Kapitel 19: Eine erschütternde Nachricht in der Einsamkeit
Kapitel 19: Eine erschütternde Nachricht in der Einsamkeit
Hermine war nach Frankreich gegangen. Ihre Großmutter mütterlicherseits stammte von dort und sie hatte in ihrer Kindheit und frühen Jugend oft ihre Ferien hier verbracht. Ihre Großmutter war gestorben, als sie vierzehn war, seitdem war sie nicht mehr oft in Frankreich gewesen. Aber sie erinnerte sich gut an das kleine Muggeldorf im Elsass, und hatte beschlossen, sich dort zu erholen. Hermine hatte die ersten Wochen nach dem Krieg, nach seinem Tod überhaupt nichts gemacht. Sie hatte im Bett gelegen und war erstaunt, dass sie nicht verhungert war. Irgendwann war sie aufgestanden und hatte beschlossen, Essen zu kaufen, sich etwas zu kochen, das Bett zu machen. Es war wohl eine gute Eigenschaft an ihr, dass sie einfach funktionierte, selbst wenn sie selbst nicht daran glaubte. Dann war sie vermehrt ins Dorf gegangen. Freitags trafen sich die Leute in der Kneipe und Hermine war einfach dazu gestoßen. Obwohl sie sich nicht für besonders gesellig hielt, hatte sie die menschliche Gesellschaft begonnen zu genießen und irgendwann war sie zum Karten spielen eingeladen worden. Hermine galt als still und zurückhaltend, ihr britischer Akzent war nicht zu überhören. Manchmal nahm einer sie in den Arm und sie ließ es geschehen, wusste aber nicht recht, wie sie zurück umarmen sollte. Floriane, die Barkeeperin empfahl ihr irgendwann die Psychotherapie in Saverne, deshalb rief sie dort an. Nach fünf Wochen hatte sie ihren ersten Termin.
Hermine hielt Kontakt zu Harry und Ron, sie wusste, dass sie sowieso schon viel zu wenig für sie da war, sie wollte sie nicht vollständig hängen lassen. Nur den zwei war es möglich, Eulen durch ihre Schutzwälle zu ihr zu senden. Aber bei ihr passierte nichts. Sie wusste nie, was sie schreiben sollte. Und auch den beiden verbot sie von der Zauberwelt zu schreiben, deswegen hatten sie kaum etwas zu erzählen. Es wurden träge Briefwechsel, die immer nur sagen sollten, dass es ihnen gut ging, es ging ihnen gut. Ron hatte sie einmal mit ordentlicher Schrift gefragt, ob er auf sie warten sollte, ob sie wüsste, dass er sich mehr mit ihr vorstellen konnte. Sie antwortete, dass sie hoffte, er würde glücklich werden, aber nicht mit ihr.
Hermine ging außerdem viel spazieren. Sie hatte sich Wanderschuhe gekauft. Ihre Psychaterin sagte, dass es gut war, rauszugehen, die Natur zu erleben. Spaziergänge helfen gegen Depressionen.
Hermine hatte ihr alles erzählt. Sie hatte ihr sogar gesagt, dass sie Zaubern konnte. Die Psychaterin hatte das nicht geglaubt, bis sie ihr ein paar Zauber vorgeführt hatte. Madame Puffau hatte es besser aufgenommen als erwartet. „Als Psychaterin ist man gewohnt, vom undenkbaren überrascht zu werden", erklärte sie.
Hermine hatte ihr vom Krieg und von Harry erzählt, dass sie selbst Muggelgeboren war und dass sie manchmal immer noch träumte, ein ganz normaler Muggel zu sein. Sie erzählte ihr auch von Arn, von Severus. Madame Puffau sagte, dass Hermine sehr stark wäre, dass sie stolz auf sich sein könnte. Dass harte Schicksalsschläge Menschen verändern würden.
Es half Hermine darüber reden zu können. Aber es half nicht gegen ihre Träume. Sie träumte immer noch von Severus, wie damals im Shell Cottage oder auf der Flucht. Sie träumte von ihm, als wäre er ganz nah, als wäre er noch am Leben. Und manchmal wachte sie auf und dachte, sie müsse nur zurückkehren, um ihn wieder in die Arme schließen zu können. Sie stellte sich keinen Wecker. Manchmal, wenn sie nicht früh genug erwachte, oder wieder einschlief, dann träumte sie von der Heulenden Hütte, von seinen letzten Atemzügen, seiner Miene, die vor Schmerz verzogen war. Und dann wachte sie auf und weinte und war froh, endlich wieder weinen zu können.
Als Harrys Brief an diesem Tag kam, war eigentlich ein guter Tag. Sie war schon früh aufgestanden und hatte geholfen, Kürbisse zu ernten. Dann war sie für eine Stunde spazieren gewesen und hatte sich ein schönes Mittagessen gekocht. Mit einem seichten Roman hatte sie sich in ihrem kleinen Sessel zurückgelehnt und trank eine Tasse warmen Kakao.
Als die Eule an dem Fenster klopfte freute sie sich, dem magischen Tier ein wenig von ihrem selbst gebackenen Brot andrehen zu können und band ihr den Brief von dem Fuß. Herme stellte sich an den Tisch und trank ihren Kakao, während sie den Brief durchlas. Es waren die üblichen Worte.
Wir vermissen dich. Wir denken viel an dich. Wir hoffen, dir geht es gut. Uns geht es gut. Ich wünschte, du wärest hier. Liebste Grüße, Dein zugewandter Freund Harry Potter.
Darunter war eine kleine PS verfasst: Severus Snape hat überlebt. Er hat nach dir gefragt.
Vielleicht war es, weil Hermine einen Hang zur Dramatik hatte, vielleicht war es, weil sie tatsächlich so erschütterte. Jedenfalls fiel ihr die Tasse aus der Hand und zerschellte am Holzboden.
Hermine ließ die Eule ohne Brief davonfliegen. Ihr Herz fühlte sich an, als würde es zerbersten, irgendetwas fraß sich tief in sie hinein, ließ sie schwanken. Sie ging schnell ein Paar Schritte zu ihrem Bett und setzte sich.
Severus sollte überlebt haben? Er konnte nicht überlebt haben. Sie sah vor ihrem inneren Auge, wie das Leben aus seinen Augen erlosch. Sie erinnerte sich, dass sie ihm die Lieder selbst geschlossen hatte. Wie, wie sollte er überlebt haben. Aber Harry würde sie nicht anlügen, das würde Harry nicht tun und von niemand anderen konnte dieser Brief stammen.
Hermine verbrachte zwei Nächte und zwei Tage ohne Schlaf, bis ihre Kopfschmerzen so starke Überhand nahmen, dass sie beschloss, etwas unternehmen zu müssen. Sie wusch sich, sie nahm einen Schmerztrank, sie bürstete sich das Haar und kleidete sich in frische Kleidung. Dann nahm sie ihre Tasche und ihren Zauberstab und apparierte zurück nach Britannien. Zurück in ihre Welt.
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