Kapitel 24
Es war schon sehr dunkel, aber Fuchspfote konnte dennoch nicht einschlafen. Im Nest neben ihm zappelten die Jungen von Weidenzweig herum und gaben einfach keine Ruhe, im Gegensatz zu ihrer Mutter die schlief wie eine Tote. Es war einen halben Mond her, seit die Königin mit ihren drei Fellbündeln unter die Zeder gezogen war, aber ihre Laune hatte sich nicht gebessert. Sie verstand sich ganz gut mit Schluchtenklang, allerdings fanden Kieseljunges und Steinjunges es nicht so toll, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen, weshalb sie reichlich viel anstellten und dann Weidenzweigs Jungen die Schuld dafür zuschoben.
Obwohl Fuchspfote Lavapfotes vertraute Wärme neben sich hatte, hatte er sich im letzten halben Mond damit abfinden müssen, dass seine Schwester auch andere Freunde hatte als ihn. Er redete sich auch ständig ein, dass er nicht eifersüchtig wäre, aber es tat trotzdem weh, dass Lavapfote mit Krähenpfote und Löwenpfote mehr Zeit verbrachte als mit ihm. Noch dazu musste er am nächsten Morgen bei Krähenpfotes, Waschbärpfotes und Felsenpfotes Kriegerprüfung helfen. Aber wenn er weiterhin nicht schlief, würde er morgen wohl kaum aus dem Nest kommen. Erst nach Mondhoch, als alle Jungen schliefen, fand auch Fuchspfote ein wenig Ruhe und fiel in einen traumlosen Schlaf.
"Fuchspfote! Wach auf, du verpasst die Prüfung!"
Eine breite Pfote stieß den roten Schüler in die Seite und als er die Augen aufschlug schwebte Eispfotes Gesicht über ihm.
"Wach werden, Fuchsi. Tolle Frisur übrigens.", miaute die weiße Kätzin und grinste.
Mit einer angeleckten Pfote fuhr sich der Schüler kurz über das Kopffell um es zu glätten, bevor er aufstand und sich schüttelte. Die Müdigkeit steckte ihm noch tief in den Knochen und ein Gähnen spannte seinen Kiefer.
"Sind sie schon losgegangen?", fragte der Kater und unterdrückte das Gähnen.
"Noch nicht. Sie warten auf uns."
"Dann lass uns gehen, bevor sie noch ohne uns die Prüfung anfangen.", noch immer müde hievte Fuchspfote sich aus dem Nest. Kleine Sonnenstrahlen drangen durch die Zweige der Zeder und ließen Lichtflecken auf dem Boden tanen.
Als die beiden Schüler aus dem Bau traten, sah Fuchspfote erleichtert, dass der gesamte Schnee weggeschmolzen war, die weiten Wiesen dufteten herrlich nach der Blattfrische und die ersten Schmetterlinge segelten torkelig über Schneeglöckchen und Primeln hinweg. Es war der erste wirklich warme Tag seit einer Ewigkeit und Fuchspfote ließ sich bereitwillig von der Sonne den Pelz wärmen. Im Hintergrund hörte er wie Kieseljunges und Steinjunges darüber sprachen, Lilajunges Kletten ins Fell zu werfen und ein Schmunzeln stahl sich auf die Lippen des orangeroten Katers.
Insgeheim wissen sie, dass alle sie lieb haben. Sie wollen nur ihren Spaß.
Schweigend ging Fuchspfote neben Eispfote her und ganz zart berührten sich ihre Pelze dabei. Eispfote roch wie immer nach geschmolzenem Schnee und Blumen. Ein wundervoller Duft nach Blattfrischeblumen. Sanft schmiegte er sich an sie.
Ich will immer bei ihr sein.
In diesem Moment wusste Fuchspfote, er wollte mehr als nur ihr bester Freund sein.
Sie ist die wundervollste Katze die mir je begegnet ist.
Ja, er wollte ein Nest mit ihr teilen und nachts zusammen mit ihr die Sterne beobachten. Ihr sagen, dass ihre Augen schöner waren als die Sterne. Ihr sagen, dass sie besser duftete als eine ganze Blumenwiese.
Ein weggetretener Ausdruck trat in Fuchspfotes blaue Augen und er merkte nicht, dass sie bei den anderen Schülerin angekommenwaren, bis Glanzpelz sich kräftig räusperte und das Wort ergriff. Wie eigentlich schon immer, seit der Reinheitszeremonie saß Felsenpfote ganz nah bei dem weißen Kater und himmelte ihn an, als wäre er ein Geschenk des SternenClans, das vom Himmel gefallen war.
Verhalte ich mich auch so, wenn Eispfote da ist?
Er blickte zu der weißen Kätzin hinüber. Ihr Fell war gepflegt und glänzte edel im Sonnenlicht, wie gesponnenes Silber. Und ihre Augen schimmerten wie frische Harztropfen. Fuchspfote entfuhr ein leiser Seufzer bevor er sich zusammenriss.
"Schüler, wir beginnen mit der Jagdprüfung. Jeder Prüfling bekommt jetzt einen der Jüngeren zugeteilt. Ihr sollt zeigen, wie ihr im Team arbeiten könnt. Fuchspfote, du gehst mit Felsenpfote. Lavapfote, du jagst mit Krähenpfote und Eispfote geht mit Waschbärpfote. Ihr habt Zeit bis Sonnenhoch so viel Beute im Team zu fangen wie möglich. Wir werden euch aber immer beobachten.", Glanzherz war sehr ernst, so wie er auch seine Pflichten als Mentor ernst nahm. Felsenpfote hatte es bei ihm nicht einfach, obwohl sie sich deutlich Mühe gab, den weißen Krieger zu beeindrucken.
Etwas zögerlich tappte Fuchspfote zu der rundlichen Schülerin, die etwas herablassend zu ihm hinuntersah.
"Wenn du meine Prüfung versaust, drehe ich dir den Hals um!", zischte sie ihn an und Fuchspfote wurde in seinem Pelz gleich ein Stückchen kleiner. Hier durfte er nicht versagen.
"Ihr dürft jetzt los.", sagte Glanzpelz und schüttelte seinen gesprenkelten Pelz.
"Komm Fuchs. Bringen wir es hinter uns.", grummelte Felsenpfote und tappte vorran, ständig witternd. "Lass ja nicht die Pfoten schleifen."
"Ich bin kein Junges mehr. Ich weiß, wie das geht."
"Warum bringst du dann nei Beute nach Hause? Halt einfach dein Maul und mach was ich dir sage.", herrschte die schwarze Kätzin ihn an. "Da vorne ist eine Maus. Tu einfach so als würdest du mit mir jagen."
"Aber wir sollen doch..."
"Halt die Klappe.", fauchte Felsenpfote darauf hin und schlich los. Trotz ihres moppeligen Körpers kam sie super durch das Unterholz und erlegte die Maus schnell. In etwas Laub verscharrte sie die Beute und begann wieder zu schnuppern.
Die ganze Jagdprüfung über schloss Felsenpfote Fuchspfote von der Jagd aus.
Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.
Zu Sonnenhoch kehrten sie auf die Lichtung zurück. Alle Schüler hatten eine Menge Beute gefangen, auf Eispfotes Wange klebte etwas Mäuseblut und sie schien mit Waschbärpfote viel Spaß gehabt zu haben, denn sie lachten und schäkerten. Fuchspfote fühlte sich ein bisschen ausgeschlossen, aber da kam Eispfote auch schon wieder zu ihm.
"Hey. Gut gejagt'"
"Naja. Felsenpfote schon. Sie hat gesagt ich soll die Klappe halten und nichts tun."
"Dann wird sie wohl nicht bestehen. Glanzpelz guckt schon ganz böse."
Fuchspfote sah sich nach dem weißen Kater um und stellte fest, dass Eispfote Recht hatte. Die Miene des Katers war griesgrämig verzogen. Knurrend kam er näher.
"Ich habe genau gesehen was du gemacht hast, Felsenpfote. Darüber reden wir noch."
"Ich kann nichts dafür! Fuchspfote ist so unfähig!", jaulte Felsenpfote empört und sträubte ihr zottiges Fell.
"Das ist egal, Felsenpfote. Ein Krieger muss mit jedem zurechtkommen. Du wirst die Jagdprüfung wiederholen. Und als Strafe wirst du dich im nächsten Viertelmond um Distelsturm kümmern."
Felsenpfote knurrte frustriert und funkelte Fuchspfote wütend an, als wäre dieser Schlamassel seine Schuld.
Am Ende des Tages waren auch die zweite Jagdprüfung und die Kampfprüfungen geschafft, aber Felsenpfotes Wut war nicht verraucht.
"Das zahl ich dir heim, Fuchs.", knurrte sie ihn an, bevor sie in ihrem Nest verschwand.
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