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Die Tragödie II.II

Unsere Klingel riss mich aus meiner Starre, sowie aus meinen Gedanken. „Ist vielleicht besser so.", hatte ich mir damals gesagt. Wer weiß, eventuell hatten meine Eltern einfach ihre Schlüssel vergessen? Ich stand also auf und lief, immer noch etwas bedröppelt, zu Tür unserer Wohnung.

Draußen standen zwei Männer, von denen einer eine Polizeiuniform turg. Ich werde diesen Moment wahrscheinlich nie vergessen, egal wie sehr ich es mir wünsche.

Guten Tag, ist dies die Wohnung von Thomas, Anna und Sue Steinhauser? Bist du Sue Steinhauser?", fragte mich der Uniformierte.

Ja, die bin ich. Wieso wollen Sie das wissen?" Ich wurde sehr misstrauisch, denn hatte nicht schon jeder einmal von hinterhältigen Klingel-Aktionen gehört?

Mein Name ist Till, dass ist Herr Copper", erklärte er. Währenddessen zeigte er mir seine Marke und deutete anschließend auf seine Begleitung.

Okay und wie kann ich Ihnen weiterhelfen?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte auf gar keinen Fall auf aufdringlich wirken, aber suspekt blieb die Situation in meinen Augen trotzdem.

Sue, hast du von dem Unfall in den Nachrrichten gehört?", kam freundlich von Herrn Copper die Gegenfrage. Bestätigend nickte ich.

Wenn Sie meine Eltern sprechen wollen, dann müssen Sie sich noch gedulden – wegen dieser Vollsperrung stehen sie wahrscheinlich da noch im Stau." Die Männer vor mir warfen sich einen seltsamen Blick zu, der bei mir für Verwirrung sorgte. Im Nachhinein war ich in diesem Moment einfach nur dumm gewesen.

Vielleicht sollten wir rein gehen und uns setzten.", meinte Till. Ohne zu zögern ließ ich sie eintreten, denn irgendetwas an diesem seltsamen Blick und ihre Köpersprache hatte mich überzeugt. Also führte ich den Besuch ins Wohnzimmer und bot ihnen als gute Gastgeberin Getränke an, nachdem wir uns gesetzt hatten, doch sie lehnten freundlich ab. Wesentlich glaubhafter machte in meinen Augen die Beiden, dass sie sich nicht in der Wohnung umsahen, sondern ihre Aufmerksamkeit fast durchgängig mir galt. Nur zwischendurch blickte Till Copper immer wieder mitleidig an und ließ anschließend seinen Blick wieder zu mir wandern.

So schaute ich die Besucher erwartungsvoll an.

Sue-", begann Copper weiterzusprechen, „wir möchten dich nicht unnötig warten lassen oder die Wahrheit beschönigen, denn das wäre in unseren Augen falsch. Also müssen wir dir schweren Herzens mitteilen, dass Thomas und Anna, deine Eltern, bei besagtem Unfall heute Mittag verstorben sind. Unser Beileid."

Sofort wurde alles Still.

Meine Welt hörte auf, sich zu drehen.

Alles brach über mir zusammen.

Wir schwiegen ganze fünf Minuten.

Ich trat von der Tafel weg, legte die Kreide auf das Pult und senkte meinen Haupt zu Boden. Im Kopf zählte ich die Schläge der tickenden Uhr, die über der Tür hing. Der Klasse sollte dieses Gefühl bewusst werden, außerdem brauchte ich Zeit.

Man hörte kein Räuspern, kein Stöhnen, keinen knarzenden Stuhl, nur das stille Atmen aller und das monotone Klacken des Sekundenzeigers.

Klack, klack, klack... Langsam wurde die Situation erdrückend. In mir stiegen die Erinnerungen von dem grausamen Tag, von meiner zweiten und dritten Tragödie zugleich, auf.

Es waren Schmerzen, pure Schmerzen, die mich damals wie an dem Tag vor der Klasse durchflossen. Ich hatte keine Angst mehr, nein, diese noch sehr unbekannten Menschen vor mir konnten mich durch ihre Fremde nicht weh tun. Bald, das hatte ich vor, würde ich ihnen jedoch die Macht dazu geben.

Vertrauen ist nur schwer zu erlernen, wenn man es erst einmal verloren hat.

Immer weiter zählte ich die Schläge des Zeigers, bis sie die 300 Sekunden erreichten und ich mich mit einem neuen, größeren Stück Kreide wieder der Tafel widmete.

Die Gefühle, der Schmerz, der auf mich nieder prasselte, ist mit Worten unbeschreiblich. Klar, irgendwie hat man im Bewusstsein, dass man seine Eltern überleben und wenn ihre Zeit gekommen ist beerdigen muss, aber für meine Eltern kam dieser Tag zu früh, viel zu früh. Für mich verlor ich nicht nur ihre Leben, sondern auch mein eigenes. Seit diesem Tag bin ich nicht mehr die Sue, die es vorher gab. Niemand – mich selbst eingeschlossen – hat sie je wieder zu Gesicht bekommen.

Meine Erinnerungen an diesen Tag enden mit dem Tränenmeer meinerseits und den Versuchen von Herrn Copper, mich zu Trösten.

Später erzählte man mir, dass ich mit Herrn Till und Copper, der Seelenklempner war, aufs Revier fuhr. Dort handelt man Förmlichkeiten ab, bis man mich schließlich für die Nacht in eine Pflegefamilie brachte mit der Versprechungen, am nächsten Tag wieder abgeholt zu werden.

So geschah alles.

Ich erinnere mich, dass ich die Nacht kaum schlief, nur weinte. Dies ist meine nächste Erinnerung, danach lichtet sich der Nebel der grausigen Lücken. Das ist nicht unüblich, dass man im Unterbewusssein zum Eigenschutz solche am schmerzhaftesten Erinnerungen verdrängt.

Ein letztes Mal legte ich die Kreide bei Seite und wischte die Tafel mit dem schon fast trockenen Lappen wieder blank. Mit Absicht sah ich mich nicht zur Klasse um. Ich wollte ihre trautigen Mienen, ihre hörbares Weinen mit den ganzen Tränen und diese hilflosen Köperhaltungen nicht sehen. Nein, auf gar keinen Fall. Dann griff ich wieder zu meinem Scheibutensil, um meine Geschichte, mein Leben in gewisser Weise – schließlich ging es ja um meine eigene Vergangenheit – zu beenden.

Trotz allem war die Familie nett zu mir, leider habe ich ihren Namen wie so Vieles vergessen.

Da man mich berechtigt für psychisch angeschlagen hielt, zog ich in ein betreutes Wohnen, wo viele Jugendliche, die aufgrund von Problemen nicht geregelt Zuhause lebten, Betreuung und ein Heim fanden. Ich blieb ein halbes Jahr dort, fand wieder zu mir selbst und bekam Hilfe, meinen Platz in dieser Welt nicht zu vergessen. So doof es klingen mag: Diese Menschen halfen mir den Weg zurück ins Leben zu finden und ich lernte alleine weiterzugehen.

Nachdem halben Jahr wechselte ich in ein richtiges Kinderheim, da ich knapp jünger als sechzehn Jahre war. Von da an wiederholte ich die letzte Klasse, die ich ein dreiviertel Jahr nicht besucht und somit auch nicht bestanden hatte. Bei den Kindern dort, die zwar oft Jünger waren, aber Geschichten teilten, die weitaus grausamer waren als meine eigene, fand ich schnell ein offenes Ohr und Freunde. Ich habe unbeschreibliches, unfaires Glück, wenn man es so nennen will, dass mir niemals auch nur ein Haar gekrümmt wurde. Mein Schmerz ist durchweg psychisch und hat keinen köperlichen Aspekt, was mich später unter anderm auch zum Schweigen führte. Trotzdem schaffte ich es nie auch nur einen von ihnen tief in mein Herz zu schließen, denn eine unbeschreibliche Angst verhinderte sämtliche zwischenmenschliche Verbindungen.

Außerdem waren viele Umstände ungewiss. Man konnte quasi jeden Tag adoptiert werden und verschwand oft in meilenweite Ferne oder sie verlegten einen in ein leereres Heim, wo sich noch jemand in der selben Altersklasse befand. Obwohl alles möglich war schien eine blühende Zukunft doch so fern. Als sie mich für "stabil" erklärten durfte ich theoretisch beziehungsweise im Notfall zurück nach Hause.

Da ich jedoch kein zu Hause mehr hatte – klar, ich habe die gesammte Hinterlassenschaft meiner Eltern, die auch unsere Wohnung mit einschließt, aber ich bekomme sie erst, wenn ich volljährig bin. Also steckte man mich in ein anderes Heim, was am nächsten bei geeigneten Psychologen lag. Schön prakmatisch gedacht oder?

Ich war erst wenigige Wochen dort, als ich beschloss zu Schweigen. Wenn auch schwer, konnte ich meine Therapeuten und somit die ganze über mich bestimmende Fraktion dazu überreden, dass dies mein persönlicher Weg war – und nach wie vor ist – mit meiner Geschichte, meinen Leben, meinen Tragödien zu leben. Seither schweige ich und es geht mir besser, von Tag zu Tag. Als Beweis stehe ich hier grade vor euch, erzähle mein Leben.

Ich hoffe, dass ihr jetzt versteht, dass ihr mich versteht, dass ihr mein Handeln nachvollziehen könnt, auch wenn es nicht euer Meinung oder Handlungsweise entspricht.

Jetzt kennt ihr Maddy, meine Beste Freundin.

Jetzt kennt ihr Anne, meine Mutter.

Jetzt kennt ihr Thomas, meinen Vater.

Sie alle trage ich andeuernd und unaufhörlich in mir. Auch, wenn die Erinnerungen an sie irgendwann schwinden werden, so trage ich sie, diese drei geliebten Menschen, für immer in mir.

Für sie schweige ich, für sie lebe ich weiter.

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