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Jagd

Mike Morris und Aaron Finn White waren entkommen. Einige kleine Unachtsamkeit durch den Tod von Noah Scott hatten zum Ausbruch geführt. Während der eine nach einer durchgezechten Nacht in seiner Villa in der Karibik in seinem Himmelbett mit Aussicht auf den Strand sich eine Kugel durch den Kopf gejagt hatte, waren die beiden anderen so schnell gestürmt, wie es nur ging. Sergeant Daker, dem Mike und Aaron bei einer Verhörpause entwischt worden waren, hatte sich auf den Weg zum East Midland Airport gemacht, da er es für den geeignetsten Fluchtweg hielt. Andere Polizisten hatten sich auf den Weg zu den Straßen gemacht, die weg von Leicester führten. Einige waren auch zur Wache vor den Häusern der beiden beordert worden. Am Ende gab es keinen, der nicht unterwegs war, mit Ausnahmen derer, die auf die Police Station Acht gaben, und natürlich Inspector Kenneth und Sergeant Edwards. 

Paul hatte längst eine Idee, was sie vorhatten, auch wenn es keine offizielle Methode der Polizei war. Richard hingegen war so verwirrt, dass er es abermals nicht gewagt hatte, zu fragen, wo er hin musste. So gewohnt wie er es war, einfach inmitten des Trubels vergessen zu werden, feilte er seinen eigenen Plan aus, der dem von Paul nicht unähnlich war. Zwar brauchte er länger und zögerte kurz, einfach die Police Station zu verlassen und auf eigene Faust zu handeln, aber etwa zwanzig Minuten später als sein Vorgesetzter hatte er sich dennoch dazu durchgerungen. Beide waren innerlich einer Meinung: Mike und Aaron würden Jagd auf die Person machen, die sie in diese Situation gebracht hatte. 

Selten war der Inspector so schnell gerannt, schließlich hatte er seit zwanzig Jahren immer jemanden gehabt, der die Verfolgungsjagden übernahm. Doch jetzt ging es um Sekunden, wenn überhaupt noch irgendetwas zu retten war. Innerlich schalt er Sergeant Daker, dass er die Verbrecher hatte entkommen lassen, auch wenn es jedem hätte passieren können. Wenn es jemandem das Leben kostete, dann konnte sich der jetzige Sergeant auf die nächsten Jahre als Aktensortierer freuen. Und wenn gar Mary diesen Tag nicht überlebte, würde Paul ihm eigenhändig den Hals umdrehen, ohne Rücksicht auf Verluste. Vermutlich war sie gerade auf dem Weg unterwegs, den sie immer wählte - die Soar entlang, entweder südlich oder nördlich der Oakland Avenue. Jedenfalls war sie nur wenige Minuten vor dem Anruf seiner Kollegen über den Ausbruch in diese Richtung gegangen. Im Watermead Park hatte niemand eine Chance gegen sie, wie sie die vielen kleinen Teiche und Seen in- und auswendig kannte und hinter allem Möglichen verschwinden konnte. Nein, südlich des Watermead Ways war es viel gefährlicher. Ein eher offener Weg, viele Abbiegungen zu Nebenstraßen. Die perfekte Chance für einen Angriff, vor allem, da er genau wusste, wie leicht solche Menschen an kleinere Waffen kamen. Auch wenn man ihnen fünf Messer abgenommen hatte beim Verhaften, hatte man nicht die ganze Stadt nach ihren Verstecken abgesucht. Er wusste selbst aus seiner Kindheit, wie einfach es war, etwas ordentlich zu verstecken um im Notfall da heran zu kommen. 

Richard in dieser Zeit hatte sich längst verirrt und ließ sich von irgendwelchen Spaziergängern bis zur Oakland Avenue schicken. Er selbst hatte längst den Überblick verloren, wohin er lief, und versuchte verzweifelt, doch noch einen Weg zu finden. Zu rennen hatte er längst aufgegeben, seine Angst vor Fremden längst zurückgesteckt. Irgendetwas würde geschehen, das sagte ihm sein Instinkt. 

Paul war auf dem Red Hill Circle angekommen und ignorierte all die Autos um ihn herum. Bremsenquietschen und lautes Hupen vermischten sich mit seinen schnellen Schritten und dem schweren Atem, bis er zur Loughborough Road gelangte und dort den Fußweg entlang des steinernen Geländers entlangrannte. Unter ihm floss die Soar entlang, zu dessen Uferweg eine Metallbrücke führte, die er in Windeseile hinabstieg. Eine kleine Abkürzung, die Fremde im Ort stundenlang suchen mussten, wenn ihnen niemand die genaue Stelle verriet. 

Richard war inzwischen beinahe in der Oakland Avenue angekommen. So nah am Ziel und mit einer halbwegs vernünftigen Wegbeschreibung im Gedächtnis irrte er die Häuserreihen entlang. Eile würde alles noch verkomplizieren, dessen war er sich bewusst. Wenn er irgendwo falsch abbog, dann dauerte alles noch länger, als wenn er einige Sekunden mehr nachdachte, bevor er sich überhaupt in eine andere Richtung wandte. 

Paul hatte aus der Ferne sowohl Mary als auch die beiden Verbrecher erkannt, die er suchte. Alle drei rannten den Watermead Way entlang, an den er gar nicht gedacht hatte bei seinem Plan. Vermutlich hatten sie Mary an einer Straße abgepasst, sodass sie keine Zeit hatte, auf den Spazierweg auszuweichen. Genau konnte er es nicht nachvollziehen, aber jetzt war es nicht an der Zeit dafür. Er kam nicht über die Soar hinüber, ohne zurückgehen zu müssen und damit würde er so viele Minuten verlieren, dass es unmöglich war, sie noch einzuholen. Es blieb ihm keine andere Wahl, als weiterzulaufen, bis beide Wege sich kreuzten. Sowohl Mary als auch die beiden Gauner waren langsamer sein als er, wenn sie den ganzen Menschen ausweichen mussten. Keiner der Fremden würde zwar eingreifen, entschleunigen taten sie die Verfolgungsjagd dennoch. Vielleicht war das der Vorsprung, den er brauchte. Mehr als versuchen konnte er es nicht. 

Marys Atem ging genauso schwer wie Pauls. Obwohl sie gesund und gut in Form war, hatte sie schon solch eine Strecke hinter sich gebracht, dass allein der Wille und nicht die Kraft sie zum Rennen brachte. Mike und Aaron waren gerade auf dem Weg zu deren Haus in der Vicarage Lane gewesen, das sie schon vor Jahren als Treffpunkt für ihre Versammlungen genutzt hatten, als ein Polizeiauto in der Nähe aufgetaucht war. Als sie plötzlich nur etwa dreihundert Meter entfernt die altbekannten Silhouetten erkannte hatte, war sie schon ihre Flucht angetreten. Leider war auch sie auf diese Entfernung zu erkennen gewesen, sodass sie keinen der beiden selbst durch einige Umwege hatte abschütteln können. Insgeheim hatte sie darauf gehofft, dass einige Polizisten den Spazierweg überprüfen würden und sie in der Ferne erkannten. Und so warf sie alle paar Meter einen Blick hinüber, bis sie jemanden bemerkte. Wer auch immer da in annähernd demselben Tempo wie sie rannte, sie hoffte, dass derjenige sie bemerkt hatte. Ewig würde sie nicht fortrennen können, dessen war sie sich bewusst. 

Schritte trommelten über den Asphalt, die Soar kam langsam im Sichtweite. Ihr Atem ging hastig und ihr war schwindelig geworden. Die Männer hinter ihr hatten weitaus mehr Ausdauer, was vermutlich daran lag, dass sie es gewohnt waren, nach einigen ihrer Attacken zu flüchten. Nichts ging für die junge Frau schnell genug; einzig und allein die Entscheidung, wohin sie jetzt abbog, schien ewig zu dauern. Über der Soar angekommen nahm sie sich nicht einmal die Zeit, sich umzuschauen. Die Autos rasten nur wenige Zentimeter neben ihr vorbei, doch sie ignorierte es. Jedes Zögern konnte ihr das Leben kosten. Diese Verbrecher hatten nichts zu verlieren, doch so einfach würde sie es ihnen nicht machen. Mit einem beherzten Satz sprang sie über die Absperrung und rutschte durch das Gestrüpp links bis zum Trampelpfad entlang, der zum altbekannten Spazierweg führte. Ihr Ziel war nun der Meadway Park. 

Paul hingegen hatte anderes im Sinn. Außer Atem und mit letzter Kraft auf den Beinen stehend, zog er die überraschte Mary in die Höhe, bevor er sie in die entgegengesetzte Richtung als ursprünglich gewollt zerrte. Die Schritte von Mike und Aaron trampelten währenddessen schon über Erde, was hieß, dass sie nun wenige dutzend Meter entfernt waren. Auch wenn ihr ein verblüffter Blick traf, rannte er stur in Richtung der Oakland Avenue. Trotz der Verwirrung hatte auch Mary den eingeschlagenen Weg akzeptiert und sammelte noch die letzte Kraft für einen Sprint bis zur Biegung. Dort ging es durchs Gestrüpp und durch die Absperrung hindurch bis zu den Häuserreihen. 

Kurz blieben sie stehen, von einem Haus zum anderen blickend, dann zerrte Mary Paul hinter sich her zu ihrem eigenen. Mit zitternden Finger griff sie noch während des Laufens zum Schlüsselbund und suchte den richtigen Schlüssel heraus. Ihn ins Schloss zu stecken fiel ihr dann schon schwerer. Sie schalt sich dafür, die Tür sich offen gelassen zu haben, denn das hätte ihr alles erleichtert. So hämmerte sie nur wie wild den Schlüssel gegen das Schlüsselloch, bis er endlich passte. Sie drehte ihn herum, bis die Tür aufschwang und ließ ihn achtlos im Schloss stecken. Abschließen brachte nichts mehr, sie hörte schon, wie ein dumpfer Knall ertönte, als einer der Verbrecher die Absperrung rammte. Innerhalb von Sekunden ging es den Flur entlang und die Treppe hoch bis zu ihrem ehemaligen Kinderzimmer. Paul griff achtlos nach dem Bettzeug, das vor zehn Jahren zerschlitzt worden war und immer noch hier herum lag und warf es über den Tisch, sodass der Stoff beinahe bis zum Boden reichte und einen Sichtschutz ermöglichte. Lange würde das Versteck nicht halten, doch mehr als hoffen konnten sie sowieso nicht. Er ließ sich auf den Boden sinken und schob sich unter den Fetzen der Bettdecke, Kissenbezüge und des Lakens bis zur Wand durch. Mary war schon schwer atmend zusammengebrochen und so zog er sie einfach so nah an sich, wie es nur ging. Zwei Erwachsene fanden dort kaum Platz, allerdings war Gemütlichkeit das Letzte, an das sie nun denken konnten. Sie musste leise sein und hoffen, dass irgendetwas die Verbrecher von hier fortlockte. Ansonsten - daran dachten sie nicht einmal. 

Paul hatte die Beine angewinkelt und seinen Rücken in die Ecke gepresst, so gut es ging. Auf seinem Schoss lag Marys Kopf, der längst von Tränen überströmt war. "Ruhig", flüsterte er ihr zu und strich ihr sanft über die dunkelblonden Haare. Das Weinen musste aufhören, sonst würde man sie zu leicht entdecken. Er selbst versuchte, seinen Atem zu beruhigen, doch sie schien es nicht zu können. Die Erinnerung, der Hass, die Angst - alles war wieder da, noch viel stärker als jemals zuvor. Brachte Hoffnung überhaupt noch etwas? 

Er drückte sanft die Hand auf ihren Mund, um das Geräusch ein wenig zu dämpfen. Die ersten Schritte der Verbrecher waren auf dem Fußboden im Erdgeschoss zu vernehmen. Sie waren langsam, da die Verfolgten nun in einer Falle saßen. Sie hatten alles Zeit der Welt, so dachten sie wenigstens. 

"Wir wissen, dass ihr hier seid! Es bringt nichts, sich zu verstecken. Wir werden euch finden, genauso wie wir diesen jämmerlichen Lenny und seine absolut erbärmliche Frau Emily gefunden haben. Ihr habt keine Chance!", begann Mike lachend. Dann wurde er vollkommen still und wartete auf ein Geräusch, das sie beiden Flüchtenden verriet. Doch obwohl Mary vor Wut mit ganzer Kraft in Pauls Hand biss, gab keiner von ihnen einen Ton von sich. Mit schmerzverzerrten Gesichtern warteten sie darauf, dass irgendein Wunder geschah. Schritte hallten über den Flur. Die beiden Verbrecher hatten sich auf die Suche gemacht. Krachend und klirrend zerstörten sie alles in ihrem Weg. Gerade so laut, um Mary und Paul einen ordentlichen Schauer über den Rücken zu jagen, aber gleichzeitig eventuelle Vorbeilaufende hören zu können. 

Die junge Frau hatte sich wieder ein wenig beruhigt und wirkte so gefasst wie immer. Ihr ratterten tausend mögliche Fluchtpläne durch den Kopf, doch keiner war für diese Situation geeignet. Sie mussten warten, bis etwas Unerwartetes geschah, mehr war nicht möglich. Paul hatte seine blutverschmierte Hand wieder von ihrem Mund genommen und versuchte nur noch, die Ruhe zu bewahren. Er schalt sich selbst dafür, niemandem von seinem Plan erzählt zu haben. Kein Kollege hatte davon gewusst, dass er hierher unterwegs gewesen war. 

Mike stimmte zu einer zweiten arroganten Rede ein, die beide ausblendeten. Nach einigen Sekunden rang sich Mary dazu durch, die Wahrheit zu sagen, die ihr immer so wichtig gewesen war. Es war ein erstickten, fast unhörbares Flüstern, das mit Sicherheit nicht bis nach unten zu hören gewesen wäre, selbst wenn der Ganove nicht gerade seine selbstherrliche Rede geschwungen hätte. "Der erste Tote war ein Unfall. Kate hatte ihn auch nicht töten wollen. Doch wo es schon angefangen hatte ..." Sie war kurz davor, ein Wimmern abzugeben, dass sie aber unterdrückte. Nur ein stärkeres Zittern durchfuhr sie, wie auch noch mehr Tränen ihre Wangen entlangrollten. 

Paul hatte einige Sekunden lang das Atmen vergessen. Er hatte sie verstanden, ohne dass eine langwierige Erklärung nötig gewesen war. Sie hatte Leland Horsett nicht töten wollen, wenn auch ihr eigentliches Ziel wohl einer Folter nahekam. Sie hatte ihn quälen wollen, am liebsten mit bleibenden Schäden hinterlassen. Eine Strafe, die für immer halten würde. Es passte zusammen, dennoch hatte er diese Möglichkeit komplett übersehen. Wäre er früher darauf gekommen, hätte es keine Morde geben müssen. Hätte er mit ihr gesprochen, statt sich vor der Wahrheit zu fürchten, hätten sie jetzt vielleicht nicht um ihr Leben bangen müssen. Er gab sich selbst die Schuld, dass es nun kein Zurück mehr gab. Wäre er mehr ein Freund als nur ein Polizist gewesen, wäre es niemals so weit gekommen. Doch die Zeit zurückdrehen konnte nun niemand mehr. Leland Horsett war an der Kombination von Strychnin und Schlafmittel verstorben, nicht am Gift allein. Jim Evans war an den Messerstichen verstorben, durch seine eigene Frau ausgeführt, gegen dessen unmenschliche Behandlung durch ihren Ehemann niemand jemals etwas getan hatte. Wäre er ein besseres Polizist gewesen, hätte er damals gegen die Anzeigen durch den Ex-Frauen mehr getan als nur das übliche Prozedere, wodurch Jim Evans aufgrund fehlender Beweise nie verurteilt worden war. Er trug zwar nicht allein die Schuld an der Morden, doch wäre er sowohl ein besserer Freund als auch ein besserer Polizist gewesen, wäre es niemals so weit gekommen, dessen war er sich sicher. Seiner Meinung nach hatte er versagt wie keiner zuvor. Er allein hätte sich nun ergeben, doch er versuchte noch, seine Fehler wieder gut zu machen. Rettete er Mary, hätte er in seinem Leben wenigstens etwas bewirkt. 

Als noch ein drittes Paar Schritte ertönte, war die Verwunderung für alle groß. Niemand hatte daran geglaubt, dass eine fünfte Person im Geschehen mitmischen würde, doch dem war so. Etwas verspätet kam Sergeant Edwards dazu, die wohl zuverlässigste Person auf Erden, selbst wenn dieser junge Mann einige andere Macken hatte. Kaum dass er die offene Tür bemerkte, eilte er darauf zu und trat ein. "Hallo? Ist da jemand?", fragte er wie gewohnt. Er stand seelenruhig im Flur und lauschte. Leise waren Schritte zu vernehmen, die weg von ihm führten. "Hallo? Wer ist da?" 

Ohne Deckung im Rücken und mit kleinen, ruhigen Schritten lief er den Flur entlang. Irgendetwas stimmte hier nicht, das verriet ihm sein Instinkt. "Miss Lacey? Mary? Sind Sie da?" Er blieb stehen und wartete. Wieder keine Antwort. "Inspector Kenneth?" Ein leises Knirschen, als würde jemand auf Glas treten, mehr war nicht zu hören. "Misses Evans?" Nichts. 

"Wer auch immer Sie sind, der sich da versteckt, ich bitte Sie, kommen Sie hervor!" Seine Stimme versagte und er wurde nervös. Er schloss die Augen und nahm seinen gesamten Mut zusammen. Für diesen Fall war er zuständig und fliehen kam für einen Polizisten nicht in Frage. "Ich bin Sergeant Richard George Edwards, Police Station Leicester, und ich erwarte eine unverzügliche Antwort!" Seine Worte donnerten durch den Raum wie noch nie. Fest entschlossen öffnete er seine Augen wieder. 

Wieder ein Geräusch, dieses Mal klang es so, als würde etwas zerbrechen. Er wirbelte zur Küche herum und stand Mike Morris gegenüber. Überrascht riss er die grünen Augen auf und zögerte kurz. Verstärkung hatte er keine angefordert und erwarten würde ihn hier auch niemand. Doch mit einem Kerl, der gerade einmal so groß und breit wie er selbst war, würde er schon auskommen. "Was tun Sie hier? Ich erwarte eine Antwort!" 

Mike trat einen Schritt auf ihn zu und funkelte ihn aus den schwarzen Augen an. "Der kleine Sergeant hier erwartet eine Antwort. Soll ich ihm sagen, wo seine Mami sitzt, damit er heulend zu ihr rennen kann? Oder soll ich ihm sagen, wo der nächste Friedhof ist, damit er sich da aus Angst selber verbuddelt? Na, fängst du gleich an zu flennen, Kleiner?" 

Richard wich ein Stück zurück und suchte nach Worten. Wut war ein schlechter Ratgeber, also versuchte er so ruhig wie möglich zu bleiben. Jetzt war keine Zeit, sich auf Beleidigungen einzulassen. "Wo ist Mary?" Seine Stimme klang genauso ängstlich, wie er es selbst war. 

"Du suchst die süße Kleine? Ich fürchte, da muss ich dir doch den Weg zum Friedhof diktieren. Du armer kleiner Junge, du solltest lieber mit deinen Spielzeugautos herumalbern und den Erwachsenen das Beschützen überlassen. Oder denkst du, dass du mich einschüchtern kannst?" Er lachte laut und gehässig. Die Ablenkung schien zu funktionieren, denn Richard war so verängstigt, dass er sich nicht mehr auf etwas anderes konzentrieren konnte. 

"Ich denke schon", stotterte er hervor. Er holte tief Luft. "Entweder Sie begleiten mich nun freiwillig auf die Police Station, oder ich muss Sie verhaften!" Er versuchte sein Gegenüber so böse wie nur möglich anzuschauen, was diesem nur ein Lachen abrang. "Ich habe schon Verstärkung angefordert. Sicherlich möchten Sie ohne Verletzungen Ihre Strafe antreten, sowas kann im Gefängnis schlecht heilen." Überzeugt klangen seine Worte zwar nicht, aber er gab sich größte Mühe. 

Hinter ihm erschien ein zweites grinsenden Gesicht. Aaron hatte ein Messer in der Hand, dass er unbemerkt vor Richards Hals schob. Erst als Aarons Ellenbogen sich in seinen Oberkörper bohrte und ihn zum Zurückweichen zwang, fiel ihm das Messer auf. Doch zu dem Zeitpunkte konnte er nicht mehr ausweichen, denn direkt hinter ihm war schon der zweite Entflohene. 

"Hast du jetzt auch noch ein paar nette Sprüche auf Lager? Oh, mir fällt einer ein!" Mike grinste zu seinem Kumpel hinüber, der laut loslachte. "Kann ich nicht doch heulend zu Mami rennen?", gab er so hoch wie nur möglich von sich und schlug Richard wie einem Kumpel auf die Schulter, sodass dieser zusammenzuckte und die Klinge beinahe seinen Hals streifte. 

"An Ihrer Stelle würde ich es nicht wagen, einen Polizisten zu ermorden. Dadurch würde das ohnehin harte Strafmaß nur noch schlimmer ausfallen. Ich würde Ihnen raten, mit meinen Kollegen zu handeln, sodass sie wenigstens ein bequemes Bett und einen Fernseher und vielleicht sogar Nachtisch zu jeder Mahlzeit bekommen bei Ihrer lebenslangen Haftstrafe." Er erhoffte sich nicht viel aus seinen Worten und die Fassung wahren konnte er längst nicht mehr. Viel mehr versuchte er, irgendwie lebendig aus diesem unfairen Kampf herauszukommen. 

"Polizistenmord wäre sicher nicht schön. Aber von Totschlag sprichst du gar nicht? Ich meine, wenn meinem Kumpel das Messer ausrutscht, dann wäre das Totschlag und wir würden es wirklich sehr bedauern. Sowas passiert schnell, weißt du. Vor allem, wenn man uns anlügt, können unsere Hände vor Wut nur so zittern. Du hast uns doch nicht angelogen, was sie Verstärkung angeht?" Zum ersten Mal bemerkte Richard einen Funken von Angst in Mikes Gesicht. Er hatte ihm diese Schwindelei tatsächlich abgekauft, jetzt galt es nur noch, so gut wie nur möglich weiterzumachen. 

Überlegen grinste der Sergeant. Jetzt war es an der Zeit zu zeigen, wie gut er jemanden austricksen konnte. Seine Naivität hatte ihn in diese Situation gebracht, doch sein Verstand konnte ihn wieder herausbringen. "Natürlich sind meine Kollegen hierher unterwegs. Das dachten Sie denn, weshalb ich mich so lange mit Geplauder aufhalte? So unfassbar dämlich bin ich nun auch nicht, aber das werden meine Kollegen Ihnen in wenigen Minuten sicher selbst bestätigen können." 

Mike warf einen wütenden Blick zu seinem Komplizen, woraufhin dieser das Messer zurückzog. Die beiden hatten Richard geglaubt, nun würden sie wahrscheinlich gehen. Er atmete erleichtert aus. Er hatte gewonnen. 

Keine zehn Sekunden später trafen ihn schon beide Fäuste von Aaron Finn White von oben auf den Kopf und er sackte zusammen. Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, doch ein Fußtritt beförderte ihn wieder zu Boden. Ein weiterer Tritt gegen seinen Kopf kam hinterher und schickte ihn fürs Erste ins Traumland. Prüfend ließ Aaron das Messer auf seinen Arm herunterfallen, doch er rührte sich nicht. 

"Los, wir verschwinden!" 

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