25. Manu
Patrick brauchte einen Moment zu lang, um Manu das Handy aus der Hand zu reißen. Er hatte einfach einen der Chats, die ihm angezeigt wurden, angeklickt und die Nachricht mit seinem Namen gelesen, bevor Patrick sich sein Handy, ungeachtet der noch übrigen Zeit, zurückholte und Manu, anscheinend wütend, von sich weg zur Seite schubste.
»Hey! Finger weg!«, sprang sofort Dado für ihn ein. Obwohl Manu das süß von ihm fand, winkte er nur ab und rappelte sich auf. Patrick kehrte an seinen Platz zurück und sie spielten noch ein paar Runden, die Manu sich nicht wirklich konzentrieren konnte, bis sie schließlich aufhörten und sich wieder kleinere Gruppen zusammenfanden.
»Was war vorhin? Was hast du gelesen?«
Dado hatte Manus Reaktion richtig aufgefasst. Manu zuckte nur mit den Schultern und bedeutete ihm, sich an die Wand zu setzen. Dort holte er sein Handy heraus und tippte die Nachricht ab, die er auf Patricks Display hatte lesen können.
Eine Nachricht, die er bekommen hatte: »Dann hör auf, so eine Scheiße abzuziehen. Manu kann nichts dafür, dass du nicht auf deine Gefühle klar kommst. So erreichst du nur, dass er dich hasst.«
»Wie jetzt?« Dado schien genauso verwirrt, wie Manu sich fühlte. Ein flüchtiger Blick zu Patrick verriet ihm, dass dieser, ein neues Getränk in der Hand, ebenfalls gerade in seine Richtung starrte. Manu zuckte bloß mit den Schultern.
»Das klingt verdammt stark danach, als hätte er Gefühle für dich. Oder sonst irgendwen. Aber warum sollte er das sonst kompensieren, indem er dich fertig macht.«
Manu schüttelte bloß den Kopf. In seinen Gedanken schwirrte nur ein Gedanke: Als ob.
»So oder so. Patrick kompensiert irgendwelche Gefühle, indem er dich scheiße behandelt. Und damit erreicht er, dass du ihn hasst, was er anscheinend gar nicht will. Soweit sind wir uns einig?«
Manu nickte bloß. Ja, das war der Nachricht auf jeden Fall zu entnehmen.
»Egal, was das jetzt für Gefühle sind: Werd jetzt nicht zu gutgläubig. Diese andere Person versucht, ihn zu überreden, dich in Ruhe zu lassen. Bis jetzt hat sie es nicht geschafft, also verlass dich nicht darauf, jetzt auf ein Mal deinen Frieden zu haben.«
Manu nickte zwar, doch innerlich wollte er fast schon protestieren. Ja, vielleicht lag es an seiner Leichtgläubigkeit, die ihm schon immer ein Problem gewesen war. Aber irgendwo sah er einen Hoffnungsschimmer: Seit ihrem nächtlichen Gespräch vor einigen Wochen hatten Patricks Angriffe größtenteils nachgelassen. Manu war damals extrem ehrlich zu ihm gewesen – vielleicht hatte ihn das zum Nachdenken gebracht. Es war durchaus möglich, dass er deswegen angefangen hatte zu zweifeln und sich diesem Whatsappkontakt anvertraut hatte – der ihn nun überreden wollte, netter zu sein. Und damit – auch wenn das sonst keiner so wirklich sah – hatte er auch schon Erfolg gehabt. Patricks Angriffe waren seltener und weniger schlimm geworden. Er ließ Manu inzwischen größtenteils in Ruhe, ignorierte ihn meistens einfach und gab ihm nur noch selten das Gefühl, ihn zu hassen. Manchmal sprach er fast normal mit ihm, wie, als Manu seinen Schrank leergeräumt hatte.
Wenn es also möglich war, dass Patrick sich so weit veränderte, warum sollte es dann nicht auch möglich sein, dass er ihn ganz in Ruhe ließ? Auch Patrick war nur ein Mensch, mit Höhen und Tiefen und Launen, die er an anderen Leuten, speziell an Manu, ausließ. Kein besonders netter Mensch, aber ein Mensch.
Am Ende zuckte er wieder bloß mit den Schultern, von der ganzen Situation zugegebenermaßen ziemlich verwirrt. Er hatte getrunken, konnte nicht mehr ganz klar denken – vielleicht war das auch der Grund, warum er fast schon positiv über Patrick dachte. Patrick war ein Arsch – daran änderte auch eine komische Whatsappnachricht nichts.
Den Rest des Abends verbrachte er mit Dado und ein paar, ständig wechselnden, Anderen zusammen, hörte Gesprächen zu und gab ab und zu kopfschüttelnd und nickend auch seine Meinung dazu ab. Und tatsächlich fühlte er sich mit seiner Stummheit fast normal und hatte das Gefühl, dass die Anderen es zum ersten Mal einfach akzeptierten und ihm nicht noch zusätzlich das Leben schwer machten.
Einmal fanden sie sich sogar auf ein Mal zusammen mit Patrick in einer Gruppe. Und tatsächlich schien der, wie von Dado prophezeit, nun auch wieder beweisen zu wollen, dass er Manu auf keinen Fall ach nur ein bisschen mochte. Sein verbaler Seitenhieb auf den Kleineren kam aber nicht weit, denn er wurde sofort von einem – zugegebenermaßen auch angetrunkenen - Dado angefahren, seine Klappe zu halten. Zuerst schien Patrick verwirrt – er kannte Dado und seiene Art, wie es ihm meistens einfach egal war, mit wem er es sich verspaßte, schließlich nicht schon vom letzten Jahr – als jedoch dann auch Stegi Partei für die beiden ergriff und ihn freundschaftlich aufforderte, es gut sein zu lassen, beließ er es tatsächlich dabei.
Als sie schließlich die kleine Party verließen und sich zurück in ihre Zimmer schlichen (zwar war die Party nicht genehmigt, aber am Wochenende dennoch inoffiziell geduldet – so lange sie nachts keinen Radau machten und die Jüngeren weckten) war es schon weit nach Mitternacht. Und tatsächlich musste Manu zugeben, dass der Abend schön gewesen war. Anstrengend und ereignisreich, aber im Großen und Ganzen schön.
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An Manu:
Glaubst du, dass du Stegi und oder Tim irgendwann vertrauen kannst?
»Vertrauen« ist ein großes Wort. Von mir aus würde ich wahrscheinlich gut mit ihnen zurecht kommen. Aber es gehören ja auch immer zwei dazu.
Wie fühlst du dich aktuell, mit Maudado an deiner Seite? Geht es dir besser?
Auf jeden Fall.
Warum versteckst du immernoch deine Sexualtität?
Weil es nicht gut enden würde, wüsste jemand davon.
Warum kannst du nicht über deine Vergewaltigung sprechen?
Weil das nichts ist, über das man einfach mal so ohne Probleme sprechen kann?
Wie hast du dich gefühlt, als Stegi die Andeutung darauf gemacht hat, dass du schwul bist? Und wie hättest du reagiert, wenn Dado nicht da gewesen wäre, um was zu sagen?
Natürlich fühlt man sich irgendwie ertappt. Aber ohne Dado hätte ich natürlich genau so reagiert. Es ist ja bloß die Wahrheit.
An Stegi:
Denkst du, dass Maurice und Manu wirklich schwul sind, es aber einfach nicht zugeben wollen?
Ich weiß es nicht. süß wäre es und auf jeden Fall vorstellbar.
Warum willst du die Beziehung zu Tim geheim halten?
Weil es bloß Hass geben würde.
An Tim:
Hast du ein großes Problem mit Stegis Angst vor der "Öffentlichkeit"?
Nein. Am Ende ist es auch seine Entscheidung, nicht allein meine. Und wenn er es nicht will, ist das okay.
An Manu und Patrick:
Schon mal was von YouTube gehört und wenn ja, was haltet ihr von der Plattform?
Schonmal was von Whatsapp gehört? Das is auch so ne App. Wer kennt Youtube denn bitte nicht?
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Hallo :)
Das Kapitel selbst war heute ein bisschen kürzer - dafür gibt es die nächsten drei Tage auf jeden Fall auch wieder Updates.
Feedback?
Was haltet ihr von Patrick und seinem Verhalten? Und von dieser Nachricht?
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