Kapitel 18: Besuch mit Gesuch
Kapitel 18: Besuch mit Gesuch
Es war drei Tag später, an einem Dienstag Morgen, da er im Malfoy Park spazieren ging, als ihm einfiel, dass etwas fehlte. Harry Potter würde sich niemals mit der einfachen Nachricht zufriedengeben, dass es Hermine gut gehen werde. Dafür war er viel zu paranoid, viel zu einfach waren Schrift und Brief zu fälschen. Severus ärgerte sich, dass es ihm nicht viel früher eingefallen war. Es war klar, dass Harry Potter nicht der Presse veröffentlichen würde, wenn er noch in Kontakt mit Hermine stand. Aber noch klarer war, dass die ganze Welt sie suchen würde, wenn er es nicht tat. Immerhin war sie Kriegsheldin.
„Wohin willst du gehen?", fragte ihn Narzissa, während er auf der Suche nach einem gescheiten Mantel in der Garderobe war. Es war ein kühler Novembertag und es fing immer wieder an zu Schütten. „Ich mache einen Ausflug zu unserem Kriegshelden", erklärte er.
„Du bist doch nicht immer noch wütend auf ihn", fragte sie alarmiert und kam ihm näher. „Er ist nicht sein Vater, Severus."
Seitdem Severus ihr von seiner Geschichte erzählt hatte, war sie überaus besorgt um ihn geworden. Es schien, als würde sie ihm alles zutrauen und ihn nervte das. Schräg sah er sie an.
„Narzissa, ich bin nicht blöd", erklärte er. Nach allem, was er erlebt hatte, konnte er das zwar nicht mehr ganz ehrlich behaupten, aber er hatte jetzt keine Lust zu diskutieren. Von Hermine wussten bisher nur Lucius und Draco, er war nicht bereit gewesen, es auch Narzissa mitzuteilen. Sie sah ihn etwas beleidigt an.
„Ich weiß, Severus, aber ich sehe, dass dir etwas auf dem Herzen liegt", meinte sie. Narzissa war ein so guter Mensch, manchmal fragte er sich, wie sie es in dieser Familie ausgehalten hatte. Nun lächelte er sachte. „Ich weiß", sagte er. „Ich verspreche, ich habe nicht vor, Potter irgendetwas zu tun. Ich bin über meinen Hass zu seinem Vater hinweg. Ich will nur mit ihm reden, ganz zivilisiert."
„Dann ist ja gut", erklärte die Hausherrin. „Die Regenfesten Mäntel sind im Ankleidezimmer gegenüber."
Als es an der Tür von Harry Potter klopfte, klopfte sein Herz aufgeregt. Er hatte sich verfrüht, Harry strich sich seine Haare erneut mir dem Kamm zurück und rückte die neue Brille grade. Er atmete nochmal tief durch. Dann eilte er zur Tür und öffnete sie mit Schwung. Er setzte sein bestes Lächeln auf.
Aber mit dem, der dort stand, hatte er nicht gerechnet.
„Guten Nachmittag", grüßte Severus Snape etwas versteift. Seit seinem beinahe Tod in der Heulenden Hütte hatte Harry ihn nicht mehr gesehen. Er nickte seinem ehemaligen Erzfeind sprachlos zu.
„Ich bin gekommen, um mit Ihnen zu sprechen", erklärte der Tränkemeister. Harry nickte kurz und öffnete die Tür ein Stück weiter, sodass Snape eintreten konnte. Dann nahm er ihm den Mantel ab und hängte ihn an einen Kleiderhaken.
„Wollen Sie einen Tee?", fragte er, als er endlich seine Stimme wieder gefunden hatte. Natürlich wusste er, dass Snape überlebt hatte, aber es kam ihm nie in den Sinn, dass sie je wieder aufeinandertreffen würden.
„Ja, gerne", antwortete Snape und folgte ihm in die kleine, aber behagliche Küche. Harry wischte sich die feuchten Handflächen an der edlen Stoffhose ab und setzte einen schwarzen Tee auf. Dann forderte er den dunklen Mann auf, sich zu setzten.
„Was machen Sie hier?", fragte er dann. Er wartete darauf, dass bald eine Beleidigung aus Snapes Mund kommen würde, zu gewöhnt war er daran. Aber der Blick seines ehemaligen Lehrers schien ungewöhnlich vorwurfslos.
„Ich möchte Ihnen einerseits danken, dass Sie Voldemort besiegt haben. Ich habe sie Jahrelang unterschätzt und war ungerecht zu Ihnen", es war sichtbar, wie schwer ihm die Worte über die Lippen kamen, aber Harry nickte darauf nur. Gerne hatte er es immerhin nicht getan und selbstverständlich war es auch nicht. „Außerdem will ich Ihnen dafür danken, dass Sie mich vor Gericht verteidigt haben, auch wenn ich nicht vor Ort dabei war."
„Gerne", Harry räusperte sich.
„Und ich hoffe, Sie können mir irgendwann verzeihen, dass ich Sie in Ihrer Schulzeit so drangsaliert habe. Es war unrecht und ich habe mich gegenüber sehr oft falsch verhalten", erklärte Snape. Er sah Harry nicht an und Harry wusste nicht, ob er lachen sollte. Es drückte in ihm, beinahe sprudelte es aus ihm heraus. Diese Situation war so surreal. Er war beinahe froh, dass Snape ihn nicht ansah. Dann stand er auf und goss sich und dem Doppelspion Tee ein.
„Es wird dauern, bis ich Ihnen verzeihen kann", sagte er, nachdem er sich zusammengerissen hatte. „Aber es ist ein Großes, dass sie für diese Bitte extra zu Besuch kommen."
Snape nickte und lehnte sich etwas zurück. Ungewöhnlich steif, sogar für ihn, saß er auf dem hölzernen Küchenstuhl. „Danke", sagte er leise, so, als hätte er es gar nicht sagen wollen. Dann schwiegen sie eine Weile und tranken ihren Tee.
„Ist das der einzige Grund, weshalb Sie hier sind? Es ist nur so, ich bekomme bald Besuch", Harry blickte auf seine Uhr. Genau genommen in fünf Minuten, wenn er sich nicht sowieso verfrühte. „Und so gerne ich mich mit Ihnen Unterhalten würde, ich kann diese Verabredung nicht absagen."
Snape sah ihn wieder an, seine Augen waren Harry schon immer gruselig dunkel vorgekommen. Aber selbst jetzt noch, da er so viel über diesen Mann wusste, kamen sie ihm vor, wie zwei schwarze Magneten.
„Tatsächlich bin ich hier auch für eine Frage", meinte Snape, er schien sich unwohl zu fühlen. Harry wartete darauf, dass er weiterredete. „Stehen Sie in regelmäßigem Kontakt zu Ihrer Freundin Hermine Granger?"
Mit dieser Frage hatte Harry nicht gerechnet und er war gerade dabei darüber zu grübeln, warum sie wohl gestellt worden war, als es an der Tür klopfte.
„Oh", rief er, er war sich sicher, dass sich an seinem Hals vor Aufregung rote Punkte bildeten. „Ich muss die Türe öffnen." Snape rückte ein Stück mit dem Stuhl, sodass er vorbeikam.
Severus hatte seine Finger um die Tasse geschlungen, während er zuhörte, wie Harry die Tür öffnete und eine Männerstimme ihn grüßte. Sie redeten miteinander, aber verstand aufgrund der Entfernung nicht, worum es ging, wahrscheinlich um ihn. Er fühlte sein Herz klopfen, es war unangenehm, diese Frage gestellt zu haben, noch unangenehmer war, dass der Goldjunge sich wohl alles Mögliche ausdachte, warum er sie gestellt hatte. Aber er stand zu Rae, zu Hermine, sie würde ihm nie peinlich sein...nur er sich selbst. Seine Tasse hatte kleine rote Herzen, Potter muss es Spaß bereitet haben, ihn daraus trinken zu sehen, oder der junge Mann war einfach genauso überfordert mit seinem Besuch wie er selbst.
Er hörte, wie sich die Schritte der Küche näherten, Harry trat hinter ihm ein, Severus sah ihn aufmerksam an. Ihm folgte Draco Malfoy.
Es war absurd, stellt Severus fest, dass Draco Malfoy seine Haare geflochten hatte. Ja, er hatte sie länger wachsen lassen nach dem Krieg, aber geflochten hatte er sie noch nie. Er trug ein elegantes blaues Hemd mit Verzierungen und eine enganliegende schwarze Stoffhose, ähnlich wie Potter.
Das Grinsen auf seinem Gesicht, als er ihn sah, hätte nicht strahlender sein können. Harry sah mit rotem Gesicht nach unten und holte eine weitere, eine wunderschöne mit Gold verzierte Tasse aus dem Schrank, um auch Draco Tee einzuschenken.
„Guten Mittag, Onkelchen", grüßte Draco frech. Severus grüßte ihn mit einem Nicken, er hatte ihn schon beim Frühstück getroffen.
„Was macht er hier", wandte sich Draco an Harry. Dieser wagte nun endlich seinen ehemaligen Erzfeind anzusehen. „Frag ihn selbst", meinte er.
„Nun, ich denke du bist nicht gekommen, weil Harry deine schwarzen Haare mag. Er steht auf blond", kommentierte Draco trocken und setzte sich gegenüber von Severus nieder. Harry saß nun zwischen ihnen, falls das möglich war, wurde er noch röter. Severus musste ein grinsen unterdrücken. Irgendwie gefiel ihm diese Kombination.
„Nein, deshalb bin ich nicht hier. Ich wusste nicht, dass er auf Besuch gewartet hat."
„Nicht jeder ist so ein Eigenbrötler wie du", sagte Draco schulterzuckend.
„Nun, ich hatte gehofft, mit Ihnen reden zu können", wandte sich Severus wieder an Potter. „Aber ich will Sie nicht belästigen." Er war drauf und dran aufzustehen.
„Ach was!", rief Draco. „Mich stört er nicht, dich etwa, Harry? Ich will wissen, was er zu sagen hat." Ein Funken des altbekannten schelmischen Leuchtens sprang in Potters Blick hervor und er rührte plötzlich vergnügt einen Löffel Zucker in den Tee.
„Na gut", sagte er jovial. „Snape, reden wir weiter, ich bin neugierig geworden und wenn Draco damit okay ist, werden Sie es vielleicht auch sein."
Snape fühlte sich nicht ernst genommen, dennoch riss er sich zusammen. Das war seine einzige Chance.
„Stehen Sie im Briefaustausch mit Hermine Granger", fragte er Potter wiederholt. Draco hob verstehen die Augenbrauen. „Darum geht es", flüsterte er anerkennend und wurde um fünf Spuren ernster. Potter sah ihn schräg von der Seite an. „Du kannst ihm die Wahrheit sagen", beteuerte Draco und plötzlich wurde Severus bewusst, dass es vielleicht doch ganz gut war, dass er dabei war.
„Ja, wir schreiben uns etwa einmal die Woche", meinte Harry.
„Wo befindet sie sich?", fragte Severus.
„Das will sie nicht sagen, aber sie meint, sie sei in Sicherheit, es geht ihr gut. Selbst wenn ich es wüsste, wollte ich es Ihnen nicht sagen. Sie ist in der Muggelwelt."
„Wie geht es ihr?"
„Wie gesagt, gut. Sie erholt sich vom Krieg, sie sagt, sie braucht Abstand."
„Sie ist nicht mehr mit der magischen Welt verbandelt?", fragte Severus überrascht. Er hätte nie gedacht, dass sie so weit gehen würde.
„Nein. Sie hat nur noch Kontakt zu Ron und mir", sagte Harry. „Sie sagt, sie kommt irgendwann zurück."
„Das heißt, sie liest auch keine Presse, sie hat nichts von den Gerichtsverhandlungen, den Ehrungen, den neuen Strukturierungen mitbekommen?", fragte Severus erstaunt.
„Ich wollte ihr davon erzählen, aber sie will nichts davon hören", erklärte Harry.
„Wie untypisch", stellte Severus besorgt fest.
„Allerdings. Weshalb fragen Sie, Snape, was wollen Sie von Hermine?", fragte er. Severus antwortete nicht, die Gedanken rasten durch seinen Kopf. Ihr Stand der Dinge war immer noch das Ende der Schlacht!
„Sie weiß nicht, dass Remus und Tonks überlebt haben?", fragte er erschüttert. Der Zaubertrank, den sie gebraut hatten, hatte den frischen Eltern das Leben gerettet. „Sie weiß nicht mal, dass die beiden Hochzeit hatten?"
„Nein", meinte Potter, Draco nahm vorsichtig dessen Hand.
„Sie weiß auch nicht, dass Hogwarts wieder aufgebaut wurde?"
„Nein."
„Sie weiß nicht, dass ich lebe, nicht wahr?", fragte er.
„Woher auch?"
Severus atmete aus. Das machte die Situation schwieriger als gedacht. Und brachte ihm deutliche Klarheit. Draco sah ihn mit großen Augen an. Die gleichen Augen, die seine Mutter hatte. Sorgenvoll, um ihn, darüber, was er als nächstes tun würde. Er schloss die Augen und lehnte sich in seine Rückenschiene, er hasste dieses Teil.
„Wieso fragen Sie?", meinte Potter ungeduldig. Er war ihm die Antwort schuldig. Severus öffnete wieder seine Augen und sah bittend zu Draco, er könnte doch erzählen wieso. Aber dieser zuckte nur, frech wie er war, mit den Schultern.
„Sie werden es nie bemerkt haben, aber Ihre Freundin und ich standen in besonderem Kontakt, während ihrer Schulzeit und auch noch im Krieg. Wir haben gemeinsam an einem Trank gearbeitet, der vor dem Avada schützen sollte und ich brachte ihr einige Zauber bei", erklärte er ruhig. „Wir hatten zuerst Kontakt gefunden, ohne zu erkennen, wer wir waren, und bemerkten schnell, dass wir einander gut verstanden, wir sind gute Freunde geworden. Ich wollte, will sie nur noch einmal sehen. Es muss einen Sinn haben, dass ich überlebt habe", erklärte er so kurz wie möglich.
Draco fuhr mit einem Daumen sanft über Potters Handrücken und Severus war froh darum.
„Wieso sollte ich ihnen glauben?", fragte Potter tonlos.
„Du kannst einen unbrechbaren Schwur von mir verlangen", war das Erste, was Severus einfiel. Er wollte einfach Hermine wieder sehen.
„Himmel!", kam es empört von Draco. „Nicht schon wieder der unbrechbare Schur! Davon hast du wirklich genug geleistet in deinem ganzen Leben!"
Severus wusste, dass er Recht hatte.
„Sie können sich selbst entscheiden, ob sie mir glauben wollen. Aber vielleicht erinnern Sie sich, dass Miss Granger mit fremden Zaubersprüchen gezaubert hat, oder Sie erinnern sich an den Zaubertrank, den sie auf Ihrer Flucht bei sich trug, um im Notfall vor dem Avada zu schützen. Vielleicht hat sie mich manchmal vor Ihnen verteidigt, ganz gleich, wie böse ich wirken musste. Und möglicherweise erinnern Sie sich auch an den Adler, der sie zum Schwert führte und der Sie in Godic's Hollow gerettet hat."
„Er gab mir einen Zauberstab", flüsterte Harry erkennend. „Wer war der Adler?", fragte er.
„Ihr Vater und seine Freunde waren nicht die einzigen, die sich am Animaguszauber versuchten", erklärte Severus. „Ich bin nicht registriert."
„Sie waren der Adler!", rief Harry verwirrt. „Warten Sie hier!"
Dann stand der Goldjunge mit Schwung auf und eilte aus dem Zimmer. Man konnte ihn die Treppe hoch rennen hören. Über ihnen knarzte die Decke, als er dort entlangeilte.
Draco, der noch immer gegenüber von Severus saß kicherte still. Severus sah ihn böse an.
„Du bist also Animagus?", fragte er. Severus nickte. „Und dazu ein Adler, Severus, du bist so...ein Romantiker!" Severus grummelte.
„Du und Potter also", entgegnete er steif.
„Ha!", Draco lachte. „Wir sind gute Freund geworden", imitierte er ihn albern. Severus zog die Augenbrauen zusammen.
„Es wurde nie körperlich!", betonte er. Aber Draco schüttelte belustigt den Kopf.
„Ihr seid Hals über Kopf ineinander verknallt. Und das schon seit Ewigkeiten. Es ist ein Wunder, dass ihr die Finger voneinander gelassen habt."
Die Treppe polterte und Severus lehnte sich wieder mit steifem Rücken zurück. Potter kam wieder, mit einem Zauberstab in der Hand.
„Der gehört Ihnen!", meinte er. Severus erkannte den dunklen Zauberstab seiner Mutter wieder. Potter hatte ihn bis Heute aufbewahrt?
„Es war der Stab meiner Mutter", erklärte er. „Sie war eine sehr kluge, aber auch aufbrausende Hexe, irgendwie dachte ich, der Zauberstab könnte zu Ihnen passen, nachdem Ihrer zerbarste."
Potter blickte ihm überrascht an.
„Das...rührt mich", gab er zu. Dann sah er selbst auf die Initialien. „Eileen Prince", schlussfolgerte er. Severus lächelte schmal. „Woher kennen Sie ihren Namen?"
„Hermine vermutete, dass Eileen Snape hinter dem Halbblutprinzen steckte."
„Natürlich tat sie das."
„Wollen Sie den Zauberstab nicht zurück?", fragte Potter.
„Doch", fiel es Severus ein. „Doch, gerne." Potter reichte ihm den Stab.
„Sie wollen also wieder Kontakt zu Hermine aufnehmen?", fragte er dann.
„Zuerst einmal will ich, dass sie weiß, dass ich lebe. Den Rest entscheidet sie."
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