Eine Sache, die ich liebe zu tun: mich kurz, während ein Gewitter aufzieht, nach draußen unter den freien Himmel setzten. (Wenn ich nicht schon vorher im Garten gesessen habe.)

Ich liebe es die Veränderung und die Spannung in der Luft zu spüren. Wenn die Sonne von dunklen Wolken verschluckt wird und eine graue Front dem strahlend blauen Himmel gegenüber steht.
Meistens beobachtet ich, wie sich die Wolken ineinander verdrehen, wenn die Kältefront auf das Hoch über mir trifft. Man spürt plötzlich den seichten Wind über die Beine streichen.
Man muss die Augen nicht mehr zusammenkneifen, weil das grelle Licht gedimmt wird.

An der Umgebung lässt sich der Wetterumschwung ganz eindrucksvoll nachempfinden.
Die Gräser wiegen sich, die Baumkronen rascheln und die Vögel werden immer leiser, ihr Zwitschern lässt nach, sie suchen Schutz.

Ich kann diese Erfahrung nur jedem empfehlen. Natürlich möchte ich niemanden verleiten, sich in Gefahr zu bringen, denn Gewitter sind nach wie vor eine ernstzunehmende Naturgewalt.
Spätestens wenn die Vögel verstummen, heißt es - rein!
Ein Garten ist für diese Erfahrung keine Voraussetzung, ein Fenster genügt, um die Umwälzung der Luft zu spüren.

Es ist wie im Kopf, wenn sich dort ein Gewitter zusammenbraut. Es beginnt mit kleinen Gedankenfetzen, denen man gar keine große Bedeutung zuschreibt. Aber sie treffen aufeinander, es bilden sich Strudel der Zweifel, Soge des Hasses, Unruhe kommt auf.
Und dann plötzlich bricht das Gewitter in deinem Kopf aus, dass sich genauso wenig wie die Naturgewalt aufhalten lässt.

Aber wenn ich dann, als die ersten Regentropfen zu fallen beginnen, ins Haus zurückkehre
und während Blitz und Donner draußen toben, den alltäglichen Dingen wieder nachgehe, bleibt diese Zufriedenheit, eben noch in der Natur gewesen zu sein und das Gewitter gespürt zu haben. Eben noch bei etwas Großem dabei gewesen zu sein.

Ich liebe den Nervenkitzel, die unterschwellige Gefahr.
Aber wie oft zieht ein Gewitter, was sich über dem Kopf zusammengebraut hat, auch einfach weiter ohne sich zu entladen.
Aber selbst wenn es das nicht tut, und eben doch über deinem Haus tobt, dann kommt auch nach jedem Gewitter wieder die Sonne heraus und wärmt deine Haut.

XX

Diese Worte habe ich niedergeschrieben, während sich ein Gewitter über meinem Kopf zusammengebraut hat. Ich liebe Gewitter.