66. Vertrauen
Patrick grinste verschmitzt, während er den Stoff seines T-Shirts nach oben zog und so seinen Bauch freilegte, der nicht gerade untrainiert war. Zwar hatte er nicht die ausgeprägtesten Muskeln - aber man merkte ihm an, dass ihm seine Figur schon wichtig war. Nichts Neues für Manu.
Palle ließ sich von Freddie das Salz in einer Linie auf den Oberkörper streuen und nahm dann die Limette, die ihm hingehalten wurde, zwischen die Lippen. Grinsend reichte Freddie Manu das Shotglas und er versuchte, seine Unsicherheit zu ignorieren. Wenn er sich blamierte, konnte er es immer noch auf den Alkohol schieben, den er tatsächlich schon recht gut spürte.
Ohne also noch lange zu zögern setzte er das Schotglas an und kippte den Tequila runter. Als Nächstes das Salz. Manu zitterte leicht, als er die dünne Linie aus Salz von Palles Bauch leckte. Der erwartete Eigengeschmack, den Patricks Haut eigentlich hätte tragen sollen, wurde von dem Salz überdeckt und so spürte Manu bloß, wie warm die Haut seines Freundes war. Er unterdrückte den Drang, das Gesicht vom Salz zu verziehen und beugte sich stattdessen über Patrick. Er musste sich mit seinen Händen auf dem Polster abstützen, um sicher zu gehen, dass er nicht kurzerhand auf den Älteren fiel, während er in das Stück Limette biss, das Patrick zwischen seine Zähne geklemmt hatte. Ihre Lippen berührten sich für einen kurzen Moment – so gut schien es um sein Gleichgewicht wohl doch nicht zu stehen - und Manu hoffte, dass es niemand gesehen hatte, während er den Saft der Limette aussog und schluckte. Er verzog ein letztes Mal kurz das Gesicht, bevor er die Schale in das leere Shotglas fallen ließ.
Patrick hatte sich wieder aufgesetzt und richtete gerade sein T-Shirt. Das Grinsen, das er Manu zuwarf, verriet so viel mehr, als es dürfte. Doch keiner der Anderen schien es zu bemerken.
Die Jungs schienen ihren Spaß gehabt zu haben und es zeichnete sich jetzt schon ab, dass das nicht der letzte Bodyshot für heute bleiben würde. Manu hatte ja noch Glück gehabt, sich seinen Partner selbst aussuchen zu dürfen – hätten die Anderen das für ihn entschieden, wäre das wohl weitaus unangenehmer geworden.
Zwei Runden später war tatsächlich auch Patrick an der Reihe und ohne lange zu überlegen, hatte Felix seine Frage gestellt:
»Also. Kennen wir ihn?«
Patrick grinste. Ihm schien es wirklich spaß zu machen, die Anderen so hinzuhalten.
»Ja.«
Die Runde ging weiter und der andere Felix kam an die Reihe und wurde ebenfalls zu einem Bodyshot verurteilt – mit Basti. Noch schlimmer traf es Rafi, der einen ganz Fremden dazu überreden musste, dass er einen Bodyshot von ihm nehmen durfte – damit aber erstaunlich schnell Erfolg hatte.
Als sie sich kurz vor Mitternacht aufmachten, um zurück zum Internat zu fahren, waren ihre Freunde nur um so viel schlauer geworden, dass sie jetzt wussten, dass die mysteriöse Affäre tatsächlich eine ernstzunehmende Beziehung zu sein schien, der Andere auch aus dem Internat und nicht öffentlich geoutet war.
Den halben Rückweg verbrachten sie damit, zu rätseln, auf wen das zutraf – und in dem Zusammenhang fiel sogar auch Manus Name. Genauso wurde aber auch sogar Basti kurz diskutiert - und ihm ein geniales Schauspieltalent angedichtet – aber auch diese Theorie wurde schnell wieder verworfen – genauso wie Manu und die meisten ihrer anderen Tipps.
Vorsichtshalber ging Manu, als sie sich verabschiedeten trotzdem erst ein Mal in Richtung seines eigenen Zimmers – es war nicht auszuschließen, dass jemand versuchen würde, Palle heute Abend noch nachzustellen. So hatte er die Gelegenheit, sich leise – um den schon schlafenden Dado nicht zu wecken – die Zähne zu putzen. Dann aber schlich er sich wieder raus und doch noch zu Patrick, der ihn schon erwartete.
»Hey.«
Der Ältere grinste ihn an und Manu konnte die gute Laune, die ihn erfüllte, nahezu selbst fühlen. Kaum hatte Palle das Zimmer abgeschlossen, zog er seinen Freund näher zu sich und sie holten den Kuss nach, den sie den ganzen Abend nicht hatten austauschen können. Palle schmeckte etwas nach Rauch, aber das war okay – schließlich waren sie feiern gewesen und Manu war dabei gewesen, als er geraucht hatte. Er war also gewarnt gewesen, seine Klamotten rochen selbst ein bisschen danach. Aber selbst wenn er den Geschmack nicht mochte, wollte er Patrick nicht vorschreiben, was er zu tun hatte. Dass rauchen nicht gesund war, wusste er selbst, das musste ihm keiner mehr erzählen. Auch Manu nicht.
Als Patrick einen Schritt nach vorne trat und Manu dadurch zurück stolperte, klammerte er sich reflexartig an Palles Schultern fest – der seine Arme um ihn gelegt hatte und ihn nun angrinste.
Wenig später lag Manu auf Palles Bett und sein Freund kniete über ihm, die Beine rechts und links seines Körpers auf der Matratze.
»Kann ich?«
Palle hatte seine Hand unter Manus Shirt gezogen und auf dessen stumme Erlaubnis hin zog er ihm dieses nun über den Kopf, sodass er den schlanken Körper unter sich in Ruhe betrachten konnte. Auch sein eigenes Shirt folgte und in dem Wissen, dass Patrick nichts machen würde, ohne sich zuvor zu vergewissern, dass es für Manu okay war, ließ dieser sich problemlos auch noch die Hose ausziehen. Es war das erste Mal seit seinem Geständnis, dass sie intimer miteinander wurden und Manu war froh, dass sich an Patricks Verhalten ihm gegenüber nichts verändert hatte. Das erste Mal wurde ihm so richtig bewusst, wie wichtig es die letzten Male für ihn gewesen war, dass er Patrick so sehr vertraute, auch wenn ihm das nicht so direkt bewusst gewesen war, wie jetzt.
Manu seufzte und klammerte sich haltsuchend fester an seinen Freund. Ja, er konnte sich wirklich vorstellen, mit Patrick irgendwann noch einen Schritt weiter zu gehen.
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