Ist es nicht verrückt, wie alte Gebäude in sich zusammen fallen, wenn sie nicht mehr genutzt werden. Wie ganze Geisterstädte vor sich hinrotten, obwohl dreißig Jahre zuvor dort das pure Leben gebrummt hatte. Oder wie sich die Natur an solchen Orten das zurück hohlt was einst ihr gehörte.

Alte, verlassene Gebäude zerfallen, wie alte verlassene Menschen. Ein alter Mann hinkt um sein Haus um seinen Abfall zu entsorgen. Stell dir vor, wie er früher als kleines Kind um dieses hüpfte und sprang, voll Lebensfreude und Kampfgeist. Und jetzt hat er sich aufgegeben, wie alle anderen ihn auch aufgegeben haben, nur noch hinter vorgehaltener Hand über ihn reden und untereinander beraten, wie lange er wohl noch leben wird.

Und ich stehe hier, in einem toten Gebäude. Alles Leben und lebendige hat diesen Ort vor guten dreißig Jahren verlassen. Vor drei Jahrzehnten gingen hunderte Familien von hier fort. Sie hinter ließen Schulen, Wohnungen, Anwesen und jede menge Erinnerungen.

Auf dem Boden liegen hunderte Zettel, handgeschriebenes von vergangenen Personen. Fenster, die einst intakt waren, Sicherheit und Geborgenheit vermittelten, sind eingeworfen und ihre Scherben brechen bei jedem Schritt unter den Füßen, der ungeladenen Gäste.

Was machen sie hier? Was machen wir hier?
Gucken.
In der Vergangenheit suchen.
Leben aufräumen, alte Geister erwecken.
Den Dingen ihren verloren geglaubten Sinn wiedergeben.

Vor drei Jahrzehnten waren hier hunderte Kinder. Die Schulgänge sind heute verlassen, dunkel, die Fenster vernagelt.

Und genau hier, auf diesem Sofa in dem kleinen Haus am Ende der Straße, hat jemand seinen ersten Kuss bekommen, bei einer bescheuerten Runde Flaschendrehen. Hier fand das Leben statt, dass Leben das so vergänglich ist.

Eine Gebäude stirbt ebenso wie der Mensch, der drinnen gelebt hat.
Verlassene Lebensräume dokumentieren auf wunderbare Art und Weise, wie die Dinge vergehen. Wie sie verblassen, zerfallen, auslöschen.

Niemand zeigt Interesse an solch alten, verlassenen Gegenden. Nur Leute, die ganze genau hinsehen und sich für die Geschichten anderer Menschen und ihre Überbleibsel interessieren.

Warum bin ich hier?
Weil ich weiß, wie vergänglich wir doch alle sind.