Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Hochzeit

"Der Tag muss atemberaubend schön werden! Und nein, Kate, ich hasse Blumensträuße! Sowas kannst du meinetwegen im Laden ausgelegen, aber nicht bei mir! Wieso läufst du eigentlich in diesem abscheulichen rosafarbenen Kleid herum? Es ist viel zu spät zum Umziehen, aber lass dir eins gesagt sein: Ich hasse Rosa über alles! Und zur Not hätte ich dir schon etwas weniger Leuchtendes von meinen Sachen herausgesucht, mit diesem Fetzen wirst du mit Sicherheit nur dämliche Blicke kassieren, wenn du damit durch die Straßen läufst. Wer hat eigentlich diesen grauenhaften Blumenbogen besorgt? Ich hasse so etwas! Und was sollen eigentlich die ganzen Stühle? Höchstens zehn Leute, habe ich gesagt, mehr will ich hier nicht sehen! Erst recht nicht deine nervige Vorgesetzte, solch ein Mensch kann mir sogar meine Hochzeit ruinieren. Ich hasse Menschen!" Sie stampfte mit dem Fuß auf, wie sie es das letzte Mal mit acht Jahren getan hatte. 

"Gibt es etwas, das du nicht hasst?" Kate lehnte sich genervt gegen nahegelegenen Baum. Sie hatte alles genauso hergerichtet, wie es auf ihrer eigenen Hochzeit eines Tages sein sollte, doch nichts schien ihrer besten Freundin zu passen. 

"Ich weiß nicht ..." Sie legte den Kopf schief, so wie sie es bei Richard gelernt hatte und starrte nach oben. "Nein." Sie blickte wieder zu Kate hinüber. Das oft so ernste Gesicht verwandelte sich keine zwei Sekunden später in ein breites Lächeln, das zu einem offenherzigen Lachen wurde, in das Kate mit einstimmte. So viel hatte sich in den vier Jahren, seit denen sie einander schon kannten, verändert. Es war, als hätte ein neues Leben begonnen für jeden von ihnen. Diese Freude über die Ungewissheit, von der Eliza Lynette geschwärmt hatte - nun war sie auch für Mary da. Und Kate hatte endlich die Freiheit, die sie immer erreichen wollte. Es schien für den Augenblick, als würden alle Träume wahr werden. Wie schnell daraus ein Albtraum werden konnte, wusste sie noch nicht. 

"Keine Wutattacke wegen der ganzen Blumen?" Paul kam grinsend auf sie zu. Die Hände hatte er in die Taschen des Smokings gesteckt, den er extra für diesen Anlass herausgekramt hatte. Dass er an vielen Stellen schon gehörig spannte, machte Paul nicht viel aus. Seine kleine Mary Eliza Lacey würde in wenigen Stunden heiraten und mit etwas Glück würde er so noch seine Urenkel kennenlernen, selbst wenn es nicht die leiblichen waren. 

"Keine Wutattacke? Du hättest sie vor fünf Minuten hören müssen. 'Ich hasse Blumensträuße! Ich hasse Rosa! Ich hasse Menschen!' und so. Wieso heiratet so jemand überhaupt?" 

"Als ob ich jemals so abscheulich reden würde. Ich klinge immer ernsthaft, selbst wenn ich etwas absolut Dämliches sage, das solltest du mittlerweile wissen. Und heiraten tue ich doch nur, weil ich meinen Mitarbeitern beim HMRC eins auswichen will. Denken, sie wären was Besseres, nur weil sie mit irgendeinem mittelmäßigen Dummkopf verheiratet sind. Wenn ich an diese erbärmliche Möchtegern-Lady denken muss, dessen allererste an mich gerichtete Worte 'Dieses Zeug ist doch kein ordentlicher Tee!' waren, dann will ich die teuerste und schönste Hochzeit der Welt feiern, nur um sie zu übertrumpfen." Ein wenig entsprach es der Wahrheit, war aber hoffnungslos überzogen. Selbst wenn ihr bei dem Gedanken an ihre Kollegin übel wurde, war es längst kein Grund, nur deswegen zu heiraten. Doch seit sie etwas anderes in ihrem Leben sah als Rache, nahm sie kaum etwas mehr ernst. 

"Meinst du, ich soll meiner Chefin auch eins auswichen, indem ich jemanden heirate? Also ich finde ja, die Auswahl hier ist ziemlich begrenzt. Die meisten Menschen hier sind dumm oder vergeben." Kate konnte sich selbst zwischen den Sätzen vor Lachen kaum halten. Dieser Tag war bis jetzt beinahe so schön wie der, an dem man sie in der kleinen Bäckerei und Konditorei wenige Straßen weiter angestellt hatte. 

"Mit Sicherheit gibt es noch eine dritte Kategorie: Diese Menschen sind hirnlos und vergeben. Trifft leider auf die meisten in Leicester zu." Sie versuchte, so ernst wie nur möglich zu bleiben, was aufgrund der seltsamen Unterhaltung und der überall kitzelnden Rüschen des von Kate ausgesuchten Kleides unmöglich war. 

Als in der Ferne Autobremsen quietschten, drehten sie sich alle um. Ein leuchtend gelber Vauxhall wäre beinahe in die Soar gefahren, als er den Versuch gemacht hatte, einen kreativen Umweg vom Watermead Way bis zum Hochzeitsplatz zu finden. Eine Frau, beinahe so farbenfroh wie ihr Auto, stieg aus. "Wieso können Sie nicht wie normale Menschen beim Standesamt oder in der Kirche heiraten? Können Sie mir erklären, wie ich über diesen schrecklichen Fluss hinüber komme? Ich habe nicht vor schwimmen zu gehen!" 

Mary beugte sich zu ihrer besten Freundin hinüber. "Deine Chefin wagt es, mich anzumeckern, sollten wir sie vielleicht dort drüben bleiben lassen, damit sie nicht noch alles ruiniert?", flüsterte sie ihr ins Ohr. 

"Besser ja. Obwohl, nein! Sie hat doch die Torte dabei! Ich kümmere mich um sie", kam prompt die Antwort, bevor Kate winkend loslief. 

"Wie viel Zeit bleibt uns noch bis zum großen Augenblick?" Mary hatte wie immer keine Uhr um, doch ihr Zeitgefühl sagte ihr, dass es nicht mehr lange dauern sollte. Die Nervosität war selbst der sonst so ruhigen Frau jetzt anzumerken. 

"Zehn, vielleicht fünfzehn Minuten. Du musst nicht um Punkt zehn Uhr in der Frühe heiraten, da schlafen sowieso alle Gäste. Lass sie erst einmal aufwachen, meine Kollegen brauchen sowieso noch ein wenig, bis sie sich von der Arbeit loseisen können, und dann geht es los." Auch wenn er innerlich schon Glückssprünge machte, wollte er nicht zu sentimental werden, bis die Hochzeit über die Bühne war. 

"Wie bitte? Du hast es nicht tatsächlich gewagt, noch mehr Polizisten einzuladen, als Richard schon getan hat?" Sie seufzte. Eigentlich war es nur logisch, dass bei einer Hochzeit eines Polizisten viele seiner Kollegen anwesend waren, doch nur zwei Zivilisten auf der Gästeliste war etwas zu viel. Vor allem, wenn eine der beiden Personen sich selbst eingeladen hatte. 

"Seit ich gesagt habe, dass es Kuchen gibt, wollten sie alle vorbeikommen. Obwohl, zehn Leute haben abgesagt, aber man kann wegen einer Hochzeit schließlich nicht die gesamte Polizei lahmlegen. Und etwa zehn Kollegen habe ich gar nicht eingeladen, wer weiß schon, ob die vorbeikommen. Je mehr, desto besser. Und immerhin, von den meisten wirst du keine hässlichen Fetzen als Kleidung erwarten müssen, sie kommen gleich in der Uniform vorbei." Wie er auf seinen Tisch in der Polizeistation geklettert war, um eine große Rede zu schwingen, weil seine allerliebste Enkelin heiraten würde, behielt er lieber für sich. 

"Das heißt also, wir bekommen die zehnfache Anzahl an Menschen. Ich hoffe wenigstens, sie haben auch etwas anderes zu tun, als nur die Torte aufzuessen. Denk daran, je mehr deine lieben Kollegen essen, desto weniger bleibt für dich!" Gespielt ermahnend sah sie ihn an, hob dann den Saum des Kleides hoch und stapfte über die Wiese, um sich noch einmal alles zu kontrollieren. Der Tisch, der mit einem übergroßen Tischtuch verziert worden war, stand schon zum Unterschreiben der Papiere bereit. Alles Nötige hatte sie schon vor Ewigkeiten beim Standesbeamten eingereicht, wie es bei ihrer üblichen Ordnung gar nicht anders möglich gewesen war. Und alles, was sie noch benötigten, lag schon bereit. Keine Kleinigkeit fehlte mehr. So, wie es jetzt schien, konnte es ein perfekter Tag werden. 

Die Minuten vergingen, in denen die Gäste eintrudelten, Kate zurückkam und die letzten Schönheitskorrekturen an Mary durchführte. Das dunkelblonde Haar war schlicht zurückgesteckt worden und mit so vielen Haarnadeln fixiert worden, dass sie sich fragte, wie sie keine meterlange Spur davon hinterlassen konnte. Das Kleid, dessen drei Meter lange Schleppe mittlerweile grasgrün leuchtete von dem ganzen Gerenne, war gerade geschnitten mit wenigen Accessoires. Nur auf den Spitzenstoff, den sie schon seit Stunden hinter sich her zog, hatte sie bestanden. Keiner in ihrer Familie war bisher ohne Schleppe gelaufen und auch wenn sie damit sogar ein paar kleine Blumen aufgesammelt hatte, gefiel sie ihr dennoch. Alles war in einem schlichten Weiß gehalten - nicht, weil Mary so viel Wert auf Tradition legte, sondern weil sie immer noch leuchtende Farben vermied. Mit Richard hatte sie dabei den richtigen Partner gefunden, denn auch er hielt sich bei zu gewagten Farben zurück. Als er ankam - zu Fuß, da er zu schüchtern gewesen war, jemanden nach einer Mitfahrgelegenheit zu fragen, drehte sie sich sofort um. 

Es war ein überaus harmonisches Bild, dessen waren sich alle Beteiligten bewusst. Er war in schwarz-weiß gekleidet, wie sie es gewünscht hatte. Mit einem etwas altertümlichen weißen Hemd, dessen Ärmel ein Stück zu lang für seine Arme waren, einer schwarzer Weste mit Silberknöpfen daran, einer schwarzen Anzughose, die ihm wie maßgeschneidert passte und einer schwarzen Fliege dazu wirkte er fast wie aus einer Zeichnung in einem alten Buch entsprungen, in die Mary trotz der wenigen Verzierungen irgendwie hineinpasste. Aufgrund der Länge des Kleides würde man bei solch einer Zeichnung zum Glück nicht Marys mit Sicherheit nicht in die frühere Zeit passenden Schuhe sehen können, denn sie trug die gleichen schwarzen Lackschuhe wie Richard, die er am Abend vorher eine ganze Stunde lang poliert hatte. 

"Es ist Zeit!", flüsterte ihr Kate enthusiastisch ins Ohr, was sie aber nur am Rande mitbekam. Eine Beziehung, heiraten, vielleicht sogar einmal Kinder - daran hatte Mary bis vor vier Jahren gar nicht gedacht. Noch immer war es nicht ihr Lebenstraum, bei Weitem nicht. Doch seltsamerweise war irgendwann ein Platz in ihrem Leben dafür erschienen, den sie nun ausfüllen wollte. Vielleicht würde die Ehe nicht perfekt werden, darauf war sie schon eingestellt, aber einen Versuch war es wert. Was morgen kam, würde morgen sein, und im Moment zählte nur die Liebe. 

Die nächsten Minuten schienen wie in Zeitlupe zu vergehen. Die Gäste ordneten sie so an, wie Kate es ihnen gesagt hatte, auch wenn aus dem geplanten schnurgeraden Durchgang schnell zwei Menschenschlangen wurden, die einen Gang herstellten, der ziemlich viele Kurven hatte. 

Richard stellte sich beim Tisch auf, wie auch der Standesbeamte, der sie vermählen wollte. Kate hetzte noch ein letztes Mal herum, rückte die Blumen zurecht und rannte auch zum Tisch hinüber. 

Paul blieb neben Mary stehen, da sie ihn zum Brautführer ausgewählt hatte. Obwohl es eigentlich weniger wichtig war im Vergleich zu seiner anderen Aufgabe als Trauzeuge, fühlte er sich geehrt. Es war fast so, als würde er die Rolle ihres Vaters übernehmen, der leider nur wenig von Marys Leben miterleben durfte. Es war nicht die erste Hochzeit, auf der anwesend gewesen war, aber das hier war etwas Besonderes. Bisher hatte er sein Amt als Trauzeuge mit Neid verbunden, da er das letzte Mal die Ehe seiner großen Liebe und seines besten Freundes miterleben musste, doch dieses Mal war es pure Freude. Endlich schien es einen Weg zu einem besseren Morgen zu geben. 

Erst als es schon auf den Weg zum provisorischen Altar gehen sollte, bemerkte Paul, dass er auf der falschen Seite lief. Mary war es in dem ganzen Durcheinander zuvor genauso wenig aufgefallen wie ihm und jetzt, wo er sich schnell auf die linke Seite begab, wie es bei Hochzeiten üblich war, schien es auch vollkommen belanglos. Nur ein einziger wütender Blick war das Resultat dieser kleinen Ungenauigkeit in der Planung. 

Sanft hakte sich Paul bei Mary ein und begann mit kleinen und langsam Schritten loszulaufen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er wollte keine Mikrosekunde dieses Augenblickes verpassen. Jedes Aufsetzen seiner und Marys Schuhe schien ihm in den Ohren zu dröhnen, wie auch jedes Rascheln der Kleidung, wenn sie sich ein Stück weiterbewegten. 

Von Sekunde zu Sekunde wurde es stiller, während alle Augen auf die beiden gerichtet waren. Alles rundherum schien unwichtig. Die Soar nebenan war nur noch ein fernes Rauschen im Hintergrund, die Autos auf dem etwa hundert Meter entfernten Watermead Way nur ein fernes Brummen. Die leise quietschenden Bremsen des letzten Gastes verschwanden unter der Faszination des Moments wie auch das Lösen der Sicherung der kleinen Handwaffe. 

Kurz vor Ende des aus Menschen gebildeten Ganges löste sich Paul von Mary. Sie warf ihm einen letzten Blick zu, der den Dank und die Verbundenheit der letzten zweieinhalb Jahrzehnte ausdrückte. Noch nie war sie so von Fröhlichkeit und Zuversichtlichkeit überrollt worden wie jetzt. Alles war perfekt. Während er sich zu den anderen Gästen stellte, atmete Mary tief ein und aus. Gleich würde der Augenblick für immer sein. Jetzt war es an der Zeit. Der Lauf der Pistole wurde auf sie gerichtet. 

Mary machte einen einzigen Schritt auf Richard zu. Ihr Blick lag fest auf den leuchtend grünen Augen ihres Gegenübers. Ihr Herz raste und doch schienen die Pausen zwischen den einzelnen Schlägen ewig zu dauern. Der Standesbeamte öffnete den Mund. Richard griff schon nach der kleinen Schachtel, die er in der Westentasche verstaut hatte, doch bevor seine Finger den Samtumschlag der Schatulle erfassen konnte, brachte Kate alles durcheinander. Kurz rückte sie ihre Schuhspitze zurecht, damit sie auch wirklich am richtigen Platz stand. Dabei übersah sie einen Grasbüschel, der von einem der vielen Gäste aus der Wiese herausgetreten worden war. Für wenige Sekunden kam sie ins Schwanken, beugte sich ein Stück nach vorne, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen und die peinliche Trauzeugin zu werden, die sich bei der Zeremonie auf die Nase legte. 

Das leise Rascheln, das ihr kleines Schwanken verursacht hatte, brachte Mary dazu, sich ein wenig nach rechts zu drehen. Eine kleine Bewegung, die sie von der Position des Schützen aus hinter Kate schob, die sich nicht ganz aufgerichtet hatte. Sie war nur ein Stück von ihr verdeckt, was, wäre nicht in diesem Moment der Abzug betätigt worden, niemals jemandem in Erinnerung geblieben wäre. Doch die Kugel flog schon durch die Luft und nichts und niemand konnte sie aufhalten, bis sie einschlug. Keiner sah das winzige Geschoss, bis es durch den Stoff des rosafarbenen Kleides in einschlug, wenige Zentimeter von dem des weißen Kleides entfernt. 

Kate fiel. Mary versuchte sie aufzufangen. Paul rannte los. Richard folgte ihm. Es galt, keine Zeit zu verlieren. 

Der Standesbeamte versteckte sich hinter dem Tisch. Kates Vorgesetzte war vor Schreck umgefallen. Das Auto des Schützen setzte sich in Bewegung. Mehrere der eingeladenen Polizisten liefen zu ihren Autos. Es galt, einen Verbrecher zu fangen. 

Motoren jaulten auf. Reifen quietschten. Mehrere Polizisten gleichzeitig nahmen die Verfolgung auf. Vorne voran Paul, mit dem Anspringen des Motors aufs Gas gegangen war. Es galt, das alles zu stoppen, bevor noch mehr geschah. 

Richard blieb stehen und drehte sich um. Sergeant Dakers griff nach seinem Handy und tippte dreimal die gleiche Zahl ein, bevor er es sich ans Ohr hielt. Mary versuchte, die Blutung zu stoppen. Kate bekam von alledem schon nichts mehr mit. Es galt, zu retten, was noch zu retten war. 

Paul rammte beinahe alles, was im Weg stand. Spätere Kosten und eine Abmahnung waren ihm egal. Achtsamer folgten ihm seine Kollegen, die schnell zurücklagen. Er kannte das Kennzeichen des Wagens, den er verfolgte. Er kannte die Hinterköpfe, die er aus einigen Metern Entfernung sehen konnte. Er kannte die beiden Menschen, die diesen Plan überlegt hatten. Kate war nicht das Ziel gewesen - auf sie hätte man jederzeit problemlos schießen können. Es musste heute geschehen, sonst hätte es niemand gewagt. Und Mary ermorden wollten nur zwei Menschen auf dieser Welt, so viel stand fest. 

Mike Morris drehte sich auf dem Beifahrersitz um und hob die Waffe. Aber von einer solch Drohung würde sich Paul nichts anhaben lassen. Sollte Mike doch schießen! So schnell würden ihm diese winzigen Kugeln im Land Rover nicht anhaben können. 

Auch wenn der Jaguar weit vorne lag und er ihn trotz des rücksichtslosen Fahrstils niemals einholen konnte, gab Paul nicht auf. Dass sich der Abstand nur vergrößerte, solange sie noch den Watermead Way entlangrasten, war ihm klar. Die annähernd leeren Straßen schienen riskante Überholmanöver geradezu anbieten. Doch spätestens an der Kreuzung zur Melton Road würde die Verfolgungsjagd wieder an Tempo verlieren, anders konnte es sich Paul gar nicht vorstellen. 

Als eine Kugel in der Frontscheibe einschlug, entglitt ihm kurz der Lenker, sodass sein Wagen beinahe von der Straße abkam. Gerade rechtzeitig brachte er das Auto auf die Fahrbahn zurück, allerdings hatte er schon einiges an Tempo verloren. An einholen - selbst an der Ampel - war auf keinen Fall mehr zu denken. Wenn er sie noch fassen wollte, musste schon ein Wunder geschehen, woran er nicht glaubte. Seine Kollegen hatten vermutlich längst aufgegeben oder hatten lieber die zuständig Stelle informiert, damit jemand im Polizeiwagen und für solche Fälle ausgerüstet die Jagd übernahm. Doch er würde sich nicht abschütteln lassen, da war er sich sicher. 

In der Ferne war schon die Autoschlange vor der Ampel zu erkennen. Bestimmt würden Mike Morris und Aaron Finn White dort in Richtung Innenstadt abbiegen. Wenn Paul Glück hatte, würden sie vor einer roten Ampel stehen und durch den Gegenverkehr nach rechts abzubiegen, traute er ihnen nicht zu. Nein, das war mit Sicherheit viel zu gefährlich und ewig durch die Einöde zu tuckern würde er nur Verbrechern zutrauen, die Angst vor der Polizei hatten. Doch ihr gewagter Angriff war kein Werk von jemandem, der nur so schnell wie möglich fort wollte. Sicherlich wollten sie ihn abhängen, den Jaguar gegen etwas Unauffälligeres tauschen und die Kleidung wechseln, sodass sie problemlos die Stadt verlassen konnten. 

Wie erwartet mussten sie kurz darauf eine Vollbremsung hinlegen, dessen Resultat noch bis zu ihm zu hören war. Das Auto vor ihnen hatten sie mitten auf die Fahrbahn geschoben und ein LKW war gerade noch in der Lage gewesen, so weit nach links zu fahren, dass nur ein kleiner Teil der Motorhaube mitgerissen wurde. Das entstandene Chaos verschafft Inspector Kenneth einen enormen Vorteil - wie er die Menschen in Leicester kannte, würden gleich hundert Leute nach der Ursache des Krawalls suchen. Entweder die Verbrecher entkamen, bevor alles eskalierte, oder er konnte sie endlich festnehmen. 

Als er wieder so nah an ihnen war, dass er ihre Hinterköpfe sehen konnte, wurde leider Theorie Nummer Eins wahr. Sie setzten mit Karacho rückwärts und rammten einen andere Wagen, bevor sie einfach zwischen zwei Autos doch eine Rechtsbiegung vollführten, die den Schaden höchstwahrscheinlich verdoppelte. Der Inspector suchte nach einer besseren Variante, die Verfolgung fortzuführen, fand aber keine. Für ihn war die Fahrt jetzt vorbei. Wieder waren ihm die Mörder von Lenny und Emily Lacey entkommen. Vielleicht hatten sie jetzt noch einige Menschen mehr auf dem Gewissen. Und wieder war er unfähig gewesen, etwas gegen sie zu tun. 

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro