Prolog
DAS MONDLICHT warf dunkle Schatten durch die Büsche. Im fahlen Licht konnte man die Umrisse von drei schleichenden Katzen erkennen. Der Mond verwandelte ihr Fell in Silber. Als ein großer weißer Kater aus dem Schatten hinaus auf den gefährlichen Donnerweg trat, leuchtete sein Pelz wie ein Stern.
Die Katzen achteten darauf, dass kein Ungeheuer in der Nähe war. Schnell trommelten die leisen Pfoten über den harten Weg. Erst, vor einer Höhle stoppten sie. Und dann, wie auf ein stilles Kommando sprangen zwei Katzen in die Finsternis des Eingangs. Ein Kater blieb wie zur Wache vor dem Loch stehen.
„Willkommen, Windstern“, grüßte eine braun gestreifte Kätzin den großen, weißen Kater, als dieser die Schnauze an den kühlen Mondstein gelegt hatte. Das Leuchten des hellen Steins, der sich in der Mitte der Höhle befand, füllte die Finsternis aus. „Morgenstern.“, miaute er respektvoll, „Ihr habt mich gerufen.“ „So ist es.“ Windsterns weißes Fell wurde auf der Lichtung, auf der er der Katze begegnet war, von den Sonnenstrahlen golden erhellt. An den Schnurrhaaren seines Gegenübers glänzten Tautropfen.
Auf der Lichtung saßen nur die beiden Katzen, doch die Anwesenheit von Anderen war zu spüren. Um sie herum war das Atmen von schlafenden Beobachtern zu hören.
Aus einer dunklen Ecke trat eine weitere Katze hervor. Der kleine, blaugraue Kater gesellte sich auf leisen, flinken Pfoten zu ihnen. Die weiße Katze senkte grüßend den Kopf. „Was ist los?“, fragte er.
„Ich habe eine Prophezeiung für dich.“, verkündete der kleine Kater. „Für mich oder über mich?“, miaute Weißstern neugierig. Er ließ sich auf der sonnenbeschienenen Lichtung nieder.
„Es geht um dein Junges.“, mischte sich die Braungestreifte ein. Erschrocken sprang der Kater auf die Pfoten. „Was stimmt nicht mit ihr?“ „Beruhige dich. Ich weiß, dass sie dein einziger Nachkomme ist, aber du musst uns zuhören.“ Sein Körper sank wieder auf die Erde zurück, doch sein Schwanz zuckte nervös.
Wenig später fuhr der Graue fort: „Deine Tochter.“, Er machte eine kurze Pause und seine Schnurrhaare bebten, „Nur ihr Zorn kann unseren Clan vor dem Untergang bewahren.“
Windstern fauchte: „Und das bedeutet? Soll das heißen, dass ich den Clan nicht gut genug führen kann. Wenn das so ist, dann kann mir mein Junges gestohlen bleiben! Ich bin der beste Anführer, den der Wald je gesehen hat! ICH WERDE DEN WINDCLAN WIEDER ZU SEINER ALTEN STÄRKE VERHELFEN!“, brüllte er. Doch die himmlischen Katzen waren bereits verschwunden. Er erwachte auf dem harten Boden vor dem Mondstein. Seine Begleiterin musterte ihn mit besorgten Blicken. Der Weiße schüttelte einfach nur den Kopf und bedeutete ihr somit nicht nachzufragen. Mit einem Zucken seines Schwanzes befahl er der bunten Kätzin ihm zu folgen. Schweigend traten sie aus dem Dunkel der Hochfelsen hervor. „Windstern, was ist los?“, miaute der Wächter neugierig, als er den versteinerten Ausdruck um die Schnauze des Weißen bemerkte.
Das Junge, dessen Mutter bei der Geburt gestorben war blinzelte zum ersten Mal in das helle Licht der Sonne. Sie wusste, dass das nicht ihre echte Mutter war, an deren Bauch sie sich schmiegte. Doch das Einzige wonach sich das Kleine sehnte war Milch.
Als es etwa drei Monde alt war verließ sie das erste Mal das Lager. Die warme Schnauze der Königin hinter ihr stupste sie sanft an. „Wüstenjunges, geh zu deinen Geschwistern.“ Das Junges wusste, dass sie keine Geschwister hatte, aber sie hatte es noch nie ihrer Pflegemutter gegenüber erwähnt.
Böhenjunges hüpfte auf samten Pfoten zu ihr und quiekte: „Komm schon, wir fragen Dreibein, ob er eine Geschichte für uns hat, wenn wir ihm eine Maus bringen.“ Wüstenjunges war begeistert von dem Vorschlag.
Sie sauste ihm hinterher. An der Kinderstube, die sich in einem dichten Heidestrauch befand vorbei bis hin zum Frischbeutehaufen, der sich in der Mitte des Lagers befand. „Wetten, dass ich die große Feldmaus erwische.“, miaute sie spielerisch. Böhenjunges schnaubte und sein Schwanz zuckte hin und her. Er knurrte und die beiden Pelzkugeln rollten in einander verkeilt über den harten Erdboden. Die anderen Katzen beobachteten die Jungen nur belustigt. Als sie ihre kleinen, noch nicht ganz ausgebildeten Krallen wieder eingefahren hatten, starteten sie ein Wettrennen zum Frischbeutehaufen.
Wüstenjunges erreichte diesen als Erster und sprang, um die fette Maus zu erwischen, doch sie konnte sie nur am Beinchen packten. So zog sie die Feldmaus hinter sich her, als sie den kleinen Beutehaufen hinabrutschte. Am Boden angekommen plumpste die Maus auf das Kätzchen. Verärgert nieste sie und versetze der Beute einen Tritt.
Weißstern warf einen prüfenden Blick von seinem Bau aus auf das Lager. Sein Schlafplatz war höher gelegen, als die Kinderstube, der Ältestenbau, der Bau der Schüler und der der Krieger. Das ganze Lager war von einem Dichten Gestrüpp aus Heide und trockenen Ästen umgeben. Es war ein sicherer Wall, der vor jeden Angreifern schützte. An einigen der Äste befanden sich spitze Dornen, dir leicht durch das dichte Fell von Katzen dringen konnte. Weißstern schnurrte bei dem Gedanken, wie sicher sein Clan sein sollte. Doch die Prophezeiung war ein dunkler Schatten auf seiner Seele.
Er sah sein Junges, wie es mit dem kleinen braun weiß gestreiften Kater herumtollte. Nur ihr Zorn kann den Clan vor dem Untergang bewahren. Des Heilers Worte hallten in seinem Geist wieder. Er wollte Wüstenjunges Zorn nicht, er wollte, dass sie ihn repräsentierte und die beste Kriegerin des Clans wurde. Er akzeptierte nicht, dass sein Clan untergehen sollte. „Nein.“, knurrte er und sprang auf die Pfoten. „NEIN!“, seine Schwanzspitze zuckte hin und her. Sie fegte einige Blätter vom Boden.
Die Blattgrüne brachte in diesem Jahr eine große Trockenheit mit sich. Trotz der Tatsache, dass ein großer Fluss durch das Territorium des WindClans floss, hatten die Katzen zu wenig Wasser. Denn das Ufer war steil und es wäre Selbstmord für jede Katze die rauen Felsen hinunter zu klettern. Zu leicht konnte man in die reißenden Fluten stürzen. Und nicht mal Katzen des FlussClans würden diese Strömung überleben.
In den Monden, in denen Wüstenjunges noch in der Kinderstube lebte, starben viele Katzen des Windclans. Weißstern machte sich immer mehr Sorgen um den Clan, denn die Prophezeiung drohte wahr zu werden. Wüstenjunges kannte ihren Vater, sie liebte ihn aber nicht. Er forderte schon in frühsten Monden ihre Pflichten zu erfüllen. Sie war wie ein Fels in der Brandung. Nichts konnte das Junge von seinem Weg abbringen.
„Auch sie wird sich den Regeln des Clans unterwerfen müssen. Heidekralle, du wirst sie brechen! NICHTS KANN MICH AUFHALTEN!“, Windsterns Stimme hallte durch die Felsenhöhle. Sein zweiter Anführer senkte den Kopf und erwiderte seinen Blick mit einem teuflischen Feuer in den Augen: „Sehr wohl, Windstern.“
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Ich widme den Prolog @Falkenschrei
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