KAPITEL 6
ENTNERVT STÖHNEND WARF SICH Wüstensturm neben ihren Gefährten an den Frischbeuehaufen. "Kannst du dir vostellen, wie verdammt anstrengend es ist, zwei vollkommen aufgedrehte Junge zu beaufsichtigen?", miaute sie. Jaguarkralle gluckste leise: "War es anstrengend?"
"Man muss ständig darauf achten, dass sie sich nicht ausversehen umbringen.", sie rollte mit den Augen, "Als ob einem nicht der gesunde katzenverstand sagen würde, dass man rote, seeeehr sehr giftig aussehende Vogelbeeren nicht in den Mund nehmen sollte... Aber nein. Nichts. Ich glaub nicht mal, dass diese Jungen Hirn besitzen. Und wenn doch, ist es nur sehr klein." Sie deutete mit den Krallen ihrer Vorderpfote einen Abstand an: "Ungefähr sooo winzig."
Die Augen zusammenkneifend versuchte der schwarze Kater neben ihr zu erkennen, welche Größe sie anzeigen wollte. "Das ist aber schon sehr winzig.", stellte er nüchtern fachmännisch fest.
Übertrieben nickte sie und seufzte wieder: "Aber man kann ihnen ja nichts vorhalten. Sie sind eben zu knuffig."
"Das haben Jungen so an sich.", grinste er.
"Schlaumeier.", Wüstensturm verpasste ihm einen scherzhaften Klaps auf die Schulter, "Was treibt eigentlich Blitzjunges? Habt ihr was gefangen?"
"Naja, nicht wirklich. Es ist nicht so leicht, einem zwar talentiertem, aber noch ungelerntem Kätzchen auf wenige Momente das Jagen beizubringen.", die Schultern des schwarzen Katers sanken leicht nach unten. Die noch zweite Anführerin des DonnerClans ließ ein zustimmendes Brummen hören.
Wüstensturm ließ ihren Blick über die Fläche des Lagers schweifen. Regentau huschte geschäftig umher. Ihre Kräuter waren wieder vollständig aufgestockt. Trotz ihrer Beschwerden über die Anstrengung mit den Jungen zu arbeiten, hatten sie gute Arbeit geleistet. An sich musste sie auch gestehen, dass die Kleinen am Ende gut auf sie gehört hatten, doch bis sie sich die Autorität bei ihnen verdient hatte, hatte es schon einen Augenblick gedauert. Innerlich leidlich seufzend musste sie zugeben: Jungen sind halt Jungen. Sie hören auf nichts und niemanden - nicht mal auf ihre Mütter. Gerade gab es nicht viel für die Krieger zu tun. Um ihre Arbeit am Lager weiter fortsetzen zu können, mussten sie erst mal auf die Patrouille warten, bis sie zurückgekehrt war. Wüstensturm sah zu Jaguarkralle: "Sollen wir nochmal auf Jagd gehen? Die Frischbeute reicht nicht für alle, wenn ich euch unterstütze, könnten wir den Rest aufstocken und ihr würdet schneller fertig werden."
"Gute Idee.", miaute Jaguarkralle.
"Was ist eine gute Idee?", Blitzjunges hatte sich zu ihnen gestellt und scheinbar Jaguarkralles Kommentar mitgehört. Wüstensturm antwortete, Blitzjunges mit einer Pfote zum Platznehmen auffordern: "Wir gehen nochmal auf die Jagd. Kommst du mit?"
"Au ja!", freudestrahlend zog sich ein Grinsen über das Gesicht der jungen Kätzin.
Da! Wüstenpfotes Sinne waren voll auf das eine kleine Geschöpf vor sich konzentriert. Kaum, dass die kleine Waldmaus ihren Kopf kurz aus dem Erdloch gestreckt hatte, hatte die Kriegerin sie auch schon entdeckt. Der Herzschlag der Beute war hoch und schnell, doch sie hatte ihren Beobachter noch nicht gespürt. Dicht über der Erde kauernd schlich sich Wüstenpfote näher. Das kurze Gras am Rande des Flusses kitzelte leicht ihr Bauchfell. Der Wind war ihr genau entgegen ausgerichtet, sodass sie ideale Jagdbedingungen hatte. Noch wenige Augenblicke. Eine Pfote vor sie andere setzend kroch sie näher. Ausatmen. Einatmen. Ihre Muskulatur spannte sich an. Jetzt. Sie entließ die Luft aus ihren Lungen und stieß sich mit den Hinterpfoten kraftvoll vom Boden ab. Einige Kiesel spritzen auf. Die Maus hatte keine Zeit auch nur ein erschrockenes Fiepen von sich zu geben. Mit einem schnellen Biss hatte ihr die Kriegerin auch schon das Genick gebrochen.
Zwei Köpfe erschienen über dem nahen Schilf. Blitzjunges sprang vor Begeisterung auf und ab, der schwarze Kater neben ihr rollte einfach nur mit den Augen und grinste entschuldigend, ob dem Verhalten der kleinen Kätzin. Atemlos überflutete Blitzjunges Wüstensturm mit einem Schwall an Fragen, als diese ihre eben gefangene Beute zu dem kleinen Haufen brachte, den sie innerhalb kurzer Zeit bereits angesammelt hatte.
"Wie hast du das so schnell gemacht? Das waren ja kaum paar Herzschläge! Krass! Hast du schon immer so gut jagen können? Kannst du mir das auch zeigen? Kannst du meine Mentorin werden, wenn ich Schülerin bin? Ich will das auch können!"
Wüstensturm gebot ihr, eine Pfote beschwichtigend hebend, Einhalt. "Langsam. Was?"
Jaguarkralle kicherte leise. Seine Gefährtin schien etwas überfordert von der strahlenden Begeisterung der jungen Kätzin. Blitzjunges holte tief Luft und schien vor Aufregung fast zu platzen. Noch immer hopste sie auf und ab, wenn auch jetzt nur noch so weit, dass es als leichtes auf und ab ihres Kopfes zu sehen war. "Kann es sein, dass du ein besserer Jäger als Jaguarkralle bist?", fragte die kleine Kätzin frech. Jaguarkralle verzog beleidigt das Gesicht: "Wie bitte?" Gleichzeitig lachte Wüstensturm auf: "Wie kommst du denn darauf?"
"Naja, er hat nicht so schnell so viel wie du gefangen.", miaute Blitzjunges mit großen Augen. Der schwarze Krieger murmelte verdrießlich: "Sie hat halt einfach Glück. Bei mir waren nicht so viele Beutetiere unterwegs..." "Ja und wo wären die dann gewesen, als wir unterwegs waren?", fragte die Kätzin weiter. "...Mittagsschlaf...", nuschelte der Kater zur Antwort. "Mhmmmm.... Gaaaanz sicher.", miaute Wüstensturm sarkastisch.
"Nein jetzt im Ernst. Bist du besser als Jaguarkralle? Er hat heut nur ein altes Eichhörnchen erwischt. Und das auch kaum.", meinte die kleine Kätzin.
"Erzähls' ihr nur brühwarm. Danke auch.", miaute er verdrießlich.
"Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass Jaguarkralle ein schlechterer Jäger ist als ich, dass er heute so wenig gefangen hat...", erklärte Wüstensturm. Sie biss die Zähne aufeinander, als sie eine schmerzhafte Pause machte, um tief Luft zu holen, "Hätte ich ihn nur besser versorgt.... Ich... ich..."
"Nein, Wüstesturm, hör auf.", ihr Gefährte legte ihr eine Pfote an sie Schulter, "Du kannst nichts dafür. Du hast deine Arbeit großartig gemacht. Ohne dich würde ich wahrscheinlich nichteinmal mehr laufen können. Also gib dir bitte nicht die Schuld."
"Wofür die Schuld?", Blitzjunges war verwirrt.
"Jaguarkralle ist noch immer verletzt."
"Was?! Ich sehe aber keine Wunde.", erschrocken sah Blitzjunges zu dem schwarzen Kater, "Was ist passiert?"
Jaguarkralle seufzte, dann erklärte er ihr: "Ich bin angegriffen worden. Mein kompletter Oberschenkelmuskel war bis auf den Knochen durchtrennt" Blitzjunges sog scharf die Luft ein. Ihre Augen weiteten sich noch mehr, "Ich konnte mein Bein nicht einmal mehr bedienen.", fuhr Jaguarkralle fort, "Wüstensturm hat mich zusammengeflickt und den muskel mit Klettennadeln befestigt, damit die Stränge wieder einigermaßen zusammenwachsen konnten. Dann haben wir die Wunde so lange offen gehalten, bis ich das Bein wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. Anschließend konnte dann die obere Hautschicht verheilen, aber noch immer ist das Bein nicht ganz funktionstüchtig. Darum schleife ich auch bei der Jagd ein wenig. Ich kann mich nicht mit voller Kraft zum Sprung abdrücken, sonst würde ich das gerade verheilte Gewebe wieder beschädigen."
Der Mund der jungen Kätzin stand weit offen. Sie hatte ihre Sprache scheinbar verloren. Jaguarkralle fuhr fort: "Darum kann ich dir ehrlich nicht sagen, ob ich oder Wüstensturm bessere Jäger sind. Aber was ich weiß ist, dass ich ihr, wenn ich vollauf gesund würde ich ihr zumindest um nicht viel nachstehen."
"Trotzdem denke ich, dass du, wenn dich beispielsweise Regentau versorgt hätte, wieder fitter wärst.", murmelte Wüstensturm entschludigend.
"Sie war aber nicht da.", Jaguarkralle stupste sie leicht mit der Nase an, um sie ein wenig aufzuheitern. Er wusste, dass er ihr ihre Schuldgefühle nicht nehmen konnte, so unberechtigt sie in seinen Augen auch waren, aber er konnte wenigstend dafür sorgen, dass sie wusste, dass er ihr keine Vorwürfe machte, "Du hast das großartig gemacht. Schließlich warst auch du noch vollkommen am Ende und dem Tod gerade eben von der Schippe gesprungen."
Blitzjunges beobachtete das Gespräch zwischen den beiden aufmerksamst. Ihre Ohren zuckten. "Darf ich euch was fragen?", sie fasst all ihren Mut zusammen und sah die beiden an. Die junge Kätzin wusste, dass es etwas unhöflich sein konnte, nach der Leidensgeschichte eines anderen zu fragen, aber sie war einfach zu neugierig.
"Natürlich.", miaute Wüstensturm. Gleichzeitig Jaguarkralle: "Schieß los."
"Was ist da genau passiert, als ihr so lange weg wart? Wer hat euch angegriffen?", unruhig trat die kleine Kätzin von einer Pfote auf die andere. Der Kies unter ihren Pfoten knirschte leise.
"Willst du wirklich alles wissen?", fragte die zweite Anführerin des DonnerClans.
"Ja.", Blitzjunges nickte und fügte etwas vor Aufregung heiser hinzu: "Bitte erzählt es mir."
"Nun gut.", Jaguarkralle erhob sich. Die starken Muskeln spielten unter seinem glänzenden schwarzen Fell, als er sich einmal ausgiebig streckte, "Dann würde ich vorschlagen jeder nimmt sich ein Stückchen Frischbeute, wir essen unsere heutige Mahlzeit an einem gemütlichen Plätzchen und erzählen dir alles von Anfang an." Wüstensturm nickte zustimmend: "Gute Idee."
Gemeinsam packten sie den Haufen Frischbeute zusammen und machten sich auf Richtung großer Platane. Da konnte man sich ungestört unterhalten und später in der Nähe noch gut Jagen.
Zufrieden seufzend ließ sich Wüstensturm auf den weichen Boden niedersinken. Sonnenhoch war schon lange vorbei und jetzt umhüllte die Katzen eine angenehme Wärme der endenden Blattfrische. Trockene Äste knisterten, die Hitze, die dem Clan so zu schaffen gemacht hatte, hatte einige Schäden im Wald angerichtet. Doch es war bei weitem nicht so tragisch, als wenn auch noch ein Waldfeuer über ihr Territorium hinweggefegt wäre. Auch die Blätter waren noch einigermaßen grün. So dass diese Blattfrische zwar als heiß und trocken aufgefasst werden konnte, doch nicht verherend.
Nach einem saftigem Bissen Maus begann sie zu erzählen: "Du weißt, dass ich ursprünglich aus dem WindClan komme." Blitzjunges nickte.
"Nun gut, ich habe in gewisser Weise meinen Vater Weißstern hintergangen, in dem ich seiner Tyrannenherrschaft nicht zugestimmt habe und den Clan verlassen habe. Also ließ er mich entführen und um mich am erneuten Ausreißen zu hindern, hat er mir eine gehörige Portion Gift verabreicht, welches so lange unschädlich ist, wie man täglich eine Portion dessen nimmt. Nur der WindClan weiß, wie es hergestellt wird, dadurch war eigentlich eine Flucht unmöglich. Die damalige Heilerin hat mir jedoch das Gegengift gegeben, wodurch mir eine Flucht offen stand. Ich habe es auch erfolgreich geschafft zum DonnerClan zurückzukehren, konnte aber nicht rechtzeitig das ganze Gegengift zu mir nehmen und so zeigte sich Tag für Tag immer mehr, wie mein Körper unter dem Restgift, welches sich noch immer in meinem Kreislauf befand mehr und mehr abbaute.", Wüstensturm holte einmal tief Luft, "Ab dem Zeitpunkt, ab dem ich fast nicht mehr funktionstüchtig war und Rattenstern endlich seinen Namen erhalten hatte, überzeugte mich Jaguarkralle, sich auf die Suche nach der Hauptzutat des Gegengifts zu machen, welche Regentau in etwa kategorisiert hatte. Und so machten wir uns also auf in die Berge, um eben dieses Kraut zu finden."
"Und ihr habt es gefunden oder?", Blitzjunges hing wie gebannt an Wüstensturms Lippen. Die kleine Kätzin war von der Erzählung vollkommen gefesselt.
"Ja.", Wüstenpfote grinste etwas selbstironisch, "Andernfalls wäre ich heute nicht mehr hier.", die Kriegerin schenkte ihren Gefährten einen liebevollen Blick, "Ich war bereits mehr als einen Tag ohne Bewusstsein und mein Herz schlug kaum noch, als Jaguarkralle mir das Gegengift schlussendlich verabreichen konnte. Nicht ich war es, die das Kraut gefunden hat, sondern er. Dafür werde ich ihm auf Ewigkeit dankbar sein."
Leise schnurrend antwortete Jaguarkralle: "Nichts zu danken, meine Liebe. Irgendwo war ich dann doch so selbstsüchtig, dich nicht verlieren zu wollen, schließlich gehörst du zu mir." Ein schelmisches Grinsen stahl sich in sein Gesicht. "Du bist ein Mäusehirn.", lachend schlug Wüstensturm ihrem Gefährten auf die Schulter. "Au.", protestierte er lachend.
"Wie ging es dann weiter?", die kleine Kätzin hatte die Plänkelei der beiden verfolgt, doch war sie noch gespannter darauf zu hören, was die beiden alles erlebt hatten. Besonders wollte sie wissen, wie Jaguarkralle zu seiner schweren Verletung gekommen war. Was hat ihn wohl angegriffen? Eine andere Katze?, fragte sie ich in Gedanken.
Und so saßen die drei noch bis kurz vor Sonnnenuntergang zusammen, während abwechselnd Jaguarkralle und Wüstensturm von ihrer Reise und den damit einhergehenden Prüfungen erzählten. Auch ließen sie nicht aus, wie sie sich näher gekommen waren, was Blitzjunges zu einigen frechen Kommentaren über Jaguarkralles Verstand - sie konnte sich nicht vorstellen, warum so ein 'feiner Kater' so eine halbsterbende, mit üblen Stimmungsschwankungen gewürzte und komplett impulsive Kätzin als Gefährtin wählte - veranlasste. Worauf Jaguarkralle nur antwortete, dass man sich ja nicht aussuchen könnte, wo die Liebe hinfällt und Wüstensturm ihn mit einem Nasenstupser belohnte. Wobei auch sie sich nicht verkneifen konnte, ihn etwas aufzuziehen.
Sooooo meine Lieben! Nach gefühlten Ewigkeiten - ehm nicht gefühlt, es waren Ewigkeiten - endlich ein neues Kapitel! Als Schmankerl natürlich extra lang :3 Ich sitze grade im Flug nach Andalusien und hab Zeit hier weiter zu schreiben. Also bitteschön: Viel Spaß beim Lesen. Jetzt wird auch wieder regelmäßiger geupdatet. Ich hab nur noch eine Woche Semesterferien, dann geht die Uni wieder los, was bedeutet, dass ich in jeder langweiligeren Vorlesung weiter schreiben werde. XD Also könnt ihr euch darauf freuen, dass diese Buch wahrscheinlich dieses Jahr schon, vermutlich Ende Oktober bzw Mitte November abgeschlossen sein wird, da ich höchstwahrscheinlich drei bis viermal die Woche updaten werde. ^^
Vielen Dank fürs Lesen!
Eure Diana Jane.
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