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Mitternachtsspaziergang

Hell leuchtete der Mond über der Soar an diesem lauen Spätsommerabend. Mary lief unbeirrt den Weg entlang, ohne die malerische Umgebung des Flusses zu beachten. Im Moment quälten sie zu viele düstere Gedanken, als dass ihr etwas an der so gewohnten Umgebung auffallen könnte. Rache. Ja, Rache war das Gefühl, für das ihr Herz Tag für Tag weiter schlug. Rache an den Leuten, die damals die bedeutsamsten Menschen in ihrem Leben getötet hatten. 

Sie grinste bitter und blieb kurz stehen. Der Hass loderte schon so lange in ihr, dass sie ihn nicht mehr unterdrücken konnte. Heute war der perfekte Tag dafür, endlich Rache zu nehmen für zwei Morde, die nun seit zwei Wochen ein Jahrzehnt zurücklagen. Lenard Oliver Lacey und Emily Sophie Lacey. Beide Mitte August aufgefunden in einer Blutlache in ihrem eigenen Zuhause. 

Gedankenverloren nahm sie den kleinen goldenen Schlüssel zwischen die Zähne, der an einer unauffälligen ehemals weißen Schnur um ihren Hals hing. Es war das Wertvollste, nachdem die Verbrecher beinahe alles in ihrem Elternhaus in Schutt und Asche gelegt hatten. Noch immer erinnerte sie sich mit Schaudern daran zurück. Alle Möbel waren zu Kleinholz verarbeitet worden, alle Dokumente waren mitgenommen worden, alle Türen waren aus den Angel gerissen worden und sogar die Wände waren zertrümmert worden. Und zwischen alledem zwei tote Menschen umgeben von Blut. 

Sie ballte die Fäuste und presste die Lippen fest aufeinander. Nein, diese Menschen, die das getan hatten, durften nicht damit davonkommen! Und wenn die Polizei sie nicht hinter Schloss und Riegel setzte, dann war es für sie selbst an der Zeit, zu handeln. Einmal gehandelt hatte sie tatsächlich schon. 

Mary setzte sich abermals in Bewegung, wobei sie den Blick geradeaus richtete. Der Fluss links von ihr war ihr mittlerweile so bekannt, dass sie selbst mit geschlossenen Augen den gesamten Weg an ihm entlanglaufen könnte. Aus den Augenwinkeln nahm sie jedoch plötzlich eine Bewegung wahr, die sie wieder stocken ließ. Auf dem Watermead Way, genau an der Stelle an der diese Straße über die Soar führte, spazierte jemand anderes entlang. Die Gestalt war nur schemenhaft zu erkennen, doch mit Sicherheit war dort jemand. Was konnte man nur um Mitternacht auf einer Schnellstraße zu suchen haben? 

Auch wenn sie absolut keine Ablenkung gebrauchen konnte, wollte sie herausfinden, was dort vor sich ging. Immerhin, wenn derjenige sie zufällig sah, würde der gesamte Plan sowieso ins Wasser fallen. Was sie nachts auf diesem kleinen Feldweg zu tun hatte, war schließlich schlecht zu erklären, ohne auf das Wort Rache zu sprechen zu kommen. Nein, nach über zehn Jahren musste alles perfekt laufen. Und wenn es auch nur eine winzige Angelegenheit war, die nicht Marys Plan entsprach, so war diese dennoch störend. 

Mit festem Schritt ging sie zielstrebig auf den Watermead Way zu, der sozusagen selbst die 'hässlichste Brücke aller Zeiten' bildete, wie sie den schnurgerade Straßenabschnitt nahe ihres Elternhauses seit eh und je betitelte. Nach einigen dutzend Metern wandte sie sich aus Gewohnheit scharf nach rechts und kämpfte sich durch das Gestrüpp am Wegesrand, das durch einige andere Spaziergänger schon sichtlich ausgedünnt worden war, bis zur Leitplanke. Wer hier nicht aufgewachsen war, konnte sich unheimlich schnell verirren, doch schon zu den Zeiten, als sie bloß ab und zu Touristen aus Jux eine Brieftasche abgeluchst hatte, kannte sie diesen Ort wie ihre Westentasche. 

Ohne zu zögern nahm sie die Abkürzung die Schräge hinauf und über die Leitplanke hinweg auf die Fahrbahn. Autos fuhren um diese Uhrzeit sowieso selten hier entlang. Von dort aus konnte sie auch gleich die Person besser betrachten, die mittlerweile über das Geländer gebeugt dastand. Bedächtig schritt Mary näher. Was hatte der Fremde wohl vor? Nur Sekunden später war es schon glasklar. 

https://youtu.be/jMPDebV9DA8

Der wacklige Holzzaun war kaum dafür geeignet, dass sich ein Mensch darauf stellte, doch genau das wagte der Unbekannte nun. Als es Mary gerade erst dämmerte, was wohl das Vorhaben war, schwang der andere sein Bein über das Geländer und versuchte, von außen mit dem Fuß Halt zu finden. 

Nachdem die erste Überraschung verflogen war, ließ sich eine Einmischung kaum mehr vermeiden für die eigensinnige junge Frau. Zwar hatte sie keinen konkreten Plan, aber wenn sie schon hier war, dann würde sie auch irgendetwas tun. Tatenlos dastehen war absolut unmöglich. 

Gerade als die Fremde das zweite Bein über das Geländer schwang, wobei sich der weite Rock am morschen Holz verhakte, kam Mary nur wenige Schritte entfernt zum Stehen. "Warte!", rief sie, ohne nur eine Sekunde darüber nachgedacht zu haben. Sie verfluchte sich selbst innerlich für ihr vorlautes Mundwerk, das ihr in ihrem Leben schon so manche Entscheidung vollends abgenommen hatte. 

Die Frau auf dem Geländer zuckte zusammen und drehte sich dann ein wenig zur Seite. Für jemanden, der gerade den wohl tödlichsten Schritt seines Lebens tun wollte, wirkte sie reichlich unentschlossen. Vielleicht eine Chance, sie von ihrem Plan abzuwenden, wie es Mary im Moment durch den Kopf schoss. Denn obwohl sie wie keine andere flunkern, stehlen und tatsächlich auch zuhauen konnte, war ihr Gerechtigkeitssinn immer dann zur Stelle, wenn etwas Schlechtes dem vermeintlich Falschen widerfuhr. Und so gerne sie auch manch einen anderen auf dieser Brücke sehen wollte, wenn diese Frau etwas so unsagbar Grauenhaftes getan hatte, dass ihr Tod definitiv ein Glücksfall war, dann wüsste Mary mit Sicherheit Bescheid. 

"Verschwinde! Lass mich in Ruhe!", schrie die Unbekannte und ließ zögernd mit einer Hand den Zaun los. Ihr lose zum Zopf gebundenes Haare wehte ihr ins Gesicht, doch noch immer sah sie gegen den Wind zu Mary hinüber. 

"Weshalb sollte ich? Ich mag diesen Ort hier und habe absolut nicht im Sinn, mich auch nur annähernd von hier fortzubewegen. Und überhaupt, von hier aus zu springen ist absolut schwachsinnig. So tief ist die Soar auch nicht und auf ein eiskaltes Bad hat wohl niemand Lust bei dieser Tageszeit. Mit genug Pech brichst man sich nur ein paar Knochen, was am Ende nur noch mehr Ärger ergibt. Und außerdem, welches Problem ist es schon wert, von einer Brücke zu springen?" Im Nachhinein hätte sie zwar ihre Wortwahl überdacht, doch für den Augenblick zeigte es schon die erhoffte Wirkung. 

Die Fremde brach in Tränen aus. Offensichtlich hatte sie nicht erwartet, eine so unsensible Person zu treffen, die aus scheinbar eigennützigen Motiven ihr sogar ihren Selbstmord vermasseln wollte. "Hau ab! Das hier geht nur mich was an!" 

"Etwas freundlicher könnte man ruhig schon sein. Ich bin dir noch nie in meinem Leben begegnet und damit definitiv nicht Ursache deiner Probleme. Also wenn du mich anschreist, wird absolut nichts besser. Wie wäre es damit, mal deinen Problemen Angesicht in Angesicht ins Gesicht zu hauen? Also ich fände es definitiv besser." Sie klang so munter wie eh und je. 

"Ich hau dir gleich wirklich eine runter, wenn ich dann meine Ruhe kriege!" Die gerade noch verzweifelte Fremde war nun sichtlich wütend. 

Mary gluckste vor Lachen, obwohl sie die Komik an der Situation selbst nicht verstand. "Dann lass uns doch kämpfen! Also ich habe definitiv nichts dagegen. Klettere erst einmal von diesem wackligen Ding herunter und dann tragen wir mit den Fäusten aus, wer auf dieser Brücke seine Ruhe bekommt!" Sie stemmte die Hände in die Hüften und ihre Augen funkelten kampflustig. Vergessen war der ursprüngliche Plan über die Tatsache, dass das hier bestens lief. 

Vorsichtig schwang die Unbekannte ihre Beine wieder auf die andere Seite, bereit, diese nervtötende und unwillkommene Unterbrechung ein für allemal zu beenden. Wenn schon alles andere so schieflief, dann sollte wenigstens ihr Selbstmord glatt über die Bühne gehen. 

Ohne lange nachzudenken holte die Fremde zum Schlag aus - und traf mit einen saftigen Klatschen die Wange ihres Gegenübers. Mary ließ es sich nicht anhaben und setzte zum Gegenschlag an, der die andere zu Boden beförderte. Etwas anderes hätte sie auch nicht erwartet, nachdem sie schon im Kindergarten auch wesentlich größere Kinder mit Freude verprügelt hatte. 

Kurz atmeten beide durch, bevor Mary sich hinunterbeugte und der Unbekannten die Hand reichte. "Einmal Wachrütteln hat bisher noch niemandem geschadet. Und dieser Plan war absolut schwachsinnig, also ist es nur gut, dass ich mich eingemischt habe. Jetzt steh auf und bevor du noch einmal auf so eine hirnrissige Idee ist, können wir erstmal plaudern. Ich würde heute Nacht sowieso nicht mehr einschlafen können und was ich vorhatte, ist jetzt auch nicht mehr möglich. Also, worauf wartest du?" 

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