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Morde

Die nächsten Tage vergingen für jeden wie im Flug. Zeit zum Nachdenken gab es bis heute keine und hätte es sie gegeben, so wäre jeder einzelne daran zerbrochen. Vieles war falsch, vieles durfte nicht sein und doch taten sie es. Ewig konnte es so nicht weitergehen, allerdings dachte keiner mehr an die nächsten Jahre oder gar das ganze Leben. 

Der Fall erregte mittlerweile die Aufmerksamkeit der Presse. Es war nicht bei zwei Morden geblieben und bei einer seltsamen Nachricht, die es auf Umwegen bis auf die Titelseite geschafft hatte. Leland Horsett und Jim Evans waren nur der Anfang gewesen. Es gab nur diese eine Chance und jedes Zögern konnte sie verraten. Und so folgten innerhalb von zwei Wochen auch noch die Todesfälle von Daniel Henry und Bertram King. Einmal erhängt und abermals Strychnin. Passend dazu zwei wasserdichte Alibis für beide jungen Frauen, fast so genial inszeniert wie damals die Alibis der sechs Mörder der beiden Laceys. Gnade gab es längst keine mehr. Je schneller alles ein Ende fand, desto besser. 

Verhöre, Pläne und Inszenierungen wechselten sich ab für die beiden Komplizinnen. Kate war diejenige gewesen, die das Strychnin in das Bier gekippt hatte, als Bertram King gerade seinen Feierabend genießen wollte. Dieses Mal nicht gerade wenig, denn nur noch die Hälfte des Vorrats von Marys Eltern war noch da. Wie sie ihn damals zusammengesammelt hatten, war ihr noch immer unklar, doch bei den ganzen Kriminellen im Bekanntenkreis nicht gerade ein Wunder. Allerdings zählte nicht, wo das Gift herkam, sondern wie es Verwendung fand. Leland Horsett wurde von ihr nicht mit Vorsatz durch Strychnin ums Leben gebracht, jedoch war sie sich ihrer großen Mitschuld an dem vorsätzlichen Mord an Kates Vater bewusst. Sie selbst hatte den Plan entworfen, sie selbst hatte für perfekte Alibis gesorgt, nur die Tat an sich hatte Kate übernommen - und natürlich die dritte Nachricht, die damit folgte. 

"Sieh das hier als mein drittes richtiges Werk an. Kann ich das nicht gut? Wird nicht bald alle Welt von allem Übel befreit sein? Ein Taugenichts weniger stört niemals. Selbst wenn man Mord braucht. Wie viele werden es noch? Seid gespannt!", las Paul den seltsamen Text vor. Wer auch immer das geschrieben hatte, er hatte sich noch weniger Mühe gemacht als bei der ersten Nachricht. Diese seltsame Erklärung wirkte irgendwie gekünstelt, auch wenn er nicht wusste, weshalb. Noch einmal wiederholte er die zweite. "Ein schlechter Mann mehr ist tot. Es sind jetzt drei. Kann es etwas Besseres geben? Ich werde wieder töten, bis alle dieser Typen weg sind. Und sie werden bald weg sein. Bald sind sie alle tot." 

Nachdenkend lief er auf und ab. Diese kleinen Zettel waren eine Ablenkung, da war er sich sicher. Doch wozu gab sich jemand so immense Mühe, alle Morde anonym zuzugeben, fragte er sich. Sogar eingebrochen war der mysteriöse Serienmörder schon in das Haus von Jim Evans, nur um dort die Nachrichten zu tippen. Vermutlich hatte er schon weitere Zettel hergestellt, um sie den folgenden Toten hinzuzulegen. Diese Kalkül, diese perfekt ausgeführten Morde ohne Beweise - es deutete auf einen unglaublich klugen Menschen hin, der sich niemals einen Fehler erlaubte. Jemand, der alles so präzise plante, wie es sein musste, um die Polizei zu täuschen. Aber diese unglaubliche Wut beim zweiten Mord musste purer Hass gewesen sein, wie er es einem so berechenbaren Menschen wie bei den anderen Mordfällen gar nicht zutraute. Erst die beinahe zu geringe Dosis Strychnin im Kaffee von Leland Horsett, dann der Strick um den Hals des nur betäubten Daniel Henry, der am Auspuff des Autos seiner neusten Freundin festgebunden war, schließlich noch die große Portion Strychnin im Bier von Bertram King, obwohl den ganzen Tag über Gäste im Haus gewesen waren  - das konnte niemals simpler Hass sein. Wer sich das ausgedacht hatte, war auch noch zu viel schlimmeren Verbrechen in der Lage und an ein plötzliches Ende glaubte er nicht. 

Seit dem Mord an Leland Horsett fühlte Paul sich, als würde der Boden unter ihm zusammenbrechen. Was war richtig? Was war falsch? Was zu sagen? Was zu tun? Er wusste nicht weiter. Er hatte Mary wie auch viele andere vorladen müssen, wobei Sergeant Daker die Fragen hatte stellen müssen. Er selbst hatte vollkommen neben sich gestanden und da er trotz dessen Zuständigkeit Richard nicht wieder hineinziehen wollte, hatte er sich an den einzigen Kollegen wenden müssen, der sich nach der Arbeit am wenigsten damit befassen würde. Der unordentliche, teils unhöfliche, oft Regeln missachtende und auch sonst schludrige Sergeant hatte seine Aufgabe ausnahmsweise gut ausgeführt - er hatte sowohl Mary als auch Kate ohne persönliche Einmischung als Verdächtige ausschließen können. 

Richard hingegen schien von Treffen zu Treffen verblendeter gegenüber Mary zu werden, was sich Paul nicht im Geringsten erklären konnte. Auch wenn er sich längst keinen Fehltritt innerhalb seiner Taten erlaubte, waren so manche Aussagen ziemlich seltsam gewesen. Nichts konnte den jungen Sergeant zum Zweifeln bewegen - nicht die perfekten Aussagen, nicht die eindeutigen Verbindung, nicht einmal Kates unglaubliche Nervosität anstatt von Trauer. Wäre es nicht absolut unmöglich, dass sich jemals jemand in seine kleine Mary verlieben könnte, wäre Paul davon überzeugt gewesen. Doch diese Distanz zu den Menschen um sie herum, das ewige Ausweichen bei jeder einzelnen Frage und natürlich dieser ewige Hohn, den sie weniger intelligenten Menschen gegenüber immer in der Stimme trug - nein, das machte sie allenfalls hassenswert, aber ganz sicher nicht zu einer begehrenswerten jungen Frau. Egal, wie er es drehte, er konnte Richards Verhalten nicht erklären. Besser war es, er schloss ihn vollkommen von wichtigen Ermittlungen aus, bevor dieser ihm noch dazwischenfunkte, war die Schlussfolgerung. Damit durfte der anfangs so ehrgeizige Sergeant sehr viel Zeit außer Haus verbringen - vor allem bei Befragung zu kleineren Gewaltverbrechen, wobei er keine anderen Fragen stellen sollte, als ihm in der Ausbildung eingetrichtert wurde. 

Hatte sie eine Wahl? Mary glaubte nicht daran. Es ging weiter. Wohin es führen würde, war nun egal. Es ging ums Überleben. Welchen Ausweg gab es noch? Natürlich, alles hätte irgendwie anders kommen können; es hätte keine drei Morde geben müssen. Doch an welchem Punkt hatte sie den Fehler gemacht, der sie nun dazu zwang, weiterzumachen oder sich zu ergeben? Sie hatte diese Frage sehr lange vermieden. Aber jetzt war die Arbeit getan, die nächsten Morde minutiös geplant und Kate darauf vorbereitet. Heute war das voraussichtlich letzte Verhör gewesen und nun galt es zu warten, was noch geschah. Zurück ging es nicht mehr und auch wenn sie nun einen anderen Weg vor sich sah, wusste sie längst, dass sie ihn nicht entlanggehen konnte. Sie hätte jetzt Polizistin sein können, etwas in dieser Stadt verändern können, die ihr so viel bedeutete. Sie hätte dieses Haus neugestalten können und mit der Erinnerung leben können. Sie hätte ein Leben führen können wie die meisten Frauen in ihrem Alter - eine beginnende Karriere, ein großer Freundeskreis und die ersten langjährigen Beziehungen. Stattdessen steckte sie in einer Moral fest, die längst kein Recht und Unrecht mehr kannte. 

"Er mag in letzter Zeit ziemlich schlecht gelaunt sein, allerdings bin ich davon überzeugt, dass sich ihr Großvater außerordentliche Mühe gibt, den Fall so schnell wie möglich aufzuklären." Richard lächelte zu ihr hinüber. 

"Mühe allein wird nicht reichen. Sie können es nicht verstehen, das alles ist zu sehr mit diesem Ort verbunden. Ich kenne die meisten Leute, die in den letzten Tagen hier ein- und ausgegangen sind. Es hat nichts mit Ihnen zu tun, aber dieser Fall ist schlichtweg etwas, das der alte Bekanntenkreis in Leicester wohl oder übel mit sich selbst klären muss." Ihre Gesichtszüge wirkten immer noch wie versteinert wie während des gesamten Verhörs. Sie wollte nur weg von hier und versuchen, alles hinter sich zu bringen - bevor sie von der Polizei gefasst oder von den Verbrechern ermordet werden würde. 

"Ich weiß, aber dennoch ...", wieder brach er ab. Worte waren nicht seine Stärke, dessen war er sich bewusst. Trotzdem hatte er dieses Gespräch begonnen, selbst wenn er nicht wusste, weshalb. Berufliches und Privates durfte sich auf keinen Fall vermischen, dennoch beschäftigte ihn der Fall längst nicht nur wegen der Morde. 

"Ich verstehe schon. Es ist einfach, wie es ist. Mal sehen, wohin das alles noch führen wird. Und machen Sie sich nichts draus, wenn sie ein paar Wochen zum Einleben brauchen. Wir sind hier zu sehr an alte Gesichter gewöhnt." Ihre Augen lächelten, während die Mundwinkel wie eingefroren wirkten. Sie mochte den jungen Polizisten, auch wenn sie es sich nicht erklären konnte. Wäre er zu einem anderen Zeitpunkt gekommen, hätte Paul ihn vernünftig eingearbeitet und ihm den Weg für ein schnelles Zurechtfinden hier geebnet. Sie wusste genau, wie verbittert ihr Großvater war, wie Richard ihn nannte. Dass sie die Wahrheit niemandem außerhalb des Hauses erzählen konnte, vereinfachte alles nicht gerade. Höchstwahrscheinlich büßte Richard gerade all die schlechte Laune aus, die Mary Inspector Kenneth in der letzten Zeit zugefügt hatte. 

"In Rochester war es nicht anders. Die Touristen waren Alltag, aber wehe jemand zieht dorthin, der nicht hineinpasst. Ist wohl in manchen Gegenden auch in so einer großen Stadt noch üblich." Je mehr das Gespräch von der Arbeit abwich, desto mehr entspannte er sich auch. Dieses explosive Gemisch aus altem Hass, Angst und Verwirrung um ihn herum hatte ihn zugesetzt. Für jemanden, der bösartigen Streitigkeiten so gut wie nur möglich aus dem Weg ging, war die Police Station ein Ort des Grauens geworden. Die Zeugen beschuldigten einander des Serienmordes, die Kollegen beschuldigten einander der Unfähigkeit und mit seinem schlichtenden Verhalten war er zu einer Zielscheibe geworden. 

"Scheint eine einmalige Chance zu sein, das gesamte Dilemma von der anderen Seite kennenzulernen. Sind Sie noch woanders gewesen, bevor Sie hierher gekommen sind?" 

"London. Sie können sich vorstellen, dass da andere Problemquellen herrschen. In Rochester hatten wir genug Polzisten gehabt, den Rest haben die Anwohner kontrolliert. Einen Nutzen hätte ich dort nicht gehabt." Er bereute es nicht, sein Elternhaus verlassen zu haben und bis jetzt keine Heimat gefunden zu haben. Er verstand nicht, weshalb er hier gelandet war, doch er würde das Beste daraus machen. 

"Kann ich mir bildlich vorstellen. Schade, dass ich keinen Platz in der hiesigen Police Station gefunden habe, aber vermutlich wäre es ziemlich schnell geendet." Ein wehmütiges Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sie liebte Leicester über alles und konnte nicht von hier für immer fort, doch ein Neuanfang in der Stadt, in der sie so viele kannten, war unmöglich. 

"Sicherlich finden Sie etwas, das genauso gut passt. Ich weiß nicht, nein, ich lasse es lieber." Für einige Minuten hatte er seine Schüchternheit vergessen und mit einer Fremden gesprochen, als würde er sie jahrelang kennen. Doch wer war er, anderen Ratschläge zu erteilen? Nein, am Ende würde nur jemand wegen dieses anmaßenden Verhaltens lachen. Ein Besserwisser mehr konnte nicht die Welt zum Besseren ändern, das hatte er schon herausgefunden. 

"Wenn Sie etwas sagen möchten, sprechen Sie ruhig. Ich habe seit ganzen vierzehn Jahren niemanden mehr gebissen, davor müssen Sie sich nicht fürchten." Der trockene Humor, der sich über die Jahre leider meist in Sarkasmus verwandelt hatte, war zurückgekehrt. 

"Ich meine, vielleicht gäbe es etwas Ähnliches. Ich für meinen Teil kann Texte und Zahlen zwar ordnen, verstehen tue ich aber kaum etwas. Und die ganzen Berichte sind mir schon bei der Polizeiarbeit ein echtes Gräuel, schließlich beschwert sich am Ende immer jemand darüber. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es Ihnen liegen würde. Ich will Ihnen nicht in Ihre Angelegenheiten hineinreden, aber ...", stotterte er hervor. Mittlerweile war er davon überzeugt, dass er besser nichts hätte sagen sollen. Wenn die Fragen vorgegeben waren und er nur ein Protokoll abzuarbeiten hatte, fiel ihm das Reden viel leichter, als wenn er nie wusste, ob er nicht etwas Falsches sagte. 

"Was ist Ihr Vorschlag?" Sie war noch immer vollkommen ruhig, auch wenn sich das Gespräch schon in die Länge zog. Stören tat diese Unentschlossenheit nur Inspector Kenneth, der einige Meter weiter hinter einer Ecke lauschte. 

"Das HMRC. Das His Majesty's Revenue and Customs. Steuern und dieser ganze Kram, den wohl kein normaler Mensch jemals im Leben verstehen wird. Ich weiß, es klingt absolut lächerlich, allerdings glaube ich, dass Sie da Ihre Aufgabe genauso gut oder gar besser erfüllen könnten als bei der Polizei. Den wirklich Reichen einmal richtig eins auswischen, ich könnte es mir gut bei Ihnen vorstellen. Aber nein, die Idee war absolut lächerlich." Er senkte den Kopf und blickte zu Boden. Er fragte sich, wieso er sich nur immer so seltsam benahm. 

"Lächerlich ist es nicht gerade", begann Mary und steckte den kleinen goldenen Schlüssel zwischen die Zähne, bevor er ihr bei den folgenden Worten wieder aus dem Mund fiel. "Im Gegenteil, es ist keine so abscheuliche Idee, wie es klingen mag. Wenn sie mich dort nicht nach einigen Tagen hinauswerfen oder gar nicht erst annehmen, dann könnte es mit etwas Glück sogar Spaß machen. Nur eine Frage: Ist es so offensichtlich, dass ich nicht normal bin?" Ein Grinsen zog sich über ihr Gesicht wie seit Jahren nicht mehr. Mary genoss diese Unterhaltung in vollen Zügen. 

"Wenn es Sie beruhigt, dann versichere ich Ihnen, dass ich es auch nicht bin." Auch er begann zu grinsen. Diese Angst, einen einzigen Fehler zu machen und nicht ernst genommen zu werden, war wie ausgelöscht für den Moment. Ihre glänzenden grauschwarzen Augen zogen ihn förmlich an und die direkte, ihm gegenüber aber nie spöttische Art war bewundernswert. So unterschiedlich sie auf den ersten Blick schienen, irgendwie war da eine kaum spürbare Verbundenheit, die mit jedem Wort stärker zu sein schien. 

Inspector Kenneth hingegen rügte den Sergeant innerlich für die Worte. Er mochte keine schüchternen Menschen, das war schon immer so gewesen. Entweder man besaß den Mut, das zu tun und zu sagen, was man wollte, oder man tat und sprach nicht. Außerdem konnte er es nicht ausstehen, dass ein Fremder Mary so vertraut schien, wo er ihr Vertrauen gerade wieder verloren hatte. Nein, noch immer war er sein Vorgesetzter und wenn Richard so viel Zeit fürs Reden aufbringen konnte, selbst wenn es in seiner Pause war, dann fehlten ihm schlichtweg die Aufgaben. Demnächst würde für den jungen Sergeant eine Laufarbeit quer durch die ganze Stadt beginnen, so viel stand schon fest. Dass der Inspector damit das absolute Gegenteil vom eigentlichen Ziel erreichen würde, war ihm noch nicht klar. 

Ja, Mary bewunderte den jungen Sergeant, der Gesetzestreue und Naivität vereinte. Die meisten Polizisten waren so unglaublich argwöhnisch, das sie im Kopf jedes Wort ihres Gegenübers umdrehten, wenn derjenige eventuell in ein Verbrechen verwickelt sein könnte. Dass jemand stattdessen die eigenen Worte überdachte und tatsächlich von Unschuld ausging, wie es auch sein sollte, war ihr niemals untergekommen. Vielleicht würde es ihn niemals zu einem genialen Inspector machen, dafür würde er sich zu oft täuschen lassen, doch für einen Sergeant war er perfekt geeignet. Er schien sich wirklich Gedanken darüber zu machen, was nach den Fällen geschah, auch wenn er dafür nicht zuständig war. Zudem hatte er die Fähigkeit, sie zum Lachen zu bringen, was ihr bei Fremden noch nie untergekommen war. 

Was war das eigentlich für ein seltsames Gefühl? Mary wusste es nicht und wollte es nicht wissen. Es konnte nur ein Fehler sein und Fehler hatte sie in letzter Zeit genug gemacht. Nein, wenn sie die nächsten Wochen überleben wollte, durfte nichts ihrem Racheplan im Wege stehen. Wenn die Morde einmal begonnen hatten, müsste schon ein Wunder geschehen, damit sie wieder endeten. 

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