Sie war wie ich. Und das realisierte ich in diesem Moment, als der Zug einfuhr und wir beide mit unserem Gepäck in den Händen an den Gleisen standen.

Sie konnte nicht einfach weglaufen.
Sie war nicht mutig, nicht stark genug.
Sie war wie ich.
Sie war nicht dazu gemacht, um wegzulaufen.

Sie hielt zu viel hier, zu viel von dieser Scheiße, diesen Lügen und Intrigen.
Sie war geblendet von Katzengold. Und sie würde es nie schaffen über die Schwelle des Zuges zu treten und einfach loszulassen
Sie hatte sich selbst Fesseln angelegt, die nur sie selbst sich abnehmen konnte, aber dazu war sie nicht stark genug.

Und deswegen musste ich sie zurücklassen. Für immer.
Ich war nicht stark genug für uns beide. Das hatte ich in diesem Moment begriffen. Wir waren zu gleich.

Ich hievte mein Gepäck in den Zug. Es würde eine Weile dauern, bis ich es auf meiner lebenslangen  Reise verteilt hätte.
Sie blickte mich an. Ihre Wangen glitzerten. Ihre Augen auch. Sie konnte nicht. Ich verstand.

Ich stieg in den Zug. Sie bliebt draußen. Ich drehte mich noch ein letztes Mal um und streckte ihr bereitwillig meine Hand entgegen.
Sie schüttelte nur stumm den Kopf. Nein.

Meine Hand sank und mit ihr mein Mut. Ich war nicht darauf eingestellt diese Reise allein zu unternehmen.

Die Türen schlossen sich und sie stand so dich vor dem Zug, dass ich Angst hatte, sie würde bei der Anfahrt mitgerissen werden. Aber das tat sie nicht.
Sie stand am Bahnsteig und schaute mir nach.