machen wir gleich am Anfang eine Vorstellungsrunde, bei der die Schüler auch sagen sollen, warum sie sich für dieses Projekt entschieden haben. Aus dem Sport-LK sind natürlich das Tänzer-Trio Max, Moritz und Paul, außerdem die beiden Langstreckenläuferinnen Annika und Lore, die Akrobatin Milly und Kolja, der in seiner Freizeit Bouldern macht. Sie alle sind gespannt auf ihre eigenen Kraftgrenzen und herausfordernde Grenzerfahrungen.

Aus dem Mathe-LK hat sich zum Erstaunen aller der total unsportliche „Philosoph" Bernd Becker angemeldet, dazu Can, der mit Kolja bouldert, und Swantje, die einfach wandern liebt und austesten will, wie weit sie zu gehen bereit ist. Lennart zwinkert Bernd zu und witzelt.
„Na, da können wir beiden uns ja schonmal um den Posten als Schlusslicht bewerben."
Bernd grinst und schlägt mit Lennart ein.
Angenehm! Ein Philosoph mit Humor und beiden Beinen fest auf dem Boden.

Zum Schluss stellt sich noch Alexander Lovski aus dem Bio-LK vor, ein Russlanddeutscher, der nicht besonders helle, aber sehr loyal und freundlich ist, wenn man ihn geknackt hat. Er ist einfach hier, weil er alle anderen Projekte doof fand. Und er ist mit Kolja und dessen Zwillingsschwester Olga befreundet.

Ach ja – und Antoine. Antoine Leclerc ist Franzose, hat in Frankreich bereits sein Baccalauréat gemacht, vergleichbar mit unserem Abitur, und will Deutsch auf Lehramt studieren. Dazu hat er beschlossen, hier auch noch mit Sonderkonditionen und einem Europa-Stipendium das deutsche Abitur zu machen. Antoine macht in seiner Heimat Wildwasser-Kajak und ist deshalb ein Kerl von einem Mann mit einem Oberkörper wie ein Preisboxer. Viel zum Sprechen kommt er an der Schule allerdings nicht, weil er seine Arroganz und sein Ego aus allen Poren quetscht. Im Gegensatz zu Tonis Sebastian hat er überhaupt keine Lust, sich zu integrieren. Er ist unnahbar, undurchschaubar und könnte das einzige Problem werden, wenn es darum geht, im Gelände als ein verlässliches Team zu handeln.

Toni und ich erzählen nun genauer, was wir schon alles erlebt haben im Gelände, und skizzieren die Inhalte dieser drei Einzeltage und der einen Woche mehr im Detail.
„Wir freuen uns, dass wir so viele Mutige gefunden haben. Und wir sind gespannt, wohin uns dieses Abenteuer bringen wird. Das zum Teil echt abschüssige Gelände in der Eifel ist weiträumig und bietet verschiedenste Herausforderungen. Der Besitzer und Herbergsbetreiber ist ein echter Freak. Er hat mehrere verschieden lange Strecken ausgebaut mit allem, was einen so umbringen kann. Es gibt ein echtes Wildwasser mit zwei künstlichen Wasserfällen. Man kann abstürzen, schlappmachen, ersticken, ersaufen, im Winter erfrieren, im Sommer in Stauhitze dahinschmelzen, verhungern, von Bäumen fallen, von Steinen erschlagen werden, sich gegenseitig vor lauter Anspannung an die Gurgel gehen, Tragen für Verletzte basteln, mit Ameisen, Schlangen und Wolfsgeheule kämpfen, ..."

Je länger meine Aufzählung wird, desto beredter ist das Mienenspiel der Schüler. Antoine erstarrt zur Statue, sagt aber kein Wort. Eine quietscht auf bei den Schlangen und Moritz knallt energisch dazwischen.
„Also, wir Tänzer kommen als Versuchs-Verletzte schonmal nicht in Frage, wir müssen im Mai Aufnahmeprüfungen bestehen. Da sollte keiner von uns humpeln."
Und Lennart murmelt was in seinen nicht vorhandenen Bart.
„Warum nochmal habe ich als dein Mentor und zur Teilnahme an diesem Projekt ja gesagt???"

Toni kuckt kurz zwischen uns hin und her und bricht dann in schallendes Gelächter aus.
Hoffentlich sagt sie jetzt nichts Falsches ...
„Das Horror-Szenario, das Frau Tucher da grade gemalt hat, ist allerdings hoffentlich aus der Luft gegriffen. Denn natürlich wollen und werden wir alle heile nach Hause kommen. Wir wollen nur schon vorher für solche Fälle üben und das eine oder andere dort simulieren. Falls doch etwas passieren sollte, was wir nicht hoffen, gibt es Möglichkeiten, von jedem Punkt des Geländes aus sehr schnell zurück in die Zivilisation zu kommen. Seid ihr noch alle dabei?"

Unter befreitem Gelächter nicken alle dazu. Nur Bernd und Lennart nehmen sich wie ängstliche kleine Mädchen an den Händen, schauen gespielt verzweifelt aus der Wäsche und versichern sich gegenseitig ihren festen Überlebenswillen.
"Wir schaffen das! Wir haben ja uns."
Das Gelächter wird darum erstmal nicht weniger. Und sogar der Erste-Hilfe-Fritze muss mitlachen. Ich nicke ihm zu als Zeichen, dass er nun dran ist. Er legt sofort los und nimmt Bezug auf meine nette Aufzählung von eben.
„Das ist ein gutes Stichwort für mich. Denn ich bin hier, um euch damit vertraut zu machen, wie ihr in den einzelnen Fällen reagieren müsst. Damit der Kurs auch für euren Führerschein taugt, werde ich ab und zu auch mal einen von euch aus einem Autowrack sägen. Aber im Wesentlichen werden wir uns mit typischen Outdoor-Verletzungen und -Problemen beschäftigen."

Treffsicher ordnet er meine absurden Beispiele in realistische Situationen ein und übt mit den Jugendlichen alle möglichen Hilfsmaßnahmen. Brüche schienen, eine Trage bauen, Verbrennungen, Sonnenstich, Erfrierungen, Herz-Kreislauf, Ohnmacht, allergische Reaktionen, Verletzungen. Er erzählt spannend und entlockt den Schülern sehr geschickt eigene Vorschläge zur Prävention oder Selbsthilfe. Er lässt sie rätseln, was wann angebracht ist und was unter Umständen sogar kontraproduktiv sein könnte. Wir sind eine ganze Weile damit beschäftigt, weil auch alle mal die Handgriffe üben sollen. Nach drei Stunden verabschiedet sich Herr Lilienthal bis in zwei Wochen, und unsere Schüler applaudieren, weil es ihnen wirklich Spaß gemacht hat.

Wir machen eine Mittagspause und essen unseren mitgebrachten Proviant.
„Au Mann, Toni. Der ist ja echt Gold wert. Wenn ich da an unseren Kurs damals denke!"
Ich schüttele mich bei der Erinnerung.
„Den hatte ich letztes Jahr auch schon. Ich hatte im Vorfeld geklärt, worauf es mir ankommt. Daraufhin wurde er geschickt, weil er in einer Hubschraubermannschaft arbeitet, die öftermal in unwegsames Gelände geschickt wird. Ich hab das dieses Jahr sehr früh angemeldet, damit ich ihn auf jeden Fall wieder kriege."

Wir setzen uns mit Lennart ein bisschen abseits.
„Na, Jenny. Was ist dein Wort für diesen Vormittag?"
Wie aus einem Munde antworten Toni und ich:"Spannend!"
„Äh, ich meinte nicht die Fähigkeiten dieses barmherzigen Samariters. Ich meinte ..."
„Ich auch nicht. Für Toni und mich ist das ja ein Heimspiel. Ich bin mir sicher, dass sie genauso wie ich während des Kurses vor allem die Interaktion zwischen den Schülern beobachtet hat, damit wir schnell beurteilen können, was für ein Team da zusammenwächst und beim wem wir uns auf was gefasst machen müssen im Gelände. Und das wird einfach spannend, so wie die Gruppe zusammengesetzt ist."
Toni nickt bloß.

Lennart muss leise lachen, und ich muss mich schwer beherrschen beim Anblick dieser tiefen Grübchen. Toni wiederum sieht mich an und muss sich zusammenreißen, nicht schon wieder laut loszuprusten.
„Aha. Und was habt ihr gesehen? Jenny zuerst."
„Dass die Leute aus dem Sport-LK ein sehr stabiles Fundament für Teambuilding mitbringen. Dass man sowohl bei den Mathematikern als auch bei den Biologen jetzt schon erahnen kann, dass sie gerne ihr sicheres Wissen zu Lösungen beisteuern werden. Und dass Antoine es sich und allen anderen nach Kräften schwer machen wird."
Toni nickt wieder, unterbricht uns aber nicht, denn das Reflektieren ist ja Teil meiner Ausbildung.

„Woran machst du das fest?"
„Die Sportler haben sofort ihre Kernkompetenzen eingebracht, aber immer darauf geachtet, dass auch alle anderen zu Wort kommen und üben können. Zum Teil haben sie selbst die anderen gefragt. Ihnen ist völlig bewusst, dass sie eine große Gruppe aus einem LK sind und darum die anderen gezielt integrieren sollten, damit sich dieses Projekt nicht spaltet. Und mindestens die beiden Läuferinnen haben ihre Mitschüler gradezu abgescannt, wer was besonders gut kann und weiß."
Süß - Toni wächst grade um zehn Zentimeter. Zu recht. Ich mag ihre Leute jetzt schon echt gerne.
„Die drei Mathematiker haben sehr bewusst über eine sinnvolle Gewichtsverteilung des Gepäcks nachgedacht und den Bau einer leichten stabilen Trage diskutiert. Und die Biologen waren sehr wach bei allem, was Anatomie, Allergien, Wetter und sowas angeht. Wenn sie es in der Woche hinkriegen, sich selbst einzufügen in die Gruppe, dann werden sie sich hervorragend ergänzen und weit kommen."
„Und Antoine?"
„... kann das Wort 'Team' nichtmal buchstabieren. Er zieht sich entweder raus oder macht alleine oder dominiert die anderen, die damit erstaunlich gelassen umgegangen sind. Da wir durchaus mit wildem Wasser konfrontiert sein werden, könnte er dem Team gut nützen, weil er Wildwasserkanute ist. Aber ob er es tun wird, ist die andere Frage. Er spürt nicht, wie er wirkt, oder es ist ihm egal."

Toni ergänzt diese Beobachtungen und macht sich Notizen, was sie bis jetzt bei wem gesehen hat.
„Und jetzt du, Lennart. Was hast du bei uns gesehen? Auch ich kann als Frischling durchaus nochmal einen Blick von außen vertragen."
Lennart streckt sich und schaut uns beide an.
„Es ist deutlich zu merken, dass ihr das nicht zum ersten Mal macht und euch auf sicherem Terrain befindet. Ihr seid souverän und flexibel, wisst genau, was ihr wollt, und könnt das gewohnt anschaulich rüberbringen."

Er schaut mich an.
„Wie fühlt sich das an, Jenny? Sich so sicher zu sein?"
Ich bin verblüfft über diese Frage, habe mich aber schon daran gewöhnt, dass Lennart andere Fragen stellt, als ich erwarte.
„Ich fühle mich sicher und habe darum den Kopf frei, um über die Fachvermittlung hinaus das Gesamtgeschehen, die Interaktion und eventuelle Stolperfallen gut wahrzunehmen und flexibel darauf zu reagieren."
„Gut. Das halt fest. Je besser du vorbereitet bist und je sicherer du dich fühlst, desto freier bist du für alles andere. Das wiederum merken deine Schüler und lassen sich besser auf dich ein. Das gilt für jedes Fach und für jede Klasse. Jede Lehrsituation ist anders, ist neu. Aber du hast es durch deine Ausstrahlung zum Teil in der Hand, was draus wird."

Toni klappt ihre Brotdose zu und steht auf.
„Na, dann lasst uns weitermachen."

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19.10.2020    -    22.4.2021

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