KAPITEL 3
REGENTAU HORCHTE AUF und sah von ihrer Arbeit hoch. Sie war erschöpft und abgemagert. Ihre Glieder zitterten vor Anstrengung, als sie eine weitere Packung Kräuter zusammenstellte. Die Vorräte ihrer Heilkräuter waren nahezu vollständig aufgebraucht, sogar der Mohn war alle - das wichtigste Mittel gegen Schmerz. Sie musste eigentlich so bald wie möglich wieder zum Sammeln aufbrechen, doch sie konnte nicht fort. Zu viele Katzen waren dem Tode nahe. Sie musste immer bereit sein. Regentau war erstaunt, dass sie sich noch nicht angesteckt hatte, aber wahrscheinlich meinte es das Schicksal bisher gut mit ihr. Das war auch gut so, denn andernfalls hätte der Clan wahrscheinlich noch mehr Katzen als bisher verloren. Sie war froh, dass wenigstens die Jungen noch verschont blieben.
Die Heilerin hatte alle kranken Katzen im Kriegerbau isoliert und sorgte penibel dafür, dass niemand in die Nähe dessen kam. Das war gar nicht so leicht, da Haselschweif, die Mutter von Eicheljunges und Fliederjunges, ebenfalls krank war. Natürlich vermissten die Kleinen ihre Mutter und wollten zu ihr, das war aber einfach nicht möglich. Ein Glück war Schneefell immer in der Kinderstube und behielt die Jungen stets bei sich. Wolkenblüte hatte sich angeboten, die Kleinen zusätzlich zu ihren zu füttern. Dem SternenClan sei Dank waren die Jungen so groß, dass sie inzwischen auch etwas Frischbeute zu sich nehmen konnten, sonst hätte die Milch nicht für alle vier gereicht. Glückliche Umstände in einer unglücklichen Situation. Regentau lächelte traurig.
Die Ohren der Heilerin spitzen sich hellhörig geworden. Da war doch etwas. Eindringlinge? Das wäre fatal für den Clan. Prüfend hob sie die Nase in die Luft. Nein, keine Eindringlinge. Der Geruch kam ihr bekannt, sogar vertraut vor. Konnte es etwa sein? Jäh kam sie auf die Beine und stürmte aus ihrem Bau. Um gleich darauf die beiden Katzen in Mitten des Lagers zu entdecken. Ihre Augen weiteten sich.
"Wüstensturm! Jaguarkralle!", eine kleine graue Katze rannte auf kleinen Beinen quietschend auf die beiden zu. Sie sah aus wie ein etwas zu groß geratenes Gewölle - ganz zerzaust und unordentlich. Wüstensturms Mine hellte sich auf.
"Regentau!", sie trat auf die Kätzin zu, "Bist es du? Was ist hier los? Was ist mit dem Clan?"
Die sandfarbene Kriegerin wollte die Heilerin mit Fragen überhäufen, doch auch die plapperte sofort wild darauf los: "Du lebst! Habt ihr das Kraut gefunden? Wie geht es dir? Was ist denn auf der Reise passiert?"
Keiner konnte den anderen verstehen, da sie kreuz und quer redeten. Jaguarkralle ließ eine schwere Pranke auf Wüstensturms Kopf fallen. Seine Pfote verschob ihr Fell so, dass sie nun eine sehr zerknautschte Schnute zur Schau trug. Auch Regentau verstummte abrupt und blinzelte ihn verwirrt an.
"Jetzt beruhigt euch doch mal!", er funkelte beide scharf an, seine Pfote immer noch bequem auf Wüstensturms Kopf gelagert, "Konzentrieren wir uns doch mal auf das Wesentliche: Was ist hier im Clan geschehen?"
Seine Gefährtin stieß ein Nuscheln aus, wegen der Grimasse konnte sie nicht deutlich sprechen. Er nahm die Pfote weg. Sie fauchte ihn kurz beleidigt an. Entschuldigend, aber leicht grinsend drückte er ihr kurz seine Nase an die Wange. Regentau beobachtete die zwei schweigend aber äußerst interessiert.
"Also?", fragte der schwarze Krieger die verdatterte Heilerin. Diese schüttelte sich mit einem kurzen "brrrr" und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die eben gestellte Frage. Sie begann das Geschehene ausführlich zu erzählen:
"Es begann alles wenige Tage nachdem ihr das Lager verlassen hattet. Taubohr", das die fast taube, schildpattfarbene Älteste, die schon lange ihr Kriegerdasein hinter sich gelassen hatte und nun für ihr Leben gerne Schüler zum Frischbeutebringen herumscheuchte. "war die erste, die es getroffen hat. Sie ist auf einmal zusammengebrochen, konnte nicht mehr richtig atmen, hustete stark und fieberte. Ich weiß nicht, was sie sich eingefangen hat und wie, aber ich kann Vermutungen anstellen." Wüstensturm musterte die Heilerin beunruhigt. Die Stirn runzelnd bemerkte sie den traurigen Ausdruck auf dem Gesicht der Kätzin.
"Warum sprichst du in der Vergangenheit von Taubohr?", fragte sie besorgt.
Regentau seufzte niedergeschlagen, ihre Augen wurden glasig: "Wir haben sie nach wenigen Tagen verloren. Sie war schon zu alt..."
Die beiden Gefährten schnappten entsetzt nach Luft. "Und die anderen?", Jaguarkralle war auf die Pfoten gesprungen, seine Schnurrhaare zitterten vor Anspannung, "Wie geht es dem Clan?"
Den Kopf schüttelnd antwortete Regentau: "Nicht gut. Nur noch neun Katzen erfreuen sich einigermaßen guter Gesundheit, darunter vier Jungen, zwei Königinnen, ich, Dachsherz und Fleckenfell."
"Auch Rattenstern ist...?", Wüstensturm konnte ihre entsetzte Frage nicht vollenden und brach mitten im Satz ab. Regentau nickte die traurige Erkenntnis bestätigend.
"Haben wir noch mehr Katzen verloren.", aufs Wesentliche konzentriert wie eh und je, stelle Jaguarkralle die im Moment wichtigsten Fragen.
"Ja, leider. Ich bin untröstlich."
"Wen?", Wüstensturm schluckte. Sie mochte sich nicht ausmalen, wer alles den Pfad zum SternenClan bewandert hatte. Wenigstens waren die Jungen gesund, aber das war nur ein schwacher Trost dafür, dass sie mehr als nur eine Katze an die mysteriöse Krankheit verloren hatten.
Eigentlich wollten die beiden Katzen es nicht hören, aber es musste erfahren werden. "Die Ältesten hat es am stärksten getroffen. Nur noch Ulmenblüte ist am Leben...", eine Träne rann Regentau aus dem Augenwinkel.
Entsetzt schnappten Jaguarkralle und Wüstensturm wieder nach Luft. Die Kriegerin flüsterte erschüttert: "Langfell, Humpelbein und Kieferzahn auch?" "Ja."
"Sonst noch jemand?", Jaguarkralles Stimme klang hohl vor Trauer und Entsetzten.
"Rosenblüte hat es auch nicht überstanden."
"Rosenblüte?!", Wüstensturm keuchte auf, "Sie war doch immer stark. Das ist doch nicht möglich. Sie kann nicht tot sein..." Die Zähne aufeinander beißend fixierte sie die Heilerin.
"Sie hatte sich zuvor schon grünen Husten eingefangen.", Regentaus Augen schwammen in Tränen, "Ich konnte sie nicht retten. Sie wurde viel zu schnell von der Krankheit dahingerafft."
"Nein...", hauchte Wüstensturm mit ungläubigem Entsetzen. Ihr Herz krampfte sich vor Schmerz, so viele treue Clan Gefährten verloren zu haben, zusammen. Was soll nur aus dem DonnerClan werden?, fragte sich die Kriegerin verzweifelt.
Kurz aber knackig. Heute gleich mal das nächste Kapitel. Mit einem leckeren Cliffhanger natürlich... wie immer. :3
Vielen Dank fürs Lesen!
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