Kapitel 1: Der Schmerz der Jugend
Kapitel 1: Der Schmerz der Jugend
Viertes Schuljahr, Hogwarts, Weihnachtsball. Hermine war glücklich. Sie blickte genau auf ihr Spiegelbild und fühlte sich einfach schön. Das war ein gutes Gefühl, sie wusste, wie begehrenswert sie sein musste, für Krumm, aber auch für Ron. Hermine wusste auch, dass sie zu spät war und ihr gefiel es, dass ihre Augen im Spiegel glitzerten, dass ihre Haare glatt zusammengebunden waren, mit Ausnahme ein paar Locken. Sie war sich genug in diesem Moment. Ihr Kleid glänzte und strahlte. Hermine wusste, sie war so schön.
Schon von weitem hörte man die sanfte klimpernde Musik aus der Großen Halle und das Raunen der großen Schülermasse, die den Beginn eines fantastischen Abends einleiten würden.
Hermine lief die Flure entlang, beachtete kaum, dass draußen hinter den Fenstern weißer Schnee fiel. Ihre Schuhe waren höher, als sie es gewohnt war, aber selbst das brachte sie nicht aus ihrer Eile. Etwas außer Atem kam sie die Treppe herunter, die in das Erdgeschoss von Hogwarts, zur großen Halle fühlte.
Sie spürte, wie ihr hunderte Augen folgten, als sie ganz allein die Treppe herunter stieg auf den hohen Schuhen, mit denen sie fast umknickte. Es war ein aufregendes Gefühl, das Gefühl besonders zu sein. Sie lächelte schmal, blickte kurz hoch, um auf die Masse nieder zu blicken. Sie sah Harry und Ron zu ihr hoch schauen, und etwas entfernt stand Krumm der leicht lächelte. Hermines Herz klopfte. Was würde haute noch alles passieren?
Rückblickend war der Abend ein Desaster. Natürlich das Tanzen hatte Spaß gemacht. Krumm war ein wundervoller Tänzer, aber er hatte sie küssen wollen, sie hatte abgelehnt, mit einem einfachen Handkuss war er gegangen. Ron hatte sie angeblafft. Es war einfach anstrengend. Ihre Füße taten weh, die Musik galt nur noch denen, die in ihrer eigenen verliebten Welt miteinander tanzten. Ron und Harry waren gegangen, Malfoy hatte sie arrogant angeblickt und Hermine war traurig. Ihr war kalt, dennoch brannten Tränen hinter ihrer heißen Stirn, sie brauchte frische Luft. Sie ging hinaus, über den Flur, zu den Fenstern, in eine Nische, wo sie von niemandem gesehen werden wollte. Wieso war das Leben so kompliziert, wie konnte ein solcher Abend so enden? Sie roch den Schnee von draußen und lehnte ihre Stirn an das Fenster. Dann beschwor sie sich Feder und Papier und begann ihre Gedanken zu sortieren.
Ich bin traurig, und sauer, ich verstehe nicht, fühle mich hin und her geworfen, wie ein Blatt Papier zerknüllt und beschrieben und bösen Worten. Ich verstehe nicht, warum muss es so schwer sein, glücklich zu sein. Will ich glücklich sein? Ist das nicht ein Bisschen kitschig? Was ist schon Glück?
Glück ist subjektiv. Wer Leid nicht kennt, der kennt auch Glück nicht. Wer Peinlichkeit nicht kennt, der kennt keinen Stolz. Wir müssen alles in unserem Leben in Relation setzten um zu erkennen, was uns Wert ist. Und doch, obwohl ich das weiß, zerfrisst mich mein Leid, weil ich es mir zu Herzen nehme, wenn es nicht läuft, wie es sollte. Und das Glück, was bis vor kurzem in mir wohnte fraß mich auf. Wie kann Glück so gut sein und Leid so schlecht, wenn doch das eine zu Hochmut führt und das andere zu Demut, aber das eine uns gut tut und das andere schlecht, doch beides hat gemeinsam, es belebt. Mein Herz schmerzt so, ich weiß nicht wieso, es tut weh von Freunden verraten zu werden, denn so fühlt es sich für mich an. Und ich verstehe es nicht, wieso muss es weh tun, zu lieben?
Hermine seufze. Sie wusste, sie war theatralisch, nahm sie ihr Leiden vielleicht zu ernst? Das war doch alles Müll. Sie zerriss das Papier und warf es aus dem Fenster. Mit den Schneeflocken stob es im Wind auseinander und würde bald unlesbar sein. Müde wischte sie sich ihre Tränen aus dem Gesicht, kletterte aus dem Fensterrahmen und ging zum Gryffindorturm, um zu schlafen. Das war das einzige, was ihr einfiel.
Severus hasste diese lauten Töne, das viele Lachen, die ganzen Menschen, die sich da in der großen, stickigen Halle versammelt hatten, um zu feiern und Alkohol zu trinken. Merkten sie denn nicht, dass die Welt immer schlechter wurde? Nein, das taten sie nicht. Und sie nahmen nichts ernst, gute Güte, er fragte sich manchmal wirklich, warum er sich das antat. Grundsätzlich war er nicht ungerne Lehrer, es machte ihm Spaß, Themen zu vermitteln, aber nicht mit den Schülern umzugehen. Ihn interessierten seine Fächer, nicht aber die Schüler. Er hatte seit Anbeginn seiner Schulzeit zu Hogwarts gehört, es war zu seinem Heim geworden, aber die anderen Schüler zählte er da nicht dazu, später nicht die Kollegen. Er war ein schwieriger Mann, keiner mochte ihn so richtig leiden, zu Recht, keiner wollte dass er dabei war. Auch wenn die Welt glaubte, diese Selbstreflexion sei ihm völlig abhanden, so wusste er doch sehr genau, wie er auf andere wirkte, dass ihn keiner mochte. Natürlich fühlte er sich da auch nicht wohl zwischen den ganzen Mengen an Menschen, die glaubten Feiern zu müssen, obwohl Voldemort offensichtlich wieder Kraft erlangte.
Der Weihnachtsball hatte miserabel begonnen und er hatte ihn frühzeitig verlassen, lieber ging er auf den Ländereien spazieren, oder wandelte in Animagusform umher. Es war spät, als er beschloss, seine Wärmezauber nicht weiter überzustrapazieren und zurück zum Schloss zu gehen. Es hatte wieder begonnen zu schneien, er stapfte durch den mittlerweile kniehohen Schnee und versuchte dennoch schnell voran zu kommen.
Plötzlich wehte ihm ein Blatt ins Gesicht. Zumindest hatte er das in der Dunkelheit geglaubt. Es war aber nicht, wie erwartet, das Blatt eines Baumes, sondern es war ein Stück zerrissenes Papier. Neugierig las er die stückweisen Worte, die darauf zu lesen waren.
Hochmut führtund das/ ch beides hat gemeinsam, es/ eunden verraten zu werden,/ lieben?
Belustigt blickte er auf die saubere Niederschrift und überlegte, welcher seiner vielen Schüler wohl diese Schrift hatte. Denn, dass einer der anderen Lehrer so verzweifelt ein zerrissenes Papier durch die Gegend warf, das erwartete er wirklich nicht.
„Accio Restpapier!", flüsterte er und tatsächlich, es flogen ihm die anderen Teile entgegen. „Reperaro"
Was er dann las, berührte ihn mehr, als er je zugegeben hätte.
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