Zehn Wochen waren vorüber. Zehn Wochen, seit die Hochzeit geplatzt war, Kate ins Koma gefallen war und die Verbrecher vor Paul geflohen waren. 

Mittlerweile gab es keinen Inspector Paul Kenneth der Leicester Police Station mehr - nur einen Mister Paul Kenneth, der seit vorgestern alle Vorzüge seiner Rente genießen konnte und sich gestern schon langweilte. Ein Mann, der sich schon nach eineinhalb Rententagen für einen Nebenjob als Detektiv entschieden hatte und der schon alles dafür vorbereitete. Natürlich fehlten noch alle Formalitäten und er konnte sicherlich erst nächsten oder gar übernächsten Monat mit der neuen Arbeit beginnen, aber dafür gab es viel vorzubereiten. Der Nebenjob war schließlich nicht alles, was nun Planung erforderte - die Hochzeit war schon in zwei Monaten und auch wenn nur der engste Freundeskreis dieses Mal dabei sein sollte, gab es viel zu planen. 

Richard und Mary waren tatsächlich immer noch verlobt, trotz des abscheulichen Tages. Beinahe eine Woche lang war Mary in Schweigen gehüllt gewesen, auch wenn eine gute Nachricht nach der anderen angekommen war. Erst der Tod von Aaron Finn White, dann Kates mögliche Chance auf Überleben der Schussverletzung, anschließend die Anklage von Mike Morris und letztendlich sogar die Stabilisierung von Kates Zustand mit großer Wahrscheinlichkeit, dass sie in den nächsten Wochen auf natürliche Art und Weise aufwachen würde. Letzteres hatte Mary endlich wachgerüttelt. Von der Arbeit war sie noch eine Woche ferngeblieben, doch die Zeitungen lieferten genug Erklärungen, als dass jemand nachfragen musste. Ein Verbrecherring war aufgeflogen - vier von ihnen tot, zwei von ihnen in Haft. Selbst wenn der Prozess noch nicht zu Ende war, erwartete niemand eine Freilassung. Die Schuld war bewiesen und ein Unrecht von vor fünfzehn Jahren endlich aufgeräumt. Wer der mysteriöse Serienmörder tatsächlich war, rückte in den Hintergrund, sobald klar war, dass nur Verbrecher betroffen gewesen waren. Ob Mary jemals die Wahrheit sagen würde? Keiner wusste es. 

Kate war vor fünf Wochen aufgewacht, wenn auch bis jetzt nicht aus dem Krankenhaus entlassen. Sie würde höchstwahrscheinlich wieder völlig gesund werden, doch das konnte noch ein wenig dauern. So umging sie wenigstens den größten Teil des Prozesses, bei dem sie ansonsten als Zeugin hätte auftreten müssen. Mitbekommen hatte sie dennoch von dem Unfall am Abend des Tages, an dem sie angeschossen worden war. Der eine Verbrecher am Unfallort verstorben, der andere überlebt mit der Aussicht, den Rest des Lebens hinter Gittern zu verbringen. Damit schien das Geheimnis, das sie und Mary verband, vorerst gesichert zu sein.